[Cubiculum] Gnaeus Iulius Labeo


  • Der Sklave brachte ihm ein paar Kleinigkeiten als verspätetes prandium und Labeo ließ es sich schmecken, danach verspürte er nicht übel Lust auf eine ausgedehnte (und ebenfalls verspätete) meridiatio.

  • Erst nach Gespräch und Essen mit Cincinnatu und dem Flavier kam Labeo in sein Kämmerchen, dass er weiterhin für sich hatte - ob der geringen Fülle der Familienmitglieder hier in Roma.


    Doch nicht nur in der Casa auch in seinem Kopf gab es einen Unterdruck bezüglich der anwesenden Familienmitglieder. Er musste immer wieder an seinen Vater denken, den er viel zu wenig gekannt hatte. Sie hatten sich überhaupt nur selten gesehen.


    Labeo legte sich auf sein Bett und starrte an die Decke er war hundemüde, doch schlafen konnte er nicht. Was sicherlich nicht daran lag, dass das Bett viel weicher und bequemer war als die Pritsche in der Barracke - aber er bildete sich dies ein und legte sich daher auf den Boden. Als auch dies ihm nicht zu einer meridiatio verhalf wurde er unruhig, legte sich wieder auf Bett. Aber der Unterdruck verließ ihn nicht.


    Also ging er wieder in die Stadt. Er würde seinen verstorbenen vergöttlichten Ahnen ein Opfer bringen - ihnen, allen vergöttlichten Caesaren um seines Vaters zu gedenken. Vorher würde er aber seine militärische Tunika nach einem Bad gegen eine andere Tunika, vor allem aber gegen eine Toga tauschen, die seinem Trauer angemessen war. Also gekleidet und gesäubert ging er in die Stadt.

  • Er hatte mit Cincinnatus und Lucanus gespeist. Er hatte das Opfer dargebracht, er hatte eine Diebin verfolgt, er war Verus begegnet. Viel erlebtes für einen Tag. Daher legte er sich am Abend ins Bett und schlief tief und fest.


    Am nächsten Morgen oder besser gesagt schon fast gegen Mittag kam ein Sklave, weil jemand einen großen Weihestein gebracht hatte und bezahlt werden wollte. Labeo schlurfte aus dem Bett und nahm aus einer Tasche das letzte Geld was er hatte. Wenn die Erbschaft nicht bald kam, würde er sich etwas leihen müssen, aber auch das war es wert.


    Er bezahlte also den Stein, nachdem er sich zuerst einigermaßen angezogen hatte und ihn sich angeschaut hatte. Er gefiel ihm, so dass der Steinmetz die vereinbarte Summe bekam. Dann musste er sich erst einmal frisch machen, etwas essen und dann den Stein zum Mausoleum der Iulier bringen, wo er ihn aufstellen wollte. Aber alles der Reihe nach, dachte sich Labeo und begann den Tag.

  • Am Abend dieses Tages, der mit dem Aufstellen des Steines sehr belegt war, kam Labeo nur noch zurück um seine Sachen zu holen. Er hatte einen Wagen gefunden der ihn nach Misenum zurückbringen würde - rechtzeitig.


    Er konnte sich glücklich schätzen. Viele Erlebnisse in Roma. Das gelungene Opfer. Er hatte das Geziemende getan - und mehr.


    Er verabschiedete sich von Sklaven und Freien in der Casa und machte sich gen Misenum auf - in den Stützpunkt.

  • Labeo war nach der Erlaubnis eine Heimaturlaubes schnell nach Roma geritten und war in der Casa angekommen. Es hatte nicht lange gedauert bis die Sklaven sein cubiculum hergerichtet, vom Muff befreit und aufgewärmt hatten.


    So verstaute er seine Sachen und legte sich auf die Kline und tat etwas, was er lange nicht getan - er las. Nach einigen Stunden nahm er ein prandium ein und wunderte sich etwas, dass tatsächlich niemand seiner familiares in der casa zu sein schien. Wie immer verstreut, dachte er sich.


