• "Aha. Das ist wohl Seemannsblut in deinen Adern!"


    Nur wenig später legten wir im Hafen an und verließen das Schiff.


    "Morgen hast du dienstfrei, aber danach wirst du jeden Tag nach Dienstschluss von mir im Segeln unterrichtet. Und noch etwas: Du wirst über mein Schiff mit niemandem reden. Verstanden?"

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • "Jawohl, Herr Kapitän. Ich verstehe natürlich, daß es sich hier um Verschlußsache handelt. Danke noch einmal für all dies.


    Ich freue mich schon auf den Segelunterricht!"


    Titus und Octavius Nauticus schüttelten sich die Hände. Daraufhin sprach Titus:


    "Herr Kapitän, Nauta Titus Ferrius Maximus meldet sich ab!" er salutierte, machte kehr und ging zurück in seine Stube.


    Auf dem Weg dahin versucht er sich das Schiff vorzustellen. Immer wieder kam ihm das Bild eines kleinen Fischer-bootes in den Kopf. Er verwarf den Gedanken..

  • Nach den Beförderungen durch den Trierarchus Colonius beorderte ich Ferrius Maximus auf die Hermes. Ich hatte sie zum Schulschiff gemacht, und außer den Rudersklaven waren nur noch eine Handvoll Besatzungsmitglieder an Bord.


    "So, Manipulus Maximus, wir fahren jetzt nach Moguntiacum. Dort werde ich dann mal etwas Druck machen, damit die socius wieder seeklar wird. Wir haben nur noch etwas mehr als eine Woche, damit die zukünftige Besatzung meines Schiffes segeln lernen kann. Buddeln kannst du ja schon gut genug! Die Formalausbildung muss erst mal warten, kommt aber auch noch. Und du bist ab sofort mein erster Offizier, wenn ich als Kapitän unterwegs bin."

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • "Du kannst jetzt lernen, wie man das Ablegemanöver durchführt."


    Ich ging zur Backbord-Seite auf dem Oberdeck. Wir lagen backbords am Hafen.


    "Schiff klar machen zum Aaaableeeeegeeeen!" rief ich so laut wie möglich über das Deck.


    Sofort fanden sich Soldaten an der Reling, um die Taue an Bord zu ziehen, sobald diese von den Hafenarbeitern losgemacht wurden. Nachdem alle Taue gelöst waren, blickte ich über das Deck. Am Aufgang vom Ruderdeck stand ein Manipulus und sah mich erwartungsvoll an.


    "Backbordruder ausfahren! Das Schiff vom Kai abstoßen! Und zwar sachte!"


    Sofort gab er meine Befehle unter deck weiter. Langsam schoben sich die Ruder in Richtung Kaimauer. Als sie diese berührten wurde die Hermes immer weiter in den Fluß hinaus geschoben, bis die Ruder gerade noch an den Kai reichten. Die Strömung des rhenus hatte uns erfasst und zog uns langsam in die Mitte des Flusses.


    "Steuerbord-Ruder raus! Klar machen zum wenden!"


    Ich wartete, bis alle Ruder ausgefahren waren. Noch tauchte keines ins Wasser. Der Steuermann hielt das Schiff parallel zur Strömung, die uns langsam nordwärts trieb.


    "Backbord-Ruder, volle Kraft voraus! Steuerbord-Ruder, volle Kraft zurück!"


    Sofort drehte sich das Schiff. Wir wendeten fast auf der Stelle. Als die Hermes sich so gut wie um 180 Grad gedreht hatte, befahl ich "Alle Ruder, volle Kraft voraus!" und das Schiff glich die Drehung durch die gewonnene Geschwindigkeit aus. Wir bewegten uns, langsam schneller werdend, entgegen der Strömung des Rhenus.


    Ich wendete mich an Titus. "Alles gesehen?"

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • Titus war einwenig weggetreten. Er war fasziniert von dem Anblick.


    "Jawohl, Herr Kapitän"


    Plötzlich ruckelte das ganze Schiff. Eine Stromschnelle hatte es erfaßt. Titus wurde blaß... Er stockte auf. Hielt aber inne. Es war seine erste richtige Fahrt auf einem solchen Schiff und die Freude die er am Vortag an der GEschwindigkeit verspürt hatte, schien nun bei den rauen Strömungen ein wenig vergangen zu sein...

  • Titus schien es etwas unbehaglich zu sein. Aber wovon? Ich spürte die kleineren Stromschnellen überhaupt nicht. Und der richtige Spass würde erst noch kommen: Die Loreley-Stromschnellen bei Dämmerung! Ich musste grinsen, als ich daran dachte.


    Nach einigen Stunden Fahrt hatten wir die Loreley erreicht.


    "Klar machen für Manöver! Steuermann, Kursänderungen nach meinen Befehlen."


    "Jawohl, Herr Kapitän!"


    Ich ging zum Bug, um den Rhenus besser beobachten zu können. Die Wolkendecke hatte sich aufgelöst und die Dämmerung tauchte alles in ein Glutrot. Ich bemerkte leicht steuerbords den ersten Felsen im Rhenus.


    "Kursänderung, zehn Grad Backbord!"


    Wir passierten den Felsen, und kamen in ein Gebiet mit mehreren spitzen Felsen, die aus dem Wasser ragten. In der Mitte des rhenus war allerdings ein gutes Fahrwasser. Ich musste also nur die Hermes in der Mitte halten.


    "Fünf Grad Steuerbord!"


    'Oha! Das war knapp!' dachte ich mir. Dann kam eine Biegung um einen weiteren Felsen.


