[Kaiserforen] Die Stadtführung geht weiter

  • Vom Campus Martius über die Via Flaminia kommend, erreichten wir das erste der Kaiserforen, das Forum des Traian. Genauer gesagt den äußersten Ausläufer, den Tempel Trajans. Hinter diesem war die imposante Trajanssäule zu sehen und die nicht minder imposante Basilica Ulpia. Rechts von uns befand sich der Tempel der Iuno Moneta und der Weg auf das Kapitol.


    "Hier sind wir nun, fast im Zentrum der Welt. Die Foren der Kaiser. Links von uns siehst du den Templum Divi Traiani und dahinter ist mein Arbeitsplatz, wenn man so will. Die Basilica Ulpia. Darin findest du die Exedra der Praetoren. Zwischen dem Tempel und der Basilica siehst du auch ein Gebäude. Das ist der eine Teil der Bibliotheca Ulpia. Sie verfügt über zwei Gebäude, eine griechische und eine lateinische Sammlung. Und zwischen beiden erkennst du die Säule, auf welcher der Senat die Leistungen von Divus Traianus ließ. Laut Inschrift zeigt die Säule an, wie hoch der Hügel an dieser Stelle war, bevor das Forum errichtet wurde. Es ist übrigens recht neu. Als ich nach Alexandreia ging, waren noch einige kleinere Bauarbeiten zu Gange."

  • Als Tacitus ihn das Forum des Trajan beschrieb und sie langsam dem Zentrum der Welt näherten, konnte er seine Begeisterung kaum verbergen. Der Tempel Trajans, die majestätische Trajanssäule und die beeindruckende Basilica Ulpia - all das war ein atemberaubender Anblick. Er schaute gespannt umher und konnte den Tempel der Iuno Moneta und den Weg zum Kapitol erkennen.


    "Wirklich beeindruckend", sagte er zu Tacitus. "Es ist kaum zu fassen, wie prachtvoll und mächtig diese Kaiserforen sind. Die Architektur und die Kunstwerke hier sind von unglaublicher Schönheit. Ich kann mir die spannenden Fälle vorstellen, die du in der Basilica hattest." Dabei grinste er Tacitus zu.


    Stilo konnte sich nur schwer vorstellen, wie es gewesen sein musste, als Tacitus noch in Alexandreia war und die Bauarbeiten hier im Gange waren.


    "Und wie hoch war der Hügel an dieser Stelle, bevor das Forum erbaut wurde? Es muss eine gewaltige Aufgabe gewesen sein, all diese monumentalen Strukturen zu errichten."


    Dabei versuchte er, die Zahl auf der Säule zu entlocken, konnte sie aber nicht finden.



  • "Etwa 118 und ein halb Pedes muss der Hügel hoch gewesen sein. Wie du siehst, kann Rom sogar Berge versetzen."


    Ich lächelte, stolz darauf, ein Römer zu sein.


    "Die Urne des Divus Traianus ist übrigens im Sockel der Säule. So ist er immer auf seinem Forum und unter dem Volk, für das er so viel getan hat. Ich denke, er hat Rom und uns Römer wirklich geliebt wie eine Familie."


    Während wir die Basilica Ulpia passierten, war erkennbar, dass vor uns ein weiteres Forum war.


    "Wir gehen gerade auf das Forum Iulium zu. Iulius Caesar ließ es erbauen, weil das Forum Romanum zu klein für unsere wachsende Stadt wurde. Es ist ein schönes kleines Forum. Laut Cicero hatte es 60 Millionen Sesterzen gekostet. Da fragt man sich ja schon, was dann das Forum Traiani gekostet haben mag. Mit Basilica Ulpia und dem Templum Divi Traiani muss es viel teurer gewesen sein. Doch zurück zum Forum Iulium, dort befindet sich der Tempel der Venus Genetrix. Immerhin ist sie die Familiengöttin der Gens Iulia."


    Nachdem wir dann auch das Forum Traiani passiert hatten, betraten wir das Forum Iulium.


