Das Geschäft "Caesareas dufter Viri"

  • Das Geschäft

    "Caesareas dufter Viri"



    Im Luxusgeschäft "Zum duften Viri" bleiben keine Einkaufswünsche für die gehobene Kundschaft offen. Ob betörende Düfte in Form von Parfüms und Räucherwerk, Kosmetik, Pflegeprodukte, Schmuck und modische Accessoires wie Seidentücher und Perücken machen den Einkauf zu einem ganz besonderen Erlebnis.


    Beratung rund um Schönheit und Gesundheit wird bei uns großgeschrieben. Jünger aussehen? Mit uns kein Problem. Haarwuchs erwünscht? Oder einzudämmen? Auch hierfür bieten wir vielfältige Lösungen.


    Ferner kann die edle Kundschaft hier ganz besondere Sklaven erwerben, die den gehobenen Bedürfnisse entsprechen. Von der geübten Kosmetikerin, die ihre Herrin mit entsprechenden Produkten hervorragend zur Geltung zu bringen weiß, bis hin zur Friseuse die sich der edlen Haarpracht der Hausdame annimmt. Gleich ob ihres echten Haares oder wundervollen Perücken.


    Selbstverständlich sind auch Sklaven für den Herrn des Hauses im Angebot.


    Fähigkeiten, Fleiß und Gehorsam machen noch lange keinen guten Sklaven aus. Unsere Odalisken überzeugen zudem durch ihr hervorragendes Aussehen, dass die Schönheit der neuen Besitzer unterstreicht.


    Jetzt ist der "dufte Viri" endlich auch in Cappadocia zu finden und zwar in Caesarea!


    Besucht uns noch heute, alles andere würdet Ihr bereuen. Denn wer möchte sich nicht fürstlich kleiden oder duften?

    Wir erwarten Euch!



    ****

  • Nachdem die wenigen Habseligkeiten eingerichtet waren, besah ich mir die Stadt. Ein interessant aussehendes Geschäft erregte mein Interesse: "Caesareas dufter Viri".

    Ich kann mit dem Namen nichts verbinden, aber es sieht aus als könnte es eines Tages nützlich sein, den Laden zu kennen. Also betrete ich das Geschäft.

    Mir strömen direkt unzählige Gerüche entgegen, Farben zeigen sich in heller Pracht in der teils schattigen Dunkelheit der Ecken der Räume, aber nichts wirkt heruntergekommen oder gar verrucht.


    Ich sehe mich ein wenig um...

  • Ein wohlbeleibter Mann schien dem Gast förmlich entgegen zu schweben. Gut gelaunt und mit freundlichem, runden Gesicht trat er dem Gast entgegen.


    "Salve und willkommen im duften Viri. Mein Name ist Viridomarus und ich bin der stolze Besitzer dieses Geschäftes. Womit darf ich Dir behilflich sein? Möchtest Du Dich erst einmal in Ruhe umschauen? Oder benötigst Du eine Beratung für Dich oder jemanden der Dich entsandte? Wir führen Stoffe und Düfte aus aller Welt, Kleidung, modisches Zubehör aller Art, Pflegeprodukte und wir bieten selbstverständlich auch kosmetische Pflegebehandlungen für Mann und Frau an", erläuterte Viri gut gelaunt.

  • Der Besitzer des Ladens kommt zu mir und spricht mich an. Ich habe ihn nicht gehört, obwohl ich meine Umgebung eigentlich nie unbeobachtet lasse. Er wirkt sehr freundlich und erfreut mich zu sehen. Hat er nicht viele Kunden?!


    "Salve, Viridomarus. Ein interessanter Name... aber ich darf mich nicht beschweren, du wirst das gleiche sagen. Ich bin Elias Pascasius und gerade erst hierher nach Caesarea gezogen. Ich sehe mir gerade die Stadt an, um mich orientieren zu können und habe deinen Laden gesehen. Aber da du es ansprichst... ich könnte eine duftende Salbe gebrauchen, die starken Gestank überdeckt, wenn ich sie mir an die Nase schmiere. Kannst du mit sowas dienen?"

  • Viridomarus nickte beipflichend.


