Ezra ben Abrahams Schrifthandel

  • Nachdem Nasica den fertigen Brief an die Verwandten in Rom beim Cursus Publicus aufgegeben hatte, war wieder ein Teil des Nachmittags vergangen und die Zeit seines Aufbruchs diesen Abend näher gerückt. Doch er wollte nicht gleich wieder zurück nachhause, er hätte dort ja sowieso nichts zu tun, also beschloss Nasica gleich weiter ins Delta zu gehen zum Buchladen eines seiner ältesten Freunde und Mentoren, dem ehrwürdigen jüdischen Gelehrten und Schriftenhändler Ezra ben Abraham.
    Unterwegs überlegte er, ob er vielleicht auch nochmal Penelope besuchen sollte, da ihr Haus ganz in der Nähe des Grabmals von Alexander dem Großen lag, an dem er gerade vorrüberkam, doch besser nicht. Es würde nur wieder unnötig emotional zwischen ihnen werden und bestimmt wäre sie auch nicht alleine zuhause. Ihr Abschied beim Serapeum musste genügen.
    So also lenkte er seine Schritte weiter in Richtung Delta, dem östlichsten und wahrscheinlich auch buntesten Stadtviertel Alexandrias. Hier lebten die Ausländer und auch die jüdische Gemeinde der Stadt war im Delta zu finden die die größte der bekannten Welt bildete.


    Nasica war gerne im Delta. Im gefielen die bunt zusammengewürfelten, leicht verschrobenen Gebäude hier die sich in ihrer Architektur so sehr von den geordneten und geradlinigen Häusern des griechischen Viertels unterschieden. Auch mit den hier lebenden Menschen verkehrte er sehr gerne. Nasica empfand die Juden als ein sehr stolzes und aufrichtiges Volk und Ezra ben Abraham war einer seiner vornehmsten Söhne. Fest stand, dass Nasica noch niemand anderen bislang getroffen hatte, der besser Senet spielen konnte, als dieser Mann, nicht einmal die Ägypter selbst.
    Die Luft im Delta duftete voller kräftiger Gewürze, die hier auf den kleinen Märkten feilgeboten wurden. Das Leben fand auf der Straße statt, überall drängelten sich die Händler und die Passanten. Ein Händler bot hier laut gackerndes Geflügel in Holzkäfigen an, woanders pries ein fein herausgeputzter Mann die Vorzüge seiner Keramiken für die moderne Alexandrinerin an. Nasica bekam immer gleich gute Laune, wenn er im Delta unterwegs war. Endlich kam er beim Buchladen seines Freundes an. Es war ein einfaches, einstöckiges Haus aus Lehm errichtet. Ein wenig windschief stand es da und außerdem hatte es einen ganz besonderen Eingang. Ezra ben Abraham besaß nämlich keine hölzerne, oder bronzene Tür und auch keinen Stoffvorhang, sondern viele bodenlange Schnüre voller rot und braun bemalter kleiner Holzkugeln bildeten eine blickdichte, ganz eigentümliche Barriere. Sie sollte böse Geister fernhalten, so die Meinung des Buchhändlers, außerdem verschloss er niemals sein Geschäft, oder seine Waren. Wenn jemand schon so unhöflich wäre und ihn nicht bezahlen wollte, so hätte er oder sie wenigstens etwas für ihre Bildung getan durch den Diebstahl seiner Bücher, so Ezra ben Abrahams sonderliche Meinung. Doch anscheinend hatte er es auch nicht nötig, denn noch nie war je etwas aus seinem Geschäft gestohlen worden.
    Nasica schob die Holzperlenschnüre beiseite und betrat den Laden. Drinnen herrschte eine etwas dunkle und orientalische Atmossphäre durch die mit Papyrus verhangenen Fenster und den brennenden Öllampen und Weihrauch.
    Aus dem Halbdunkel einer Ladenecke erhob sich eine Gestalt von ihrem Sitzplatz.



