Sabaco saß in der letzten Ecke des Schankraums, weit weg vom Feuer und den Rücken zur Wand. Der Drang, sich zu besaufen, war extrem. Er schwitzte und hatte einen trockenen Mund, außerdem war er wütend, mit wechselnden Zielen. Der Geruch des Biers, der Klang der Tonkrüge und der Anblick der Zecher waren kaum zu ertragen, ohne schwach zu werden. Er betete, dass ihm niemand etwas anbot oder ihn gar einlud. Wenn er jetzt anfing, würde er nicht mehr aufhören. Er sollte eigentlich gar nicht hier sein.
Das Betreten der Taberna war eine Niederlage, doch der Versuchung nachzugeben, wäre eine Kapitulation.
Sein Grund, durchzuhalten, war seine Karriere, vor allem die Operation Sommergewitter, für die er alles gab. Er konnte sich nicht leisten, betrunken aus dem Rinnstein gekratzt zu werden. Das würde nicht nur am Pranger enden, sondern vor allem das Vertrauen seiner Soldaten in ihn zerstören. Der Gedanke half ihm, stur zu bleiben. Doch es war schwierig. Sehnsüchtig sah er die Tonkrüge mit den feuchten Rändern auf dem gegenüberliegenden Tisch stehen.
Er riss sich von dem Anblick los, holte seine zerknitterte und ausgefranste Papyrussammlung aus der Gürteltasche, dazu ein Stückchen Kohle, und begann das, was in ihm vorging, in ein spontanes Gedicht zu gießen:
Allein zwischen Algen
Es war einst einmal und es ist auch noch heute
eine - Menschen ganz ähnliche - Seehundmeute.
Sie tragen nach außen hin Menschengestalt,
doch in ihren Herzen ist's dunkel und kalt.
Und auch Phoca Schwarzpelz ist solch ein Seehund,
liegt allein zwischen Algen am Meeresgrund.
Dort denkt er zu viel und vor allem ans Trinken,
um endlich für immer im Meer zu versinken.
In jedem Glas jagt er nur nach dem Glück,
doch das kehrt nicht heute noch morgen zurück.
Er träumt halb ertrunken vom Perlenstrand,
eine weitere Flasche in seiner Hand.
Nun hör die Moral dieser trüben Geschicht' -
der Lauf aller Dinge, er ändert sich nicht.
Das Glück sollte nie für die Seehunde sein,
denn am Meeresgrund sucht es jeder allein.
Na ja ... der Rhythmus holperte. Das Ende war auch nicht intensiv genug. Doch es war ihm gelungen, die Gier vorübergehend aus seinem Kopf zu verbannen, indem er sich auf die Verse konzentrierte und an ihnen feilte. Noch immer liebte er es, zu dichten, auch wenn er seine Werke keinem Leser oder gar Zuhörer zumuten wollte.
Jemand trat an seinen Tisch. "Was darf's denn sein?", fragte die Bedienung.
"Nur eine Posca." Er war standhaft geblieben, auch wenn seine Gedanken voller Algen waren. Er hatte die Prüfung bestanden.
Er faltete das Blatt zusammen und stopfte es zu seinen anderen Gedichten, von denen einige todünglücklich waren, andere unmenschlich aggressiv. Doch aus allen troff die Dunkelhkeit, die ihn zu Phoca aus Tarraco machte.