    "Willkommen Elias Pascasius, es stimmt Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Woher stammst Du ursprünglich, wenn ich Dich fragen darf. Meine alte Heimat ist Thrakien. Eine Duftsalbe um die üblen Gerüche der Stadt abzuhalten, natürlich. Das ist kein Problem. Welche Duftrichtung ist Dein Geschmack Elias? Bedenke hier geht es nicht darum, wie Du duften möchtest, sondern was Du selbst riechen möchtest. Da können sogar blumige, leichte Düfte in Betracht kommen. Möchtest Du vielleicht einmal einige Duftproben nehmen? Um überhaupt eine richtige Vorstellung zu bekommen? Warte einen Moment", bat Viridomarus und verschwand in den hinteren Räumen.


    Einen Augenblick später kehrte er mit einigen Tiegeln zurück, die er auf einer kleinen Anrichte aufreihte.


    "Tiegel eins - Frühlingserwachen. Ein leichter, ja fast zarter Duft, ein kleiner Auszug aus den verwendeten Inhaltsstoffen, als da wären Magnolie, Moschus und einen Hauch Pfingstrose, wie auch Granatapfel. Also leicht, süßlich wie auch fruchtig.


    Tiegel zwei - lauer Sommerabend. Dieser Duft ist schwerer und wärmer, hier dominiert Weihrauch, Moschus und Harz, gemischt mit weichen Blumendüften. Eine Mischung für sich, die dem ganzen Würze verleiht.


    Tiegel drei - warme Winterstube. Dieser Duft ist noch etwas schwerer, spezieller. Seine Bestandteile sind unter anderem Moos, Harz und verschiedene Dufthölzer. Ein Duft, wie ein warmer Umhang, der zu wärmen und umschmeicheln weiß.


    Welchen Duft möchtest Du zuerst erschnuppern, welcher Duft weckt Dein Interesse? Oder hast Du selbst bereits einen Wunsch, eine feste Vorstellung wie Dein Duft daherkommen soll?", fragte Viridomarus und machte eine einladende Geste, eine Duftprobe zu nehmen.

  • Bevor ich etwas erwidern konnte, war Viridomarus schon verschwunden, kehrte aber ähnlich schnell zurück und erklärte mir dann die Tiegelchen, die er mitgebracht hatte.


    "Nun, ich denke, dass etwas Blumiges angenehm wäre, aber vielleicht nicht stark genug. Es geht mir nämlich nicht um die Gerüche der Stadt, ich bin Arzt und hatte schon einige Male mit solchen... Gerüchen zu tun, wenn ich an einem Kranken arbeiten musste. Die Alten sind besonders schlimm... ich bin nicht sicher, ob diese drei Tiegel da passend sind. Der da", sage ich und zeige auf Tiegel 3, "könnte vielleicht eine Option sein. Ach, und ich stamme aus Judaea."

  • Viridomarus nickte verstehend, denn jene üblichen Gerüche die ein Arzt oft ausgesetzt war, waren doch eine ganz andere Kategorie als verunreinigte Straßen.


    "Ein Medicus ist natürlich ganz anderen Gerüchen ausgesetzt, als ein normaler Bürger. Judaea? Man hört dort leben gute Ärzte und genauso gute Händler. Beim Feilschen muss ich dann vorsichtig sein. Kleiner Spaß mein Lieber. Du sprichst vom Miasma Elias, nicht wahr? Ja da müssen wir etwas Stärkeres wählen, etwas dass sich völlig in den Vordergrund drängt und alle anderen Dich umgebenden Düfte ausblendet. Die schlichteste und effektivste Methode ist starkes Pfefferminzöl. Ich verwende nur Pfefferminzöl anstatt das preiswertere Minzöl das aus der Ackerminze gewonnen wird. Denn allein schon bei dem Duft und auch bei dem Geschmack, kann das Minzöl nicht mit dem Pfefferminzöl mithalten. Sobald Du Dir dies unter die Nase gerieben hast, wirst Du nichts anderes mehr riechen als genau diesen Duft. Und zudem ist er noch vorbeugend gegen Atemwegserkrankungen. Wunderbar nicht wahr? Bitte warte einen Augenblick, ich werde Dir reines, starkes Pfefferminzöl holen, dass ich hier sonst zur Mischung auf für einige Düfte verwende", sagte Viridomarus freundlich.


    Er räumte geschwindt die Tiegel fort und verschwand wieder in die hinteren Räume. Mit einer winzigen Phiole kehrte er zurück und reichte diese Elias.