    "Wie du siehst, ist es kein Marktplatz. Es soll ein Treffpunkt sein und ein Ort der Erledigung öffentlicher Angelegenheiten. Und dort, vor dem Tempel, hatte Caesar einst auf einem Stuhl sitzend den Senat empfangen. Ob er das mit der Absicht tat, um seinen Einfluss zu beweisen, oder, weil er in dem Moment nicht aufstehen konnte, ist schwer zu sagen. Er war ja auch nicht mehr ganz jung. Von einigen wurde das als Anmaßung gesehen, und befürchtet, we könne sich als König sein. Ich denke, dass er wirklich nur einen Moment der Schwäche hatte, wie es im Alter nun einmal vorkommen kann."

  • "Tacitus, das ist unglaublich!", rief er aus, "118 und ein halb Pedes - das ist wirklich beeindruckend! Rom kann wirklich Berge versetzen, im wahrsten Sinne des Wortes," dann überlegte er kurz und fuhr fort, "als ich auf der Via Appia war kam ich an einen Ort der Tarracina heißt. Auch dort wurde ein Berg abgetragen, damit die Via Appia ungehindert weiterführen kann.", er schüttelte dabei begeistert den Kopf, "und wer weiß, was für Wunder über das komplette Imperium verteilt sind."


    Er lauschte aufmerksam, als Tacitus von der Urne des Divus Traianus erzählte. Es war faszinierend zu hören, dass er immer noch Teil des Forums war, das er einst so sehr liebte. "Es ist bemerkenswert, wie viel dieser große Kaiser für Rom und das römische Volk getan hat", sagte er. "Es ist schön zu wissen, dass er immer noch hier ist, auch nach seinem Tod."


    Als sie die Basilica Ulpia passierten und Tacitus das Forum Iulium erwähnte, wurde Stilo neugierig. "Das Forum Iulium sieht wirklich wunderschön aus", bemerkte er. "60 Millionen Sesterzen - das ist eine enorme Summe! Ich kann mir nur vorstellen, wie teuer das Forum Traiani gewesen sein muss, besonders mit der Basilica Ulpia und dem Templum Divi Traiani.", dabei pfiff er durch die Zähne, um die Summe zu verdeutlichen.


    Als Sie schließlich das Forum Iulium betraten, nahm Stilo alles in sich auf.

    "Und dieser Tempel der Venus Genetrix - sie ist also die Familiengöttin der Gens Iulia.", dabei zeigte er mit seinem Finger auf den Tempel. "Wie interessant! Es ist erstaunlich, wie viel Geschichte und Bedeutung an einem Ort wie diesem zusammenkommen."

    Tacitus erwähnte dann Caesars Empfang des Senats auf einem Stuhl vor dem Tempel und die Kontroversen, die dies auslöste. Er konnte nicht anders, als darüber nachzudenken. "In jedem Fall ist es erstaunlich, wie eine einzige Geste so viel Aufmerksamkeit und Spekulationen hervorruft."


    Die Schönheit und Pracht Roms erfüllen ihn mit einem tiefen Stolz darauf, ein Römer zu sein. Es war, als ob er einen Teil seiner Identität hier fand, inmitten der großartigen Architektur, der reichen Geschichte und den beeindruckenden Denkmälern. Die Bedeutung, die diese Stadt für das Römische Reich und die Welt hatte, wurde ihn klar, und es war überwältigend zu realisieren, dass er ein Teil dieser Geschichte ist.
    Er konnte es kaum erwarten, noch mehr von dieser beeindruckenden Stadt zu entdecken. Tacitus hatte ihn bereits so viel gezeigt, aber er hatte das Gefühl, dass es noch so viel mehr zu sehen gab...

  • "Ich muss leider gestehen, dass ich der Via Appia noch nie allzu weit gefolgt bin. Nur bis wenige Meilen hinter den Mauern. Aber ich denke, dass ich mir die Gegend um Tarracina einmal ansehen sollte. Nach Nemausus werde ich auch einmal müssen. Ich habe gelesen, dass dort ein Aquädukt mit drei Bogenebenen ein Tal überspannen soll."


    Vielleicht sollte ich mich ja einmal mit Architektur beschäftigen?


