Verkaufstüchtige Zwillinge

  • Tiberios trank durstig das angebotene Rosenwasser aus; dann besann er sich auf seine gute Erziehung, verbeugte und bedankte sich bei dem Inhaber des "Duften Viri"; aber immer noch war er erbittert:


    „Fortuna sei dank, du erinnerst dich an mich, dominus Viridomarus!“, stieß er hervor:
    „Castor und Pollux sind mitnichten göttliche Zwillinge, vom Himmel herabgestiegen, sondern vom Tartaros selbst ausgespien. Sie boten mir ihre Parfümproben an, aber als ich nicht wollte, haben sie mich überall betastet wie hekatoncheires, mich umklammert und als ich mich dann gewaltsam befreite, rief der eine: Schneid ihm die Kehle durch! - und es war, als wäre ich unter Harpyen geraten.
    Ich musste diesen Dieben Kleidung und mein gesamtes Geld überlassen und bin halbnackt geflohen – den Göttern sei Dank hat dieser freundliche Mensch mir gerade meine Sachen gebracht. Aber deine Verkäufer haben mir erstens fünfzig Sesterzen geraubt, zweitens Chiton und Chlamys zerissen und die dazugehörige Bronzespange verbogen. Nicht aufzuwiegen ist die Todesangst, die ich ausgestanden habe.“


    Tiberios schwieg nun, während Hyazinthus fröhlich bestätigte:
    „Ja, das hat er gewiss , als wäre er zwischen Sphinx und Charybdis geraten!“
    Nicht Sphinx, Skylla, dachte Tiberios.


    Jetzt mit dominus Viridomarus und Nubius an seiner Seite fühlte er sich schon sicherer und atmete tief durch.

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    Castor & Pollux


    "Wir haben uns nur gewehrt", meinte Castor. "Der Wicht hat Pollux gebissen. Dort sieht man es! Dabei haben wir es nur gut gemeint."


    "Und er hat Castor mit dem Kopf fast die Zähne ausgeschlagen!", ergänzte Pollux. "Indem er uns angriff, hat er die Götter beleidigt, die uns hinabsandten. Da hat er natürlich die Antwort erhalten."


    Die Zwillinge blickten Tiberios mordlüstern an, indem sie zu beiden Seiten um den muskulösen Leib von Nubius herumspähten, um sich sein Gesicht einzuprägen. Den Griechen würden sie sich holen. Wenn nicht heute, dann an einem anderen Tag.

  • "Natürlich erinnere ich mich an Dich Tiberios. Sie boten Dir ganz sicher meine Parfümproben an, denn eigentlich sollten die beiden Hübschen Kundschaft werben. Es war ihre Aufgabe gut betuchten Passanten die neusten Düfte zu präsentieren, damit diese in mein Geschäft aufsuchen um entweder genau jene Düfte zu kaufen oder etwas mehr. Nun kurzum sie sollten damit das Interesse am duften Viri wecken.


    Ich habe Deine Schilderung zur Kenntnis genommen Tiberios und die meiner beiden Angestellten Castor und Pollux. Beide sind noch neu in ihrem Beruf, geradezu blutjunge Anfänger. Das wird Dich von Deinem Schrecken nicht kurrieren, aber es wird Dir vielleicht eine Erklärung sein.


    Das die beiden Jünglinge nicht vom Himmel gesandt wurden, habe ich gerade auch feststellen müssen. Allerdings gehört es sich auch nicht, wie ein Hund andere Leute zu beißen Tiberios.


    Es steht immer noch im Raum, wer zuerst handgreiflich wurde. Natürlich gibt jeder dem anderen die Schuld. Aber so wie Du nicht ausgeraubt werden darfst bis auf die nackte Haut, so darfst Du auch keinen der Zwillinge beißen oder die Zähne ausschlagen.


    Hier kann nur eine Schlichtung helfen, denn die Urbaner zu rufen würde uns alle in großes Unglück stürzen. Du bekommst Deine Sachen zurück, beziehungsweise Du hast sie schon zurückerhalten. Hinzu kommt, dass dies hier wohl Dein Geldsäckchen ist, dies bekommst Du ebenfalls zurück.


