~ Cubiculum ~ | Gästezimmer Caius Iunius Caepio


  • Gästezimmer


    Caius Iunius Caepio


    "Die Zwiebel"




    Das Gästezimmer von Caepio, war im Grunde keines. Der ältere Bruder von Scato war mit all seinen Habseligkeiten in die Casa Leonis eingezogen und hatte es sich im Schoße der Familie gemütlich gemacht. Gemütlich war sein Zimmer eingerichtet mit einem Bett, einer Truhe, einem Tisch und vier Stühlen. Eine kleine Feuerschale sorgte für Wärme und mehrere Öllampen sorgten für Helligkeit. Ein kleiner Schreibtisch stand ebenso in dem Zimmer und davor ein Hocker. Caepio fühlte sich rundum wohl in seinem neuen Zuhause.

  • Patron- und Jobsuche


    Caepio hatte Lurco zu sich hochgebeten, da er mit ihm über die Patron- und Jobsuche sprechen wollte. Er hatte sich mit Aushilfsjobs durchs römische Leben geschlagen. Aber hier war das nicht länger möglich. Zudem wollte Caepio es auch nicht mehr. Er hatte seinen Beitrag zu leisten. Sie alle wohnten hier gemeinsam und ein gemeinsames Leben hieß auch, dass alle für die Unkosten aufkommen mussten. Er war gewillt seinen Anteil zu leisten. Nur hatte er bis jetzt keinen Erfolg gehabt, einen Job zu finden, den er dauerhaft hatte ausüben können. Hilfsarbeiter waren halt nur eine kurzfristige Hilfe. Verständlich.


    Er benötigte Hilfe, aber nicht irgendjemanden, sondern jemand mit einem Namen, Kontakten und einem Ruf. Caepio brauchte einen Patron und Lurco hatte von einem Mann gesprochen, dem er absolut vertraute. Bei diesem Mann musste er vorstellig werden und um Annahme als Klient bitten. So die Götter wollten, würde er einen Job in der Verwaltung erhalten. Einen festen Job, mit festen Arbeitszeiten. Er hoffte Lurco würde den Kontakt herstellen. Damit wäre der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen Geld getan, mit dem er seine Familie unterstützten würde.

  • Lurco klopfte kurz an, trat ein und betrachtete Caepio.


    "Also wegen Deinem Wunsch, bezüglich eines Patron und einem Job Zwiebel, mein Patron heißt Lucius Annaeus Florus Minor. Ein sehr anständiger und kluger Mann, der mir schon oft zur Seite gestanden hat. Wir werden bei ihm vorsprechen und darum bitten, dass er Dich als seinen Klienten aufnimmt. Alles weitere wirst Du dann mit ihm selbst besprechen, falls er einwilligt. Einen Moment", bat Lurco und steckte den Kopf aus dem Zimmer.


    "Terpander? Komm bitte einmal hoch mit Rasierzeug und dergleichen. Du musst die Zwiebel ausgehfein hinbekommen. Patron-Tauglich", rief Lurco in der Hoffnung Terpander war in Geberlaune.




  • Wie es Caepio wohl gefiel, wenn sein wenig schmeichelhafter Rufnahme durch das Anwesen gebrüllt wurde? Nun, die Befindlichkeiten von Dominus Zwiebel waren nicht Terpanders Problem, so lange der Quell eventuellen Unmuts nicht in seiner Person zu finden war.


    "Ich bin schon unterwegs, dominus Lurco", brummte er und kehrte wenig später mit dem Benötigten zurück. "Hast du besondere Wünsche, dominus Caepio?" Er bereitete in Ruhe alles vor, um sich des ältesten und nutzlosesten Sohnes von Seia Sanga anzunehmen.

  • Lurco freute sich wie tatkräftig Terpander das Vorhaben der Familie unterstützte. Das Caepio einen Beruf ergreifen musste stand fest, dass er den Willen dazu hatte war ein gutes Zeichen. Und schon war Terpander auch bei ihnen und fragte freundlich was sich Caepio wünschte.