    Die Begeisterung meines Verwandten konnte ich in seinen Augen erkennen. Das ging vielen so, die zum ersten Mal nach Rom kamen, hatte ich gehört. Ich hingegen war hier aufgewachsen. Doch auch ich entdeckte die Großartigkeit der Hauptstadt der Welt wieder neu und mit anderen Augen. Vielleicht, weil ich ein Jahrzehnt in einer anderen Stadt weilte?


    "Komm, ich zeige dir noch mehr."


    Mit diesen Worten verlißen wir das Forum Iulium und wandten uns nach rechts. Links von uns war nun das Forum Traiani in voller Größe zu erkennen, doch ich führte uns weiter nach rechts, auf das ähnlich große Forum Augusti, in dessen Mitte der große Tempel des Mars Ultor stand.


    "Dieses Forum schenkte uns Divus Augustus nach seinem Sieg. Und zugleich schenkte er uns den einzigen Tempel des Mars innerhalb des Pomeriums. Augustus gelobte Mars einen Tempel, wenn er ihm dafür half, an den Mördern seines Vaters, Divus Iulius Caesar, Rache zu nehmen. Mars hatte seinen Teil erfüllt, und so erfüllte Augustus auch seinen Teil. Mars Ultor, der Rächer, hat hier seinen Tempel erhalten. Und zugleich wurde Mars, der stets über Rom gewacht hatte, nun erstmals mit einem dauerhaften Haus in der Stadt geehrt. Und ein schönes Forum gab es noch dazu."

  • "Das solltest du, die Straße ist majestätisch und führt teilweise die Küste entlang. Ein Traum sage ich dir. Wir machten eine Rast in Capua auch dort war es großartig", erwiderte Stilo. Dann überlegte er kurz und dachte über seine Geschichtslehre zu Hause nach. Er musste zwangsläufig daran denken, dass er bei der Reise genau geachtet hatte, wie lange es von Capua nach Rom dauerte - und überlegte, ob es wirklich stimmen könnte, was man erzählte. "Stimmt es wirklich, dass Crassus alle Aufständische und Spartakus von Capua nach Rom auf der Via Appia kreuzigen ließ? Ich glaube, das wird wohl übertrieben dargestellt. Die Strecke scheint mir recht lang dafür."


    "Nemausus? Ist das in Hispania oder in Gallien? Ich habe es zumindest mal gehört", grinste er leicht verlegen.


    Als Tacitus ihn die Geschichte des Forums Augusti und des Tempels des Mars Ultor erzählte, war er beeindruckt von der Bedeutung und dem Symbolismus, der mit diesem Ort verbunden war. Die Pracht des Forums und die Tatsache, dass Mars, der Beschützer Roms, nun einen eigenen Tempel in der Stadt hatte, waren beeindruckend.


    Er hob seine Brust und sagte anschließend stolz:

    "Es ist ein Ort von großer Bedeutung, Tacitus. Der Tempel des Mars Ultor und das Forum Augusti erinnern uns daran, dass Gerechtigkeit und Rache untrennbar miteinander verbunden sind. Sie sind ein Symbol für die Stärke Roms und die Verpflichtung des römischen Volkes, für das Gute einzustehen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Geschichte und Gegenwart an einem Ort verschmelzen."

  • Die Frage nach den gekreuzigten Sklaven auf der Via Appia war eine gute Frage. Ich rechnete kurz im Kopf nach.


    "Nun, ich denke, dass es möglich ist. Wenn wir ein paar Tausend Sklaven annehmen, die gekreuzigt wurden und von einem Kreuz alle zwanzig, dreißig Pedes, erscheint es mir möglich. Bei weniger Sklaven müssten die Abstände zwischen den Kreuzen eben größer sein. So lange jedes Kreuz in Sichtweite seiner Nachbarn bleibt, sollte der abschreckende Effekt gewahrt sein."


    Meine Antwort war komplett logisch und ebenso emotionslos vorgetragen. Es war für mich mehr eine Rechenübung. Ethische Erwägungen hatte ich nicht, sondern eher rationale. Wenn man die Ordnung aufrecht erhalten wollte, musste man ein Exempel statuieren. Das Bestehen des Staates hatte Vorrang. Die nächste Frage war einfacher zu beantworten.