    Die Schäden die Euch allen entstanden sind, tragt Ihr selbst meine Lieben!Die Wunden wie auch die zerrissene Kleidung! Hättet Ihr Euch alle etwas gemäßigt verhalten, wäre weder ein Kleidungsstück zerrissen worden, noch eine Lippe aufgeplatzt.


    Trink noch einen Schluck gesüßtes Rosenwasser auf den Schrecken Tiberios. Euch reicht Nubius neue Tücher, die Lippe sieht schon besser aus.


    Und Ihr beiden werbt bitte freundlich und höflich ohne die Kunden zu bedrohen. Wir wollen Kunden in den Laden bekommen und keine Urbaner. Ich habe einen Ruf zu verlieren und hat man erst den Ruf verloren hat man alles verloren. Und Ihr verliert gleich mit, denn wo es kein Geld gibt, gibt es auch nichts zu verdienen", erinnerte Viri streng.


    Etwas zögerlich händigte Viri Tiberios den Geldbeutel aus, Viridomarus war kein Mann der sich leichtfertig von Geld trennte. Aber hier musste es sein, dieses Geld stand ihm nicht zu. Das Geld musste freiwillig in seinen Laden getragen werden. Nubius reichte derweil den beiden Zwillingen neue Tücher, damit die Lippe verarztet werden konnte.


    "Nubius, Du begleitest Tiberios gleich zur Sicherheit nach Hause. Der Schreck sitzt ihm sicher noch in den Knien. Vorab bekommt er eine Massage von Charilaus, die Zwillinge bekommen ihre Massage nachdem sie aufgehört haben zu bluten. Ich hoffe das beruhigt die Gemüter und Geister", erklärte Viri. Nubius nickte knapp, dass er den Befehl verstanden hatte.


    "Und was machen wir mit Dir mein junger Freund Hyazinthus? Wer ist Dein Besitzer?", fragte Viri neugierig.

  • Dominus Viridomarus sprach gütig und abwägend wie ein weiser Mann, aber der furische Sklave war sich nicht sicher, ob er wirklich den Ernst der Lage begriff: Die Zwillinge hatten damit gedroht, Tiberios die Kehle durchzuschneiden, das waren keine blutjungen Anfänger, die übereifrig gewesen waren, sondern - mit Blut hatten sie bestimmt zu tun - sicarii, Dolchmänner oder Raubmörder, und wenn er sich nicht losgerissen hätte, hätten sie ihn vielleicht sogar getötet.


    Bei dem Wort „Urbaner“ wurde Tiberios jedoch blass, denn ein Punkt kam dazu, den Viridomarus nicht angesprochen hatte:
    Die Urbaner würden es vielleicht so sehen, dass ein Sklave gar keine Hand gegen freie Männer erheben dürfe, nicht einmal in Notwehr.
    Indem Tiberios die Schlichtung vollumfänglich annahm, würde er den guten Namen seiner domini vor Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bewahren.


    Daher nahm sich Tiberios zusammen; zitierte aber das Wort des Sokrates auf Griechisch:
    „ to adikeín tu adikeistai kakion - Besser Unrecht leiden als Unrecht tun.“

    verneigte sich vor dominus Viridomarus und nahm seinen Geldbeutel in Empfang:
    „Ich danke dir für die Rückgabe meines Eigentums und deine Güte, Herr", sagte er so klar und ruhig, wie es ihm möglich war:
    „Ich danke dir besonders für das sichere Geleit von Nubius und auch für die gewährte Massage.“


    Er folgte Nubius, nicht ohne noch einen kurzen, abschätzigen Blick auf die Zwillinge zu werfen. So ganz geschlagen ging der junge Grieche ja nicht.



    >>> Zum duften Viri




    Der einzige, der fröhlich dreinschaute, war Hyazinthus.


    Auch wenn „Leonis“ und der feine Ladenbesitzer wohl doch nicht Vater und Sohn waren, so etwas Aufregendes hatte er selten erlebt. Endlich einmal würde er den Mitsklaven etwas Interessantes, natürlich etwas ausgschmückt mit Heldentaten von seiner Seite, zu erzählen wissen.