    Nach einer Siesta - er war solche Dinge kaum noch gewohnt, auch das Bett war merkwürdig weich. Ging er in Richtung der Castra Praetoria, wo er den Grabstein seines Vaters hatte aufstellen lassen,auf der Via Tiburtina Vetus.

  • Nachdem Iduna die Weinkaraffe und den Kelch in die Küche gebracht hatte und dort der alten Coqua helfend zur Hand ging. Wurde sie auch schon mit den Worten davon gescheucht dss sie doch mit Sicherheit wichtigere Aufgaben zu erledigen hatte. Richtig. Von Phocylides hatte sie die Anweisung des Cubiculum des iulischen Gastes vorzubereiten. Zum Glück war Iduna Cubicularia ihres verstorbenen Dominus gewesen und wusste somit was von ihr verlangt und gefordert wurde. Dieses Cubiculum unterschied sich in nichts der anderen Räume in der Domus Iulia.


    Die Reisetruhe des Iuliers hatte man bereits herbei getragen und Iduna deutete unter das Fenster.
    “Dort steht sie gut.“
    Murmelte die Rothaarige sn sich selbst gewandt. Als sie wieder alleine zurück blieb und begann die Kissen des Bettes aufzuschütteln. Auch die Decke schlug die Rothaarige pflichtbewusst zurück. Denn bestimmt war Iulius Labeo erschöpft und müde von der Reise. So dass er sich erst einmal ausruhen wollte. Wenn ihm denn der Sinn danach stand.


    So verharrte Iduna in der Nähe der Türe auf Dominus Iulius Labeo. Bereit ihm sofort behilflich zu sein, sollte er sein Cubiculum betreten. Hoffentlich war auch alles nach seinen Wünschen eingerichtet.

  • Nur sehr langsam war Labeo durch die Gänge der Domus geschlichen, die Neuigkeiten, die der Majordomus zu berichten hatte, waren nicht nur einGrund für die Stille im Haus gewesen, sondern hatten auch Labeos Stimmung angeschlagen. Eigentlich wäre es Zeit für ein frugales Mahl, aber selbst wenn er seine Verwandten nicht wirklich kannte, die den Styx überqueren mussten, waren es doch ein Neffe und eine Nichte zweiten Grades gewesen, so dass ihm der Appetit vergangen war und nicht nur der eigentlich wollte er....


    Und so ging er seinen Gedanken nach, als er am Cubiculum ankam. Er sah unter dem Fenster im letzten fast freundlichen Licht des Abends seine Reisetruhe stehen voll mit Erinnerungen und winterharter Kleidung, Dieser Anblick lies ein Lächeln aus der trauerschweren Tiefe der Gedanken aufsteigen. „Sic Transit...“ begann er zu murmeln als er Iduna neben der Tür warten, oder besser ihm aufwarten sah.


    Oh, du wartest auf mich. Das ist ja sehr aufmerksam., dann machte Labeo ein paar Schritte in sein neues Cubiculum. Er wollte einen Scherz machen, aber es fiel ihm keiner ein. „Ein schöner Raum, alles ist gut vorbereitet. Gut. Du kannst, dann gehen, Iduna. Ich werde mich direkt zurückziehen.“


    Aber noch bevor Iduna hätte antworten oder der Aufforderung nachkommen können, fuhr er fort:


    Nur noch eine Frage - warum wollte der Majordomus, dass Du das officium verlässt, bevor er mit dem Bericht über die traurigen Ereignisse angefangen hat?“


    Er hätte sich auf die Zunge beißen können. Er kannte diese Sklavin nicht einmal, und jetzt stellte er schon wahrscheinlich ziemlich persönliche Fragen. Aber gefragt ist gefragt und er wollte es ja auch wissen.