    "Neben dem vertreiben von üblen Gerüchen, kannst Du das Pfefferminzöl auch gegen stechende Insekten einsetzen. Es wirkt sehr gut dagegen. Auch Spinnen vertreibt es.Auch wenn Du schon gebissen oder gestochen wurdest, kannst Du Pfefferminzöl einsetzen. Es hat eine kühlende Wirkung und wird Dein Leiden lindern, vor allem den Juckreiz. Trägst Du es auf die Schläfen auf, so lindert Pfefferminzöl auch Kopfschmerzen. Einige Tropfen Pfefferminzöl auf die Kopfhaut gegeben und einmassiert, sorgt für gesunde Kopfhaut und ein gutes Haarwachstum. Ebenso kannst Du mit einigen Pfefferminzöltropfen einen Aufguss zubereiten und damit inhalieren. So bekämpfst Du Atemwegserkrankungen wie Erkältungen.


    Pfefferminzöl kann eingenommen auch gegen Bauchschmerzen helfen, aber Vorsicht, hier kommt es auf die richtige Dosierung an. Du als Medicus wirst es wissen, dass damit nicht zu spaßen ist. Kinder dürfen Pfefferminzöl weder einnehmen bei Bauchschmerzen, noch dürfen sie damit inhalieren. Und eine Warnung zum Schluss, stets nach Gebrauch bitte immer sorgfältig die Hände waschen, damit Du Dir nicht in die Augen damit fasst oder auf offene Wunden. Dies kann sehr unangenehm werden.


    Nun aber nimm eine Duftprobe, frisch, pfefferminzig, rein so duftet es und Du wirst selbst erfahren, dass die Pfefferminze so dominant ist, dass andere Düfte und Gerüche keine Chance mehr gegen sie haben. Nur zu", bat Viridomarus.

  • Alles, was Viridomarus als Erklärung für das Öl vorbrachte, hatte ich schon einmal gehört, da war ich mir sicher. Aber es erneut zu hören, war auf jeden Fall kein Fehler, denn es führte nochmal alle Einsatzmöglichkeiten vor Augen... auch wenn ich es lediglich für mich selbst nutzen würde. Viridomarus ist ein faszinierender Mann. Nicht nur kennt er seine Produkte scheinbar sehr gut und stellt vieles selbst her, nein, er konnte auch sofort verstehen, worauf es mir ankommt.


    Wie er vorschlägt, nehme ich einen Probe vom Geruch. Der frische, leicht beißende, aber in jedem Fall alles andere überlagernde Duft der Pfefferminze war mehr als kräftig und würde sicherlich ausreichen, um gegen jeden üblen Gestank eine starke Barriere darzustellen. Ich habe ein wenig zu tief eingeatmet, meine Augen tränen leicht.


    "Oh, ja. Das ist sehr gut, das wird mir helfen. Aber ich bin nicht sicher, ob ein Öl gut geeignet ist. Kennst du nicht andere Möglichkeiten? Lässt sich das vielleicht in eine andere Konsistenz bringen?"

  • Viridomarus zückte ein Tuch und tupfte Elias behutsam die Augen ab.


    "Wieder besser? Hier bitte nimm das Tuch, um Deine Augen abzutupfen, sollten sie weiter Tränen. Es gehört Dir. Ich hätte Dich ausdrücklicher vor dem Duft warnen sollen, verzeih Elias. Und bitte fasse Dir jetzt bloß nicht mit den Händen woanders ins Gesicht oder reibe gar Deine Augen! Selbstverständlich kann ich den Duft in eine andere Form bringen. Wie wäre es mit einer Salbe? Am besten auf Fett basierend, dass ist sehr langhaltend, haftend und schützt gleichzeitig Deine Haut etwas. Einmal hauchdünn aufgetragen als Öl kann Dir nichts geschehen, wie gesagt, es hat sogar durchaus medizinische Wirkung. Aber da ich nicht weiß, wie oft Du das Öl auftragen möchtest, werde ich es besser in eine Fettsalbe einbetten, so dass Deine Haut davor geschützt ist. Warte einen Moment ich bin gleich wieder bei Dir", erklärte Viridomarus und gab Soranus ein Zeichen, sich um den Kunden zu kümmern.