    "Nemausus ist in Gallien. Vielleicht kommen wir daran vorbei, wenn wir nach Germanien reisen."


    Schließlich bemerkte ich Stilos Stolz, und legte ihm meine rechte Hand auf die Schulter, wobei ich lächelte.


    "Ich freue mich, dass du das alles erkennst. Du bist ein wahrer Römer und ein wahrer Iunier. Unsere Pflicht als Römer ist es, der Welt Ordnung zu bringen und einen gerechten Staat. Doch nun, lass uns weiter gehen. Es gibt noch viel zu sehen."


    Damit verließen wir das Forum Augusti und wandten uns nach links.


    "Das nächste Forum ist das Forum des Kaisers Nerva. Dort steht auch ein Tempel, nämlich der Tempel der Minerva. Sie ist nicht nur eine der drei Schutzgötter Roms, die in der kapitolinischen Trias verehrt werden. Doch für mich ist sie mehr. Sie ist Teil meiner persönlichen Trias. Sie hat mir stets Wissen und Weisheit geschenkt und mich bei meinen Studien geleitet. Ihre Weisheit übertrifft alle. Erst kürzlich hatte ich ihr ein weißes Kalb geopfert. Sie erhielt es für meinen Sieg vor Gericht. Ich hatte einen Prozess übernommen, der schon beinahe verloren war. Ich versprach ihr das Kalb für den Sieg. Ein Vertrag mit einer Gottheit ist immer bindend, doch hätte ich Minerva das Kalb selbst dann geopfert, wenn ich nicht gesiegt hätte. Wie gesagt, ich schulde ihr viel."

  • Stilo schüttelte mit dem Kopf. "Du hast recht, ja. Der Effekt war bestimmt abschreckend." Er seufzte und fuhr dann schließlich fort, "es muss nicht schön gewesen sein, in solchen Zeit gelebt zu haben. Wir haben Glück, im Hier und Jetzt zu sein."


    Die Aussicht, mit Tacitus auf Reisen zu sein und ebenfalls in Gallien zu erkunden, erfüllte Stilo mit Freude. Lächelnd nickte er Tacitus nach dieser Bemerkung zu.


    "Mir scheint, als ob Minerva dich wahrlich gesegnet hat, Tacitus.", erwiderte er und schaute sich das Forum genauer an. Es schien schmaler als die anderen zu sein, dennoch war er schön und imposant gebaut worden."Hast du dein Opfer hier dargebracht oder woanders?", fragte er noch neugierig.

  • "Ja, genau in diesem Tempel habe ich das Opfer dargebracht. Es schien mir der passende Ort. Ein schönes Forum, zentral, aber nicht zu groß."


    Ich musste immer noch daran denken, dass ich glaubte, damals so etwas wie die Präsenz der Göttin gespürt zu haben. Doch war ich mir nicht sicher, weshalb ich es nicht erwähnte.


    Langsam lenkte ich unsere Schritte vom Forum Nervae zum Forum Pacis.


    "Wir gehen nun zum Forum Pacis. Dieses wurde von Divus Vespasianus nach der Eroberung Jerusalems gebaut. Und es ist die Bühne für den Templum Pacis. Plinius Maior zählte den Tempel des Friedens zu den drei schönsten Bauwerken Roms. Das Augustusforum zählte er auch zu den drei schönsten Bauwerken. Und wenn wir heute Abend in der Domus Iunia ankommen, wirst du auch das dritte dieser Bauwerke gesehen haben."


    Wir betraten das Forum Pacis durch einen Portikus und standen in einem großen Garten mit Brunnen und griechischen Statuen, der auf beiden Seiten von Portiken gesäumt war. Der Tempel, der uns gegenüber den Garten begrenzte, war symmetrisch von kleineren Gebäuden flankiert.


    "Die kleineren Gebäude beinhalten unter anderem zwei Bibliotheken, eins für griechische Werke und eins für lateinische, also ähnlich wie die Bibliothek der Basilica Ulpia. Auch wenn die Bibliotheca Ulpia größer ist, finde ich die Bibliotheca Pacis schöner. Außerdem ist hier die Beute aus Jerusalem ausgestellt und eine Sammlung griechischer Kunstwerke."