    Als Dominus Viridomarus nun so freundlich fragte, wer sein Besitzer sei, nahm Hyazinthus seinen Besen in die Hand:
    „ Ich bin Eigentum der Verwaltung der Traiansmärkte, edelmütiger Dominus, Putzkolonne, drittes Obergeschoss“, antwortete er und stellte sich, Brust raus, Bauch rein so hin, wie er sich einen Helden vorstellte.

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    Castor & Pollux


    Den Zwillingen fielen fast die Augen aus, als Viridomarus ihr mit Blut verdientes Geld verschenkte. Und der kleine Grieche war so unklug, das Geschenk anzunehmen und ihnen ihr Geld zu stehlen. Im Leben der Zwillinge gab es einige unverzeihliche Frevel.


    Ein unverzeihlicher Frevel war, wenn jemand einem von ihnen weh tat.
    Ein unverzeihlicher Frevel war, wenn jemand sie bestahl.
    Ein unverzeihlicher Frevel war, jemandem etwas zu schenken.


    Der Grieche war todgeweiht.


    Sie beobachteten mit Raubtierblicken, wie Tiberios nach hinten ging. Als er sie kurz ansah, zog Pollux langsam den Daumen über seine Kehle. Sie waren schlau genug, zu verstehen, warum sie die Massage als Zweites erhalten sollten - Viridomarus wollte Tiberios Zeit verschaffen, sich unbemerkt zu verdrücken. Die Zwillinge warfen sich gegenseitig Blicke zu und verstanden einander. Mit einem süßen Lächeln verneigten sie sich vor Viridomarus und gingen rückwärts in Richtung Ausgang.


    "Für heute haben wir genug gearbeitet, wir brauchen eine Pause."


    "Und wir sind verletzt. Wir kommen wieder, wenn uns erneut danach ist, für dich zu werben, oh dufter Viridomarus."


    "Wenn Charilaus dereinst Pause braucht, versüßen wir sie ihm gern, sag ihm das. Er bekommt Rabatt, weil er so gut zu uns war. Wir werden auch gut zu ihm sein."


    "Einstweilen aber leb wohl, reicher Mann!"


    Die Zwillinge verschwanden zeitgleich rückwärts nach draußen. Die beiden Tücher, die Viridomarus ihnen umgelegt hatte, nahmen sie mit. Und dann bezogen sie Stellung. Vielleicht war es der Wille der Götter, vielleicht nur ein glücklicher Zufall, dass ihnen ein alter Stammkunde über den Weg lief. Nachdem das Ganymed den Flammen zum Opfer gefallen war, hatte er die Zwillinge nicht mehr gesehen und war außerordentlich erpicht darauf, die beiden sofort mitzunehmen. Bei der Summe, die er ihnen in Aussicht stellte, brachen sie das Lauern ab und begleiteten ihn nach Hause.


    Für heute würde Tiberios unbehelligt die Trajansmärkte verlassen können.

  • Charilaus schaute kurz aus den hinteren Räumen, aber die Zwillinge verließen rückwärts den Laden und schon waren sie weg. Dabei hatten sie Viri ein sehr freundliches Angebot unterbreitet, aber ehe er zusagen konnte waren sie schon weg. Nun vielleicht sah man sich noch einmal, was Chari hoffte.


    Dann brachte Nubius schon den nächsten Kunden, den Charilaus freundlich empfing und weiter nach hinten führte. Er fühte Tiberios zu einer abgetrennten Liege und deutete darauf.


    "Wie ich gehört habe, sollst Du eine Massage bekommen. Lege Deine Kleidung ab und mach es Dir bäuchlings bitte auf der Liege gemütlich", bat der junge Mann und klopfte auf die Liege.


    Nubius schob Tiberios ein Stück näher zu Charilaus, eine stumme Aufforderung ruhig das Angebot anzunehmen. Nubius verschwand wieder nach vorne in den Laden, um dort seine Aufgabe wahrzunehmen - für Ordnung und Ruhe zu sorgen.