    Ezra ben Abraham, Buchhändler


    "Chaire Marcus, mein Freund, Gott mit dir." begrüßte ihn der Jude auf griechisch. Ezra ben Abraham weigerte sich seit jeher Latein zu lernen, was er für unter seiner Würde befand. Er machte nur Geschäfte mit Leuten die Griechisch, oder Hebräisch sprachen, vielleicht mit ein Grund, wieso Nasica perfekt Griechisch gelernt hatte seit frühesten Kindertagen.
    "Chaire, Ezra ben Abraham!" grüßte Nasica also in der gleichen Sprache zurück.
    Der Mann trat nun ins Licht. Feine rote Gewänder zierten seinen Leib und die Goldringe an seinen Fingern zeugten von seinem Reichtum. "Was darf ich für dich tun Marcus? Bist du für eine Partie Senet gekommen? Ich würde gern wieder mit einem würdigen Gegner spielen!"
    Nasica lächelte ihn an. "Nein, aber danke! Ich bin gekommen, um mir ein, oder zwei neue Schriftrollen zu kaufen und um mich zu verabschieden, denn ich reise noch heute Abend nach Rom zu meinen Verwandten ab."
    Bei dieser Erwähnung kräuselte Ezra ben Abraham leicht den Mund. "Nach Rhome? Was willst du denn dort, wo du doch jetzt schon in der großartigsten Stadt der Welt, direkt nach Hierosólyma natürlich, lebst?"
    Es war offensichtlich, dass er keine allzu hohe Meinung von Rom und dessen Bewohnern hatte. Das Nasica selbst jedoch Römer war machte ihm nichts aus. Er kannte ihn immerhin schon, seit er ein kleiner Junge gewesen war, der eines Tages mit tränenverschmiertem Gesicht in sein Geschäft gestolpert und geweint hatte, dass er sich verlaufen hätte und nicht mehr nachhause finden würde.
    Für Ezra ben Abraham war Nasica daher in erster Linie ein Alexandriner und erst nachgeordnet ein Römer.
    "Ich muss nach Rom für mein Buch über meine Familie, du weißt schon ich hab dir davon erzählt. Für das Museion. Und außerdem möchte ich gerne diese meine Verwandten in Rom endlich persönlich kennenlernen."
    Verstehend nickte Nasicas Freund. "Ah, die Familie also. Das ist ein guter Grund, denn merke dir; nichts geht über die Familie. Die Familie kommt immer an erster Stelle. Sorge dich darum, dass es ihr gut geht und es wird auch dir gut gehen."
    Nasica musste ein Schmunzeln unterdrücken. Typische Worte für den Buchhändler.
    "Ja, ähm...genau. Also die Fahrt über das Meer wird lang und da möchte ich mir die Zeit mit passender Literatur vertreiben. Was hast du für mich?"


    Verstehend brummte Ezra ben Abraham und schritt auf eines der Bücherregale zu in denen Papyri über Papyri gelagert waren. Er suchte ein wenig herum, zog eine Schriftrolle hervor, betrachtete sie und schob sie anschließend wieder zurück, ehe er weiterging und die Prozedur von neuem begann. "Ah, das ist spannend!" murmelte er in seinen Bart und schob eine Schriftrolle unter seinem Arm, um anschließend weiter zu suchen. "Hm ja das auch."
    Zufrieden mit seiner Auswahl kehrte er zu Nasica zurück. "Schau her, das ist das Epos von Gilgamesch. Und das hier, davon hast du vielleicht schon einmal gehört. Die Niederschrift der Fahrt der Argonauten von Apollonios von Rhodos."
    "Die Argonautika?"
    "Ja genau die."
    "Hmm die kenne ich schon vom Hörensagen. Dieses Gilgameschdings ist gut, was hast du außer Apollonios' Werk denn noch?"
    "Etwas was du noch gar nicht kennst und das trotzdem unterhaltend und belehrend ist?"
    Nasica wirkte etwas verlegen. "Ja so etwas in der Art."
    Wissend tippte sich Ezra ben Abraham an den Kopf und ging zu einem kleinen Regal neben der Tür. Daraus zog er eine Schriftrolle und brachte sie Nasica.
    Dieser entrollte sie und las laut den Titel: "David gegen Goliath"
    Nach dem Überfliegen der ersten paar Absätze blickte er wieder auf. "Interessant, was ist das?"
    Mit einem stolzen Blick antwortete ihm der Jude: "Das ist eine Geschichte aus unserem heiligen Buch dem Tanach. Du hälst die Geschichte in Händen in denen unser guter König David als junger Hirtensohn den philistischen Riesen Goliath erschlägt. Im Tanach gibt es noch viel mehr solcher Erzählungen. Kennst du zum Beispiel die Geschichte davon wie Moses unser Volk aus Ägypten geführt und dabei sogar das Meer geteilt hat?"
    "Nein gar nicht, wie trug sich das denn zu?" fragte Nasica höchst interessiert. Dieser Tanach klang nach einer wahren Fundgrube an neuen Geschichten!
    Auf Ezra ben Abrahams Gesicht zeigten sich die Anflüge eines Lächelns, als er antwortete: "Das wirst du selbst herausfinden müssen. Ich habe hier eine Tanach-Ausgabe in Griechisch, willst du sie?"
    "Ja gerne doch! Ich würde mich sehr darüber freuen!" keuchte Nasica schon ganz aufgeregt darüber bald in diesen ganzen tollen neuen Erzählungen eintauchen zu können. Und ganz nebenbei würde er vielleicht auch etwas über die Kultur seines Freundes lernen. Dann fiel wieder sein Blick auf die erste Rolle. "Was ist mit diesem Gilgamesch? Um was geht es darin?"
    "Die Geschichte von Gilgamesch ist für die Mesopotamier das, was die Ilias für die Griechen ist; schlichtweg ihr größtes Epos über einen mächtigen König von Uruk und seiner Freundschaft zu Enkidu und seiner Suche nach Unsterblichkeit. Möchtest du eine Besonderheit hören, die diese Geschichte mit dem Tanach verbindet?"
    "Ja klar!" Es gab eine Verbindung zwischen den beiden Werken? Das wurde ja immer besser! Nasica hatte die Vermutung, dass ihm auf dieser Reise nicht so schnell langweilig wurde, bislang klangen beide Bücher sehr spannend.
    "Im Tanach baut Noah, Sohn von Lamech, ein riesiges Boot auf dem ein Paar von jeder Tierart dieser Welt Platz hat, um sie vor einer großen Flut zu retten, die die ganze Erde verschlingt, genauso wie bei Gilgamesch Utnapischtim das gleiche macht aus den gleichen Gründen. Und genauso wie Noahs Arche auf dem Berg Ararat strandete, so blieb Utnapischtims Boot auf dem Gipfel des Berges Nisir hängen."
    "Wahnsinn! Da freue ich mich ja schon echt auf das Entdecken weiterer Paralellen, danke Ezra ben Abraham!"
    Dieser nickte ihm zu, erfreut darüber Nasica derart den Tag versüßt zu haben. "Ich werde später dann die Kisten mit allen zugehörigen Papyri zu deinem Haus liefern lassen. Du sagtest du fährst heute Abend?"
    Nasica nickte. "Genau, wieviel schulde ich dir?" Ezra ben Abraham nannte die Summe und der Valerier bezahlte.
    Nachdem auch das erledigt war streckte er ihm zum Abschied die Hand entgegen. "Chaire, mein Freund und danke für die Bücher."
    "Chaire, Marcus und möge Gott dein Schiff sicher in den Hafen Rhomes geleiten und wieder zurück."
    "Das wird er bestimmt, danke, wir sehen uns bald wieder! Versprochen!" Und mit einem letzten Blick zurück auf Ezra ben Abraham verließ Nasica das Geschäft.