    Soranus eilte sofort mit einer Schale Wasser und Seife herbei und stellte diese auf dem Thresen ab. Erneut eilte er los und kehrte mit einem Becher Rosenwasser zurück.

    "Herr wenn Du mir bitte erlauben würdest Deine Finger zu reinigen?", bat er freundlich, "danach habe ich auf den Schrecken ein kühles Getränk für Dich. Rosenwasser, es wird Dir sicherlich vorzüglich schmecken".


    Viridomarus kehrte einige Minuten später wieder und reichte Elias ein Tiegel. Darin steckte ein Holzspatel um jedwede weitere Zwischenfälle zu verhindern.

    "Pfefferminzöl oder nun besser gesagt Balsam. Versuche den Duft und nutze bitte den Spatel. Nur zu", forderte Viridomarus seinen Kunden auf.


    Soranus hatte Wasser, Seife und ein Getränk bereit gestellt, was Viri wohlwollend bemerkte.

    "Hast vor hier eine Heilstube zu eröffnen Elias? Oder hast Du gar schon eine?", hakte Viridomarus neugierig nach.

  • Ich hatte ganz plötzlich ein Tuch an den Augen, das meine Tränen wegwischte. Die Hand dahinter gehörte Viridomarus. Ich bin verwirrt über diese plötzliche Nähe, kann aber nicht zurückweichen und muss es zulassen. Die Verwirrung wurde noch größer, als er mir das Tuch mit den Worten "es gehört dir" schenkte. Seine folgenden Erklärungen nehme ich kaum richtig zur Kenntnis und als er einen Moment verschwindet, entspanne ich mich.


    Der plötzlich hinzukommende andere... Angestellte des Ladens kommt zu mir und will meine Hände reinigen, was meine Verwirrung und Erstarrung nur wieder verschlimmert. Dennoch halte ich ihm meine Hände hin, ich weiß einfach nicht, was ich anderes tun soll. Das Rosenwasser, das ich als Getränk erhalte, schmeckt tatsächlich vorzüglich, die Gesamtsituation irritiert mich aber weiterhin, sodass ich kein Wort herausbringe.


    Viridomarus kehrt nach einiger Zeit zurück, in den Händen ein neues Tiegelchen, in dem ein Spatel steckt. Nach seiner Aufforderung greife ich nach dem Spatel und rieche an der Salbe, die er wohl gerade zusammengemischt hat. Der Duft ist der gleiche wie zuvor, die Konsistenz der Salbe dagegen ist deutlich besser als die des Öls; sie ist fester und würde daher in schwierigen Situationen nicht verlaufen.


    "Ich... ja, ich habe eine Praxis bei mir zu Hause eröffnet. Ein paar Straßen weiter."

  • Viridomarus schaute Elias beruhigend an.


    "Wo hast Du denn genau Deine Praxis? Eine Hand wäscht die andere Elias. In mein Geschäft in Rom kamen viele Kunden, die sich auch mit körperlichen Beschwerden an mich gewandt haben. Viele Blüten, Pflanzen und Heilkräuter denen besondere Düfte inne wohnen, haben auch Heilkräfte. Aber meine Möglichkeiten sind begrenzt, denn ich bin kein Heiler. Kosmetik dient natürlich ebenso dem Körpergefühl wie auch der Heilung von Hauterkrankungen. Für vieles habe ich Rezepte, aber leider kann ich nicht jedem Kunden wunschgemäß helfen. Hier würdest Du ins Spiel kommen. Ich würde Deine Praxis gerne einmal besuchen und mich umschauen. Vielleicht könnte ich Kunden mit spezielleren Problemen in Deine vertrauensvollen Hände empfehlen? Wir beide könnten für den anderen Werbung betreiben und auslegen.


    Ist der Duft für Dich so angenehm, von der verarbeiteten Konsistenz? Wie gesagt, behalte bitte das Tuch. Es lag nicht in meiner Absicht, dass Dir die Augen tränen", erläuterte Viri freundlich und wartete gespannt auf die Antwort.

  • Ich muss seine Worte kurz durchdenken, aber der Vorschlag von Viridomarus war sicherlich nicht schlecht. Vermutlich könnten wir beide von gegenseitiger Bewerbung profitieren, ich vielleicht noch mehr, da ich noch neu bin.


