Besprechungsraum der Offiziere

  • Während Scarpus noch überlegte, schob Sabaco den ersten Befehl herüber: Er galt Titus Umbrenus Nero.


    "Du bist als Cornicularius verantwortlich für das Zusammentragen von allen Informationen, denen du habhaft werden kannst. Als Leiter der Schreibstube bist du dabei nicht allein, sondern hast Personal, dass dich dabei unterstützt.


    Dein Auftrag besteht dabei aus zwei Säulen: Du wirst alle Informationen sammeln, welche den Verbleib der Turma Prima betreffen, aber auch die Stimmung bei den grenznahen Stämmen auskundschaften lassen. Fordere Informationen von allen Stellen an, von denen du glaubst, sie könnten etwas dazu wissen. Sprich persönlich mit den Leuten", er nickte an dieser Stelle Scarpus zu, wobei es diesem selbst oblag, zu entscheiden, welche Informationen er preisgab, "befrage Römer und Einheimische, greife aber auch auf Soldaten zurück, welche dich beim Umhören unterstützen. Schicke jemanden in die Taberne und ins Lupanar, um sich dort umzuhören." Dort war Ocella Stammgast gewesen, was Sabaco dem elenden Weibsstück Eila genüsslich aufs Brot geschmiert hatte. Vielleicht wussten die Huren etwas.


    "Duplicarius Umbrenus Cimber wird dich dabei als Kundschafter unterstützen, zu dem ich gleich komme. Fragen?!"

  • Nero hörte Sabaco aufmerksam zu. Die Aufgabe die ihm der Decurio übertrug, sein Decurio, konnte klein gehalten oder ins Gigantische ausgebaut werden. Nichts Geringeres als einen Spionagering würde Nero versuchen aus der Wiege zu heben. Woher die Informationen stammten, waren gleich, Hauptsache war sie wurden ihrer habhaft. Offizielle Ermittlungen waren da genauso angesagt, wie heimliches Ausspähen. Soldaten wurden offiziell damit betraut und Einheimische die für klingende Münze alles verkauften. Und wie es sich gehörte, mussten auch die Spitzel bespitzelt werden.


    In genau so einem Hornissennest benötigte man loyale Männer, welche die Informationen sichteten und auswerteten. Loyal waren jene, denen man vertrauen konnte, weil man sie an den Eiern hatte. Dafür benötigte man wiederum Informationen. Vermutlich mussten sie auch hier und dort jemanden heranschaffen oder um die Ecke bringen. So etwas gehörte dazu. Leute wurden zum Sprechen und zum Schweigen gebracht.


    Wer mit einer Schlange gelebt hatte, wusste sich in einem Vipernnest zu bewegen. Auch wenn es sich dabei um eine bunte Seeschlange gehandelt hatte, die ihn von Herzen liebte, eine Schlange war eine Schlange und gab es für diese Aufgabe einen besseren Lehrmeister?


    "Ich habe völlig freie Hand?", fragte Nero rückversichernd und sein Gesicht verfinsterte sich in Vorfreude und Genugtuung.

  • Scarpus verfolgte die Unterhaltung nur mit einem Ohr. Er würde sich auch nicht weiter dazu äußern ausser...

    Mit Absicht hatte er sich nicht geäußert.

    Doch dann wollte er doch noch etwas anbringen bevor jeder hier im Raim glaubte es würde zu einem Kreig kommen der Ressourcen beansprucht die über Jahre hinweg benötigt werden würde.


    " Ich glaube nicht dass es sich hier nun um etwas ernstes handelt. Dafür sind die Stämme zu geschwächt. Eher würde ich es als eine Generalprobe betrachten. Ein Ausloten wie wir reagieren."


    Sim-Off:

    Eher ein Vorgeplänkel in Anbetracht der Markomanenkriege 166-180 n.Chr Das ist natürlich noch lange hin aber kleinere Konflikte gab es über die Zeit immer wieder.

  • Cimber lehnte sich zurück und hörte zu, was an Informationen zu Tage gebracht wurde.