    "Terpander, was immer Caepio sich wünscht, spielt heute keine Rolle. Er muss aussehen wie aus dem Ei gepellt. Rasiere ihn so gründlich, als wäre er ein Senator. Er muss beim meinem Patron einen guten Eindruck hinterlassen. Mit Bartschatten und Augenringen ist er nicht vorzeigbar. Zudem hat er seine beste Tunika anzuziehen. Falls er keine hat, wird er eine von mir ausleihen. Das ist ernst Terpander und extrem wichtig", erklärte Lurco gewichtig. Er fasste Terpander bei den Schultern und schaute ihm in die Augen, um seine Aussage zu untermalen.

  • Caepio fand die Begeisterung für seine Job- und Patronsuche durchaus erfreulich, nur wie Lurco und Terpander an die Sache herangingen, war schon etwas befremdlich. Gruselig traf es besser. Er hoffte die Behandlung war sanft genug, dass er nicht aussah als wäre er in eine Schlägerei gekommen. Terpander war ein kräftiger Kerl, zur Not musste er machen dass er schleunigst davon kam. Lurcos und Terpanders Einsatz in allen Ehren.


    "Fangen wir an, aber bitte so dass ich noch vorzeigbar bin. Vor dem Patron nenne mich bitte nicht Zwiebel Lurco. Sonst kann ich gleich alles vergessen", stöhnte Caepio leicht theatralisch.

  • Die Ankündigung von Lurco fiel gewohnt dramatisch aus, die Reaktion von Caepio stand in Dramatik wenig nach. Zur Dramatik neigten alle drei Brüder und Lurco war scheinbar angesteckt worden oder hatte darum Einzug in die Familie gehalten, weil er von Natur aus genau so war. Terpander nickte mit gütiger Miene. "Es wird geschehen, wie du wünschst, Herr. Dominus Caepio wird nicht rasiert, sondern gezupft." So würden garantiert keine Stoppeln das Antlitz verschandeln. "Ich nehme an, der Termin ist noch heute? Wie viel Zeit steht mir für die Vorbereitung von dominus Caepio zur Verfügung?" Die bedauernswerte Zwiebel hatte vermutlich, so wie Terpander, erst gerade eben von ihrem Glück erfahren und wie der alte Mann ahnte, würde der Termin in sehr kurzer Zeit anberaumt sein.

  • Lurco war zufrieden, er wusste Caepio in guten Händen.


    "Das ist eine sehr gute Idee Terpander. Sobald Du fertig bist und sich alles ein kleines bisschen gesetzt hat, werden Caepio und ich zu meinem Patron aufbrechen. Das ist ein wichtiger Termin, vielleicht schlicht der Termin für die Zwiebel. Sollte mein Patron Caepio als seinen Klienten aufnehmen, wird ab dato ein völlig neuer Lebensabschnitt für ihn beginnen. Deshalb muss er einen sehr guten ersten Eindruck hinterlassen. Sage mir Bescheid, sobald Du fertig bist Terpander. Und Danke für Deine Mühe", antwortete Lurco.


    Purgitius schaute Terpander für einen Moment in die Augen, ehe er knapp nickte. Er wusste wer der Mann wirklich war und vor allem wusste er was Terpander tatsächlich war. Er war kein Sklave, er war mehr Soldat und Krieger als sie alle hier zusammen. Und dieser Mann kümmerte sich nun um die Pflege von Caepio, damit dieser endlich einen Job ergreifen konnte. Was sich Terpander dabei wohl dachte? Ein Mann der von Kindesbeinen an, für sich selbst hatte einstehen müssen. Der durch die härteste Schule der Welt gegangen war.


    Nun er kannte die Familie länger, als Lurco seinen Scato. Aber das hieß nichts. Trotzdem war dieser Mann sicher einsam und vermisste trotz aller Nähe zu den Mitgliedern ihres Hauses sein eigenes Leben. Die Tarnung sorgte dafür, dass er stets in ihrer Nähe und dennoch ein Stück entfernt war. Sie beide mussten miteinander reden, aber nicht hier vor der Zwiebel. Lurco wollte mit Terpander bezüglich einer Zusatzausbildung sprechen. Aber das war nur zweitrangig. Der Mann gehörte zur Familie und irgendwie war er auch etwas Vater für sie alle.