    "Meine Praxis ist Teil meines Hauses", sage ich und erkläre ihm den Weg. "Ich konnte ein paar Nebenräume umnutzen und eine zusätzliche Tür einbauen lassen. Und mit dem Schild über der Tür wird man es auch kaum verfehlen können. Meinen Patienten werde ich gerne von deinem Laden erzählen, auch wenn die meisten ihn schon kennen werden. Wie lange bist du schon hier? Und von der Salbe nehme ich dann erst einmal gerne etwas mit, sie gefällt mir, aber ich muss sie... nun... am Patienten prüfen."

  • "Das ist nicht nur bequem Elias, sondern auch äußerst praktisch. Du hast es nicht weit zur Arbeit und wenn jemand Deine Hilfe benötigt, hast Du die Praxis direkt vor Ort. Dann ist es abgemacht, Du bewirbst mich und ich werbe für Dich. Oh so lange bin ich noch gar nicht hier. Ich habe selbst erst vor kurzem meinen Laden hier eröffnet. Ursprünglich habe ich mein Geschäft in Rom, in den Trajansmärkten hast Du mich gefunden. Nun mein erstes Geschäft in Rom findest Du immer noch dort. Kleidung, Zubehör, Kosmetik, kosmetische Behandlungen und für vieles mehr war und bin ich dort seit Jahren bekannt. Manche Dinge jedoch kann auch ich nicht richten, da würdest Du hier in Caesarea ins Spiel kommen.


    Weißt Du was? Den ersten Tiegel der Salbe schenke ich Dir. Sieh es als Investition in unsere gemeinsame Zukunft. Teste sie an Deinen Patienten, sollte sie zu schwach sein, justieren wir nach und passen die Salbe Deinen Bedürfnissen an. Ich werde Deine Praxis die Tage einmal aufsuchen, wenn es Dir Recht ist. Gerne würde ich mich dort einmal umsehen. Keine Sorge, solltest Du einen Patienten haben, werde ich Dich selbstverständlich nicht von der Arbeit abhalten und zu einem späteren Zeitpunkt oder einem anderen Tag wiederkommen.


    Sollten unsere Geschäfte gut anlaufen, könnten wir sogar über weitere Schritte nachdenken. Nicht nur über gegenseitiges Bewerben, sondern auch über eine Kooperation was Warenbestellungen angeht. Wie Du sicher weißt, je mehr man ordert, umso bessere Preise kann man erzielen. Auch das würde uns einiges erleichtern. Wir erreichen einen geringeren Preis von wunderbarer Qualität durch Mehrabnahme. Das führt zu einer größeren Gewinnspanne und würde uns beiden zusätzlich den Start erleichtern. Aber eines nach dem anderen. Ich schaue die Tage bei Dir vorbei Elias. Es hat mich sehr gefreut, Deine Bekanntschaft zu machen. Bitte nimm die Salbe als kleines Willkommens- und Werbegeschenk", antwortete Virri freundlich.


    In einer Gemeinschaft konnte man wesentlich mehr erreichen als allein und je größer das Feld war, dass sie als Neulinge abdeckten je besser würden ihre Erträge ausfallen. Von den weiteren Vorzügen einer guten Seilschaft ganz zu schweigen. Sie mussten sich gemeinsam ein Netzwerk in Caesarea aufbauen.

  • "Nein, nein, das nun wahrlich nicht. Ich bestehe darauf, die Salbe zu bezahlen. Wieviel sollst du dafür haben?"

    Ich nestele an meinem Geldbeutel, um Viridomarus auch sehen zu lassen, dass es mir Ernst ist.


    "Über gemeinsame Warenbestellungen können wir sicher bei Gelegenheit reden, ich möchte mich aber erst noch in der Gegend umschauen, ob ich Heilpflanzen hier finden kann. Das Land wirkt zwar sehr trocken, aber das tut Judaea auch und dennoch haben wir dort, zwar an entlegenen Stellen, gute Vorräte finden können. Ich kann dir gern etwas davon zeigen, wenn du meine Praxis besuchst. Aber nun sag schon, was soll die Salbe kosten?"

  • "Der Tiegel mit dem Pfefferminzölbalsam kostet 10 Sesterzen Elias. Es handelt sich um Pfefferminzöl und nicht um das preiswerte Minzöl, deshalb auch die besondere Wirkkraft wie Du gerade feststellen durftest, beziehungsweise musstest.


