Seit domina Furia Stella es angedeutet , und der Ianitor Aischylos Tiberios gesagt hatte, dass eines Tages ein Lupanarbesitzer namens Kyriakos in der Casa Furia aufgetaucht war, der wegen Eireann Geldforderungen an Appius Furius Cerretanus gestellt hatte, dachte der furische Sklave an diese rätselhafte Angelegenheit.
Aischylos hatte den Fremden „Kyriakos“ genannt , und er war offensichtlich der Besitzer des nun nicht mehr existierenden Lupanars „Ganymed“.
Eireann war irgendwie in diesen Brand verwickelt und saß deshalb nun im carcer der Cohortes Urbanae.
Den domini wollte Tiberios nicht mehr damit kommen. Ein Sklave, der seine Herren ständig mit privaten Angelegenheiten belästigte, fiel irgendwann lästig ,und seinem Gefühl nach hatte er sich schon weit genug aus dem Fenster gelehnt.
Tiberios nahm sich vor, diesen Kyriakos aufzusuchen und nachzufragen. Irgendwo musste der Mann nach dem Brand untergekommen sein, das war herauszufinden.
Der Lupanarbesitzer war ein weiteres fehlende Mosaiksteinchen oder zumindest der Weg dorthin.
Tiberios machte sich wenig Illusionen, da er keinerlei offizielle Funktion besaß, musste er den Lupanarbesitzer, der vermutlich wie ein Lupo dachte, für seine Zeit bezahlen, auch wenn er einfach nur mit ihm reden wollte.
Er brauchte also zumindest für den Anfang etwas Geld.
Das einzige von etwas Wert, das Tiberios im Moment besaß, waren die drei Schriftrollen des griechischen Romans Chaireas und Kallirrhoe von Chariton von Aphrodisias. Ursprünglich hatte er sie an Eireann verschenken wollen, die sich im carcer bestimmt langweilte, doch dort durfte man für Gefangene nichts Privates abgeben.
Tiberios wußte nicht einmal, ob seine tabula bei Eireann angekommen war.
Mit Geschenken für Freunde war Tiberios gerne großzügig, aber seine Bücher zu verkaufen, um Geld dafür zu bekommen, das tat ihm leid.( Zumal er gehofft hatte, irgendwann einmal seiner domina damit eine Freude zu machen, wenn ihr der Sinn nach einem Liebes- und Abenteuerroman stände.)
In der hora quinta auf dem Mercatus angekommen, verbarg Tiberios die Bronzetafel, die ihn als Besitz des Gnaeus Furius Philus auswies, unter seiner Tunika. Keinesfalls wollte er Anlass zu Gerede über die Furier geben oder den fälschlichen Verdacht erwecken, jemand sei in Geldnöten.
Der junge Grieche nahm die Schriftrollen und suchte sich einen Platz gegenüberden Trajansmärkten, was nicht so einfach war, da es schon sehr viele ambulante Händler gab. Außerdem drängten Kunden aller Stände, von Damen mit ihrem ganzen Gefolge an Sklaven und Sklavinnen bis hin zu halbnackten Barbaren. durcheinander. Leider war der Ort auch für Taschendiebe berüchtigt, weshalb Tiberios froh war, ab und an einen Urbaner in Uniform zu sehen.
Tiberios klemmte sich zwei der Rollen in einer metallenen Rollenhülle unter den Arm und nahm die dritte so in der Hand, das der Titel lesebar war.
Chaireas und Kallirrhoe
Langes Stehen an einer Stelle war er als Scriba gewöhnt, das konnte er, wenn es sein musste, stundenlang durchhalten.
Tiberios hoffte jedoch, dass bald ein potentieller Käufer vorbeikommen und ihm 20 Sesterzen für den Roman bezahlen würden. Er wollte nicht den ganzen Tag hier verbringen, sondern so bald wie möglich in die Subura
aufbrechen..