  • Diensteifrig hatte sich die Rothaarige sogleich an die Erfüllung ihrer aufgetragenen Aufgabe begeben. Denn auch wenn der iulische Gast nur einmal alle zwei Monate in der Domus Iulia zu Besuch kam. So war es eine Selbstverständlichkeit das Cubiculum säuberlich und ordentlich herzurichten. Und Iduna konnte sich von ihren düsteren Gedanken ablenken. Denn wieder einmal sah Iduna die leblosen Körper ihres Dominus und Iulia Phoebe vor ihrem geistigen Auge. Und bemerkte wie ihre Finger zitterten, als sie die Kissen aufschüttelte.


    “Ob ihre Mörder je gefasst werden?“
    Murmelte die Germanin und verkrallte unbewusst ihre Finger im Kissen. Ein leises seufzen entwich Idunas Lippen, als sie ihre Finger vorsichtig aus dem Kissen löste und den Stoff mit noch immer bebenden Fingern glattstrich. Dann erst bettete sie das Kissen, zu den beiden anderen an das Kopfende des Bettes und strich ein letztes mal über die aufgeschlagene Bettdecke.


    Die letzten strahlen der Sonne fielen in just dem Augenblick in das Zimmer und hüllten Iduna vom vergehenden Licht ein, als der iulische Gast sein bezugsfertiges Cubiculum betrat. Automatisch senkte Iduna ihren Kopf und spitzte ihre Ohren, als seine Stimme erklang.
    “Maiordomus Phocylides hat gesagt ich soll mich um dich kümmern Dominus.“
    Antwortete Iduna mit ihrer samtweichen Stimme, die der furische Sklave bereits gelobt hatte. Doch bisher hatte Iduna keine Zeit gefunden Domina Iulia Graecina auf den Wunsch lectrix zu werden, angesprochen. Dafür hätte sie später noch immer Zeit.


    Dann wünschte der Iulier auch schon alleine gelassen zu werden und Iduna nickte artig. Bereit sich herum zu drehen und Iulius Labeos Cubiculum zu verlassen. Als er sie aufhielt und die Rothaarige in seine Richtung blickte. Bevor sie ihren Blick wieder auf ihre Fußspitzen heftete.
    “Maiordomus Phocylides hat dir von der Schreckenstat berichtet. Und ich.. ich war es, zusammen mit einem Haussklaven.. wir haben Dominus Iulius Caesoninus und Domina Iulia Phoebe gefunden. Überall war so viel Blut.“
    Und während Iduna sprach, erbleichte sie sichtlich und fing an zu zittern. Offensichtlich hatte sie dieses Trauma noch immer nicht verarbeitet.

  • Er wusste, dass er nicht hätte fragen sollen. Das arme Ding begann zu zittern und wurde bleich. Ganz wie die vielen traumatisierten Kameraden oder auch die Stadtbewohner nach Überfällen oder, oder, oder. Und auch er selbst, als er das erste Mal als Optio die meisten der ihm anvertrauten Soldaten verloren hatte. Ja er kannte es. Sprechen und Ruhe hatten ihm geholfen, aber auch die Arbeit.


    „Beim allen Göttern! Das tut mir leid.“ sagte Labeo mit der weichesten Stimme, die ihm zur Verfügung stand, Ich hoffe Du hast Freunde oder einen Gefährten mit dem Du reden kannst. Hat Dein Besitzer Dir Zeit gegeben, dass Du die Bilder verarbeiten kannst, die Du gesehen hast?“


    Das musste er einfach fragen, jetzt wo das Thema angesprochen war, konnte er sie nicht einfach wegschicken. Das wäre grausam gewesen.

  • Am liebsten wäre es Iduna gewesen, wenn der Iulier ihre Worte einfach übergangen hätte. Denn dies taten die meisten Domini. Dieser junge Römer jedoch nicht. Und so wurde die Germanin sichtlich bleich und versuchte das zittern ihres Körpers unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich schluckte Iduna vernehmlich und starrte demonstrativ zu Boden. Denn nicht nur ihr Körper zitterte. Auch ihre Augen schimmerten auf einmal feucht. Ihr Dominus hatte noch so viele Pläne die er zu verwirklichen gedachte. Und jetzt weilte er nicht mehr unter ihnen. Einfach so aus dem Leben gerissen. Ein grausames Schicksal.