    Wegen der Warenbestellungen kannst Du gerne jederzeit auf mich zukommen. Das Land wirkt wirklich trocken und karg, aber es hat seinen eigenen Charme wie man so schön sagt. Zudem wachsen auch in solchen Gegenden einheimische Pflanzen, die sich an das raue, unwirtliche Klima angepasst haben. Aber nicht nur Pflanzen dienen der Heilung, auch Erden und Mineralien. Möglicherweise ist hier auch einiges davon zu finden. Ich hingegen bin kein Mann der selbst auf die Suche geht, jedenfalls nicht nach Kräutern oder Mineralien. Meine Reisen führen mich in die abgelegenen Gebiete dieser Welt, um stets neue Angebote für meine Kunden bereit halten zu können. Seinen es Düfte, der Grundstoffe, Stoffe, oder andere schöne Waren.


    Möglicherweise könnte Dir ein Einheimischer bezüglich der Flora und Fauna Cappadocias einen Rat erteilen und wo passende Pflanzen hier zu finden sind. Aber frage vorsichtig Elias, die Einheimischen Ärzte möchten sicher keine Konkurrenz, deshalb walte im Stillen bis sich Deine Name durch Überzeugung herumspricht", antwortete Viridomarus freundlich.

  • Du gibst, damit ich gebe


    Marktplatz >>>


    Viridomarus Laden war fast so prächtig wie der in der Urbs, dennoch fragte sich Tiberios, weshalb der thrakische Händler Roma, das Haupt der Welt, gegen Caesarea in Cappadocia hatte tauschen wollen. Er selbst fand es ein Geschenk seiner Tyche, denn nun konnte er bei dem reichen Händler einen kleinen Gefallen anfragen. Freilich würde dieser nichts wegen schöngewählter Worte oder der alten Erinnerungen willen tun, soweit glaubte Tiberios Dominus Viridomarus zu kennen.

    Also musste er ihm etwas anbieten, und das einzige, was er ihm anbieten konnte, war ein Gefallen in unbestimmter Zukunft, der die Summe wert war, die er gerade brauchte und um die er keinesfalls seine neue Domina bitten wollte, da sie schon so großzügig und voller Güte mit ihm gewesen war.

    Nicht das römische Do ut des, ich gebe damit du gibst, sondern eher Du gibst, damit ich gebe, ist es diesmal, dachte er.


    Einen Moment lang spürte Tiberios, wie sich trotz der Hitze die Härchen auf seinen Armen aufstellten. Er hatte einst eine ähnliche Vereinbarung mit dem Eigentümer der Taberna „Der blinde Esel“, dem rätselhaften Helvetius Archias getroffen. * Alle, die damals an der Sache beteiligt gewesen waren, weilten mittlerweile im Hades, nur seine eigene Person nicht. Doch damals war es um einen weit höheren Geldbetrag gegangen - den Kaufpreis für eine junge Frau, die die Anstrengung nicht wert gewesen war.


    Tiberios trat mit gesenktem Kopf ein, er wirkte nun wie ein junger Sklave, der eine Besorgung für seinen Herren machen sollte und blieb vor der Ladentheke stehen.

    „Salve Domine Viridomare“, sprach er auf Latein und verbeugte sich kurz:

    Hättest du bitte einen Moment Zeit für mich?“


    Sim-Off:

    * Diese Geschichte wird ab hier erzählt.

  • Viridomarus pausbäckig lächelnd und wie stets in seinem Laden von bester Laune gesellte sich zu dem eintretenden Tiberios. Erst vor kurzem war der junge Grieche auf dem Markt veräußert worden und er hatte einen ansehnlichen Preis für den Händler herausschlagen können. Nun vermutlich war der Preis immer noch weit unter dem Wert des jungen Griechen, aber hier in Cappadocia musste man Abstriche machen. Zudem hatte die abgebrochene Wirtin bereits an ihrer Schmerzgrenze geächzt.


    Man durfte das Grenzen dehnen jedoch nicht soweit, dass man sie überschritt. Die Regeln waren ähnlich wie die Gesetze Roms, man musste sie flexibel sehen wie Gras im Wind. Biegen und beugen ja, brechen nein. Und so war Tiberios für eine stattliche Summe über die Ladentheke gewandert. Stattlich natürlich nur in den Augen der Wirtin.