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    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird :




    Alexandros, Tiberios‘ zwölfjähriger Herr, war ungeduldig und seine dunklen Augen blitzten:
    „Was wollen wir hier ? Lass uns weiter gehen!“
    Tiberios schüttelte den Kopf : „Nein , kyrios, dein Vater hat mir aufgetragen , für dich die Abhandlung über die Meere von Pytheas zu besorgen und das werden wir tun.“
    Außerdem hatte der junge Sklave Geld gespart , um sich sich einen Teil der Septuaginta , genauer gesagt , das
    Deuteronomium zu kaufen , und wo konnte er dazu besser beraten werden als bei einem jüdischen Händler ?
    Tiberios interssierte sich für Kulte und Götter, doch er selbst betete zu der Göttin seines palmyrenischen Herren – Allat, die die Griechen Athena nannten.
    „Meere? Können wir nichts über Pferde lesen?“, fragte Alexandros
    „Pytheas wird dir gefallen. Er ist in den hohen Norden gereist – bis nach Thule.“
    Alexandros seufzte:
    „Du sagst immer, es wird spannend und dann wird es langweilig. Wann bin ich nur alt genug, in die Legionen einzutreten ?“
    Athenodoros , der Vater des jungen Alexandros und der Herr von Tiberios war dagegen, dass sein Sohn eine militärische Laufbahn einschlug – deshalb zog Tiberios es vor, darüber zu schweigen.:
    „Der Herr wünscht , dass du ein gebildeter Mann bist. „, sagte er.
    „Ich muss nur Latein lernen, damit mich die anderen Soldaten verstehen .“, sagte Alexandros.


    Tiberios lächelte. Er hielt den Mann , der gerade aus der Schriftenhandlung trat , für einen Römer, aber wenn er das Alexandros gesagt hätte, hätte er bestimmt seine Lateinkenntnisse an ihm ausprobieren wollen.


    Er nahm seinen jungen Herren am Ellenbogen, schob ihn vosichtig vorwärts , trat in die Buchhandlung ein und sagte :
    „ Chaire, kyrie“
    Alexandros machte sich einen Spaß daraus, zwei, dreimal durch die Perlschnüre zu laufen.
    Tiberios wartete, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.

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    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird



    Ezra ben Abraham, Buchhändler


    Wie immer, wenn keine Kundschaft im Laden war, saß Ezra ben Abraham in seiner gewohnten Ecke inmitten der Weihrauchschwaden beim Lichte einer Öllampe und las in seiner eigenen Ware. Jetzt gerade brütete er über einem ganz interessanten Satyrspiel von Timon von Phleius, als sich neue Geräusche an sein Ohr bahnten. Er sah auf und schon im nächsten Moment teilte sich der Vorhang seiner Tür und ein junger Mann erschien mit einem Kind, das spaßeshalber nochmal mehrmals hin und her lief durch die Kugeln. Ezra ben Abraham stand von seiner Lektüre auf, um die neue Kundschaft zu begrüßen. "Chaire, mein Freund und...Hallo kleiner Herr. Du bist Alexandros, nicht wahr?"
    Natürlich kannte er als Händler des Deltas das Gesicht des Sohnes des allseits bekannten "Schutzherrn der Karawanen", wenn auch nur von weitem.


    Er breitete in einer freundschaftlichen Geste seine Arme aus, um mit ihnen so auf sein Sortiment zu verweisen. "Womit kann ich euch helfen? Soll es etwas erbauendes sein? Ein Lehrstück für den kleinen Herrn? Oder etwas ganz anderes? Tragt mir nur eure Bücherwünsche vor und ich werde sie erfüllen."

