Das Gute an der Sachlage: Purgitius zeigte Lernwille. Fast schien es Menecrates, als hätte der diensteifrige Jungoffizier in seiner Ausbildung das Einfachste an Unterweisung nicht erhalten. In nur einem einzigen Gespräch musste Menecrates mehrfach nachjustieren. Zuerst die eigenmächtige Entscheidung, Befehle anzunehmen oder nicht und soeben der eigene Entschluss, einer Ermittlungsarbeit nachzugehen. Dazwischen kam noch das Wegtreten ohne Erlaubnis, das Menecrates noch nicht einmal thematisiert hatte. Als ersten Erfolg wertete er die Nachfrage seitens Purgitius', ob er auch die Gens Furia aufsuchen dürfe.
"Das ist sogar ein guter Gedanke", stimmte Menecrates zu. "Ich gehe auch von Kooperation aus, sofern es innerhalb der Familie keine Mitwisser gibt. Andernfalls kennst du ja die Vorgehensweise."
Gerade glaubte er noch, Purgitius hatte die korrekten Abläufe verstanden, erhielt Menecrates den Durchsuchungsbeschluss zurück. Er blickte erst verständnislos auf das Dokument, dann in Purgitius' Antlitz. Als Ausdruck seiner Irritation hob er die Brauen. Was er anschließend zu hören bekam, konnte er kaum verarbeiten. Er stand wie vom Donner gerührt und hörte sich die Erklärung bis zu Ende an. Die Krone setzte dem Ganzen die anschließende Empfehlung auf, nach der Menecrates die weitere Ermittlung von ganz bestimmten Milites vornehmen lassen sollte. War der Claudier hier der Befehlsempfänger oder was dachte sich der Cornicularius?
Menecrates starrte auf die Waffen und bemühte sich, die Enttäuschung unter Kontrolle zu halten.
"Du entscheidest hier gar nichts", presste er hervor, drehte sich zum Fenster und blickte hinaus. "Du stehst ab sofort unter Arrest. Das heißt, du gehst in die Baracke und verlässt sie nicht. Abite!"
Er wartete, bis Purgitius das Zimmer verlassen hatte, dann atmete er tief durch und fiel in sich zusammen. Er mochte den jungen Purgitius. Er erinnerte ihn an Tiberius Verus, den er ebenfalls in sein Herz geschlossen, der sich aufgeopfert und am Ende doch verloren hatte. Wieder atmete er durch. Das Atmen zeugte von Belastung, es wirkte in keiner Weise befreiend. Die Kiefer zusammengepresst, den Blick starr, so verließ er Minuten später den Raum und hoffte, ihm blieben Begegnungen erspart.