    Als sich der Iulier dann wortreich zu entschuldigen begann, blickte Iduna mit glänzenden Augen zu ihm empor. Und verstand nicht wieso er sich entschuldigte.
    “Wieso entschuldigst du dich Dominus?“
    Plapperte Iduna ohne nachzudenken hervor und musterte den Iulier mit großen Augen. Bevor die Germanin hart schluckte und ihre schlanken Finger miteinander verkrallte.
    “Mein Gefährte hat sich von mir abgewandt. Angus möchte mit mir und seiner Tochter nichts mehr zu tun haben. Und das muss ich akzeptieren.“
    Ohne jegliche Emotion entwichen diese Worte den Lippen der Rothaarigen. Auch wenn man bei genauerem hinsehen das beben ihrer Unterlippe allzu deutlich erkennen konnte.


    “Mein Besitzer ist.. war Dominus Iulius Caesoninus, Dominus.“
    Antwortete die Germanin auf Iulius Labeos Worte und senkte erneut ihren Kopf.
    “Es ist nichts mehr, wie es vor dieser Straftat war. Über der Domus Iulia liegt ein grauer Schleier der Trauer, der niemals ganz gelüftet wird.“
    So empfand es zumindest die iulische Sklavin.

  • „O Merda“, entfuhr es Labeo. Die junge Sklavin sah aus als würde sie gleich zusammen brechen. Sie schien sich krampfhaft unter Kontrolle bringen zu wollen, aber ihr Körper sandte Signale aus, die eine andere Sprache sprachen.


    Und ja die Situation der Germanin hätte kaum schlimmer sein können, als Teil der Erbmasse mit einem offensichtlich sehr jungen Kind, mit dem Trauma und zusätzlich, so schien es Labeo, hatte sie Caesoninus sogar geschätzt. Er setzte sich aufs Bett und ließ sich in die Kissen sinken, dann schaute die Sklavin nahezu mitleidig an. Danach richtete er sich auf und straffte auch seine Gesichtszüge wieder, bevor er versuchte tröstliche Worte dem Gehege seiner Zähne entfliehen zu lassen:


    „Ein grauer Schleier sagst Du, hm, das kann ich verstehen. Es wird Dir nicht sogleich viel nützen und Du wirst es mir jetzt nicht glauben. Aber, wir Römer haben einen Sinnspruch:Tempus miscet tristitia laetis. Was Du brauchst ist Zeit. Und Freunde mit denen du reden kannst“.


    Er überlegte, was er Iduna noch mit auf den Weg geben könnte. Und... du brauchst Ruhe. Und die brauche ich jetzt auch. Wenn du keine anderen wichtigen Aufgaben hast, kannst Du mir für morgen früh den Barbier einbestellen. Meine Vorgesetzten wollen eine Frisur sehen, die einem römischen Soldaten angemessen ist.

  • Bei den hart hervor gestoßenen Worten des iulischen Gastes, zuckte Iduna unwillkürlich zusammen. Hatte sie etwas falsches gesagt oder Worte die ihn überhaupt nicht interessierten? Gefiel ihm sein Cubiculum etwa doch nicht? Wollte er Veränderungen? Wirre Gedanken kreisten der Rothaarigen durch's Köpfchen und ließen sie schließlich leise aufseufzen. Dabei wollte sie dem Gast in der iulischen Villa einen angenehmen Aufenthalt bereiten und ihn nicht mit ihren Problemen belasten. Aber er hatte doch danach gefragt und Iduna war zur Wahrheit erzogen worden.
    “Habe ich etwas falsches gesagt Dominus?“
    Dabei linste die Germanin aus dem Augenwinkel in Richtung des Römers empor und verschränkte ihre Finger hinter ihrem Rücken.


