Grundausbildung - Taue und Knoten

  • Auch nach einem Tag an Deck und mit verschiedenen andere Aufgaben war die Ausbildung noch nicht vorbei. "Hier! Fang! Kannst du Knoten?" Einer der Soldaten aus Hegetors Stube warf ihm ein kurzes, dünnes Tau zu. "Als Nauta musst du knoten können. Zeig' mal, ob du eine Schlaufe rein machen kannst, die groß genug ist, dass deine Faust durch passt."

  • Reflexartig fing ich das zugeworfene Seil, und schaute meinen Kameraden verblüfft an. Öhm ja klar kann ich Knoten binden. Welcher soll es denn sein? Ich würde jetzt einen doppelten Palstek binden.? Ich war nicht sicher, ob dieser die Aufgabe erfüllen würde. Dennoch versuchte ich es. Ich legte das Seil doppelt, formte eine Schlinge und zog die Schlaufe durch das entstehenden Auge, so dass die Schlinge groß genug für eine Faust war. So? Wollte ich wissen?

  • "Test bestanden! Du kannst was!" Die Soldaten schienen mit ihrem neuen Kameraden zufrieden zu sein. "Ums Tauwerk müssen wir uns jeden Tag kümmern, genauso wie um die Segel. Aber an die lässt der Velarius nicht jeden ran. Also gibt's erst einmal nur Taue für dich." Einer der Soldaten deutete auf zwei Weidenkörbe voller verschiedener Taue, die am Rande des Ganges vor der Stube standen. "Im rechten Korb sind einfache Taue und Leinen. Die müssen alle durchgesehen und an den Enden gespleißt werden. Kannst du spleißen? Wenn nicht macht nix, zeigen wir dir dann mal. Im anderen Korb ist diverses Zeug. Mal sind Knoten zu viel drin die raus müssen und mal fehlen Knoten und Schlaufen. Schnapp dir was du magst und wenn du nicht weiter kommst einfach fragen!"

  • Das hatte scheinbar weniger mit der Ausbildung zu tun, als vielmehr mit einem ersten echten Auftrag. Darüber freute ich mich sehr, da mir damit eine gewisse Anerkennung zu Teil wurde. Ist gut Jungs. Ich mach einfach mal los. Ich stand auf schnappte mir einen der klapprigen Hocker, und setzte mich neben den linken Korb. Ich griff mir ein Tau nach dem anderen und sortierte alle zunächst der Stärke nach. Sodann machte ich mich daran unerwünschte Knoten zu entfernen, was mitunter ein schwieriges Unterfangen darstellte. Einige Knoten schienen lange in den Selen gewesen zu sein, was sie entsprechend hartnäckig machte. Mit Geduld und Ausdauer bekam ich aber auch diese heraus. Nun machte ich mich daran, Seile und Taue gleicher Stärke zu verbinden, um daraus wieder einsatzfähiges Material gewinnen zu können. Als alle brauchbaren Teile verbunden waren, schnitt ich die überstehenden Enden ab, und sammelte den nun wirklich nicht mehr brauchbaren Rest in dem geleerten Korb. Ich muss wohl zwei Stunden zu Gange gewesen sein, als ich endlich fertig war. Fertig Jungs. Verkündete ich meinen Kameraden, die offenkundig mit anderen Vorbereitungen beschäftigt waren. Stolz zeigte ich meine beiden einsatzfähigen Taue vor. Ich hab getan, was ich konnte. Die müssen nun auch noch an den Enden gespleist werden. Das müsstes ihr mir aber wirklich noch mal zeige. Bat ich freundlich.

  • Die anderen Soldaten gingen auch ihre Arbeiten nach und kümmerten sich ebenfalls um Seile und Taue, während andere schon in der Stube auf der Kochstelle das Abendessen bereiteten. "Sehr gut! Fleißig!", lobte einer der Männer, als der Neue mit dem fertigen Ergebnis ankam. Er schaute sich das Ergebnis sorgfältig an und ließ die Taue durch die Hände gleiten. "Sieht gut aus!" Er nickte seinem neuen Kamerad anerkennend zu und schnappte sich dann eines der Enden.