    Viri beobachtete wie die Zwillinge von dannen zogen, ohne dass er sie aufhalten konnte. Die beiden Schlitzohren waren nicht dumm. Sie hatten seinen Schlichtungsversuch durchschaut und waren ihm aus dem Weg gegangen. Nun Nubius musste Tiberios dann nach Hause begleiten, denn so wusste Viri nicht wo sich die Zwillinge befanden. Bei einer Massage hatte er es sehr wohl gewusst.


    Trotz allem Ärger hoffte er die beiden werbewirksamen Zwillinge kamen wieder. Es musste doch möglich sein sie auf Spur zu bringen. Ihnen deutlich zu machen, was wichtig und richtig war.


    Viridomarus nickte zustimmend, als Nubius wieder seinen Posten bezog.


    "Ich werde mit der Marktverwaltung der Märkte sprechen und ein Angebot unterbreiten. Hast Du Kontakt zu Deinen Herren? Könntest Du ihnen ausrichten, dass ich Dich erwerben möchte? Dann komme dem nach und Du hast fortan hier eine gute Arbeit", sagte Viri zu dem jungen Mann.

  • Tiberios hatte die Geste, die Pollux ihm andeutete, gesehen und war zusammen gezuckt. Beim nächsten Male des Aufeinandertreffens würde er sie nicht überrumpeln und weglaufen können, das war ihm klar. Die Zwillinge waren zu zweit und trotz ihrer lieblichen Erscheinung jeder kräftig und auf den anderen eingespielt.
    Er hoffte darauf, dass Nubius ihm durch seine bloße Anwesenheit beschützen würde, und nahm sich vor, die nächste Zeit die Traiansmärkte ( Zwillinge!) und die Subura (Kyriakos!) zu meiden. Wie schnell es doch ging, dass man weite Umwege laufen musste!


    „Salve, Charislaus!“, sagte Tiberios freundlich zu dem jungen Mann, der ihn erwartete und einladend auf die Liege klopfte.


    Er zog seine Kleidung, die er gerade vor kurzem wieder angezogen hatte, von neuem aus und schwang sich In dem mit einem Vorhang abgetrennten Raum bäuchlings auf die Liege, um sich den Händen des kundigen Masseurs zu überlassen:


    >>> Nach den Zwillingen



    Und Hyazinthus?
    Er konnte kaum glauben, was er von Dominus Viridomarus zu hören bekam. Hatte er denn einmal in seinem Leben etwas gut und richtig gemacht?
    „Du würdest mich wirklich kaufen wollen, edler Dominus?“, fragte er und wurde über und über rot vor Freude:
    „Ich fühle mich gerade als wie Ganymed, als Iuppiter ihn auf das Kapitol getragen und zu seinem Kellner gemacht hat!
    Die Marktverwaltung hat ihr Officium im Untergeschoss, o werter Dominus.“


    Jetzt würden die anderen Sklaven, die ihn gerne ärgerten und reinlegten, staunen. Hyazinthus, der nichtsnutzige Hyazinthus, war heute so hilfreich gewesen, dass ein feiner Herr ihn vom Fleck weg kaufen wollte, jawohl.
    Dieser Tag wurde immer besser für ihn.

  • Hyazinthus war scheinbar ganz baff, das Viri ihn kaufen wollte. Der junge Bursche hatte ein ansprechendes Aussehen, war flink und schnell mit dem Mund und dem Verstand. Zudem hatte er scheinbar eine blühende Fantasie, passend zu seinem Blumennamen. Was gab es besseres für einen Verkäufer?


    In einigen Jahren würde Hyazinthus Fantasie verblüht sein und zurück blieben graue, eintönige Gedanken die sich farblich kaum von seiner Tunika unterscheiden würden. Wollte Viri ihn bei sich beschäftigen, dann musste er jetzt handeln und das würde er.


    "Führe mich hin, dann mache ich die Sache direkt klar. Ich denke Du würdest Dich gut hier im Geschäft machen. Aber eines nach dem anderen", sagte Viri und deutete Hyazinthus an vorzugehen.