    Als sich der Iulier dann jedoch auf das Bett setzte und sich entspannt in die Kissen lehnte, wurde die Germanin aufmerksam. Diese entspannte Körperhaltung konnte nur eines bedeuten. Iulius Labeo würde sie gleich mit einer wedelnden Handbewegung aus seinem Cubiculum schicken. Oder auch nicht? Denn im nächsten Moment richtete er sich such schon wieder auf und probierte sich an einem Lächeln. Zeitgleich verließen tröstliche Worte seine Lippen.
    “Eine Sklavin hat kaum freie Zeit Dominus. Das möchte ich auch nicht. Denn dann fange ich zu grübeln an und die Albträume kehren wieder.“
    Widersprach sie ihm da oder breitete sie lediglich ihre Meinung vor ihm aus?


    “Ich danke dir für deine freundlichen Worte Dominus. Den Barbier werde ich pünktlich für den morgigen Tag informieren lassen. Vale bene Dominus Iulius Labeo.“
    Verabschiedete sich die iulische Sklavin. Knickste ordentlich und verließ rückwärts gehend das Cubiculum. Jetzt würde sie dem Maiordomus Phocylides eone Notiz zukommen lassen das Dominus Iulius Labeo den Barbier wünschte. Und dann würde sie sich um ihre Tochter kümmern. Vielleicht die Fische im Wasserbecken beobachten.

  • Die Reaktion Idunas auf die zugegebenermaßen derbe Mitleidsäußerung,

    Sim-Off:

    Oh, shit! Wäre wohl die richtige Übersetzung...


    machte Labeo einmal mehr die Notwendigkeit klar zwischen Castra und Casa zu unterscheiden. Etwas was er die letzten 10 Jahre nicht brauchte, aber durchaus vermisst hatte.


    “Nein, nein. Soldatensprache, mehr nicht. Kein Problem“, sagte er deshalb beschwichtigend. Aber so ganz hatte er das soldatisch-flegelhafte nicht abgelegt, was die kurze entspannte Haltung erklärte, die er vor den tröstlichen Worten eingenommen hatte.


    Was dann geschah, amüsierte ihn ein wenig. Iduna, die sich bisher äußerst unterwürfig verhalten hatte, hatte doch auch eine eigene Meinung. Das gefiel Labeo durchaus. Er hatte noch nie etwas mit lebendigen Möbelstücken anfangen können. Er hätte gerne etwas schnippisches erwidert. Aber der Tag war lang gewesen. Und morgen würde er Rom wiederentdecken müssen. Also sagte er nur:
    „Bene, Iduna. Dann tu, was Dir gut tut. Du hast es gerade schwer genug.“


    Er stand wieder vom Bett auf und während er sich zur seiner Reisetruhe bewegte, blickte er Iduna noch einmal an und sagte:


    Ich bin müde. Lass mich nun allein. Vale!


    Als die Sklavin den Raum verlassen hatte - ihre sehr betont unterwürfige Art war schnell zurückgekehrt - seufzte Labeo, öffnete die Reisetruhe und fand neben seiner Winterkleidung auch ein kleines Büchlein, in dem er etwas blätterte, bevor er sich zur Nacht vorbereitete und schnell in einen unruhigen, traumreichen Schlaf fiel.

  • „Ah... nicht den Zopf!“, schrie Labeo als erwachte. Nicht gerade schweißgebadet oder zu verängstigt, denn es war nun kein wirklicher Alptraum, dass ein Barbier käme und seine langen Haare auf das übliche Normalmaß eines römischen Soldaten zurückschnitt, wenn es denn mit Stil und Geschmack geschähe, aber traurig wäre es denn doch, wenn es passierte. Und da fiel es ihm wieder ein es würde ja passieren. An diesem Tag, nach der ersten Nacht in der Urbs.