    "Spleißen. Wenn man's kann ganz einfach. Du nimmst das Ende und zerlegst es in die einzelnen Fasern. Eine handbreit, mehr nicht. Dann nimmst du zwei Fasern, überschlägst sie so und ziehst sie in Gegenrichtung runter. Siehst du?" Er führte die Handgriffe langsam vor. "Jetzt die nächste, einmal rum und auch nach unten. Und die letzte genauso. Nicht zu fest ziehen und nicht zu locker lassen. So muss es aussehen." Er zeigte einmal das Zwischenergebnis von allen Seite. "Dann drehst du das Endstück locker ein bisschen gegen die Drehrichtung der Fastern, so dass du hier ein paar lockere Lücken bekommst. Siehst du. Und da flechtest du jetzt die losen Fasen rein. Immer abwechseln, eine lose, eine vom Seil. Siehst du? Und dann einmal kräftig glattziehen. Darf keine Knubbel haben und ist einfach nur ein bisschen dicker als der Rest vom Seil. Hier." Er reichte das Ende herüber. "Alles gesehen? Dann am anderen Ende nachmachen!"

  • Aufmerksam beobachtete ich einen Handgriff nach dem anderen. So kompliziert war es tatsächlich nicht. Ah in Ordnung! Hab’s glaube ich verstanden. Gelassen nahm ich das Seil entgegen und drehte es so, dass ich in Ruhe am anderen Ende arbeiten konnte. Die kräftig gedrillten Fasern zu lösen bereitete mir keine größeren Schwierigkeiten. Nachdem ich diese, wie erläutert eine Handbreit gelöst hatte, überschlug ich jede Einzelne und zog die anschließend in Gegenrichtung fest. Letztlich flocht ich die Fasern in das Seil ein, und zog es nach bestem Wissen und Gewissen glatt. So etwa?, wollte ich von meinem Kameraden wissen. Mir war klar, dass mein Ende doch deutlich knubbeliger war, als das des Kameraden. Es war aber immerhin auch mein erster Versuch, und bekanntlich war noch kein Meister vom Himmel gefallen. Erwartungsvoll reichte ich das Seil zur Prüfung zurück.


    Sim-Off:

    Ich bin nun im Stand der Ehe. Es war letzte Woche daher etwas stressig. Mal sehen. Vielleicht gibts eines Tages auch SimOn eine Ehe. :).

  • Der Soldat schaute seinem neuen Kameraden aufmerksam zu und nahm das Ergebnis am Ende prüfend in die Hand. "Ja, fürs Erste nicht schlecht." Er zog ein wenig hier und da, um noch ein paar Knubbel etwas zu glätten, schien ansonsten aber zufrieden zu sein. "Kann man so lassen. Ist aber nicht das erste Tau, das du in deinem Leben in der Hand hast, oder? Erzähl mal, was hast du bisher gemacht?" Beiläufig legte er das fertige Tau zu Seite und griff sich ein neues, damit sie während der Plauderei weiter arbeiten konnten.


    Sim-Off:

    Herzlichen Glückwunsch! :) Alles Gute für den weiteren, gemeinsame Lebensweg.

