Zelle IX - Eireann

  • Da waren wir nun. Appius hielt sein Versprechen und steuerte, nach dem sie die Subura verlassen und die Castra betreten hatte, den Carcer, mit Eireann an der Leine.


    " Salvete, Kerkermeister" grüsste der Furier recht überschwenglich. " Ich hoffe ihr habt noch was frei. Ein neuer Gast wird einige Tage bei euch Unterkunft beziehen. Nur dass die nicht einer der üblichen Gäste ist sondern eine Sklavin die sich nicht benehmen konnte." Er betonte das Wort konnte stark damit man zumindest erahnen konnte dass sie nun ihr Verhalten etwas geändert hatte.


    " Eine persönliche Bitte hab ich.....sie ist MEINE Sklavin. Sie soll keine Sonderbehandlung geniessen, weder im positiven noch im negativen Sinne. Lasst die Finger von ihr und provoziert keine Zwischenfälle. Ich wäre euch dankbar dafür."
    Schliesslich waren die Probleme die sich angehäuft hatten schon genug derer.

  • Mit fest aufeinander gedrängten Lippen ließ sich Eireann durch die Subura führen. Ihre Gedanken sprangen wie eine wilde Pferdeherde durch ihren Kopf. Was war nur geschehen das sie sich in dieser Situation wiederfand? Sie hatte doch nichts getan. Nun guuut ... sie hatte sich unerlaunbterweise aus der Casa Furia geschlichen. Aber rechtfertigte dieses heimliche verschwinden eine derart harte Strafe? Ja! Was wäre geschehen, wenn sie sich nicht davon geschlichen hätte? Nun ja. Dann wäre sie definitiv nicht in dieser prekären Situation. Ein leises seufzen entwich dann doch ihren Lippen. Bevor sie ihre Lippen erneut zu einem blutleeren Strich zusammen drängte. Hoffentlich hielt ihr Dominus sein Versprechen und würde Tiberios über ihren momentanen Aufenthaltsort in Kenntnis setzen.


    “Dominus? Was geschieht jetzt mit mir?“
    Der Furier sollte lieber nach dem Lupanarsbesitzer forschen und ihn zur Rede stellen. Und sie nicht hier, ungerechtfertigterweise, einsperren. Diese Gedanken behielt Eireann jedoch für sich und richtete ihren Blick stattdessen zu Boden. Wie lange sie durch die verwinkelten Gässchens Roms taumelte, wusste Eireann später nicht mehr zu beziffern. Erst als sie schließlich vor der Castra ankamen, weiteten sich die Augen der Keltin und eine Gänsehaut beschlich ihren Körper.


    Dann ging es auch schon hinein in Eireanns persönlichen Albtraum. Abermals durchrieselte ihren Körper ein Schauder und die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich leicht auf. Bei den überschwänglichen Worten ihres Dominus, ruckte Eireanns Kopf in die Höhe und ein protestierendes Geräusch wollte sich seinen Weg über ihre Lippen suchen. Jedoch biss sich die Keltin in letzter Sekunde auf die Zunge und unterdrückte jegliche Widerworte.


    Folgsam. Demütig. Artig. Ihrem Dominus und Rom treu ergeben.
    All dies waren Attribute die die Römer an ihren Sklaven schätzten. Nur bei Eireann waren diese Eigenschaften so tief in ihr verborgen, dass man wahrscheinlich jahrzehntelang danach forschen konnte.

  • Ein bedauernder Blick streifte die Sklavin. Dass sie nun hier war, in diesem Loch dass sogar ein Blinder sah dass es der totale Gegensatz zur Casa war, hatte sie sich selbst zuzuschreiben.


    " Was mit dir geschieht?" Appius zuckte mit den Schultern. " Es liegt an dir wie es dir ergeht in der Zeit in der du hier bist. Und wie lange es dauern wird...ich weiß es nicht. Ein Verhör, welches ganz sicher stattfinden wird, wird die Dauer deines Aufenthaltes bestimmen. Und.." er machte eine kurze Pause:" ich werde nicht anwesend sein."


    " Ich bin enttäuscht. Sehr enttäuscht." Wieder belegte er die Sklavin mit einem bedauernder Blick und wandte sich dann ab um den Carcer zu verlassen.

