Spaziergang durch die Felder Hispanias

  • Die Sonne schien und wärmte Iunias Körper, sie liebte dieses Gefühl, neben dem Duft der Blumen war es das Schönste am Sommer, dazu der Anblick der weiten goldgelben Felder und die Gesellschaft von Creticus.


    "Ja, dass kann ich mir vorstellen. Die Hochzeit ist das erste gesellschaftliche Großereignis seit langem, dass Hispania erlebt. Es ist hier eher ruhiger und das gesellschaftliche Leben nicht so ausgeprägt wie in Italia, wo es sicher wöchentlich große Feste gibt. Vielleicht sollte ich auch etwas mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, aber mir gefällt die Ruhe und das Leben auf dem Lande und in letzter Zeit stand mir der Sinn nicht so nach Festen."


    Iunia verstummte für einen Moment.


    "Außerdem gewinnt man hier schon rein geographisch etwas Abstand zum politischen Leben und dem Stress, der damit verbunden ist..."

  • Iunias letzte Worte hallten in meinen Ohren nach, wie recht sie doch damit hatte.
    Doch war es nicht meine Aufgabe sich diesen Dingen anzunehmen?
    Ja, das war es und ich würde mich ihnen stellen - mit meiner ganzen Kraft.


    Ich schob das Thema beiseite.



    "Iunia, lass uns nicht von Politik und all den Sorgen reden die sie mit sich bringt.
    Schon bald genug werde ich wieder in Rom sein wo mich diese Angelegenheiten wieder einholen werden...
    ... lass uns für diesen Nachmittag so tun, als gäbe es keine Politik, keine Sorgen, kein Rom...
    ... lass uns den Tag verbringen als gäbe es kein morgen, unbeschwert, abgeschieden in weiter friedlicher Natur."



    Sanft ließ ich meine ausgestreckte Handfläche über die Kornähren des Feldes gleiten das wir durchschritten.

  • Ich merkte wie sich ein Schatten über Creticus Gesicht gelegt hatte, ich wusste woran er gerade dachte.


    „Ja du hast Recht, wir sollten den Augenblick und die schöne Landschaft genießen, du wirst ohnehin wieder früh genug nach Rom zurück reisen müssen.“


    Wir gingen eine Zeitlang weiter schweigend durch die Felder und die Ähren die meine Arme streiften kitzelten und kratzten zu gleich. Ganz unvermittelt sagte ich:


    "Hoffentlich erwischt uns kein Bauer, sie haben es gar nicht gern wenn man durch die Felder geht und dabei das Getreide niedertritt."

  • Auf Iunias Besorgnis ein Bauer könnte uns erwischen erwiederte ich...



    "Liebe Iunia, selbst wenn, das wäre mir heute einerlei!
    Von mir aus würde ich ihm die ganze Jahresernte ersetzen!
    Sagte ich nicht, lass uns so tun als gäb´s kein morgen..."



    Auf Iunias Gesicht zeichnete sich wieder ein leichtes Lächeln ab, die Luft war erfüllt von herrlichem Duft des Korns, Pollen gleiteten langsam umher, Schmetterlinge tanzten über die Feldblumen...
    ... es war herrlich friedlich, ein Moment des Seiens, für die Ewigkeit!


    Wir schritten weiter nebeneinander her, ich pflückte eine Blume aus dem Feld und steckte sie Iunia in Ihr Haar, die daraufhin herzhaft lachen mußte, sie sah hinreissend aus!


    Wir sahen uns an, ich nahm sie an der Hand und wir begannen zu laufen, liefen durch das weite Feld, tobten ausgelassen...

    ... der Atem ging uns aus, wir ließen uns Fallen, in weiches Feld dass uns sanft bettete...


    ... blickten nach oben in den tiefblauen Himmel über den die Vögel kreisten...


    ... es war...


    ... unglaublich!

  • Um uns herum ragten hoch die Halme mit ihren Ähren auf, außerhalb unserer Lichtung im Kornfeld gab es nichts mehr, einzig allein den Himmel über uns. Es war lange her, dass ich eine solche Freude und solches Glück in mir gespürt hatte wie ich es jetzt tat. Ich schaute in den Himmel und die Sonne schien mir ins Gesicht, so dass ich niesen musste und kurz darauf lachen.


    Ich hörte Creticus neben mir atmen und nahm seine Hand fester, dann drehte ich meinen Kopf zu ihm um und flüsterte, vielleicht aus Angst, dass ich diesen Moment zerstören würde, wenn ich laut sprach.