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    Alexandros lächelte und sagte geschmeichelt : „Chaire ….“,


    „ Eine Ausgabe der „Abhandlung über die Meere „“ des Pytheas wünscht mein Herr Athenodoros bitte “, sagte Tiberios , und dann holte er sein eigenes Geld aus dem Beutel aus seinem Gürtel :
    Ich besitze zwei Tetradrachmen. Ich möchte das Deuteronomium erwerben, wenn das denn preislich geht, wenn nicht, wäre ich auch mit einem Teil einverstanden, kyrios
    Der junge Mann sah den Schriftenhändler flehend an. Er schätzte die Klugheit und die
    Ehrlichkeit des Juden, doch Schriften waren teuer für einen Sklaven. Dennoch – wenn Tiberios Geld hatte, kaufte er Lektüre.


    Alexandros sah sich zwischenzeitlich um , dann fragte er : „ Hast du auch etwas Spannendes zu lesen, o Ezra Ben Abraham ? Tiberios hat da keinen Sinn dafür. Ich möchte etwas mit Kriegern und Ungeheuern und Schlachten.“

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    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird



    Ezra ben Abraham, Buchhändler


    Die Wünsche des jungen Mannes und des Kindes waren ganz nach Ezra ben Abrahams Geschmack. Besonders der zweiter und der dritte.
    So nickte er und ging zu einem Regal hinüber in dem die Reiseberichte und Landeskunden von berühmten griechischen Seefahrern, Entdeckern und Chronisten lagen, wie Anaximander, Herodot von Halikarnassos, oder Strabon. Er fuhr suchend mit dem Finger über mehrere Papyri, um deren Ettiket zu prüfen, ehe er das gewünschte fand. "Hier haben wir es ja."
    Er kam zurück und reichte eine Ausgabe von Pytheas' "Perì toi Okeanoi" an Tiberios weiter. Wunsch Nummer Eins war also schon mal erfüllt.
    "Was war das nächste? Das Deuteronómion?"
    Es war bloß eine rhetorische Frage, denn Ezra ben Abraham war gleich weitergegangen zu dem kleinen Regal neben der Tür in dem er seine jüdischen Schriften aufbewahrte. Er zog mit kundigem Griff eine Schriftrolle daraus hervor und betrachtete sie einen Moment.
    Dann kam er zurück und gab sie Tiberios, dabei legte er einen Arm um seinen Rücken und sprach in leicht gesenktem Ton: "Schau, mein Freund, wir werden es so machen. Normal kostet es etwas mehr, verstehst du, aber ich habe heute gut verdient und du bist mit Athenodoros' Sohn unterwegs, also bekommst du dein Deuteronómion für zwei Tetradrachmen, ja? Es ist ein gutes Buch das du lesen willst, ich würde es dir vermutlich wohl auch für die Hälfte geben, denn du kannst für dich nur Gutes tun, wenn du die Bücher des Tanach liest, ja? Sind wir uns einig? Sehr schön." Zufrieden nickte Ezra ben Abraham und zog die Hand von Tiberios' Rücken, nachdem er ihm das gewünschte Buch in die Hand gedrückt hatte.


    Dann brummte er und wandte sich Alexandros zu. "Nun zu dir kleiner Herr. Du willst also Blut und Monster? Da habe ich vielleicht etwas ganz besonderes für dich. Etwas das noch niemand von allen Leuten je gelesen hat, die du kennst. Na ist das interessant? Schau einmal." Ezra ben Abraham ging zum Regal mit den mythischen Sagen aus aller Welt und zog eine Schriftrolle hervor. Sie war nicht aus Papyrus gemacht, sondern sie wirkte anders. Ganz so, als ob sie aus der Haut eines toten Tieres gemacht wäre, aus Pergament. Mit dieser Schriftrolle ging er zu Alexandros und kniete sich zu ihm hin, damit sie auf gleicher Augenhöhe miteinander sprechen konnten. "Das was ich hier in Händen halte ist einzigartig auf der ganzen Welt. Es existiert nur diese eine Abschrift, die ich von einem punischen Händler aus Tyros erworben habe. Weißt du was das ist? Es ist eine Geschichte von der Kimbrischen Halbinsel ganz weit oben im kalten Norden Germaniens. So weit nördlich, dass sogar die uns bekannten Germanenstämme vom Rhenos* nicht so weit wandern würden. Dort war vor zehn Jahren ein junger griechischer Chronist auf Reisen gewesen, der aus Erfahrungen aus erster Hand über die nordgermanischen Stämme berichten wollte. Diese nordgermanischen Barbaren haben ihn am Ende auch getötet, doch bevor sie dies taten, hatte er noch die Zeit gehabt eine ganz besondere Sage von ihnen aufzuschreiben, diese hier. Fühle das Material auf dem sie geschrieben steht. Spürst du es? Das ist kein Papyrus, sondern Pergament. Gemacht aus der Haut einer germanischen Hirschkuh."
    Bei besonderen Schriftstücken seines Sortiments pflegte Ezra ben Abraham seinen Kunden auch immer von der Entstehung des betreffenden Textes zu erzählen und wie dieser in seinen Besitz gelangt war, so wie eben hier geschehen. Jetzt wies er auf das Ettiket des Pergaments auf dem nur ein Wort stand: Ragnarök.