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    Optio Carceris


    Teilnahmslos betrachtete der Optio das Drama welches sich in einer passenden Umgebung abspielte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wartete bis der Furier geendet hatte.


    " Fertig, Optio?" erkundigte sich der Kerkermeister und ließ seine Arme sinken. Ein Griff an seinen Gürtel ließ Schlüssel klappern.


    " Dann los. Da rein mit dir." Die Atmosphäre in diesen Räumlichkeiten wirkte unterschiedlich auf Menschen die hier abgeliefert würden. Die einen wehrten sich mit Händen und Füssen, andere wirkten lethargisch und ließen sich anstandlos in eine Zelle bugsieren.


    Der Optio Carceri sah dass die Sklavin sich im Moment ihrem Schicksal ergab und so deutete er einfach mit der Hand in eine der kleinen, unsymphatischen Räume.


    " Wenn du Ärger machst wirst du erfahren was es heisst hier zu sein. Also los. Beweg dich."

  • Den bedauernden Blick ihres Dominus spürte die Keltin deutlich auf sich und biss sich auf die Unterlippe. Ob er sich dafür verfluchte das er sie auf dem Sklavenmarkt gekauft hatte? Obwohl selbst die beiden Miles von ihrem Kauf abgeraten hatten? Weitere Worte verbiss sie sich und ließ ihren Blick stattdessen an den dicken Mauern des Carcers entlang gleiten. Hart musste Eireann schlucken, als sie sich von Appius Furius Cerretanus tiefer hinein führen ließ. Beinahe vermeinte sie die klagenden Seelen derjenigen zu hören, die in diesem Loch ihr Leben aushauchten.


    Sie war selbst schuld das sie sich nun in dieser Situation befand. Und dennoch züngelte für einen kurzen Augenblick ein kleines Flämmchen Trotz in die Höhe. Jedoch verbot sie sich dieses kleine Flämmchen höher prasseln zu lassen. Während ihr die Fesseln an ihren Handgelenken mit einem mal überdeutlich bewusst wurde. Und dann wurde sie auch schon in eine der Zellen hinein geschoben. Währenddessen drehte sie sich zu ihrem Dominus herum. Sie musste einen wahrlich erbarmungswürdigen Eindruck vermitteln. Rußflecken zeichneten Streifen auf ihren Wangen. Ihre Tunika war befleckt und zerrissen. Und dann kamen die Striemen und Kratzer an ihren Armen und Oberschenkeln.


    “Ein.. ein Verhör?“
    Ein eisiger Schauer rieselte der Dunkelhaarigen bei diesen Worten über den Rücken. Während sie ihre Finger miteinander verkrallte.
    “Du wirst bei meinem Verhör nicht anwesend sein? Du lässt mich hier alleine zurück? Wie eine Schwerverbrecherin?“
    Platzte es auf einmal über Eireanns Lippen. Während sich all' die aufgestauten Emotionen ihren Weg nach draußen suchten.
    “Aber Dominus. Du hast mir noch nicht einmal die Chance gegeben mich zu erklären.“
    Ob der Optio diese Worte jedoch noch hörte wusste Eireann nicht. Denn der Römer hatte ihr den Rücken zugekehrt und machte sich auf den Rückweg.


    Die dunkelhaarige Silurerin sank in der Zelle zu Boden. Während die Zellentüre endgültig verschlossen wurde und sie alleine in der flackernden Dunkelheit zurück blieb. Vielleicht hatte sie diese Strafe verdient. Eine Strafe ihrer Göttin. Ob dieser Gedanken spürte Eireann wie heiße Tränen in ihren Augenwinkeln klebten.

  • Zitat

    Original von Eireann


    Appius blieb stehen und drehte sich zu Eireann.


    " Natürlich gibt es ein Verhör. Schon allein der Brand macht dies nötig. Das Verhör wurde jedoch in einem anderen Rahmen stattfinden wenn du....."
    " Und Erklärungen waren auch nicht nötig mit der selben Begründung wie jene zu dem Brand. Alles was du weißt und zu sagen hast kannst du während der Befragung angeben."

