Eine Taverne wollten sein Herr und sein Kamerad also eröffnen, so so. Na dann.
Ein motiviertes Vorhaben, besonders, wenn man nebenbei seinen Militärdienst absolvierte und noch ein Backfisch von zwanzig Jahren war. Terpander hatte die Nachricht mit mildem Amusement zur Kenntnis genommen. Seine Belustigung galt weniger den beiden engagierten Milites, als vielmehr der römischen Gesellschaft, die das ermöglichte. Zu seiner Zeit wäre es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sich neben dem Militärdienst noch einer anderen Passion zu widmen. Generell wäre es ein Unding. Der Soldat lebte in seiner Vorstellung ganz und gar für den Dienst an der Waffe und starb für seine Götter und seinen Stamm. Oder er fand Mittel und Wege, sich vor dem Militärdienst zu drücken, aber nur halbherzig bei der Sache zu sein, war für ihn unverständlich. Ganz oder gar nicht. Alles andere erschien Terpander höchst befremdlich. Aber die Römer handhabten eben alles ein wenig anders, was für Terpander in dem Fall nur gut war. So hatte er auch nach seiner Zeit als Lehrer noch eine Daseinsberechtigung für seinen Herrn.
Terpander durchwanderte die Viertel in der Nähe zur Castra Praetoria. In der Subura gab es bereits genügend Tabernae, er suchte ein freies Haus außerhalb der Stadtmauer, so nah wie möglich an der Castra. Ein wenig Egoismus musste auch einem Sklaven gestattet sein, besonders wenn man Terpander hieß. Er fand ein Haus mit einer Ladenzeile im Untergeschoss, das heruntergekommen aussah und leerstand. Eine Rückfrage bei einem Nachbarn ergab, dass es tatsächlich zum Verkauf stand. Der führte ihn zum Besitzer, der gar nicht weit davon entfernt in einer besseren Ecke wohnte und aus Altersgründen das Geschäft aufgegeben hatte. Aufgrund des großen Renovierungsbedarfs war das Haus gar nicht mal so teuer. Terpander notierte sich die Adresse, den Preis und den Namen des Besitzers.
Dann war ihm wieder langweilig. Momentan lebte er in regelrechtem Luxus. Seine Jugend hatte er in wortwörtlich spartanischen Verhältnis gelebt, was keine Kunst war, wenn man genau dort aufwuchs, aber der Überfluss, in dem er gerade schwelgte, machte ihn eher träge, als dass er ihm auf Dauer genügen würde, um sich wirklich wohl zu fühlen. Terpander wollte einen Sinn in seinem Dasein spüren, eine Wirkung seiner Taten. Sich den ganzen Tag dem Müßiggang hinzugeben, war nicht sein Ding.
Er kratzte seine Brust über der neuen Tunika und blickte in die Richtung, in der die Castra lag. Wie er seinen Herrn, dessen Freund und ihre Kameraden beneidete. Aber Jammern war ebenso nicht sein Ding. So kaufte er sich noch etwas zu Essen - Scato hatte ihm genügend Geld dagelassen, als dass er mit seinen geringen Bedürfnissen etliche Wochen davon hätte überleben können - unternahm noch einen Spaziergang, um die Gegend kennenzulernen und kehrte dann zurück in die Taberna. Morgen würde er seinen Herrn über das preiswerte Haus in Kenntnis setzen.