    Also machte er sich bereit, wusch sich, ließ ich ein paar Früchte bringen und einen Trunk und er erkundigte sich, ob denn der Barbier bald käme, was ihm positiv beantwortet wurde. Also beschloss er zu warten und dabei ein wenig in der kleinen Schrift zu blättern, die er am Abend aus seiner Reisetruhe geholt hatte.

  • [Blockierte Grafik: https://s12.directupload.net/images/200928/lfw2fzwy.jpg]
    Laurentius Orestius, Barbier


    Wenn er am späten Abend für den folgenden Morgen in eine dieser protzigen Domus bestellt wurde ahnte der alte Laurentius immer schon Böses. Meist Färbungsunfälle, oder was in den letzten Monaten irgendwie in Mode gekommen war - verkohlte Haare. aber was ihn an diesem Morgen erwarten sollte stellte echt alles in den Schatten.
    Salve, mein Herr, oh beim Iupiter, was ist denn hier passiert rief er aus, als er Iulius Labeo sah. Einen Mann im besten Alter, körperlich in guter Verfassumg aber mit Haaren, on nein, wirklich unwürdig einem Römer.


    Ihr seid Iulius Labeo, wie ich vermute. Was habt ihr denn mit... nein es eine Perücke, oder? ihr habt Euer Haupthaar nicht so verkommen lassen, oder?


    Labeo war durchaus erstaunt von dieser forschen Anrede. Er hatte den Barbier erwartet und saß in seinem Cubiculum als dieser hereingestürmt war und der sogleich - ohne sich vorzustellen - sich an Labeos Haartracht zu schaffen mac/te.


    Doch, doch, das ist mein Haupthaar. Monatelanges waschen nur mit Meerwasser und die tägliche Sonne auf den Schiffen die Dich und die Deinen verteidigen haben ihre Auswirkungen... sagte er in einem halb gespielt halb echt ärgerlichen Tonfall.


    Bene, Bene... aber das erklärt noch lange nicht das hier..., erwiderte der Barbier den geflochtenen Zopf in Händen haltend, den Labeo hochgebunden zu tragen pflegte.Ist das Kunst, oder kann das weg?


    Fuhr der alte Barbier fort, durch sein lautes selbstverliebtes Lachen ausdrückend, dass er diesen Zopf abschneiden würde, koste es was es wolle.


    Labeo seufzte, Ja, dieses Stück kann ab, muss ab. Auch wenn es mich an eines der schönsten und gefährlichsten Jahre meines Lebens erinnert. Meine Zeit bei den Ingwäonen...hach.


    Der alte Barbier zog eine Augenbraue hoch. Die Berufsehre forderte es, dass er nachfragte, aber diese ausländische Heldengeschichte wollte er nicht hören, aber esmusste sein; „Bei den Ingwäonen?“

  • Tatsächlich hatte die rothaarige Sklavin nach dem Barbier schicken lassen. Natürlich hatte sie dies nicht selbst getan. Der iulische Maiordomus hatte schließlich den Barbier in die Domus Iulia bestellt, um aus Iulius Labeo wieder einen römischen Bürger zu machen. Bei diesen Worten musste Iduna leise schmunzeln und lenkte ihre Schritte in Richtung der Culina. Der iulische Gast hatte mit Sicherheit Hunger. Die Worte des Maiordomus waren eindeutig. Solange Dominus Iulius Labeo als Gast in der Domus Iulia weilte, war sie ihm zugeteilt. Ein Gedanke der die Rothaarige erfreute. Denn so hatte sie zumindest wieder eine Aufgabe innerhalb der Sklavenschaft der sie sich widmen konnte.


    Als die kleine Germanin vor Dominus Iulius Labeos Cubiculum ankam, wartete sie zuerst noch einige Augenblicke. Bevor sie ihre Hand hob und vorsichtig gegen die Türe pochte. Dann wartete Iduna, bis sie herein gebeten wurde. In ihren Händem balancierte sie ein Tablett, auf dem eine Schale mit Früchten, ein Becher, sowie ein Krug mit verdünntem Wein stand. So wartete die Rothaarige bis ihr die Türe geöffnet wurde oder sie von drin Dominus Iulius Labeos Stimme vernahm.