  • Energisch wischte sie sich über die Augen. Tz! Nein! Garantiert würde sie hier nicht zu heulen beginnen. Wenn das Verhör stattfand würde Eireann die Wahrheit erzählen. Auch die Tatsache das sie sich heimlich davon gestohlen hatte. Ob dieser Gedanken krallte Eireann ihre Finger ineinander und fokussierte die steinernen Mauern der Zelle. Blieb nur die Frage ob man ihren Worten Glauben schenken würde. Oder würde man dem heimtückischen Lupanarsbesitzer mehr glauben? Wieso war Kyriakos nicht mitverbrannt? Ein Gedanke der Eireanns Herz abrupt hastiger in ihrer Brust pochen ließ. Zum Glück wusste niemand ob ihrer Gedanken. Denn wenn man sich die furische Sklavin betrachtete, käme wohl niemand auf den Gedanken, dass sie solch' Gedankengut mit sich herumtrug.


    Schließlich stemmte sie sich vorsichtig in die Höhe und rasselte einmal mit den Ketten an ihren Handgelenken. Tatsächlich wie eine Schwerverbrecherin. Und doch war sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.
    “Wenn man mir nur Glauben schenkte.“
    Murmelte die Silurerin mit leiser Stimme. Wer sollte ihr denn auch antworten. Immerhin war sie hier alleine im Carcer. Oder etwa doch nicht? Denn aus einer der benachbarten Zellen drangen Wortfetzen. Eireann jedoch verstand kein einziges Wort. So trat sie näher an das Türgitter heran und versuchte durch das winzige Fenster einen Blick nach draußen zu erhaschen.


    “Hallo? Ist da jemand?“
    Ließ Eireann ihre Stimme erklingen und lauschte verzweifelt ob sie eine Antwort erhalten würde. Tatsächlich war da jemand. Und dieser jemand entpuppte sich als ihr Dominus. Er hatte den Carcer also doch noch nicht verlassen.

  • "In der Tat." Maro kam zu der Zelle in die man die Sklavin hinein verfrachtet hatte. Es war Zeit, dass der Centurio einen Griff an diese Situation bekam. Der Name Eireann war ihm wohl bekannt. Anscheinend hatte sie ein besonderes Talent dafür sich in enorme Schwierigkeiten zu bringen. Maro tippte dem Optio auf die Schulter.


    "Du kannst gehen, Optio. Ich mache das hier. Sei so gut und triff mich später in meinem Officium wegen dieser Sache."


    Gelegentlich musste man eben auch selbst mal ein Verhör durchführen, sonst kam man aus der Übung. Er wandte sich der Sklavin zu.


    "Ich bin Centurio Marcus Octavius Maro von den Cohortes Urbanae und werde dich jetzt befragen. Dabei wirst du nichts erfinden, was nicht stattgefunden hat und nichts weglassen, was stattgefunden hat. Du wirst die Fragen sachlich und umfassend beantworten. Und du kannst dir ja vorstellen, was es für Konsequenzen hat, falls ich dich beim Lügen erwische."
    Natürlich würde es nicht zu einer dauerhaften Sachbeschädigung an Cerretanus Eigentum führen, aber der Centurio kannte andere Mittel und Wege. Er zog die mitgebrachte Wachstafel hervor. Dann wollen wir mal.
    "Also. Name, Alter, Herkunft, Stand?"

  • Ob sie sich diese Stimmen lediglich eingebildet hatte? Denn wenn Eireann jetzt ihre Ohren spitzte dann war nichts mehr zu hören.
    “Göttin, wieso marterst du mich nur so?“
    Murmelte Eireann mit leiser Stimme und ließ ihren Blick an den steinernen Wänden empor gleiten.
    “Dominus?“
    War es erneut Eireanns Stimme die erklang. Stumm hoffte sie das die Stimme ihres Dominus an ihr Gehör dringen würde. Doch vor ihrer Zelle herrschte allumfassende Stille. Sodass die Dunkelhaarige vernehmlich schluckte. Hatte ihr Dominus dem furischen Lockenkopf ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort mitgeteilt? Wie hatte Tiberios diese Nachricht aufgenommen?
    Als Eireann an den Alexandriner dachte, spürte sie wie ihr Herz dumpfer in ihrer Brust pochte. Nein. Er durfte nichts falsches von ihr denken. Und so rutschte Eireann, an eine der steinernen Wände gelehnt zu Boden. Trübsal hielt Einzug in ihre Gedanken und ihr Blick verschleierte sich.