    "Wäre es nicht schön, wenn es immer so bleiben würde wie jetzt?"

  • Es war Schwerelose die mich überkam.
    Mit geschlossenen Augen lag ich neben Iunia die noch immer meine Hand hielt.
    Wohlige Wärme legte sich auf mich nieder, es war ein befreiendes Gefühl.


    In diesem Moment wurde der Druck Iunias Hand stärker, leise flüsternd nahm ich ihre Stimme wahr.


    'Wäre es nicht schön, wenn es immer so bleiben würde wie jetzt?' ...hörte ich sie sagen.


    Mit einem leichtem Lächeln auf den Lippen öffnete ich meine Augen und drehte mich ihr zu.
    Alles was ich sagen konnte war...



    "Ja, Iunia, das wäre es! Was würde ich darum geben."

  • "Ja, doch solche Wünsche erfüllen einem die Götter nicht, so wird dieser Augenblick vorbeigehen...."


    Ich hielt einen Moment inne und hing meinen Gedanken nach.


    "Sieh, dass Korn, es ist schon fast reif und bald wird das Feld gemäht werden und dann erinnert hier nichts mehr an diesen Augenblick, unsere Spuren werden verschwunden sein."


    Ich hatte meinen Kopf während ich sprach wieder Richtung Himmel gedreht, denn in diesem Augenblick der Wehmut konnte ich ihn nicht ansehen. Irgendwann würden unsere Spuren ganz von dieser Erde verschwunden sein, früher oder später und ich musste daran denken wie zerbrechlich das Glück schon oft für mich gewesen war...
    Ich warf einen Blick zur Seite und entdeckte die Blume, die Creticus mir ins Haar gesteckt hatte, sie musste sich wohl gelöst haben, als ich rückwärts gefallen war. Ich richtete mich auf um sie aufzuheben.

  • Der Wille der Götter, zuweilen kam er mir launenhaft, durchtrieben vor.


    Iunias Worte - ich verstand.



    "Eine reiche Ernte wird die Maht mit sich bringen, unsere Spuren werden weggewischt sein, doch werden neue Samen auf diesen Boden fallen und die Frucht dieses aufgehenden Samenkorns wird sich an diesen Moment erinnern."



    Ich hatte mich wie Iunia bereits aufgerichtet, löste als ich sprach ein Weizenkorn aus einer Ähre und lies es zu Boden fallen.


    Die Sonne war bereits im Sinken begriffen, der Nachmittag war wie im Flug verstrichen.
    Ernüchternd griff die Wirklichkeit nach mir.
    Aus einem Traum gerissen sprach ich leer...



    "Iunia, wir sollten zurück...
    die Stunde meiner Abreise rückt unaufhaltsam näher."



    Wir erhoben uns, lenkten unsere Schritte in die Richtung aus der wir gekommen waren und traten den Rückweg an.

  • "Ja ich weiß, dein Schiff wird bald ablegen." Das hatten sie beide von Beginn ihres Treffens an gewußt, vergessen konnte man es höchstens für einen Moment.


    "Nicht nur das Samenkorn wird sich erinnern, wir werden es wohl auch, allerdings auf andere Weise. Vielleicht sollten wir es auf folgende Art positiv sehen, ich hätte vorher nicht einmal gedacht und damit gerechnet, dass es diesen Moment geben wird."


    Langsam kamen die ersten Häuser der Stadt näher, sie würden sich bald von einander verabschieden müssen.

  • Der Alltag hatte uns wieder.
    Wir schritten langsam in die ersten Strassen der Stadt ein.
    Ein unvergleichlicher Tag neigte sich dem Ende zu.
    Vorbei an so manchem Prachtbau folgten wir der Strasse zum Hafen.


    Der Zeitpunkt des Abschieds war gekommen.
    Die Liburne lag bereit zum Ablegen bereit.



    "Liebe Iunia, ich muss nun gehn.
    Mein Amt verlangt nach meiner Anwesenheit in Rom.
    Die hispanischen Tage, sie sind wohl eine der schönsten in meinem Leben.
    In bester Erinnerung werde ich sie mir bewahren.


    Leb wohl Iunia oder sollte ich sagen, auf bald!?"



    Ich verabschiedete ich mich von Iunia, umarmte sie und gab ihr einen Abschiedskuss auf die Wange ehe ich mich umdreht und Bord meines Schiffes ging.

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