    Ich betrachtete Stilo und war auf dessen Reaktion gespannt. Kaum jemand rechnete so zentral in Rom mit so einem Garten, der dazu auch noch öffentlich war. Man sah viele Menschen, manche diskutierten, manche wandelten, andere ruhten sich im Schatten der Portiken aus und wieder andere genossen einfach nur den Garten. Was jedoch auffiel, war der Mangel an Hektik. Es gab hier keine Geschäfte. Es war wirklich ein Ort des Friedens.

  • "Ich glaube, ich werde heute Abend tief und fest schlafen, um all das großartige zu verarbeiten, was ich heute gesehen habe. Aber ich bin trotzdem sehr gespannt, welches das dritte Bauwerk sein soll.", sagte Stilo grinsend.


    Als sie das Forum Pacis betraten, öffnete sich vor ihren Augen eine wahre Oase der Ruhe und Schönheit. Der große Garten, geschmückt mit Brunnen und griechischen Statuen, strahlte eine majestätische Gelassenheit aus. Die Portiken auf beiden Seiten verliehen dem Ort eine erhabene Atmosphäre, während der symmetrische Tempel am Ende des Gartens eine imposante Präsenz hatte.

    Tacitus erwähnte die beiden Bibliotheken, die den Garten flankierten. Die Tatsache, dass es hier sowohl eine für griechische als auch eine für lateinische Werke gab, faszinierte Stilo. Er konnte sich vorstellen, wie die Gelehrten und Intellektuellen der Zeit hier zusammenkamen, um Wissen und Ideen auszutauschen. Die Erwähnung der Beute aus Jerusalem und der Sammlung griechischer Kunstwerke ließ ihn erahnen, dass dieser Ort nicht nur ein Zentrum des Friedens war, sondern auch einen bedeutenden kulturellen Schatz barg.Die Abwesenheit von Geschäften und die friedliche Atmosphäre waren ein Gegensatz zu dem hektischen Treiben, das er in anderen Teilen der Stadt erlebt hatte. Die Menschen hier schienen die Schönheit und den Frieden dieses Ortes zu schätzen und genossen ihre Zeit inmitten der griechischen Statuen und der natürlichen Pracht.

    Es war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre, während er durch diesen Garten wanderte. Die Diskussionen, das Flanieren, das Ausruhen im Schatten der Portiken - all dies vermittelte ihn ein Gefühl der Harmonie und Gelassenheit. Er konnte den Geist des Friedens förmlich in der Luft spüren und war überwältigt von dem Gedanken, dass er Zeuge eines Ortes wurde, der genau diesem Ideal gewidmet war.


    "Unglaublich", sprach er und sein Mund blieb vom staunen weit offen. "Es ist einfach nur unglaublich. Mitten in der Stadt, direkt hinter uns ist die tägliche Hektik zugange und hier," er drehte sich einmal mit ausgestreckten Armen im Kreis, um seine Bewunderung zu verdeutlichen, "hier ist es wie in einer anderen Welt."
    Gelassen atmete er tief ein und wieder aus, schloss die Augen und schaute auf Tacitus. "Ich verstehe, warum es Forum Pacis heißt. Hier hat man echt seinen Frieden."




  • Er reagierte so, wie ich auch bei meinem ersten Besuch dieses Forums reagierte. Und noch immer was das für mich der schönste Ort in Rom.


    "Wollen wir uns die Ausstellungen ansehen?"

  • "Nichts lieber als das!", erwiderte Stilo und war gespannt, was der gute Vespasianus aus Jerusalem mitgebracht hatte.

    Mit einer ausladenden Geste zeigte er nach vorne, bereit, Tacitus anschließend zu folgen.