    Viel Zeit ließ man der Keltin jedoch nicht ihre Gedanken zu ordnen und sich auf das bevorstehende Verhör vorzubereiten. Ihre Zelle wurde geöffnet und ein unbekannter Mann trat in den kleinen Raum. Verzweifelt versuchte Eireann einen Blick an dem Fremden vorüber zu werfen, ob sich ihr Dominus noch in ihrer Nähe befand. Als sich ihr der Mann vorstellte, weiteten sich Eireanns Augen. Während sie sich eng gegen die Mauern presste und daran in die Höhe glitt. Auge in Auge wollte sie dem Mann schon gegenüber stehen.


    Leicht begann Eireann zu zittern und presste ihre Finger gegen ihre Oberschenkel. Dabei rasselten erneut die Ketten, mit denen sie der Miles gebunden hatte.
    “Ich heiße Eireann und entstamme dem Geschlecht der Silurer. Meine Heimat sind die sanften Hügel Caerwents.“
    Nach diesen Worten befeuchtete Eireann ihre Unterlippe und ließ ihre leicht kratzige Stimme erneut erklingen.
    “Ich bin achtzehn Jahre alt und bin ... Sklavin des Appius Furius Cerretanus.“
    Wachsam ließ die Keltin ihren Blick auf dem offensichtlichen Vorgesetzten ihres Dominus ruhen

  • Was mochte sein Optio wohl mit einer Britannierin wollen? Maro sah sie kurz abschätzend an. Er hatte sich abgewöhnt, sich vom Äußeren der Personen, die er verhörte voreinnehmen lassen. Das, was sie sagten und taten wärend sie sprachen, war viel interessanter.


    "Nun, Eireann von den Siluriern aus Caerwent, du hast dich in eine missliche Lage gebracht. Erzähl mir doch mal, was sich aus deiner Sicht abgespielt hat. Lass nichts aus. Ich werde dich nicht unterbrechen."

  • Den abschätzenden Blick des Römers spürte Eireann deutlich und erwiederte seinen Blick noch immer mit diesem wachsamen funkeln in ihren Augen. Er wollte wissen was passiert war? Tz! Hatte ihm ihr Dominus oder diese beiden Miles etwa noch keinen Bericht über den Brand des Lupanars auf den Schreibtisch gelegt? Ob dieser Gedanken spürte die Dunkelhaarige wie sich ein spöttisches Lächeln auf ihre Lippen legte. Was sollte sie ihm sagen? Die Wahrheit. Die komplette Wahrheit oder sollte sie ihre Geschichte ausschmücken? Was war, wenn er dann doch den Bericht ihres Dominus vorgelegt bekam? Wem würde er Glauben schenken? Den Worten einer barbarischen Sklavin oder den Worten eines ehrbaren Römers? Obwohl Eireann bei dem kleinen Wörtchen ehrbar innerlich zusammen zuckte. Römer waren nicht ehrbar. Zumindest hatte sie noch keinen ehrbaren Römer kennen gelernt. Schließlich straffte Eireann ihre Schultern, atmete langsam tief durch, musterte noch immer den römischen Soldaten und begann ihre Version des Vorgefallenen zu erzählen. Die Wahrheit.