  • Hyazinthus führte Dominus Viridomarus zu dem Officium der Geschäftsverwaltung im Erdgeschoss in der Nähe des Eingangs.
    Der anwesende Verwalter war ein Libertus in gehobener Position, und als er den reichen Thraker erblickte, grüßte er sehr höflich: „Salve, Patron Viridomarus! Der Segen des Mercurius sei mit dir“, denn die eindrucksvolle Gestalt des Inhabers des „Duften Viri“ war auch denen ein Begriff, die das Vergnügen noch nicht persönlich hatten.
    Dann aber sah er Hyazinthus mit seinem Besen und dem Scheuerlappen, und sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich:
    „Ich nehme an, du kommst, um dich über Hyazinthus zu beschweren? Dieser Junge hat den Kopf einfach immer in den Wolken und baut Mist, Patron.
    Sei gewiss, wir sparen hier an Peitschenhieben nicht; ich lasse sofort nach dem Sklavenaufseher schicken.“


    Hyazinthus ließ den Kopf hängen. Jetzt bekam der prächtige, freundliche Dominus bestimmt einen schlechten Eindruck von ihm.

  • Viridomarus schaute sich im Officium der Geschäftsverwaltung neugierig um. Die Begrüßung war freundlich, aber über das Gesicht des Verwalters zogen dunkle Wolken als dieser Hyazinthus erblickte.


    "Salve und Abundantia Segen für Dich. Es ist richtig, dass ich wegen Hyazinthus hier bin. Sein Kopf schwebt tatsächlich in den Wolken und genau aus diesem Grund möchte ich ihn erwerben. Für Euch und Eure Reinigungstruppe als Geschäftsverwaltung dürfte er sagen wir mal eine besondere Herausforderung sein. Ich hingegen würde mich über diese Herausforderung freuen. Also was soll der junge Sklave kosten? Nennt mir einen angemessenen Preis und wir alle drei schließen diesen Geschäftstag heute glücklich ab", erklärte Viri freundlich.

  • .Dem Freigelassenen fielen fast die Augen aus dem Kopf, aber er fing sich schnell wieder:
    „Das kann ich leider nicht selbstständig entscheiden, Patron, da muss die Verwaltung ran. Doch ich glaube, es wird kein Problem geben. Mehr als hundertfünfzig Sesterzen für den da kann ich mir nicht vorstellen. Du wirst einen schriftlichen Vertrag bekommen, Patron Viridomarus"


    Die Summe erschien Hyazinthus sehr hoch für seine Person, und auch er bekam große Augen. Unwillkürlich suchte er Schutz bei Viridomarus‘ massiger Gestalt.


    Der scheint ja regelrecht in seiner Gunst zu stehen, dachte der Freigelassene. Nachher bekomme ich noch Ärger, weil ich nicht schnell genug diesem reichen Herren gefällig war.
    Viel freundlicher sagte er:
    „ Wenn du möchtest, Patron, kannst du ihn ja gleich mitnehmen, obwohl wir ihn vermissen werden, unseren Hyazinthus.“


    Der junge Sklave lächelte freundlich, verneigte sich, lehnte den Besen an die Wand und legte den Lappen dem Verwaltungs- Libertus auf den Tisch:
    „Ich habe besonders diesen Putzlumpen ja geliebt wie Iason das Goldene Vlies, aber ich glaube, er gehört euch .“, sagte er:
    „Danke für alles und vale bene, Marktverwaltung!“


    Mittlerweile drängten sich die anderen Reinigungssklaven heran, denn sie waren fertig mit ihrer Arbeit. Ein Gemurmel ging durch ihre Reihen.
    „Hyazinthus verlässt uns. Der reiche Dominus Viridomarus möchte ihn kaufen.“

  • Viridomarus nickte zufrieden, ihm war die Gesichtsentgleisung des Verwalters nicht entgangen. Ebenso wenig dass Hyazinthus Schutz bei ihm gesucht hatte. Nun Viri konnte es ihm nicht verdenken, er war immerhin freundlich, sah gut aus und duftete gut. Zudem hatte er vor den jungen Burschen aus der Tretmühle der Reinigungskräfte zu befreien. Da konnte man es schon mal mit der Angst zu tun bekommen. Ein neuer Lebensabschnitt wartete auf Hyazinthus.