    "Es ist die Geschichte davon wie sich die Germanen der Kimbrischen Halbinsel das Ende der Welt vorstellen. Eine scheußliche Erzählung voller Blut und Gewalt. Riesige Weltenschlangen kommen darin vor und Wölfe so groß wie der Mond, sodass sie diesen sogar selbst verschlingen können. Und Götter fressen sie auch, die sich gegenseitig töten und Riesen kommen ebenfalls darin vor die mit Schwertern aus Feuer und Eis in die Schlacht ziehen. Das ist wirklich eine Geschichte bei der deine Mutter das kalte Grauen bekommen würde. Möchtest du sie?" fragte er Alexandros mit einem Augenzwinkern.
    Natürlich würde das nicht ganz billig werden, aber Ezra ben Abraham war sich mehr als sicher, dass es sich Alexandros' Vater leisten konnte.


    * Rhenos = keltischer Name des Rhein

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    Alexandros war restlos begeistert.


    Der Junge drückte er die Schriftrolle an sich und rief aus:
    „Tiberios, ich möchte das mit den Schwertern aus Feuer und Eis, den Riesen und dem Blut lesen !“, seine Augen glänzten.: „Vater erlaubt bestimmt, dass du mir das kaufst. Er mag es leiden, wenn ich etwas besitze, was keiner sonst hat und was einzigartig auf der Welt ist !“


    Tiberios nickte auch schon in seine Richtung :
    „ Der kyrios wird sehr angetan davon sein , dass du unbedingt einmal etwas lesen möchtest , daher kaufen wir diese Geschichte “


    und wandte sich dann an den Schriftenhändler:


    "Du wärst ein großartiger Lehrer, o Ezra Ben Abraham. ", sagte er bewundernd: " In meinem Herrren Alexandros so viel Enthusiasmus für ein Werk zu wecken, ist mir selbst noch nie gelungen. "


    Seit Tiberios Ezra Ben Abraham kannte, hatte er immer das Gefühl gehabt, dass es den Händler nicht störte, dass er, Tiberios, nur ein Sklave war.


    Als ob sein Ladengeschäft ein geheimes Königreich beherbergen würde, , in dem jeder, der die Liebe zum geschriebenen Wort hatte, ein polites – ein Bürger - sein konnte.


    Daher sprach der junge Sklave sehr offen.



    Alexandros nahm inzwischen brav die Pergamentrolle, stellte sich so in die Tür, dass das helle Sonnenlicht auf das Blatt fiel und begann, seine Lippen zu bewegen und halblaut zu lesen.


    Tiberios ergriff die Schriftrolle des Deuteronómion mit beiden Händen ,als wäre sie etwas unendlich Kostbares :


    Du bist zu gütig, kyrios“, sagte er : Und ich kann dir nicht genug danken. Oder….“,
    nun hellte sich sein Gesicht auf:


    „Mein Herr hatte mich an seinen Gastfreund verliehen, der unbedingt eine lateinische Ausgabe der Aeneis übersetzt haben wollte – wenn du es wünschst, fertige ich dir eine Kopie von meiner Übersetzung an .“


    Er wurde ein wenig rot, denn dem Gastfreund war es nicht nur um eine Übersetzung gegangen, aber das ging niemanden etwas an.


    Der junge Sklave schaute wieder zu Alexandros hin.
    Sein kleiner Herr war völlig gefesselt von dem, was er las, so dass er selbst vielleicht dazu kommen würde, zu erfahren, was er wissen wollte.


    „Ich hätte Fragen zu der Schrift Exodos, den ich zuvor gelesen habe, kyrios Ezra Ben Abraham – und nebenbei bemerkt , die Geschichte von Moises ist überaus spannend.
    Moises war wohl ein Mann mit großem Charisma, wenn er sein ganzes Volk aus der Sklaverei führen konnte. ",
    sagte er und neigte den Kopf, seine grauen Augen auf sein Gegenüber geheftet:


    "Erlaubst du mir , sie dir zu stellen ?"

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    Ezra ben Abraham, Buchhändler


    Ezra ben Abrahams Blick ruhte erfreut auf dem kleinen Alexandros, wie dieser schon ganz dabei war die Buchstaben des Ragnarök zu entziffern. Es war immer wieder schön, wenn ein weiterer junger Geist zu den Freuden des Lesens und der reichhaltigen Gedankenwelt fand, die diesem Metier verhaftet war. Dann wandte er sich wieder Tiberios zu, der ihm zum Dank ein kleines Gegenangebot unterbereitete.


    Wenn der Buchhändler ihn richtig verstand, so wollte er Ezra ben Abraham eine griechische Übersetzung des ursprünglich lateinischen Werks der Aeneis bringen. Hm, lateinische Literatur. Ezra ben Abraham hielt nicht gerade viel davon. Diese römischen Autoren waren viel zu sehr dem praktischen verhaftet. Außerdem, was war schon urtümlich römisch, was sie nicht von einem anderen Volk übernommen hatten? Ihre Tempel und Götter waren griechisch, "typisch römische" Dinge wie die Fasces und die Bulla kamen von den Etruskern, die Karthager waren ihre Lehrmeister zur See gewesen...also was war schon wirklich römisch? Er hatte Teile des Inhalts der Aeneis schon einmal gehört und das hatte eher weniger nach einem völlig originären Werk geklungen. Aber er wollte Tiberios seine Freude nicht verderben, weshalb er antwortete: "Du ehrst mich mit deinem Angebot und ich nehme es gerne an. Natürlich werde ich dich auch dafür bezahlen, ich bin sicher du wirst eine gute Einsatzmöglichkeit für dieses Geld finden."