    “Als mich Dominus Appius Furius Cerretanus auf dem Sklavenmarkt kaufte, wusste ich nicht wieso. Was wollte ein römischer Soldat mit mir. Ich wollte ihn nicht. Und doch brachte er mich schließlich in die Casa Furia.“
    Bei diesen Worten presste Eireann anschließend ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und knirschte mit den Zähnen. Nachdem einige Zeit vergangen war, erhob die Keltin abermals ihre Stimme.
    “In der Casa Furia angekommen. Bestürmte ich Dominus Furius Cerretanus mit unzähligen Fragen zu meinem weiteren Leben. Fragen auf die er nur einsilbig antwortete.“
    Auch dies hatte Eireann bis dato nicht verstanden und schüttelte kaum merklich ihren Kopf.
    “Mein Dominus hielt sich ohnehin die meiste Zeit in der Castra auf. Und ließ mich alleine in der Casa Furia zurück. Für was hatte er sich dann eine Sklavin gekauft, wenn er mich doch sowieso alleine ließ.“
    Tatsächlich trat bei diesen Worten die alte Eireann zum Vorschein. Wie sie dort stand. Hoch aufgerichtet, die Finger zu Fäusten geballt und mit blitzenden Augen. Hatte Tiberios vielleicht doch Recht und in ihren Adern floss auch das Blut der Icener-Prinzessin Boudicca? Jene Icenerin die Roma gefährlich wurde und diese Aufstände anzettelte?
    “Wenn sich mein Dominus in der Castra aufhielt, sollte ich Domina Furia Stella in der Casa helfen. Aber das.. das war mir mit der Zeit zu.. zu langweilig. Und.. ich schlich mich an den Türsklaven hinaus.“
    Dabei funkelte die Dunkelhaarige dem Vorgesetzten ihres Dominus herausfordernd entgegen.
    “Ich wollte Roma entdecken. Nur mein Dominus erlaubte dies nicht. Und so musste ich meine Neugierde alleine stillen. Auf meinen Streifzügen durch die Subura begegnete ich einem kleinen Jungen. Nymphis saß ganz alleine an einer Straßenkreuzung.“
    Langweilte sie den Römer eigentlich schon?
    “Ich.. ich wusste nicht das er eigentlich nur als Lockvogel dienen sollte Bis dieser.. dieser Lupanarsbesitzer neben mir stand und in mir eine Kundin sah. Dabei war ich noch nie.. nie in einem Lupanar.“
    Empörte sich die Dunkelhaarige, wobei sich ihr Körper unwillkürlich anspannte.
    “Dieser... dieser Lupanarsbesitzer... er hat ver... versucht mir Gewalt anzutun Aber da hatte er sich mit der falschen angelegt. Wir Silurer sind ein kriegerisches Volk und niemand fügt uns so leicht Schmerzen zu.“
    Dabei funkelte es erneut herausfordernd in Eireanns Seelenspiegeln auch wenn diese Reaktion lediglich ihren Zorn und Hass überdecken sollte.
    “Dieser... dieser Kerl hielt mich in seinem Lupanar fest und wollte das mein Dominus siebzig Sesterzen für meine Freilassung bezahlte.“
    Bei diesen Worten kicherte Eireann spöttisch. Und rasselte erneut mit den Ketten an ihren Handgelenken.
    “Ich habe dem Kerl gesagt das er bei meinem Dominus auf Granit beißen würde. Aber er wollte ja nicht hören.“
    Bei diesen Worten zuckte Eireann mit den Schultern und befeuchtete mit ihrer Zungenspitze ihre ausgetrockneten Lippen. Wobei sie ihrem Gegenüber einen scharfen Blick entgegen warf. Glaubte er ihren Worten? Oder tat er ihre Worte als blanken Unsinn ab?
    “Ich bin unschuldig! Ich habe das Feuer nicht gelegt. Ich habe nur...“
    Doch da verstummte Eireann abrupt und schüttelte ihren Kopf. Nein. Wenn sie an die Begegnung mit dem mysteriösen Parther dachte, bekam sie nur Kopfschmerzen. Und so presste die junge Keltin ihre Lippen zusammen, murmelte unverständliches und schüttelte immer wieder ihren Kopf. Offensichtlich war nichts mehr lohnenswertes von der Keltin zu erfahren.

  • Er würde Cerretanus sagen, dass er die furischen Türwachen einmal ordentlich auf Vordermann bringen musste. Nun, aus dem Carcer würde sie jedenfalls nicht abhauen. Aber die Disziplinlosigkeiten der Skalvin interessierten ihn nur sekundär. Im Moment jedenfalls.


    "Nur was?"


    Ein bisschen mehr musste sie ihm hier schon liefern. Sonst blieb die Kerkerür verschlossen.