  • Die Arbeit machte hungrig. Mehr und mehr stieg mir der Duft der Speisen in die Nase, die die Kameraden draussen zubereiteten. Dieser versprach mehr, als der schlechte Ruf des Militäressens. Ich hoffte bald etwas zwischen die Kiemen zu bekommen und einen ersten entsprechenden Eindruck zu erhalten.
    Da ich die Verpflegungszeiten noch nicht einschätzen konnte, rückte ich meinen Hocker näher an den Kameraden, griff mir das andere Ende des Taus und half ihm bei der Arbeit.
    Nee nee. Ich bin von Beruf Fischer. Eine intakte Takelage ist meine Fang und Lebensversicherung gewesen. Ich hab die Taue stets mit meinem Vater in Schuss gehalten. Eigentlich haben wir im Rhenus gefischt. Ab und zu sind wir auch den Fluss hinab, bis ins Meer gefahren. Unsere Nussschale inklusive der Takelage hat so manchen Sturm überstanden. Mit unseren bescheidenen Mitteln müssen wir es also halbwegs gut hinbekommen haben. Während ich so erzählte, flocht ich ein weiteres Stück an mein Tauende. Kannst mir mal bitte das Messer geben?Wollte ich wissen, da wiedermal einige Fasern abgeschnitten werden mussten. Nachdem ich diese erhalten hatte, schnitt ich akkurat Faser um Faser zu. Insgesamt wollte ich aber eines Tages mehr aus meinem Leben machen und diesen dann doch ärmlichen Verhältnissen entkommen. Was lag da näher, als es bei der Marine zu probieren. Und wenn, dann natürlich gleich richtig, bei einer der Hauptflotten des Reiches. Selbstverständlich war klar, dass ich auch bei der Rhenusflotte hätte anheuern können. Dass ich das aber nicht tun konnte, um ein kriegerisches Treffen mit meinem Bruder zu vermeiden, musste ja nicht jeder wissen. Sag mal, wann gibts denn hier eigentlich was zum einschmeißen? Das plockern macht doch ganz schön hungrig.

    Sim-Off:

    Besten Dank. :)

  • "Ach, sieh an, ein Fischer. Da bist du nicht der einzige hier in der Truppe. Aber kein Wunder, dass du dich dann schon auskennst." Der Soldat schien erfreut, keinen blutigen Anfänger als Kameraden bekommen zu haben und hörte dessen Lebensgeschichte weiter zu. "Essen ist gleich fertig", beantwortete er dann die Frage, ohne zur Kochstelle zu schauen. Wenn man lange genug dabei war, wusste man, wer wie lange zum Kochen braucht.


    Tatsächlich rief der Kamerad an der Kochstelle wenig später zum Essen und alle Naute der Stube konnten ihre Teller oder Essnäpfe füllen. Auch in den Stuben nebenan wurde ungefähr zur selben Zeit gegessen, so dass die typische Mischung aus klapperndem Geschirr und gefräßiger Stille über dem Gang vor den Stuben lag, während sich der Duft der verschiedenen Speisen zu einer undefinierbaren Mischung vermengte.

  • Großartig!Bemerkte ich erfreut. In Ruhe fädelte ich die letzten Fasern ein, legte dann das Tauende auf den Hocker und folgte meinen Kameraden nach draußen. Es roch phantastisch nach allerlei Gemüse und gekochtem Fisch. Hungrig stellte ich mich hinten in der Reihe an. Immerhin war ich der neue und wollte bei der Essensausgabe nicht negativ auffallen. Als ich dran war, wurde meine Schüssel bis zum Rand mit einem Gemüsefischeintopf gefüllt. Dazu reichte mir der Kamerad noch ein Viertel Leib Brot und einen Liter mit Wasser gemischten Wein. „Wie im Himmel!“, dachte ich so bei mir. Zufrieden schlenderte ich mit meiner Verpflegung dem Kameraden hinterher, mit dem ich gerade gearbeitet hatte. Ich ließ mich auf dem Hocker nieder, trank einen großen Schluck Wein, und begann zu essen. Mit vollem Mund fragte ich: Sag mal, ist das Essen hier immer so gut? Um dann zu bemerken. Oh verzeih! Wie heißt du eigentlich und welche Aufgabe hast du hier so übernommen?

  • "Kommt drauf an, wer kocht", grinste der Soldat. "Geht grundsätzlich reihum in der Stube. Aber wer es gar nicht hinbekommt, dem nehmen die Kameraden es gerne ab und er muss sich dafür bei anderen Sachen nützlich machen." So ging Kameradschaft in der Armee.


    "Ich bin Ortiagon", stellte sich der Soldat dann nach ein paar Bissen vor. "Ich habe keine speziellen Aufgaben. Kochen lassen mich die Kameraden, mit Tauen komme ich klar, auf Segelflicken habe ich ohnehin keine Lust. Einfacher Nauta und stolz drauf, das schon seit Jahren zu sein." Er nahme wieder einen Happen seines Abendessens. "Hast du Ambitionen auf was bestimmtes?"

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