    "Ruder hart Backbord!"


    Das Schiff wackelte heftig, aber wir waren nicht auf Grund gelaufen. Es waren nur die Strudel, die uns durchschüttelten.


    Danach hatten wir die Felsen hinter uns gelassen und die Fahrt ging ruhig weiter. Bald würden wir in Moguntiacum sein.


    Ich sah Titus an.


    "Du siehst blass aus. Wirst mir doch nicht seekrank, oder?"

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • Titus hielt inne. Aber der Tag war so gut wie für ihn gelaufen. Die Übelkeit hielt an und hielt ihn vom wirklichen konzentrieren ab.


    "Nein, Herr Kapitän"... er wollte nicht schwach wirken.


    Er haßte sich selbst für diese Antwort im Augenblick, aber was hätte er tun sollen? Ein Marine-Soldat, der Seekrank wurde... welch eine peinliche Situation....


    Er schwieg und wartete auf Octavius Nauticus weiteren Befehle. Trotz der Übelkeit, wollte er mehr von der Seefahrt lernen. Er mußte sich zusammenreißen.

  • Wenige Stunden später kamen wir in Moguntiacum an.


    "Kurs ändern auf 90 Grad backbord!" befahl ich, als ich die Hafeneinfahrt sah. Als wir die Hafeneinfahrt passierten, brüllte ich sofort über Deck "Alle Ruder, volle Kraft zurück!"


    Das Schiff verlor dann rapide an Geschwindigkeit. Wir fuhren leicht schräg auf die Kaimauer zu.


    "Ruder aus dem Wasser! Steuermann, Ruder hart steuerbord!"


    Die Ruder an beiden Seiten hingen in der Luft, und das Heck des Schiffes schwenkte in Richtung backbord, zum Kai. Der restliche Schwung des Schiffes sorgte dafür, dass auch der Bug noch darauf zusteuerte.


    "Das Schiff sachte mit den Rudern an der Mauer abfangen!"


    So, wie die Ruder in Colonia Ulpia Traiana das Schiff von der Mauer abgestoßen hatten, so fingen sie es jetzt auf. Als wir auf etwa fünf Meter an die Mauer herangekommen waren, wurden die ersten Taue herüber geworfen. Kurz danach war die Hermes festgemacht.


    "Besatzung, an Deck antreten!"


    So schnell sie konnten rannten alle an Deck bis auf die Rudersklaven und bildeten eine Viererreihe.


    "Einen Tag Landgang für alle! Die Sklaven können so lange in Landquartiere. In den Dienstschluss, weggetreten!"


    Nach einem kurzen "HURRA!!" verließen die Soldaten das Schiff. Ich machte noch einen Logbucheintrag und verließ dann auch das Schiff.


    "Manipulus Maximus, mir nach zur Werft."

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • "Jawohl, Herr Kapitän", Titus folgte ihm...


    An Land angekommen, bemerkte er, wie merkwürdig leicht auf einmal all seine Schritte zu sein schienen. Ein merkwürdiges Gefühl und auch ein wenig unangenehm...

  • Ich las mir die Nachricht des Tribuns durch, dann sah ich mir den Verletzten an. "Einen Medicus haben wir nicht an Bord, aber Verbandszeug."


    Ich gab den anderen Kapitänen das Zeichen, dass wir nicht mehr gebraucht würden. Dann wandte ich mich der Besatzung zu.
    "Wir legen ab! Beeilt euch, ich will einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen! Bewegung!"

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • Ich grinste. "Das schaffen wir in einem halben Tag." Die Besatzung war alles andere als begeistert, aber ich zog meinen Dolch und schlug mit dem Knauf im Takt auf die Reling. "Hört ihr das? Das ist euer Rudertakt! Und jetzt los!"


    Langsam, dann schneller, setzte sich die Achilles in Bewegung. Ich rief mir die Gewässerkarte ins Gedächtnis. Bei dem jetzt herrschenden Nebel war eine Fahrt mit hoher Geschwindigkeit nur möglich, wenn Kurs und Geschwindigkeit exakt stimmten. Ich konnte ja noch nicht einmal den eigenen Bug erkennen.


    "Kurs ändern, 30 Grad backbord." war mein erster Steuerbefehl nach verlassen des Hafens. Ich schaute Duccius an. "Keine Sorge, die Karten sind perfekt. Es kann uns nichts passieren."

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • Abends kamen wir ohne größere Zwischenfälle an. Der Nebel war zwar geblieben, aber das war kein Problem.


    "So,Duccius, ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise. Vielleicht sieht man sich mal wieder."

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • Er war begeistert von der Fahrt gewesen, auch wenn ihm am Anfang, wie jedes Mal, mal wieder ein wenig übel gewesen war. Aber das hatte er schnell überwunden.
    "Ich danke Euch, Octavius. Ich gestehe, es war sehr anregend."
    Er grinste und verabschiedete sich gebührend, ehe er Richtung Castellum tigerte. Dort bekam er jedoch, nach einer Stippvisite beim Medicus, das wurde ja schon zur Gewohnheit, gesagt, er solle den Arm schonen. Also ging er, nach Abmeldung nach Hause.

  • In Titus gesicht zog ein kleines lächeln auf.


    "Jawohl, Herr Kapitän, wird Zeit sich wieder mit unserer Liebsten zu befassen", sprach er und machte sich an die Arbeit...


    und als die Achilles den Rhenus hinuntertrieb hörte man viel Gebrüll und die im Takt eintauchende Ruder...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!