    Tiberios schloss dann mit einer Frage zu Moses. Gütig lächelte der Buchhändler und winkte ab. "Bitte, junger Freund, Ezra ben Abraham genügt völlig, du musst mich nicht Herr nennen. In meinen Verkaufsräumen sind alle Freunde des geschriebenen Wortes gleichgestellt." Zumindest aus der Sicht des Juden.
    "Moses, Sohn des Amram aus dem Stamm Levi, war in der Tat einer der größten Nachkommen von Vater Abraham", nickte er. "Wenn es in meiner Macht liegt so beantworte ich gerne deine Frage, junger Freund."




    Sim-Off:

    Der erste Absatz war eigentlich um ein vielfaches länger, wo davon erzählt wurde welche Bedeutung das Wunder des Lesens für Ezra ben Abraham hat...leider hatte ich es durch eine unbekannte Tastenkombination geschafft mein Tab zu schließen, woraufhin alles weg war und ich meinen Post neu schreiben durfte, deshalb jetzt hier "nur" die gekürzte Fassung. :patsch: :fad:

  • Sim-Off:

    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird



    Tiberios freute sich, seinen jungen kyrios so gefesselt von diesem Raknarök zu sehen , und er
    war froh, dass er dem Buchhändler auch eine Freude machen konnte.
    Dessen Zögern hatte er wohl bemerkt; Ezra Ben Abraham schien nicht allzu viel von römischer Literatur zu halten. Aber Tiberios hatte in diesem Moment nichts anderes zu geben.


    Als der Buchhändler vom Bezahlen sprach, lächelte Tiberios : " Die Münzen werden zurück in deine Hand fließen, kyrios , und zwar jede einzelne . Die Arbeit möchte ich nicht bezahlt haben, nur Papyrus und die Tinte .", sagte er und schaute sich neugierig um. Soviele Schätze, die auf ihn warteten.


    Nun, da er die Erlaubnis hatte, wie zu einem Gleichgestellten zu sprechen versuchte er seine Worte exakt zu wählen,:


    "Ich verstehe die Position des Gottes – ho theos – der Hebräer nicht ganz, o Ezra Ben Abraham: :
    In der Oikumene , der bekannten, bewohnten Welt, wird er einzig von den Juden verehrt – wir Griechen kennen ihn , soweit mir das bekannt ist, ebenso wenig wie die Römer oder die Aegypter, daher verzeih mir, wenn meine Frage unangemessen sein sollte:
    Aber als der Gott das Herz des Pharaos verhärtet – heißt das denn , dass er den aegyptischen Gottheiten übergeordnet ist ?,
    zumindest sagt er „Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der Herr.“.
    Bedeutet das, dass seine Macht die des Zeus oder die des Serapis übertrifft ?“


    Sim-Off:

    Schade ! :(

  • Sim-Off:

    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird



    Ezra ben Abraham, Buchhändler


    Der Sklave des Athenodoros hatte doch keine Frage zu Moses, so wie der Buchhändler das eigentlich angenommen hatte, sondern im Gegenteil gleich eine viel höhergeordnete über den jüdischen Gott selbst. Natürlich war sie nicht schwer zu beantworten, so also nickte Ezra ben Abraham nur und sprach dann im Tone eines Schriftgelehrten zu dessen Schüler: "Egal an welche Götter du glaubst, es herrscht immer Hierarchie. Nimm nur die Götter Griechenlands. Zu aller unterst stehen nichtgöttliche Geisterwesen wie Nymphen und Satyrn. Über ihnen stehen die überlebenden Titanen und niederen Götter wie Helios, Atlas, Pan, oder Hebe und auch die etwas abseits der Rangordnung stehenden hohen Götter wie Hades, Persephone, oder Aphrodite. Und noch einmal über all diesen sind die zwölf olympischen Götter deren König der Göttervater Zeus ist, du verstehst junger Freund?"


    Gewiss würde Tiberios mit den griechischen Göttern als Einstieg alles leichter verstehen können, weshalb er auch sie gewählt hatte.