    Zudem brauchte auch jemand wie Terpander ein offenes Ohr. Denn selbst dem Fels in der Brandung lauschte das Meer.

  • Caepio schaute an sich herunter, hauchte sich in die Hand und roch an seinem Atem. Alles im allem war er eine gepflegte Erscheinung. Nachbessern konnte man natürlich immer etwas. So wie Terpander und Lurco schauten, gab es wohl einiges nachzuholen.


    "Terpander weiß was zu tun ist Lurco. Er dient unserer Familie schon sehr lange und zwar so lange, dass unsere Mutter ihn freilassen wollte. Das wir uns alle hier in Rom treffen würden und das auch noch in ein und demselben Haus, damit habe ich nicht gerechnet. Es fehlt nur Fango. Es wird gut gehen hört Ihr? Wir werden bei Deinem Patron vorsprechen und er wird ganz sicher etwas für mich finden. Meine Wünsche sind nicht groß. Eine Tätigkeit in der Verwaltung, die ich lange Zeit ausüben darf. Schön wäre es, wenn ich sie dauerhauft ausüben dürfte. Etwas Festes mit dem ich mich verbunden fühle.


    Ich habe mich lange genug mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen, ich möchte endlich ankommen. Hier bei Euch im Haus bin ich das, im Beruf muss es mir ebenso gelingen. Deshalb, gleich welchen Job mit Dein Patron anbietet, ich werde ihn annehmen. Falls er nichts für mich findet, seid unbesorgt. Dann werde ich mich in Eurer Taberna nützlich machen. Gleich welches Ergebnis wir erzielen, ich werde meinen Beitrag leisten und Euch unterstützen".


    Caepio überlegte ob er Lurcos Patron ein Gastgeschenk mitbringen sollte. Falls ja, welches Geschenk war angebracht?

  • Kaum war Lurco verschwunden, schloss Terpander mit einem endgültigen Geräusch die Tür. Caepio wurde ausgezogen, seine Sachen zusammengelegt. Sie landeten in einer Ecke, wo sie später irgendwer abholen und waschen musste. Unauris, der Nichtsnutz, konnte das machen. Terpander widmete sich derweil dem angenehmen Aufgabenspektrum direkt am Herrn.


    Das Zupfen von Bart, Brauen und Körperhaar war wohl weniger angenehm, ebenso das Maniküren der Nägel und das Abraspeln der Hornhaut, doch danach war Caepios Haut vollkommen glatt und seine Hände und Füße vorzeigbar. Leider genügte die Zeit nicht für ein Bad. So wurde Caepio nur liebevoll gewaschen. Wenn Terpander das machte, fühlte es sich an wie eine ausgiebige Streicheleinheit, was ein Trost für die schmerzhafte Prozedur des Zupfens sein mochte. Terpander ließ sich dafür Zeit, auch wenn sie sich beeilen mussten, denn er fand, dass Caepio das brauchte. Am Ende wurde dieser sanft eingeölt. In dem Falle bedurfte es nicht der Anwendung des Schabers, denn es gab keinen Dreck mehr samt Öl abzuschaben und Terpander verwendete genau die richtige Menge. Die Arbeit erfolgte ausschließlich mit den Händen.


    Caepio wurde hernach in saubere Caligae gestellt und in eine frische Tunika samt Toga gehüllt, die nach Seife und Parfum duftete. Anschließend legte Terpander ihm ein Tuch um den Hals, damit die Kleidung nicht befleckt würde, schminkte ihn dezent und kämmte ihm sanft das Haar mit duftendem Öl.


    Terpander trat zurück und betrachtete sein adrettes Werk. Ein Lächeln verriet, wie zufrieden er mit dem Ergebnis war. Er hob einen Spiegel, so dass Caepio sich betrachten konnte. "Nun?"