  • Einen ganzen langen nordischen Winter habe ich in einem Dorf der Ingvaeonen verbracht, die sich selbst allerdings anders nennen und bei anderen wiederum als Angeln bekannt sind., begann Labeo zu erzählen, oder vielmehr zu dozieren, als er von einem Klopfen unterbrochen wurde. Der Barbier atmete auf, was Labeo zwar bemerkte, er hatte auch den gelangweilten Unterton in der Nachfrage bemerkt, aber es war ihm egal gewesen, da er das Erzählen seiner Erlebnisse üben wollte, vielleicht könnte er sie später einmal sogar niederschreiben und veröffentlichen, falls die Karriere bei der Garde nichts werden würde.


    So wollte er auch gerade erneut ansetzen, als ihm das Klopfen wieder in den Sinn kam. „Ja, herein!“, rief er und deutete dem Barbier an eine Pause zu machen.

  • Mit dem Tablett in den Händen wartete die Rothaarige vor dem Cubiculum des iulischen Gastes und balancierte das Tablett in ihren Händen. Hatte Iulius Labeo ihr klopfen womöglich gar nicht gehört? Nur wie sollte sie auf sich aufmerksam machen? Hm. Vielleicht sollte sie das Tablett kurz zu Boden stellen und dann anklopfen? Gesagt getan. Und Iduna pochte gegen die Türe. Bevor sie das Tablett wieder vom Boden aufnahm und ruhig vor der Türe verharrte. Vielleicht befand sich der iulische Gast schon gar nicht mehr in seinem Cubiculum? Dann wartete die Rothaarige vergeblich vor der verschlossenen Türe. Vielleicht hätte sie sich bei Phocylides erkundigen sollen ob sich Iulius Labeo überhaupt noch innerhalb der Domus Iulia aufhielt.


    Gerade wollte Iduna zu einem weiteren klopfen ansetzen, als ihr nun doch die Türe geöffnet wurde.
    “Ich habe eine Erfrischung für dich vorbereitet Dominus.“
    Erklärte die rothaarige Germanin mit leiser Stimme und streckte dem Römer das Tablett entgegen. Würde er ihr das Tablett abnehmen oder sollte sie ihn bedienen? Den Barbier hatte Iduna noch gar nicht bemerkt. Erst dessen räuspern ließ Iduna zusammen zucken und in Richtung des Barbier blicken.
    “Ich werde später wieder kommen Dominus.“
    Murmelte die kleine Cheruskerin hastig und wich auch schon einige Schritte zurück. Denn die Arbeit des Barbier wollte sie unter keinen Umständen behindern.


    Und dennoch war es einzig und alleine die Entscheidung des Iuliers ob Iduna blieb oder ging. So wartete die Rothaarige abwartend und mit gesenktem Kopf.

  • Es war Iduna, die rothaarige Germanin, die ihm anscheinend vom Majordomus an die Seite gestellt worden war. Er könnte sich wohl daran gewöhnen, zumindest im zivilen Leben eine oder einen persönlichen Sklaven zu haben. Sie hatte eine Erfrischung und Früchte dabei,, seh aufmerksam, dachte er sich und sagte: „Sehr aufmerksam! Du kannst, wenn Du keine anderen Pflichten hast, bleiben und mich mit dem Obst versorgen, während Orestius hier seine künstlerischen Eingriffe vollbringt


    Dann setzte er sich wieder auf den Stuhl den der Barbier als Barbierstuhl verwendete und deute dem Barbier an, dass er fortfahren sollte. Und Labeo tat tads gleiche, indem er sprach:

    Also, wo war ich.. ja... meine Zeit bei den Ingveonen, oder auch Angeln, oder auch Sigulonen. Wir hatten den Auftrag bekommen eine germanische Händlergruppe, die es irgendwie nach Londinium geschafft hatte wieder sicher nach Hause zu eskortieren. Und dabei, naja einiges über die Beschaffenheit ihres Landes in Erfahrung zu bringen. Ein contubernium sollte die Händler begleiten, auf einem Handelsschiff. Und mir wurde die Verantwortung für diese Mission übertragen. Eine einfache Sache - Überfahrt zur Mündung des Albis an Land gehen, mit den Händlern als Sprachmittlern Erkundungen einholen und zurück.