  • Wir gingen zum Museumsbau für die Beute aus Jerusalem. Als wir das offene Portal durchschritten, erkannten wir zwei Wachen der Urbaner, die das wertvolle Gut bewachten und darauf achteten, dass sich alle Besucher ordentlich verhielten. An den Wänden des Raums waren die Schaubilder verewigt, die auf dem Triumphzug mitgeführt worden waren. Ganz in der Mitte des Raumes stand auf einem Podest ein riesiger, fast mannshoher, siebenarmiger Leuchter aus Gold. Die Form bestand aus kleinen Kugeln und Kelchen mit Verzierungen in Form von Lilien und Granatäpfeln. Seine sieben geschwungenen Arme endeten auf gleicher Höhe.


    "Dieser Leuchter soll aus einem Zentner Gold bestehen. Die Iudäer nennen ihn Menora und er scheint eine wichtige Rolle in ihrem Kult zu spielen. Immerhin wurde er im großen Tempel ihres einziges Gottes in Jerusalem aufgestellt. Was genau sie damit angestellt haben, weiß ich nicht. Ich glaube aber zu wissen, dass die sieben Arme die sieben Wandelsterne darstellen sollen. Nun hat er ein neues Heim hier in der Hauptstadt der Welt gefunden."


    Ich sprach leise, nicht aus Respekt vor dem Kultgegenstand, sondern um die anderen Besucher der Ausstellung nicht zu stören. Der Raum war schließlich nicht so groß.

  • Als sie das offene Portal betraten, um die Ausstellung von Vespasians Beute aus Jerusalem zu besichtigen, traf ihnen sofort eine Welle kühler Luft. Sie bildete einen erfrischenden Kontrast zur Hitze, die draußen herrschte und Stilo bereits den Schweiß auf die Stirn getrieben hatte. Die Kühle umfing ihn und lud ihn ein, den Raum in aller Ruhe zu erkunden.


    Sein Blick wanderte über die Wände, die mit Schaubildern verziert waren. Diese waren einst stolz auf dem Triumphzug mitgeführt worden und erzählten von den Ereignissen und der Eroberung Jerusalems. Die Pracht und Bedeutung der Darstellungen waren unverkennbar und ließen ihn erahnen, welch monumentale Leistung die römischen Truppen vollbracht hatten.


    "Es sieht seltsam aus. Ich habe vieles über die Iudäer gehört und, wie du ja bereits mitbekommen hast, würde ich auch gerne mal das de Bellum Jiudaicum lesen. Interessant. Ich hätte nicht erwartet, hier sowas zu sehen.", sagte er und deutete auf den Leuchter.


    Er ließ seinen Blick noch einmal über den Leuchter und die Schaubilder an den Wänden schweifen. In diesem Raum, fernab der Hitze und dem Trubel des römischen Alltags, konnte er die tiefe Bedeutung der Geschichte und die Weite des römischen Imperiums spüren. Es war ein Moment der Erkenntnis und Ehrfurcht, der ihn noch lange begleiten würde.


  • "Das Buch soll sehr interessant sein. Tatsächlich kam ich auch noch nicht dazu, es zu beschaffen oder zu lesen. Wenn du mich fragst, haben die Iudäer ihr Schicksal selbst verantwortet, weil sie einem einzigen Gott die Verantwortung des ganzen Pantheons aufgebürdet haben. Der Gott der Iudäer musste folglich überfordert sein und konnte ihnen nicht beistehen. Und selbst, wenn er ihnen Beistand leisten gekonnt hätte. Was sollte er wohl ausrichten, allein gegen Iuppiter, Mars, Minerva, Apollo, Quirinus und all die anderen Götter, die mit uns sind?"


    Nach dieser rhetorischen Frage ließ ich meinem Vetter noch einen Moment, bevor wir den Raum verließen und durch den Garten auch das Forum Pacis verließen. Von dort wendete ich mich nach links, in Richtung Forum Romanum.

  • "Wer weiß," sprach Stilo, "Irgendwann werden sowohl du als auch ich das Vergnügen haben, dieses Buch zu lesen."


    Nachdenkend über die Wörter von Tacitus starrte Stilo noch ein letztes Mal auf den großen Leuchter, der wie eine Mahnung an all die Völker da draußen, hier stand.
    "Sieht her", flüsterte er ganz nebenbei, "so ergeht es allen, die sich mit unseren Göttern anlegen."



Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!