  • So gut hatte sich Caepio schon lange nicht mehr gefühlt. Sauber, rein, gestreichelt und rundum gepflegt. Am liebsten hätte er sich von Terpander direkt noch einmal waschen lassen und pflegen lassen. Sogar das Zupfen würde er dafür erneut in Kauf nehmen.


    "Ach Terpander, was Du getan hast war einfach traumhaft. Ich sehe umwerfend aus und ich fühle mich genauso. Am liebsten würde ich die ganze Behandlung noch einmal erleben. Von mir aus dann sogar mit der Zupferei. Danke Du hast Dich selbst übertroffen. Schau mich nur an, ich sehe schon fast erfolgreich aus. Hoffen wir, dass mein Vorhaben gelingt. Falls nicht Terp, dann war es allein Deine Behandlung schon wert, dass ich der Idee nachgelaufen bin.


    Hast Du irgendwelche Tipps für mich?", fragte Caepio Terpander. Er kannte den Mann gefühlt schon ewig und vertraute seinem Rat.

  • Was Terpander betraf, so war es kein Geheimnis, dass er es genoss, wenn die Herren unter seinen Händen dahinschmolzen. Es war kein Ersatz für die Zeit, die er vermisste, aber ein kleiner Trost.


    "In einer Sache bist du deinen beiden jüngeren Brüdern voraus, dominus Caepio, ein Vorteil, den du nutzen solltest: Du verstehst dich auf sympathisches Auftreten. Das wird dir in Politik und Verwaltung Tür und Tor öffnen. Behalte dir das bei und baue es aus. Bedingungslose Höflichkeit, dominus Caepio. Kein Gebocke, keine hysterischen Anfälle."


    Er sprach es nicht aus, doch Caepio sollte auch so klar sein, dass er sich hierbei insbesondere auf Scato bezog, der in Anbetracht seines zarten Gemüts ein viel zu großes Herz besaß, das ihn oft selbst überforderte. In letzter Zeit verhielt sich Scato allerdings ruhig, ebenso wie Lurco, was Terpander Kopfzerbrechen bereitete. Für ihn sah so keine Harmonie aus, sondern Trauer.


    Ruhe war die Trauer des Kriegers, Wut war seine Verzweiflung und vollständige Stille war sein Hass.


    Irgendetwas stimmte nicht mit den beiden.


    Terpander schenkte Caepio ein seltenes Lächeln und klopfte ihn aufmunternd. "Politik ist die Kunst des Marionettenspiels. Lasse dich nicht zu offenen Konfrontationen hinreißen. Ein Lächeln ist das Zähnefletschen des Politikers und je mehr deine Gegner toben, umso breiter sollte es werden. Deine Waffen sind nicht etwa Worte, sondern Bündnisse, denn Bündnisse bedeuten Mehrheiten. Geld, Versprechungen, Gefälligkeiten ... das ist die Währung, mit der man Freunde kauft. Mache dir Freunde, auch wenn du sie verabscheust. Do ut des, dominus. Sie verabscheuen dich auch, doch sie werden dir helfen, wenn du ihnen hilfst und wenn die Bezahlung stimmt."

  • Caepio zuckte hilflos mit den Schultern.

    "Danke Terpander. Ich bin ein Iunius wie meine Brüder, ob ich immer ein sympatisches Auftreten habe weiß ich nicht. Ob ich jemanden manipulieren kann, um ihn als Marionette zu benutzen, weiß ich noch weniger. Zu Konfrontationen werde ich mich nicht hinreißen lassen Terpander. Unsere Zeit ist kostbar, warum sie verschwenden? Du hast Recht, der Einzelne ist nichts. Der Einzelne bedeutet nichts, nur in der Familie ist man stark oder in einer Gruppe. Eine Seilschaft muss man sich aufbauen, wo eine Hand die andere wäscht. Freunde nennst Du solche Menschen Terpander? Es sind Verbündete, Weggefährten auf einem Stück des Weges. Doch vermutlich muss ich sie Freunde nennen und ihnen ins Gesicht heucheln, damit sie einen auf der Reise begleiten. Im Grunde dreht sich immer alles um die Bezahlung Terpander. Egal wie die aussieht. Geld, Gefallen, Versprechungen, Heuchelei, fast glaubt man Roms Bewohner wollen belogen und betrogen werden. Insgeheim scheint Ränkeschmieden ihre wahre Religion zu sein. Doch die Erkenntnis nützt mir nur insoweit, dass ich Teil davon werden muss. Andernfalls bekomme ich nicht meinen Teil vom Kuchen ab. Vermutlich hat noch niemand mit harter Arbeit ein Stück davon abbekommen. Trotzdem danke für Deine Einschätzung, sowie Deinen Rat. Beides werde ich beherzigen.


