Sorgen und Besorgungen

  • Adalheidis mochte genauso überraschend verschwunden sein wie sie zuvor auf der Schwelle der Villa Duccia erschienen war, aber das änderte natürlich nichts daran, dass Octavena eine ganze Liste an Besorgungen hatte, die sie in der Stadt zu erledigen hatte. Nach dem plötzlichen Abschied der alten Frau war sie zwar selbst zuerst zu überrascht und verwirrt gewesen, um ihre Einkäufe zu erledigen, und war stattdessen nach Hause geeilt, aber nun, ein paar Tage später, begann doch die Erkenntnis durchzusickern, wie sehr sie nun doch wieder am Anfang stand. Ildrun war überzeugt, ihre Mutter musste Adalheidis vergrault haben, im Haus fehlte jetzt wieder ein Paar helfender Hände und Farold geriet in dem Chaos wieder regelmäßig zwischen alle Stühle, insbesondere wenn seine Mutter und Schwester aneinander gerieten. Sorgen, die gerade erst ein bisschen leichter geworden waren, wogen jetzt wieder schwerer und Octavena wusste erneut nicht, wie sie dieses Problem am besten lösen sollte. Und wie immer, wenn Octavena nicht recht weiter wusste, versuchte sie einfach, sich selbst beschäftigt zu halten bis sie doch noch auf eine Idee kam. Irgendwie würden die Dinge schon wieder ins Lot kommen. Sie mussten es einfach.


    Trotzdem war sie an diesem Tag etwas fahrig und statt ihre Einkaufsliste gemeinsam mit den beiden Mägden, die sie als Unterstützung für ihre Besorgungen in die Stadt mitgenommen hatte, übers Forum zu ziehen, hatte Octavena die beiden anderen Frauen allein losgeschickt und strich nun allein zwischen den Ständen hin und her. Ab und zu traf sie eine Bekannte oder alte Freundin, mit der sie ein paar Worte wechselte, aber jedes Gespräch erinnerte sie auch daran, wie sehr sie sich in den letzten Monaten zurückgezogen hatte. Sie bemerkte die manchmal skeptischen, manchmal besorgten Blicke und auch wenn ein Teil von ihr genau das hasste, so überraschte sie auch kein einziger davon. Es hatte mal Zeiten gegeben, in denen sie ganz gut auf dem Laufenden gewesen war, wessen Tochter wann wen heiratete, wer gerade gestorben war oder wer ein Kind bekommen hatte. Ihr Einsiedlerinnentum passte nicht zu ihr und natürlich erzeugte das mehr als ein paar hochgezogene Augenbrauen.


    Nicht zuletzt war es natürlich auch müßig, darüber zu grübeln, was wer über sie dachte. Irgendwer tratschte immer und Octavena hatte zu oft dabei mitgeredet, um das anderen Leuten ernsthaft zu verübeln. Stattdessen schob sie diese Gedanken bestimmt zur Seite und zwang sich, sich auf das zu konzentrieren, weswegen sie hier war: Stoffe. Also streckte sie ihren Rücken etwas durch, zwang sich zu einer unbeschwerten Miene und hielt mit ruhigen, bestimmten Schritten auf den Tuchhändler zu.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!