    "Entschuldigt wenn ich ebenfalls etwas einwerfe. Es mag durchaus sein, dass die Stämme geschwächt sind, dennoch ist die Bedrohung für jeden einzelnen von uns sehr ernst. Ob die Stämme etwas Großes planen, um uns zu vertreiben oder ob sie sich damit zufrieden geben monatlich ihren Blutzoll von uns zu verlangen, beides ist nicht hinnehmbar. Einzeln betrachtet könnte man wirklich davon ausgehen, dass dies kleine Nadelstiche sein sollen, um dem Imperium wenigstens so ihren Unmut spüren zu lassen.


    Aber die Zusammenfassung von Decurio Matinius sprach doch eine ganz andere Sprache. Da steckt Planung hinter, ein Geist der all dies koordiniert und zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Das alles zum Nachteil von uns. Ich persönlich würde lieber von einem großen Gesmtbild ausgehen, als von kleinen Einzelaktionen. Gehen wir von einer Großlage aus und es sind nur kleine Scharmützel, wird uns nichts geschehen. Im Umkehrfall jedoch haben wir vielleicht nicht mehr die Möglichkeit, uns zu retten oder etwas zu korrigieren. Wir sollten das Übel mit der Wurzel ausreißen", warf Cimber ruhig ein.

  • Auf die Frage von Nero antwortete Sabaco mit einem Nicken. "Völlig freie Hand. Tu, was du für richtig hältst, um deinen Auftrag zu erfüllen. Diese Germanen sind keine Peregrini, die römischem Schutz unterstehen, sondern sind durch die Bank weg als Kombattanten zu betrachten. Entsprechend werden sie behandelt. Erfülle deinen Auftrag und erfülle ihn gut, mehr habe ich dir an Befehlen nicht zu geben."


    Sabaco fingerte am Stapel mit den übrigen Befehlen herum und wartete, während Scarpus seinen Einwand vorbrachte. Natürlich machten die Offiziere und Unteroffiziere sich Gedanken. Sonst wären sie falsch an ihrer Position. Dennoch war ihrer aller Entscheidungsgewalt begrenzt. Sie waren das Schwert des Imperiums, nicht das Hirn.


    "Die Einschätzung, wie ernst wir die Bedrohung nehmen, müssen wir den Herren Stabsoffizieren überlassen, Decurio. Wenn sie sagen, es wird Krieg geben, dann wird es das. Mir wurde die Operation Sommergewitter anvertraut, da man weiß, dass ich der geeignete Mann dafür bin."


    Und weil ein entsprechendes Sümmchen den Besitzer gewechselt hatte.


    "Das Exercitus nicht darauf warten, dass uns die Germanen mit Krieg überziehen, sondern mit der Operation Sommergewitter den Kampf in ihr Territorium tragen. Wir können nicht unsere verlorene Turma Prima ihrem Schicksal überlassen! Wir werden unsere Kameraden da rausholen, Decurio. Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wie, das wir hier besprechen. Aber natürlich hoffen wir alle", sprach Sabaco gedehnt, "dass die Barbaren uns schnellstmöglich anbetteln, ihnen die Kapitulationsbedingungen zu nennen. Je mehr Schrecken wir verbreiten, umso früher gehen sie in die Knie.


    Duplicarius Umbrenus Cimber, dein Befehl." Sabaco schob ihm die Tabula zu. "Deine Aufgabe ist die Aufklärung im Feindgebiet. Das betrifft jedoch viel mehr als nur jene Aufgaben, bei denen du Umbrenus Nero unterstützen wirst. Auch mir wirst du zuarbeiten. Ich benötige deine Informationen für die Planung der Logistik, wenn wir nach Germania vordringen werden. Das betrifft zum Einen also das Gelände und", seine Mundwinkel zuckten, "die Versorgung unserer Truppen. Bei Freunden kaufen wir ein. Bei Gegnern bedienen wir uns. Sorge also dafür, dass wir Freunde wie Feinde haben werden. Und dafür, dass die einen die anderen hassen."


    Neid und Missgunst waren der Nährboden der Zwietracht. Zwietracht und Einigkeit schlossen einander aus. Cimber hatte also viel mehr zu tun, als nur der Logistik zuzuarbeiten. Er würde mit der Wahl von Freund und Feind dazu beitragen, die Einigkeit der Stämme zu untergraben und war folglich einer der wichtigsten Männer der Operation. Die Verantwortung für einen Duplicarius war gewaltig, aber Sabaco wollte es so. Er war der Überzeugung, dass Cimber dieser Aufgabe gerecht werden würde.


    "Fragen?!"