    Die Verwaltung wäre mein Ziel. Ob ich für die Politik gemacht bin, kann ich Dir nicht sagen. Die Politik habe ich noch nie in Betracht gezogen. Ein kleiner Posten in der Verwaltung, wo ich täglich meine Arbeit leiste und meinen Lohn rechtzeitig und regelmäßig erhalte. Das war mein Wunsch Terp. Der Wunsch ist nicht groß, aber nicht jeder muss riesige Träume haben. Ich werde versuchen Deinen Rat zu beherzigen. Manches muss man weglächeln, auch wenn einem nach weinen zumute ist. In anderen Fällen hilft es nur weiterzuziehen. Das hast Du getan und ich habe es noch vor Dir getan. Ist es nicht seltsam, dass wir beide uns hier in diesem Haus wiedertreffen? Ich habe nicht gedacht, dass ich jemanden aus der Familie noch einmal begegnen würde. Rom ist riesig. Wie sagte mal jemand? Es ist eine Stadt die ihre Bewohner frisst. Vermutlich ist so mancher der sich hier Reichtum, Glück und einen Neuanfang erhofft hat in den Gassen für immer verschwunden.


    Dazu wollte ich nicht gehören Terpander. Ich war kein Glückslegionär, das Einzige was ich verfolgt habe war meine Chance. Üblicherweise war sie schneller als ich, trotzdem habe ich die Verfolgung niemals aufgegeben. Von Tagelohn zu Tagelohn habe ich mich gehangelt. Gut möglich, dass ich sie jetzt eingeholt habe. Was meinst Du? Ich gestehe, dass ich ziemlich nervös bin. Bis jetzt habe ich nichts vorzuweisen Terpander. Sollte ich nach meinem bisherigen Leben gefragt werden, gibt es da nichts zu erzählen. Würdest Du mich zu Lurcos Patron begleiten? Das würde mich freuen und es würde mich sehr beruhigen".

  • "Würde jeder sich so viele Gedanken machen, wäre die Welt ein besserer Ort." Er selbst hatte freilich nicht vor, sich über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen, er war ein Mann der Tat. Aber er arbeitete auch in keinem Magistrat. Ihn trieben ganz andere Dinge um. Gegenwärtig plagte ihn ein Unwohlsein, dass er weder identifizieren noch deuten konnte und entsprechend auch keine Kur dafür fand. Wahrscheinlich war es Heimweh, doch wenn dem so war, dann gab es in absehbarer Zeit erst recht keine Besserung. "In der Verwaltung ist es kaum anders als in der Politik, dominus Caepio", sprach Terpander weise. "Du bist ein kluger und nachdenklicher Mann, was dir noch fehlt, ist Biss. Den lernst du in der Praxis und von mir."


    Wie so oft troffen Terpanders vordergründig hilfreiche Worte vor Eigennutz. Natürlich brauchte Caepio mehr Biss, und natürlich würde er ihm dabei helfen. Vor allem würde Terpander mit dem unsicheren Herrn sehr viel Spaß dabei haben. Ach, wie er die Iunii mochte. Wenn er schon als Sklave leben musste, so doch gern bei ihnen. "Wenn es dein Wunsch ist, begleite ich dich selbstverständlich zum Senator Annaeus. Nun spute dich, damit dein künftiger Patron nicht meint, du seist unpünktlich."