    War es möglich, dass die verhärmte Frau sich ein Beispiel an seiner würdevollen Erscheinung genommen hatte und die Gäste nun mit lächelndem Gesicht und schöner Aufmachung empfangen wollte? Es gab noch Zeiten und Wunder. Das Wunder hier hieß vermutlich, fehlende Einnahmen. Denn welcher Gast speiste gerne bei einer Wirtin, die sich auf die eigenen Mundwinkel trat, weil diese so tief hingen?


    Vielleicht war Tiberios aber auch gekommen, um ihn zu bitten ihn als Sklave zu erwerben. Hatte sich die Frau schon mit den laufenden Kosten wie Nahrung für Tiberios übernommen? Auch dies war durchaus möglich.


    Viri betrachtete Tiberios eindringlich.


    "Selbstverständlich habe ich einen Moment Zeit für Dich Tiberios. Bist Du für Deine neue Herrin hier? Möchtest Du etwas für sie erwerben? Oder bist Du aus Not über meine Schwelle getreten und Deine Herrin vermag Dich nicht zu versorgen? Sprich frei und offen", antwortete Viridomarus freundlich wie neugierig.

  • Viridomarus leutseliges Auftreten und seine Wohlbeleibtheit verbargen meisterlich, welch harter Geschäftsmann er war, dachte Tiberios. Er warf ihm nur einen raschen Blick zu, bevor er die Lider wieder senkte. Der Thraker sprach ihn mit Namen an.

    In jeder Minute hatte er sehr wohl gewusst, wer er war, während Tiberios geglaubt hatte, Dominus Viridomarus hätte ihn gar nicht erkannt. Aber einem Bekannten aus einer Notlage zu helfen, war seine Sache wohl nicht, schon gar nicht bei jemandem von geringem Rang.

    Tiberios verbarg aber auch, was er dachte, verbeugte sich noch einmal und sprach:

    „Ich danke dir für deinen freundlichen Empfang, Dominus Viridomarus. Ich bin jedoch weder gekommen, etwas zu erwerben noch aus der Not heraus, denn wie du siehst, habe ich es gut getroffen.“

    Er trug bereits seine neue Tunika:

    „Ich hätte eine andere Bitte an Dich, und ja, meine Herrin hat es mir ausdrücklich gestattet. Ich möchte einen Brief an einen der furischen Domini, der in Satala stationiert ist, schicken, um meiner früheren Herrschaft mitzuteilen, dass ich noch am Leben bin und wohlauf.

    Da du soviele geschäftliche Kontakte hast, ist es dir vielleicht ein Leichtes, einen Brief jemandem mitzugeben. Und mir nebenbei eine Tabula zu überlassen und einen Stilus, damit ich ihn rasch verfassen kann.“

    Den letzten Satz schob er hinterher, damit er nicht so auffiel. Kurz und nur aus praktischen Erwägungen, keinesfalls mehr mit der Trauer, die er gefühlt hatte, als ihm Pirat Donyi seinen Schatz entriss, vermisste er seine theca, seinen Beutel mit seinem feinen Schreibzeug. Aber sie war definitiv verloren.

    „Ich werde meine Schuld bei dir selbstverständlich begleichen, Dominus Viridomarus.“, behauptete der junge Sklave mit einiger Selbstsicherheit in der Stimme, obwohl ihm klar war, dass es auch dem thrakischen Herren klar war: Tiberios persönliche Besitztümer beliefen sich exakt auf die Tunika an seinem Leib und das perizoma, das er um die Hüften trug. Er war arm wie eine Tempelmaus.

  • Viridomarus Blick wurde ein klein wenig mitleidig, der junge Grieche meinte es ginge ihm gut, da er eine neue Tunika überreicht bekommen hatte. Begriff der junge Mann nicht, dass diese Tunika genauso seiner Herrin gehörte wie er? Und das es vermutlich die einzige Tunika sein würde, die er die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte tragen würde? Aber dazu schwieg Viri, er war kein Mann der Illusionen zerstörte, sondern er schuf sie. Allerdings nicht auf einer derartig traurigen Basis.