  • Abermals spürte Eireann wie ihr das Herz bis zum Hals pochte und sie ihre Finger verzweifelt zu Fäusten ballte.
    “Ich.. ich kann nicht mehr sagen, als ich bereits gesagt habe. Meine Worte entsprechen der Wahrheit. Nur glaubt mir niemand. Selbst mein Dominus nicht.“
    Murmelte die Keltin und ließ erschöpft ihren Kopf hängen.
    “Sucht den Lupanarsbesitzer. Ich flehe dich an. Er... er hat mich schließlich in diese... diese Situation gebracht.“
    Bei diesen Worten hob Eireann tatsächlich ihren Kopf und blickte dem Römer direkt entgegen.
    “Dieses... dieses Feuer... war kein normales Feuer. Dieses Feuer wurde von menschlicher Hand gelegt. Dieses Feuer war mächtig und hat alles zerstört.“
    Leise, kaum zu vernehmen, murmelte die Dunkelhaarige jene Worte. Bevor sie an dem Römer vorüber blickte und sich eine ihrer verfilzten Locken aus der Stirn strich.
    “Finde den Lupanarsbesitzer! Er kennt die Wahrheit! Er muss die Wahrheit kennen.“
    Eindringlich blickte die Dunkelhaarige den Älteren bei diesen Worten an und versuchte in seiner Mimik zu lesen.
    “Ich bin die Falsche. Ich kann hier nicht helfen.“
    Schließlich verstummte die furische Sklavin und wandte ihren Kopf zur Seite. Während sie ihre Arme um den Oberkörper krallte und leicht vor- und zurück schaukelte.

  • Soso. Den Eigentümer des Etablissements sollte Maro nun also unbedingt auftreiben. Aber da war noch etwas mehr. Er beschloss die körperliche... Angespanntheit der Sklavin noch ein wenig zu ignorieren.


    "Aha. Mächtiges Feuer, dass menschengemacht war. Also ich weiß ja nicht was für Sorten Feuer ihr bei den Siluriern in Caerwent außer dem normalen Feuer so habt, aber dass es mächtig und zerstörerisch war scheint mir kaum ein hinreichender Grund für eine Unterscheidung zwischen natürlichem und menschengemachtem Feuer zu sein. Trotzdem bist du dir sicher, dass das Feuer menschengemacht war. Mir scheint, dass du doch etwas mehr gesehen hast, als du mir jetzt sagst.
    Willst du behaupten, dieser Lupanarbesitzer habe seinen eigenen Puff angesteckt, oder wie soll ich das verstehen?"

  • Noch immer hatte Eireann ihre Arme um den Oberkörper geschlungen und schaukelte sachte vor und zurück. Beinahe so, als wäre sie in eine Art Trance gefallen. Denn auch ihr Blick wirkte mit einem mal seltsam unstet. Eine Vision kündigte sich normalerweise nicht so an. Doch darüber wusste der Urbaner nichts. Schließlich versuchte Eireann ihren hastig pochenden Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen, wenn sie sich auf eine Sache, in dem Fall die Carcermauern, fokussierte.


    Und dann erhob der Urbaner erneut seine Stimme. Sodass sich Eireanns Blick von den Mauern löste und sie den Soldat musterte. Wachsam war nun das glitzern im Blick der Dunkelhaarigen.
    “Wie soll ich mehr gesehen haben? Dieser Lupanarsbesitzer hatte mich in einem der Zimmer eingesperrt. Vielleicht hatte er einem seiner Lupos die Anweisung gegeben das Feuer zu legen. Aber dann wäre er selten dämlich.“
    Nachdenklich murmelte Eireann diese Worte vor sich hin und zuckte schließlich mit den Schultern.


    “Ich bin keine Brandstifterin!“
    Empörte sich die junge Frau. Sie war schon viel zu lange ruhig geblieben. Und irgendwann musste ihre angestaute Energie in die Freiheit entlassen werden.
    “Ich war in diesem Lupanar eingesperrt. Da werde ich mein Gefängnis doch nicht abfackeln lassen.“
    Herausfordernd blickte sie ihm bei diesen Worten entgegen.