    Er hielt dem Herrn einladend die Tür auf. Vor Iunius Caepio lag der Weg in eine bessere Zukunft.

  • Gerade wollte Caepio loseilen, zügelte sich jedoch sofort wieder und schaute Terpander mit großen Augen an.

    "Das war doch sicher eher im übertragenen Sinne gemeint, dass ich mich sputen soll oder? Ansonsten wäre Dein Werk ruiniert und zu allem Überfluss würde ich noch entsetzlich stinkend bei Senator Annaeus erscheinen. Meine Erscheinung muss tadellos sein. Ehe ich es vergesse Terpander, Danke für Deinen Rat und Deine Unterstützung. Wir müssen uns gemächlich beeilen, mein Haar muss liegen und ich darf nicht anfangen zu müffeln. Das würde ein sehr schlechtes Licht auf mich werfen.


    Mehr Biss? Ich bin bereit zu lernen Terpander, ich hoffe ich muss ihn nicht allzu oft einsetzen. Ich bin nicht besonders bissig. Lass uns aufbrechen, ehe mich mein Mut verlässt", bat der älteste Iunius und eilte an Terpander vorbei.


    "Lurco? Wo ist der Mann? Er muss uns doch begleiten!", stöhnte Caepio und schaute sich suchend um.

  • Terpander überlegte, ob er den zimperlichen Caepio einfach bis zur Mietsänfte tragen sollte, die ein anderer Sklave hoffentlich zu ordern beauftragt worden war. Zum Beispiel der Nichtsnutz Unauris, der sich tatenlos durchfraß und seine schwere Vergangenheit vorschob, das weiche Herz der Herren ausnutzend. Wäre es nicht so lächerlich, müsste Terpander dem fast schon Respekt zollen. Doch für Jammerlappen hatte er nichts übrig, am allerwenigsten Respekt.


    "Wohlan denn, domini. Die Mietsänfte steht sicher schon bereit."

  • "Hoffen wir es, sonst werden wir den Weg einfach zu Fuß zurück legen. Weit weg wohnt mein Patron Lucius Annaeus Florus Minor nicht. Im Gegenteil der Gang wäre sogar ziemlich angenehm. Caepio bitte beeile Dich. Wir wissen Du bist nervös, aber je länger Du bummelst je aufgeregter wirst Du. Glaube mir das. Auf gehts, Terpander Du gibst die Führung", bat Lurco und überprüfte schnell ob er vorzeigbar war. Alles saß wo es sitzen musste, "abrücken".

  • Natürlich stand die Mietsändte NICHT bereit. Terpander hörte im Geist die Knochen von Unauris knacken. Wollten sie noch pünktlich kommen, war Eile angesagt. Da Caepio, im Geiste schon ganz Verwaltungsbeamter, dazu neigte, bei Stress immer langsamer zu werden, bot Terpander ihm galant seinen Arm an. An diesem würde er ihn vorwärts zerren, sonst kamen sie heute nie an. "Darf ich bitten, Dominus?"

  • Dieser unsägliche Sklave Uniauris hatte vergessen wie wichtig sein Termin war. Oder hatte völlig vergessen dass er überhaupt zum Patron von Lurco aufbrechen wollte. Der Aufbruch hatte sich ein wenig verzögert, da Terpander ihn herrichten musste. Vermutlich lag es an den vielen Baustellen oder Haaren. Wer wusste es schon? An ihm jedenfalls nicht und dann machte auch noch Lurco Stress und sprach von Aufregung. Das war nicht gerade förderlich, wenn man schweißfrei bleiben wollte. Die Zwiebel spürte schon, wie sie die Hände um den Hals des kleinen Frechdachses legte, aber was sollte das bringen? Er verwarf den Gedanken wieder.


    Caepio hakte sich bei Terpander ein und räusperte sich schon einmal, um gedanklich durchzugehen was er Senator Annaeus gerne sagen wollte. Ihm fiel ein, dass er kein Gastgeschenk hatte.


    "Wir müssen unterwegs ein Gastgeschenk kaufen. Lurco hast Du Geld dabei?", fragte die Zwiebel freundlich.

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