• Noch immer hielten fanatische Randgruppen Rom in Atem. Christen oder Banden, es war noch nicht in jedem Fall geklärt, wer nun womit zusammenhing und wie diese Gruppen zueinaner standen. Besonders die Urbaner hatten alle Hände voll zu tun, während die Prätorianer alles taten, um die Sicherheit der Kaiserfamilie zu gewährleisten. Der Brandanschlag auf die Statio I Urbana hatte die Soldaten erschüttert, auch die altgedienten Veteranen. Es war etwas anderes, wenn sogar das Militär angegriffen wurde, als wenn sich Zivilisten in den Gassen der Subura gegenseitig erdolchten.


    Momentan fanden daher zahlreiche Umstrukturierungen bei den städtischen Einheiten statt: Die Urbaner und Vigiles würden gemeinsam in eine Doppelstatio innerhalb des Pomeriums ziehen, die Prätorianer sollten aufgestockt werden.


    Der neu zu den Prätorianern versetzte Stilo war aufgrund des Trubels und daraus resultierender Unklarheiten mit noch keiner konkreten Aufgabe betraut worden. Man setzte ihn als Springer ein und er machte sich nützlich, so gut er konnte. Immerhin musste er keinen Ausbildungsdienst schieben, wie es sonst das Los vieler Optiones war, sondern jonglierte vor allem mit ständig wechselnden Dienstplänen von Leuten, die er noch nicht einschätzen konnte, lief viel hin und her, um mit anderen Verantwortlichen zu sprechen, damit sie sich koordinieren konnten und es möglichst wenige Personalengpässe geben würde.


    Aber einen Vorteil hatte das für ihn: Er lernte binnen kürzester Zeit sehr viele unterschiedliche Kameraden kennen und kam mit allen möglichen Leuten zwischen Tür und Angel ins Gespräch.

  • Die Pracht der Castra Praetoria*


    Kurzum: Man hatte Platz. Die Anlage war um zwei Drittel größer als ein Legionslager.


    Die Mannschaftsbaracken verfügten zudem über eine zweite Etage. Doch auch das war längst nicht alles. Bereits der Eingangsbereich zeichnete sich durch einen noblen Portikus aus, ein Säulengang mit Vordach. Es gab hinter der Tür keinen Vorraum für die Ausrüstung und das Material, wie es sonst üblich war. Stattdessen betrat Stilo, als er die Tür öffnete, gleich den geräumigen Hauptraum. Von der gemauerten Kochstelle ging eine Wärme aus, die den ganzen Raum erfüllte.


    Die Habseligkeiten wurden im Kellergeschoss verstaut, wo sich auch eigene Vorräte befanden, so dass man selten ins Horreum oder Armamentarium gehen musste. Beeindruckt musterte Stilo die üppig befüllten Regale und Wandhaken. Es gab tatsächlich nicht nur ein Obergeschoss, sondern auch eine Erweiterung ins Erdreich hinein. Einen eigenen Keller je Contubernium gab es in keinem einzigen Legionslager. Damit hatten die Cohortes Praetoriae und Urbanae gut drei Mal so viel Platz zur Verfügung wie die Männer, die in den Provinzen stationiert waren.


    Doch das war nicht alles. Der Boden war mit einem wunderschönen Mosaik verziert. In den Provinzen konnten bestenfalls die Offiziere von solch einem Boden träumen, oft nicht einmal die. Hier aber waren Bodenmosaike der Standard des gemeinen Soldaten. Linker Hand dominierte eine breite Treppe den beheizten Aufenthaltsraum mit der Kochstelle, auf der verschiedene Töpfe köchelten. Pansa, der gerade kochte, musste das nicht allein tun, weil Tisch und Stühle zur Gesellschaft einluden. Folgerichtig saßen dort auch drei ihrer hier wohnenden Kameraden. Der Rest verprasste in der Stadt seinen üppigen Sold und trotzdem würde noch mehr als genügend übrig bleiben, um eine Familie samt Sklaven versorgen zu können.


    Geschlafen wurde oben. Aufgrund des vielen Platzes waren keine Etagenbetten erforderlich, geschweige denn Gruppen-Doppelbetten, wie Stilo sie während der Zeit in Germania erlebt hatte. Damals, noch mit Sabaco in einer Truppe, der in der hintersten Ecke schlafen musste, weil er sonst in seiner Angst, im Schlaf hinauszufallen, alle anderen im Laufe der Nacht zur Wand zusammenschob und sogar über sie drüber kroch. Hier gab es solche Probleme nicht.


    Stilo ließ es sich nicht anmerken, da er selten seine wahren Gefühle nach außen zeigte, aber hinter seiner gelassenen Fassade freute er sich diebisch über diesen Luxus. Er fand, er hätte ihn verdient.


    Sim-Off:

    *vgl. A. Busch, Militär in Rom. Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden, 2011 und Rankov u. Hook, The Praetorian Guard. Reed International Books, London, 1995.

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