  • Maro nickte. "Nun, dieses Gefängnis hier kannst du ganz sicher nicht abfackeln, nicht wahr?" Das war eigentlich keine Frage." Das wäre dann erstmal alles. Ich glaube deine Aussage ist klar; du behauptest du seiest unschludig. Ich werde dich hier wieder aufsuchen, falls weitere Fragen auftauchen."
    Der Centurio wandte sich zum gehen
    "Ach ja, raus lassen werde ich dich sicher nicht, falls du das dachtest. Du hast die schlechte Angewohnheit... verloren zu gehen und ich habe keine Lust, meine Leute ihre Zeit damit verschwenden zu lassen, dich aus irgendeinem Loch aufzusammeln, nachdem du bei den Furiern wieder abgehauen bist. Alsdann."
    Er versicherte sch, dass die Tür ordentlich verschlossen war und machte sich auf in sein Officium. Maro wieß beim Hinausgehen auch die Wachen noch einmal wegen der Sklavin an. "Seid so gut und seht zu, dass mir diese Keltin nicht verloren geht. Und dass ihr euch zusammen reißt, wenn es ihr an dem notwendigen Demut fehlt. Ich brauche ihren Kiefer einstweilen intakt."

  • Die Worte des Urbaners klangen in Eireanns Ohren unheilverkündend. Und dennoch wich sie keine Zentimeter zurück. Wagte sich jedoch auch nicht näher auf den Älteren zuzubewegen.
    “Bitte. Du musst mir glauben. Suche diesen Lupanarsbesitzer und.. und vergleiche die Berichte mit meiner Aussage. Ich lüge nicht.“
    Bei diesen letzten Worten klang Eireann tatsächlich flehend. Und ebenso flehend streckte sie ihre Finger in Richtung des römischen Soldaten aus. Wieso glaubte er ihr nur nicht? Selbst ihr Dominus hatte ihren Worten keine Aufmerksamkeit geschenkt. Ob dieser Gedanken presste Eireann ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen und starrte auf den Boden zu ihren Füßen.


    “Ich.. habe doch nichts getan. Ich bin unschuldig. Wäre ich doch nur nicht davon gelaufen.“
    Konnte man Eireanns leises Stimmlein vernehmen. Während ihr Blick abermals diesen unsteten Glanz annahm.
    “Wie lange werde ich hier noch festgehalten?“
    Platzte es schließlich über die Lippen der Keltin. Doch ob diese Worte noch an das Ohr des Centurio drangen, blieb abzuwarten.


    Schließlich fiel die Türe mit einem dumpfen Geräusch zurück ins Schloß und Eireann vernahm das Geräusch, welches ihr zeigte das man sie hier erneut einsperrte.
    “Oh Göttin, wieso bestrafst du mich so? War ich dir nicht immer eine gehorsame Dienerin.“
    Doch auch diesmal schwieg ihre Göttin und Eireann sank mit einem mutlosen Seufzen zu Boden. Ihre Finger hatte sie zu Fäusten geballt und presste diese gegen den steinernen Boden. Dabei murmelte sie leise vor sich hin. Bevor sie sich in eine der Ecken zurück zog und ihre Augen schloss. Ihre Sinne waren jedoch hellwach und ihr Körper zum Zerrreißen gespannt.

