Mogontiacum - Mainz als römische Militärbasis
Um 12 v. Chr. zu Beginn der augusteischen Germanenkriege war zunächst der Feldzug auf einzelne, räumlich eng begrenzte Konflikte beschränkt, aus denen sich allmählich eine Folge schwerer Auseinandersetzungen entwickelte. Der erste der Drusus-Feldzüge (12–9 v. Chr.) diente auch der Erforschung der rechtsrheinischen Gebiete und der Beruhigung des Nordabschnitts der Grenze. Im Zuge dessen am Rhein gegenüber der Mainmündung auf einer Hochebene ein Standlager errichtet. Dieses Lager hatte für die Römer eine rein strategische Bedeutung: es lag als Grenzposten am Rande des "wilden" Germanien und diente als idealer Ausgangspunkt für militärische Operationen auf der rechten Rheinseite. Dazu diente unter anderem der Flusslauf des Mains, als idealer Nachschub- und Transportweg. Unterhalb des Legionslagers entwickelte sich mit der Zeit die "cannabae" - die Zivilstadt Mogontiacums - in der sich die keltischen Indigenen Rheinhessens niederlassen; im Schatten eines Legionslagers lebt es sich gut.
Händler und Handwerker werden gebraucht, um die Legionäre zu versorgen. Erst 5 n. Chr. begann der Plan einer zu schaffenden Provinz Germanien Gestalt anzunehmen.
Mainz (Mogontiacum) verdankt also seine Existenz mitunter dem römischen Militär.
Das Legionslager wurde auf dem Gebiet der heutigen Universitätskliniken und dem Kästrich errichtet.
Zuerst, da man ja nicht direkt plante vor Ort zu bleiben in Erde und Holz, ab 70 n. Chr. dann nach und nach in Stein ausgeführt. Es bot, für weitere Vorstöße mit geeigneter Stärke auf 36 ha zwei Legionen, also bis zu 12000 Mann Platz. Es blieb bis ins 4. Jahrhundert hinein unverändert bestehen. Ab dem 1. Jh. war allerdings nur noch eine Legion in Mogontiacum stationiert. Die Annexionspläne für das rechtsrheinische Gebiet wurden als sekundär eingestuft. Seit Drusus schwankte die römische Germanienpolitik zwischen dem defensiven Ziel der Sicherung Galliens und dem offensiven Ziel der Durchdringung und festen Kontrolle des germanischen Vorfeldes. Es gab wohl dringendere Gelegenheiten Legionen einzusetzen.
Weil man schon einmal dabei war wurde gleichzeitig mit dem Ausbau zum steinernen Castell auch die Wasserversorgung mit dem Bau des Aquaeduktes sichergestellt. Diese etwa 9 km lange Leitung führte von Finthen (vgl. lat. fontes für Quelle) zum Lager auf dem Kästrich. Noch heute sind im Zahlbacher Tal Reste der Pfeiler des Aquaeduktes zu erkennen. Dort verlief die Leitung nämlich nicht mehr unterirdisch, sondern oberirdisch erhöht auf solchen Pfeilern, um das Tal überqueren zu können.
Die größten Pfeiler erreichten wohl eine Höhe von 25 m.
Noch im ersten Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurde der rechtsrheinische Brückenkopf Castellum (Castellum Mattiacorum) gegründet und ausgebaut, der die Keimzelle des heutigen Mainz-Kastel (abgeleitet vom lateinischen castellum) wurde. Das frühe, aus Erde und Holz erbaute Kastell konnte archäologisch noch nicht nachgewiesen werden. Es wurde vermutlich 69 n. Chr. zerstört und 71 n. Chr. durch ein 71 × 98 m großes Steinkastell ersetzt.
Auf das Jahr 27 ist der Bau einer festen Holzbrücke (Pfahljochbrücke) zwischen Mogontiacum und Castellum datierbar. Ein zweites Legionslager war auf dem Gelände des heutigen Steinbruchs bei Weisenau noch im 1. Jh. errichtet worden. Grund dafür war wohl die zeitweilige Aufstockung der Garnison von zwei auf vier Legionen. In der Spätantike wurde zudem in der Nähe des heutigen Brandzentrums ein erweiterter Kriegshafen angelegt, der eine eigene kleine Flotte zur Sicherung des Rheins beherbergte und der Classis Sec. Mogontiacum somit mehr Kompetenzen zugestand. Im Museum für Antike Schifffahrt sind noch heute Funde und Rekonstruktionen dieser Schiffe zu besichtigen.
Als um 259/60 n. Chr. der Limes fiel, baute man anscheinend zur zusätzlichen Sicherung eine Stadtmauer um das gesamte Siedlungsgelände. Mit den schweren Einfällen von Germanen beginnt der Niedergang von Mogontiacum. Der letzte fand in der Neujahrsnacht 406/407 statt und verwüstete die Siedlung. Der Hunneneinfall im Jahr 451 gilt als das Ende der römischen Geschichte von Mainz.
Quelle u.a. Festung Mainz