    "Doch selbst in der griechischen Mythologie ist Zeus kein allmächtiger Herrscher, der über alle Dinge dieser Welt bestimmen kann. Zeus ist wie alles andere auf der Welt ebenso den Launen der Moiren unterworfen, die das Schicksal mittels ihres Garns weben. Die Moiren stehen über Zeus, denn sie bestimmen was in der Welt geschah, geschieht und geschehen wird, genauso wie es auch unser HaSchem, der Allmächtige, tut. Er war da bevor alles andere da war. Er erschuf den Himmel und die Erde. Er offenbarte sich meinem Volk im Brennenden Dornenbusch und er schloss mit Mose unseren heiligen Bund. HaSchem führte uns aus der ägyptischen Sklaverei und schenkte uns Kanaan. Er ist das Anfang und das Ende und alle Dinge die da sind, sind von ihm gemacht, das Gute wie auch das Böse. Gut und Böse sind irdische Dinge, denen HaSchem als der Herr gegenübersteht. Er ist alles und nichts, nirgends und überall zur gleichen Zeit. Die griechischen Götter hingegen sind irdische Wesen. Sie wohnen auf dem Berg Olymp, sie kamen sehr spät auf die schon existierende Welt nach den Titanen und sie haben menschliche Wesenszüge. Sie sind gierig, rachsüchtig, eifersüchtig und sie können sterben. Genauso verhält es sich mit den ägyptischen Göttern, da du Serapis erwähntest. Serapis ist eine Verschmelzung von Osiris, Apis, Hades und Zeus und wo die Grenzen des Göttervaters sind haben wir ja schon aufgezeigt."


    Vielsagend nickte Ezra ben Abraham.


    "Also kann auch Serapis nicht höher stehen als Zeus. Bei seinem ägyptischen Ursprungsgott ist es genauso. Osiris ist ein Gott und trotzdem konnte er von Seth getötet und zerstückelt werden. Das beweist, dass sie alle, die ägyptischen wie auch die griechischen Götter als irdische Geisterwesen in der Welt des jüdischen Glaubens nicht höher als die Engel stehen können und selbst diese stehen noch Äonen unterhalb von HaSchem. Selbst die Engel mit dem Titel ha-Satan, die Ankläger am göttlichen Gerichtshof, sind von HaSchem gesteuert und handeln nach seinem Willen. Du siehst jetzt, junger Freund, wie unendlich weit unterhalb die griechischen und ägyptischen Götter von HaSchem stehen, beantwortet das deine Frage?"


    Ezra ben Abraham hatte langsam und mit vielen Pausen gesprochen, damit der Junge auch ja alles verstehen und aufnehmen konnte. Ihm war nämlich bewusst, dass vielen Völkern die unendliche, allwissende und allmächtige Macht des jüdischen Gottes anfangs immer suspekt war, wo sie doch so sehr an ihre menschlich-irdischen Götter mit ihrer Begrenztheit und ihrem Füllhorn an Emotionen gewöhnt waren.

  • Sim-Off:

    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird




    Tiberios nickte eifrig , als Ezra Ben Abraham die griechischen Götter und ihre Hierarchie aufzählte, ja, er kannte sie , und er betrachtete Athena als Schutzgöttin seines Hauses.
    Darüber ,dass selbst Zeus den Moiren unterworfen war, hatte er noch nie nachgedacht – doch auch
    hier hatte der jüdische Buchhändler Recht :
    Die Götter waren dem Schicksal unterworfen wie die Sterblichen auch , und hatte nicht zur Regierungszeit des Imperator Tiberius eine Stimme verkündet, dass der große Pan tot sei ? *
    Götter konnten in der Tat sterben.


    Tiberios war ein frommer junger Mann, der allen Gotheiten mit Respekt begegnete, und ihm lief ein Schauer über den Rücken, als Ezra Ben Abraham HaSchem benannte und all die Dinge aufzählte, die der Gott für sein Volk getan hatte. Wie gesegnet mussten die Juden sein, von solch einem mächtigen Gott beschützt zu werden?


    „Das beantwortet meine Frage, Ezra Ben Abraham, und ich danke dir dafür “, sagte Tiberios ,
    doch dann fiel ihm ein, dass die göttlichen Imperatoren Vespasianus und Titus vor fast vierzig Jahren das Volk Ezra Ben Abrahams aus Judaea vertrieben hatten , * * und dass die Juden seitdem überall im ganzen Imperium leben mussten.,


    und er fragte weiter:
    Existiert denn HaSchem , wenn er so erhaben und allmächtig ist , fern von den Menschen und mitleidlos wie ein Erdbeben, , und alles ist für ihn gleich ? "


    So ganz fremd war die Vorstellung, das Göttliche als unpersönliche, höchste, Idee zu betrachten, für den Sklaven von Athenodoros nicht ; er hatte Platons politeia gelesen.


    Tiberios merkte, wie eine Frage die nächste aufwarf und diese noch eine und immer so weiter, , bis vielleicht ein kleiner Schritt in Richtung Erkenntnis getan war.
    Das war aufregend , und er hätte Ezra Ben Abrahams Erläuterungen am liebsten stundenlang zugehört.


    Aber Alexandros rollte in diesem Moment seine Pergamentrolle zusammen und machte Tiberios ein Zeichen :
    „Bring mich nach Hause , ich möchte baden und etwas essen und danach das Ragnarök weiter lesen!“, befahl er ihm ,
    und schenkte dann dem Schriftenhändler ein hinreißendes Lächeln:
    „Das Buch ist soo toll. Ich danke dir sehr dafür . Ich hoffe, mein Sklave hat dich nicht belästigt - es ist so , dass Tiberios einfach zu viel redet. Ich werde meinem Vater sagen, dass er ihn prügeln soll.“
    Das klang harsch , aber die Augen des Jungen funkelten vergnügt , und sofort ergänzte er : „Nein, edler Ezra Ben Abraham, das war nur Spaß.,Tiberios wird überhaupt nie geschlagen.“


    Tiberios, der ja den Auftrag hatte, den Jungen zu erziehen, schüttelte tadelnd den Kopf: Alexandros hatte sein Gespräch mit Ezra Ben Abraham enfach unterbrochen .


