Nicon
Das hatte man nun davon, wenn man den Urbanern ihre Fragen beantwortete! Er war viel zu nett gewesen, er hätte stattdessen einfach weglaufen sollen, wie es alle taten, wenn das Klimpern der Soldatengürtel und das Schlagen der genagelten Sohlen auf den Steinboden nahten. Nicon ging davon aus, dass man Kyriakos mit ihm erpressen wollte. Er sollte Aussage machen, sonst würde man Nicon foltern und töten. Nur würde das nichts nützen. Kyriakos konnte ein Stein sein. Nach einigen Stunden wurde von einer unerträglichen Unruhe und Übelkeit gepackt. Er presste den Mund an die winzige Gitteröffnung der ansonsten massiven Eisentür.
"Wache! Ich habe meine Amphore beim Ganymed vergessen. Kann einer die mir bringen?"
Dass sie leer war, hatte er vergessen. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und sein Mund war vollkommen trocken. Die Zunge fühlte sich an wie ein Stoffklumpen, den jemand in seinen Rachen gestopft hatte und von ihrer Anwesenheit wurde ihm schlecht. Er versuchte, durch Würgen das Gefühl loszuwerden, doch seine eigene Zunge fühlte sich an wie ein Fremdkörper. Ihm kam Magensäure hoch. An was für einer Krankheit er litt, wusste er nicht, aber ihm war bekannt, dass der Wein dagegen half. Darum musste er darauf achten, nicht zu wenig zu trinken.
"He", rief er heiser, nachdem er die Magensäure in eine Ecke gespuckt hatte, "ich brauche meine Amphore! Bitte!"