    Es ging Vor allem um succinum, das auch electrum genannt wird, oder auch Bernstein. Du wirst wissen, wie begehrt diese Steine sind und welcher Gewinn sich damit erzielen könnte. Die Händler hatten uns berichtet, dass es nicht weit von ihrer Siedlung eine gewisse Menge gäbe, ... und auch wenn wir niemals dort ankamen, haben wir doch wertvolle Informationen und succinum,succinum sage ich Dir, sammeln können.


    Aber ich springe zu schnell in den Hauptteil“


    Wiederum stöhnte der Barbier, und fragte etwas profan: Was soll ich mit dem abgeschnittenen Zopf hier machen - und hielt angewidert die geflochtenen, nun aber abgeschnittenen braunen Haare, nur einzelne waren ergraut, des Römers demselbigen vor die Nase.


    Labeo schaute irritiert, er blickte sogar fragend zu Iduna, die vielleicht den Wink verstand und ihm etwas Obst reichte. Dann sprach er zum Barbier



    Leg sie erstmal dorthinauf die Truhe. Wir legten ab Ende des Monats septembris. Das war natürlich ein Fehler wie sich später herausstellte. aber den Vorgesetzten war es wichtig so schnell wie möglich aufzubrechen. .Die ersten Tage auf See verliefen ruhig, niemand schöpfte Verdacht. Eine solcheGruppe von Händlern würde immer mit einer Truppe von harten Kerlen unterwegs sein. Alles verlief also nach Plan bis...


    Mit So fertig, der Herr, genehm so? unterbrach Laurentius Orestius der alte Barbier den Redefluss des gerade recht stolzen Soldaten und reichte ihm einen Spiegel, der der Qualität nach zu urteilen aus Sidon kommen mochte.


    Und Labeo nickte ihm zu: „Nur noch eine Rasur, und dann bin ich wieder ein zivilisierter Römer“. er sagte dies mit einer leichten Spur von Ironie und zu Idu;a gewandt.


    Als er dann fortfahren wollte zu erzählen, was auf See passierte, meinte der Barbier zu ihm, mit leicht schnippischem Ton: „Dann müsst Ihr aber die Geschichte unterbrechen, wenn ich rasieren soll, sonst könnte ein unvorhergesehenes Unglück passieren, bei dem am Ende nicht nur der Zopf sondern deren Kopf ab ist.“


    Labeo zog die Augenbrauen hoch. Das war unverschämt, aber auch wahr und irgendwie auch lustig. Also entschied er sich zu lachen und sagte: Oh natürlich Meister, das wollen wir ja beide nicht.


    So konnte der Barbier sein Werk vollenden. Er packte seine Werkzeuge ein, nahm sich - auch das gelinde gesagt dreist - beim Herausgehen ein paar der Trauben, die Iduna für Iulius Labeo gebracht hatte verabschiedete sich aber dann in höflichem Ton. Vale Iulius Labeo, meldet Euch doch das nächste Mal bevor die Haare so barbarisch lang werden...


    Labeo lachte, dieser Laurentius war zwar unverschämt, aber durchaus begabt und trotz allem hatte sich Labeos Laune gebessert. Zu Iduna gerichtet sagte er: Jetzt bin ich ein echter Römer. So richtig stadtfein, Urbs-fein meine ich. Und in die Urbs geht es nun. Wenn Du in der Domus nicht eingespannt bist, kannst Du mich begleiten. ich habe einige Besorgungen zu machen, bevor es morgen wieder in die Castra geht.

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