    „ Ich danke dir für deine Güte, junger kyrios“, bemerkte er : „„Doch du weißt schon , dass es höflicher ist, zwei Leute, die sich gerade unterhalten , zu Ende reden zu lassen?“


    Dennoch sagte er zu dem Schriftenhändler:


    " Vielleicht hat mein junger Herr Recht, wenn ja - vergib mir bitte "


    Er wollte keinesfalls aufdringlich oder unverschämt wirken, dazu mochte er Ezra Ben Abraham viel zu sehr.



    Sim-Off:

    *Plutarch, dIE EINGEGANGENEN ORAKEL(De defectu oraculorum)[Kap. 17: Der Tod des Pan
    ** https://www.imperiumromanum.ne…e=1._J%C3%BCdischer_Krieg

  • Sim-Off:

    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird



    Ezra ben Abraham, Buchhändler


    Ezra ben Abraham war in der Tat erfreut darüber, dass Tiberios alles gleich verstanden und so bereitwillig aufgenommen hatte. Er sah sich in erster Linie mehr als Händler, denn als Rabbi, doch machte es ihm doch Vergnügen sich zur Abwechslung einmal wieder mit jemand Außenstehenden über seinen Glauben zu unterhalten. Die Alexandriner waren bei all ihrem Forschungsdrang eben doch meist immer noch viel zu verbohrt bei diesem Thema.


    Er nicht und begann: "In der Tat kann unser Gott auch ein grausamer sein, wenn wir an die Sint..." doch weiter kam er nicht mehr, da in diesem Augenblick der junge Alexandros beschlossen hatte nachhause zu wollen. Ganz das reiche (vielleicht etwas verzogene?) Kind das er war, machte er auch einen Scherz über eine mögliche Strafe, für Tiberios, was eher weniger nach dem Geschmack von Ezra ben Abraham war. Er hielt generell wenig von der Sklaverei als Institution.
    Er neigte den Kopf in Richtung von Athenodoros' Sohn. "Sei versichert, kleiner Herr, dass es mir ein Vergnügen war mich mit deinem Freund hier zu unterhalten. Er hat mich nicht belästigt, im Gegenteil."


    Schön langsam kam also das Ende dieser Zusammenkunft in Sicht, weshalb er als nächstes sagte: "Es gibt nichts zu vergeben, keine Angst. Kommen wir nun zur Bezahlung, dann könnt ihr nachhause gehen und weiter das Ragnarök studieren." Ein kleiner schelmischer Seitenblick auf Alexandros, dann nannte ihnen Ezra ben Abraham die fällige Summe.

  • Sim-Off:

    Rückblick ANTE DIEM XV KAL NOV DCCCLXIX A.U.C - ein halbes Jahr , BEVOR Tiberios nach Roma verkauft wird



    Es war nicht meine Absicht, dich zu unterbrechen, Ezra Ben Abraham, ich weiß schon , dass das unhöflich war! Bitte sei nicht böse auf mich !“, sagte Alexandros zerknirscht.. Bei den Bene Attar )* galt, was bei allen Stämmen Palmyras, ja vielleicht sogar bei allen Orientalen Sitte
    war : Die Alten waren besonders zu ehren, und ein Junge hatte ihnen nicht ins Wort zu fallen. Auch Alexandros war so erzogen worden.


    Doch die gute Laune des Jungen kehrte zurück, als Ezra ben Abraham die Summe für den Pytheas und das wundersame Ragnarök nannte. Er liebte es, wertvolle Dinge sein Eigentum zu nennen.


    Der Preis war hoch , aber gerechtfertigt.


    Tiberios hoffte einen Moment lang , er hätte nicht die gesamte Summe dabei – dann hätte er die Möglichkeit gehabt, Alexandros nach Hause zu begleiten und in die Schriftenhandlung zurück
    zukehren , um vielleicht das Gespräch wieder aufzunehmen , doch Athenodoros ließ sich, wenn es um Ausgaben für seinen einzigen Sohn ging, nicht lumpen.
    In Tiberios‘ Beutel befanden sich nicht nur Silbermünzen, sondern sogar Golddrachmen , und das Geld reichte aus.


    Der junge Sklave bat Ezra ben Abraham darum , ihm über beide Werke eine Rechnung auszustellen .
    Dann nahm er sein Deuteronómion und Pytheas' "Perì toi Okeanoi", der für Alexandros‘ Unterricht bestimmt war, in den Arm , als handle es sich um zwei Schätze.
    Er war immer glücklich , wenn er mit neuer Lektüre die Schriftenhandlung verließ, doch diesmal war auch der kleine kyrios glücklich.


    „Chaire – alles Gute,, Ezra ben Abraham und vielen Dank !“, sagten beide. Zwei hochzufriedene Kunden machten sich auf den Heimweg.


    *

    Sim-Off:

    hier erklärt Tiberios seinem dominus die Stämme in Palmyra https://www.imperiumromanum.ne…?postid=916910#post916910

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