„Ein Medium ist wie der Name schon sagt, ein Vermittler zwischen Menschen und Göttern. Das ist diese Barbarin nicht. Wir Weisen aus Alexandria haben verschiedene Namen für Wesen, die Besessenheit auslösen, aber im Griechischen würde man ihn als kakodaimon, einen bösen Geist, bezeichnen.“
Hairan hätte die Angelegenheit in bunten Farben ausmalen können, aber der Mann vor ihm sah nicht so aus, als wolle er allzu viel hören. Er war in Hairans Augen der typische römische Militärknochen, was in diesem Fall knappe klare Auskünfte und keinerlei künstlerische Ausschmückungen bedeutete, alles andere würde die Geduld des Urbaners überstrapazieren.
Hairan sah Cerretanus durchdringend mit seinen schwarzen Augen an:
„Nichts aufgefallen, was meine Erklärung belegt? Überlege, o edler Furius Cerretanus: Eine Unempfindlichkeit gegen Schmerzen vielleicht, so dass ihr Peitschenschläge, die einen starken Mann in die Knie zwingen würden, nicht das Geringste ausmachen?
Lästern und Lachen in Situationen, in denen ein junges Mädchen zweifellos klagen und weinen würde?
Diese erstaunliche Widerstandskraft und den Hass gegen das Menschengeschlecht geben ihr der böse Geist ein.
Und denk nicht, wie es nahe läge, ein edler Römer könnte das Problem mit einem gezielten Schwerthieb lösen! Kaum wäre die Sklavin tot, würde sich der rasende Kakodaimon auf sein nächstes Opfer stürzen, vielleicht sogar auf ein Mitglied der glorreichen gens Furia.“
Hairan schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf. Ihm war gerade der Gedanke gekommen, nicht nur nichts für die Sklavin bezahlen zu müssen, sondern sie geschenkt zu bekommen und Geld obendrein:
„In meiner Heimat ...äh Alexandria, gibt es nur eine Möglichkeit, mit solch einem Wesen fertig zu werden. Es muss in die Obhut der Magoi oder Zauberpriester gegeben werden. Denn wisse, der Kakodaimon hasst alle Lebenden so sehr, dass er mit seinen Drohungen oft wahre Weissagungen ausspricht. Hat nicht auch das besessene Mädchen Kyriakos vorausgesagt, sein Lupanar werde brennen? War es nicht so?
Nur meine bescheidene Person kann den bösen Geist kontrollieren und seine Weissagekraft in den Dienst der Menschheit stellen.
Wenn du möchtest, o edler Sohn des Mars, mache ich einen Kaufvertrag fertig, ich habe einen befreundeten Notar in...bei der Hand. Wie war noch die Vereinbarung?
Du übergibst mir die Sklavin sowie hundert Denare, sobald sie aus dem Carcer kommt?“