    Die Bitte von Tiberios war klein und alles was dieser junge Mann zu bieten hatte, war ein Gefallen. Aber manchmal waren es die kleinen Dinge, die Großes bewirkten. Tiberios dachte so schlitzohrig er auch war, in viel zu sanften Bahnen. Das hatte man auch auf dem Marktplatz gesehen. Dachte er, Viri würde ihn erkennen? Nein. Denn der Sklavenhändler hätte eine gefühlsmäßige Bindung zwischen ihnen vermutet und den Preis gleich in einer anderen Höhe erhoben. So hoch, dass die arme Wirtin erst gar nicht mit geboten hätte. Die Gebote des Geschäftslebens musste Tiberios noch lernen, andernfalls würde er kein guter Buchhalter werden. Das war jedoch nicht Viridomarus Problem, sondern das der Wirtin und möglicherweise später das Problem von Tiberios.


    Heute bedurfte der junge Mann eines Gefallens und Viri war bereit ihm diesen zu gewähren.


    "Deiner Bitte komme ich nach. Wir halten es schlicht, einen Gefallen für einen Gefallen. Deine Herrin muss diesen Gefallen nicht absegnen, es ist eine Vereinbarung zwischen uns beiden. Einen Moment", sagte Viridomarus und beförderte hinter seiner Theke eine Tabula und einen Stilus zu Tage. Beides legte er auf den Thresen und machte eine einladende Geste.


    "Verfasse Deinen Brief an Deine ehemaligen Herren Tiberios und ich werde dafür sorgen, dass er zugestellt wird. Er wird seinen Weg vom Duften Viri Cappas zum Duften Viri nach Rom nehmen und von dort wird er Deine ehemaligen Herren erreichen. Sei unbesorgt. Du kannst Dich gerne nach hinten begeben und dort Deinen Brief in Ruhe verfassen", bot Viri freundlich an.

  • Tiberios hörte zu und nickte erleichtert, da Viridomarus zu verstehen schien, auf was er hinauswollte:

    „Ich danke dir, Dominus Viridomarus, das ich dein Gehör finde. Nach Roma muss der Brief nicht gehen, nur hier nach Satala. Ich verspreche dir einen Gefallen, der das Gegebene wert ist.“, präzisierte er:

    „Und er darf weder gegen die Gens Furia noch gegen Domina Iunia Proxima gerichtet sein, denn beiden bin ich zur Treue verpflichtet, und dann könnte ich mein Wort nicht halten.“


    Ganz wohl war ihm nicht dabei, und es wäre ihm lieber gewesen, Dominus Viridomarus hätte eine Schreibarbeit oder sonst etwas gehabt, was er gleich hätte erledigen können. Aber hätte der Thraker einen Scriba gebraucht, so hätte er ihn auf dem Markt gekauft.

    Tiberios nahm die Wachstafel und den dazugehörigen Griffel und das Angebot gerne an, hinten den Brief in Ruhe zu verfassen. Dabei schnupperte er, wie gut das roch und duftete. Gar zu gerne hätte er Rosenessenz für seine neue Domina erstanden oder wenigstens etwas Mastix für ihr Cubiculum. Aber all die Herrlichkeiten waren gerade unerschwinglich.

    Er schrieb:



    Ad Optio App. Furius Cerretanus

    Legio XV Apollinaris

    Satala


    Der Sklave Tiberios an Dominus Cerretanus, er hofft, dass er sich wohl befindet.

    Auf der Rückreise nach Roma fiel ich in die Hände von Piraten und wurde nach Caesarea an Domina Iunia Proxima verkauft. Mir geht es gut, und ich flehe zu den unsterblichen Göttern, dass sie Domina Furia Stella und dich sicher und wohlbehalten wissen.

    Vale bene Tiberios

    ANTE DIEM VI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (27.8.2021/118 n.Chr.)


    Das Schreiben enthielt keine Bitte und schon gar keine Aufforderung, sondern nur die Information, dass Tiberios nicht in einem Schiffsunglück umgekommen und wo er war. Alles weitere war Entscheidung der römischen Herren.


    Tiberios legte die Tabula auf die Ladentheke und den Stilus daneben. Nocheinmal neigte er den Kopf und mit einem Lächeln sagte er:

    „Ich danke dir, Dominus Viridomarus. Der Segen des Mercurius auf deinen Geschäften. Vale bene!“


    >>> Demetrios auf dem Markt

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