  • Als Eireann ihre Augen langsam wieder öffnete, erblickte sie nichts als Dunkelheit. Allumfassende Dunkelheit, die um sie herum herrschte. War sie erblindet? War das die Strafe ihrer Göttin das sie den römischen Herrschaften gegenüber Ungehorsam war? Jene Dunkelheit schien jedoch nicht vollkommen zu sein. Denn der flackernde Schein von Fackeln war außerhalb der Zellen zu erkennen. Oder spielten ihre Sinne böse Streiche mit ihr? War sie hier überhaupt noch alleine? Dann und wann waren Schritte an ihr Ohr gedrungen. Schritte die sich ebenso rasch ins Nirgendwo verflüchtigten. Also doch eine Sinnestäuschung? Vorsichtig stemmte sich die junge Frau schließlich in die Höhe.
    “Dominus?“
    Wisperte die Keltin mit pochendem Herzen in die Dunkelheit. Würde sie eine Antwort erhalten? War sie dem Römer etwa so egal, dass er sie hier in diesem Loch versauern ließ? Sie war keine Schwerverbrecherin. Lediglich zur falschen Zeit, am falschen Ort. Und wer würde einer Sklavin schon Glauben schenken? Bedeutete dies das sie für immer in dieser Zelle hausen musste und nie wieder das Tageslicht erblicken würde? Abermals entrang sich ihrer Kehle ein leises Schluchzen. Bevor sie kraftlos auf den steinernen Boden sank und sich ihres schmerzenden Körpers zum ersten mal und in aller Deutlichkeit bewusst wurde. Oh. Dafür würde dieser Lupanarsbesitzer bluten. Auch wenn dieser erst sein Dach über dem Kopf verloren hatte. Pha! Dieser Kerl hatte ihr Schmerzen zugefügt und wollte sie ...vergewaltigen. Bei diesen Gedanken presste die Dunkelhaarige ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Zog ihre Knie vorsichtig an den Körper und schlang ihre Arme darum, sodass die Ketten an ihren Handgelenken erneut bedrohlich klirrten.
    Vielleicht sollte sie ihrem Leben ein Ende bereiten. Bei diesem Gedanken bäumte sich die Silurerin innerlich auf und hätte sich selbst geohrfeigt. Nein! Solche Gedanken waren Gift. Und so seufzte Eireann leise und starrte mit einem unsteten Schimmer in ihren Augen vor sich hin.

  • "Ja." antwortete er und trat an die Zelle heran. Appius war sofort,. nachdem man den lädierten Miles zur Krankenstation gebracht hatte, wieder zurück zum Carcer gegangen. Das Schreiben von Tiberios ließ ihn handeln wobei er die Tabula in seinem Officium gelassen hatte und Eireann mündlich mitteilte was Tiberios geschrieben hatte.


    " Hast du beim Verhör bisher die Fragen beantwortet? Wie ich Centurio Oktavius kenne wird er dir genug Zeit gegeben haben um nachzudenken."
    " Und....gibt es Grund zur Beschwerde? Abgesehen davon dass kein ordentliches Bett, keine regelmäßigen warmen Mahlzeiten und dazu frisches Obst."

  • War diese Stimme real oder spielten ihre überreizten Sinne einen bösen Streich? Bestimmt nur eine Sinnestäuschung. Und so ließ die Dunkelhaarige ihren Kopf hängen und begann vor Langeweile die Steine der Wände zu zählen. Etwas anderes gab es hier nicht zu tun und bevor sie vollends den Verstand verlor? Aber diese Stimme bohrte sich hartnäckig in ihre Gedanken und ließ Eireanns Kopf langsam in die Richtung ihres Dominus drehen. Vorsichtig stemmte sich die Keltin in die Höhe und näherte sich der Zellentüre, vor der ihr Dominus stand. Denn den Optio hatte sie deutlich an seiner Stimme erkannt. Ob er jedoch alleine war, konnte Eireann nicht mit Bestimmtheit sagen.
    “Ich habe alles gesagt was ich weiß Dominus.“
    Erwiederte die Dunkelhaarige auf die fragenden Worte des Römers und trat näher auf die Türe zu. So dass ihr kein einziges Wort des Optio entging. Auch wenn diese gedämpft durch das Holz der Türe drangen.
    “Ich habe dem Centurio gesagt das er meine Aussage mit dem Bericht vergleichen soll. Hat er das gemacht? Was geschieht weiter mit mir?“
    Sprudelte es hastig über Eireanns Lippen. Schließlich wusste sie nicht wie lange ihr Dominus vorhatte vor ihrer Zelle stehen zu bleiben.
    “Dominus. Wem glaubst du? Deinen Miles oder ... deiner Sklavin? Und... und hast du Tiberios gesagt wo ich bin? Er hat mich noch nicht besucht.“
    Bei diesen Worten spürte Eireann wie ihr das Herz bis zum Hals pochte und ihre Knie unwillkürlich weich anmuteten. Doch noch behielt sie ihren festen Stand und würde sich zur Not gegen die steinernen Wände lehnen.

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