    "Das verstehe ich, wer würde nicht das sonnige Gemüt des jungen Hyazinthus vermissen? Aber mach Dir darüber keine Sorgen, bei mir ist er gut aufgehoben. Die Verwaltung kann keinen Wolkenkopf benötigen, ich hingegen schon. Gut auf Deine mündliche Zusage hin, nehme ich Hyazinthus direkt mit. Lass mir bitte schnellstmöglich den Vertrag zukommen. Es war erfreulich mit Dir Geschäfte zu machen. Wir sehen uns", sagte Viri freundlich und wartete ab, bis Hyazinthus seine Arbeitsutensilien bei dem Verwalter abgegeben hatte.


    Als dies erledigt war, schob Viri den jungen Mann nach draußen und führte ihn zurück zu seinem Geschäft. Er gab Hyazinthus ein Zeichen und kramte in seinem Geldbeutel.


    "Du gehst Dir gleich gemeinsam mit Charislaus eine neue Tunika kaufen. Vorher geht ihr in die Therme. Dort reinigst Du Dich gründlich von Kopf bis Fuß. Frage Charislaus ob die Reinigung ausreichend ist, er entscheidet ob Du sauber genug für die neue Tunika und Dein Leben hier bist.


    Der ganze Dreck muss runter Hyazinthus. Erst danach kannst Du hier vorbereitet werden. Die Tunika darf 15 - 20 Sesterzen kosten. Alles darüber ist Wucher, Charislaus wird aufpassen. Die Therme sind kostenlos, dass weißt Du hoffentlich. Falls nicht hast Du es nun erfahren. Gedulde Dich bis Chari mit seiner Arbeit fertig ist und dann zieht Ihr los. Du kannst Dich gerne schon einmal hinten in den Räumlichkeiten umschauen. Zur Zeit haben wir nur einen Kunden in Behandlung und er wird von Charislaus bedient. Ihn störst Du bitte nicht", sagte Viri und drückte Hyazinthus 20 Sesterzen in die Hand.


    "Obdachtmit dem Geld mein Guter", erklärte Viri und macht sich dann direkt wieder an die Arbeit.


    Hyazinthus wusste das er sich umschauen sollte und er konnte mit den beiden Mädels im Hintergrund schon mal bekannt machen und sich einiges zeigen lassen, bis Chari für ihn Zeit hatte.

  • Hyazinthus, der noch nie zwanzig Sesterze auf einem Haufen gesehen hatte, nahm die Münzen in die Hände, als befände sich ein gefangener Vogel oder ein gefangener Frosch zwischen ihnen.


    Auch wenn er „Leonis“ nicht seinem Vater hatte zuführen können, gehörten doch Geschichten über verlorene Söhne und wiedergefundene Väter zu seinen Lieblingsgeschichten. Nun schien es, als sei er selbst in eine solche Geschichte geraten, wenn auch nicht Vater und Sohn, sondern Herr und Sklave.


    Ein großzügiger Dominus! Eine neue Tunika!


    Und er, dies entzückte ihm am meisten, sollte etwas lernen dürfen!


    Bisher hatten alle gesagt, Hyazinthus tauge zu nichts anderem als den Boden zu wischen. Obwohl – ein wenig hatte er gelernt. Er wusste, wie man Flecken aus Marmor bekam und die schönen Wandmosaike zum Glänzen brachte.


    Andächtig ging der junge Sklave, die Hände immer noch vor sich hin gestreckt, zur Taberna des Duften Viri zurück.


    Jeder hier in den Traiansmärkten kannte die anmutigen, hervorragend ausgebildeten Sklaven des Dominus Viridomarus; und da sollte er nun dazu gehören.
    Hyazinthus lächelte und konnte sein Glück kaum fassen.


    >>> Zum duften Viri

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