  • "Völlig freie Hand ist Musik in meinen Ohren, wir werden die Informationen erhalten, die wir benötigen. Wie heißt es so schön? Viele Wege führen nach Rom oder auch zu unseren Informationen. Ich werde keine falsche Rücksicht nehmen, soviel steht fest. Aber ich werde auch nicht grundlos Staub aufwirbeln. Wir wollen schließlich nicht gesehen werden, nicht wahr? Spionagearbeit ist heimliche Arbeit. In dem Moment wo mich jemand für meine Arbeit als Außenstehender kritisiert oder lobt, habe ich etwas falsch gemacht. Wir sind aufgeflogen und in Erscheinung getreten.


    Eine wahre Schlange weiß, sie ist erst dann gut, wenn niemand ihren Namen kennt. Loblieder werden nie über sie gesungen, ihre Taten bleiben ohne Ruhm. Aber darum geht es einer Schlange auch nicht. Ich werde tun was getan werden muss, gleich was es ist", antwortete der Nero Sabaco.

  • Cimber wartete ab, bis Nero geantwortet hatte, ehe er sich zu Wort meldete.


    "Bis dato keine weiteren Fragen, diese ergeben sich möglicherweise erst im Dienst. Aufklärungsarbeit und Sabotage, verstanden. Wir werden Fronten schaffen, wo bis dato keine gewesen sind. Und jene die sich nicht auf unsere Seite schlagen wollen, denen werden wir unterstellen, es schon längst getan zu haben und zwar an richtiger Stelle.


    Für die Aufklärungsarbeit benötige ich gute Männer, mit denen ich direkt zusammenarbeite. Ein kleiner feiner Trupp, wäre ausreichend. Nicht zu klein, dann sind wir leichte Beute, aber auch nicht zu groß, da wir ansonsten sofort Aufmerksamkeit erregen. Und Danke für das in mich gesetzte Vertrauen", sagte Cimber freundlich.

  • "Gut. Ich bin sicher, ihr werdet die an euch gestellten Anforderungen erfüllen. Die Fragen ergeben sich vermutlich dann später", brummte Sabaco. Dazu koordinierte man schließlich den ganzen Kram, um ein effektives Ganzes daraus zu formen.


    "Andriscus." Auch zum Ausbilder wurde eine Tabula herübergeschoben. "Deine Aufgabe ist es, die Soldaten der Turma Secunda zu schleifen, bis sie bluten. Folgendes habe ich im Sinn: eine Gefechtssimulation mit allem Drum und Dran.


    Du schnappst dir die Turma Secunda und marschierst mit ihr hinaus in die Wildnis. Dort sollt ihr ein Lager aufbauen, eine Nacht verbringen und wieder umkehren. Irgendwo unterwegs werdet ihr überfallen und der Angriff wird heftig. Wir üben im Kleinen, was uns im Großen bevorstehen wird und stellen unsere Taktik auf den Prüfstand.


    Ich möchte, dass bei der Gefechtssimulation Holzwaffen verwendet werden, die auch hart eingesetzt werden, ein Treffer soll wehtun, denn im Ernstfall wäre ein solcher Fehler der Tod des Soldaten.


    Ziel ist, Sicherheit und Routine in die Abläufe reinzubringen und die Gruppe besser aufeinander abzustimmen. Es gab ja einige personelle Änderungen. Auch ich werde dabei sein und alles im Auge behalten, aber der Leiter der Übung bist du.


    Traust du dir das zu?"

  • Der Nachwuchs musste geformt und geschliffen werden. Das Verschwinden so vieler Kameraden hatte viele nervös und mit einem mulmigen Gefühl im Magen zurückgelassen. Jeder fragte sich, was hinter all dem steckte. Ein Zufall? Ein kleiner Plan? Ein großer Plan oder gar ein ganzes Komplott? Gleich was es war, sie mussten auf den größtmöglichen Wenn-Fall vorbereitet sein. Nur wer den Sturm einplante, würde den Wind gut überstehen, so hätte es sein Onkel Nero gesagt, der direkt neben ihm saß.


    Andriscus hatte keine andere Wahl, wie sie alle keine Wahl hatten. Es lag an ihnen, die Schlacht zu wenden und die Angst in die Hütten und Häuser ihrer Feinde zu tragen. Sollten sie sich selbst fragen, was sie nun ereilte und woher der Wind wehte.

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