Zimmer von Tiro, dem Sklaven

  • Tiro wusste nicht, wie lange er so dalag und weinte. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen und es wurde zusehends stiller im Haus. Plötzlich berührte ihn etwas im Gesicht und er riss entsetzt die Augen auf. Ein Keuchen drang aus seiner Kehle und er zuckte zusammen. Im ersten Moment dachte er, es sei sein neue Herr, der zurückgekommen war um ihn erneut zu quälen. Erst nach einigen Momenten erkannte der Sklave, dass es Amytis war und sie ihm das Gesicht waschen wollte. Was für ein erbärmlicher Anblick er abgeben musste und er schämte sich, dass sie ihn so sah. Er drückte die Augen wieder zusammen und hoffte, dass er nicht wieder anfangen musste zu weinen. Doch es gelang ihm nicht ganz und so liefen wieder ein paar Tränen über seine Schläfen hinab auf das Bett.

    Nach einigen Minuten hielt die Sklavin ihm dann auch noch einen Wasserkrug an die Lippen. Vorsichtig nahm er einen Schluck. Es schmeckte ekelhaft, was natürlich nicht am Wasser lag. Dennoch trank er einige Schlucke und hoffte, sie mögen auch unten bleiben. Hart schluckte er dann, als sie den Krug weggenommen hatte und er sie ansah. "Danke.." wisperte Tiro ihr zu. Zu mehr war er nicht im Stande, denn jetzt überkam es ihn wieder und er fing an zu weinen. Vor Scham erfüllt drehte er den Kopf zur Seite und schluchzte.

  • Tiro war dankbar für die Hilfe, die ihm Amytis geboten hatte, auch wenn er es nicht zeigen konnte. Leise hörte er, wie sie das Zimmer verließ und dieses mal weinte sich der junge Sklave in den Schlaf. Es war kein angenehmer Schlaf, besonders die Schmerzen machten ihm zu schaffen, doch die Erschöpfung über all das Erleidete halt ihm schließlich dabei. Da er zum Glück den ganzen Tag über nicht zu viel getrunken hatte und auch die Suppe nicht zu viel war, musste er nicht pinkeln. Zumindest eine Schande, die ihm in der Nacht erspart geblieben war.


    Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich gerade durch das kleine Fenster, als Tiro erwachte. Einige Minuten brauchte er, bis ihm bewusst war, wo er war und was gestern alles geschehen war. Vor nicht einmal 24 Stunden war er noch zuhause aufgewacht, nichts ahnend, was ihm bald geschehen möge. Seine Arme waren inzwischen taub und seine Schultern schmerzten stärker denn je. Sein Unterleib tat nicht mehr so weh wie noch am Abend und das beruhigte ihn etwas. Langsam drückte nun aber doch seine Blase und er hoffte, dass er bald befreit wurde. Das Erbrochene am Boden stank immer noch, da es aber wohl getrocknet war, nicht mehr so stark.


    Als er so dalag, konnte er das erste mal wirklich nachdenken. Sein neuer Herr war ein Tyrann, der Freude daran hatte, seine Sklaven zu demütigen und sich an ihnen zu vergnügen. Tiro schluckte bei dem Gedanken, dass er so etwas wie gestern wohl häufiger durchleben werden musste. Wie konnte er es nur überstehen? Da vielen seine Gedanken zu Amytis. Sie hatte ihm beigestanden. Und auch wenn er sich schämte, dass sie ihn so sah - wenn er gewusst hätte, dass sie noch mehr gesehen hatte, wäre er vor Scham gestorben -, hatte es ihm gutgetan und ihm durch diese Nacht geholfen. Wer sie wohl war? Zusammen mussten sie das durchstehen und gemeinsam könnte es vielleicht leichter sein.

  • Die Sonne ging auf, und Aulus erwachte aus seinem Schlaf. Er stand auf, zog sich an, und ging in das Zimmer von Tiro. Er schaute sich Tiro eine kurze Weile an. Wie schön er doch ist, dachte er sich, auch wenn er so jämmerlich daliegt .

    "Wie ich sehe, bist du wach." sagte er. Er sah das Erbrochene auf dem Boden. "Das wischst du aber gleich weg", sagte er forsch, aber nicht aufgebracht. Er löste Tiro von seinen Ketten. "Merke dir eins, sich meinen Befehlen zu widersetzten, hat immer Folgen, unangenehme Folgen. Und damit du verstehst, in diesem Haus gibt es auch Peitschen und Rohrstöcke. Aber jetzt wasch dich erst mal, mach den Dreck da weg und iss etwas. Ich erwarte dich, angezogen in deiner neuen Tunika, nachher im Magnus Cubiculum"

  • Furcht trat in die Augen des Sklaven, als sein Herr schließlich eintrat. Auch das Zittern fing wieder an und am liebsten hätte er sich zusammengerollt, als könne er sich dadurch dem Herren erwehren. Doch Tiro wagte es nicht seinen Blick vom Herrn zu lösen und daher blickte er ihn die ganze Zeit an. "Ja, Herr." sagte er, nachdem dieser seine Ketten gelöst und ihn so befreit hatte. Nachdem dieser wieder gegangen war, zog sich Tiro die Tunika über und verließ dann das Zimmer, auf der Suche nach etwas zum Aufwischen. Die Villa war groß und er war fremd hier. Doch mit Hilfe anderer Sklaven, fand er das gesuchte - unter anderem auch den Ort, an dem er seine Notdurft verrichten konnte - und konnte so den Boden neben seinem Bett reinigen. Auch etwas zu essen fand er, obwohl er noch vor ein paar Stunden dachte, er würde nie wieder etwas runter bringen. Schließlich war er fertig und begab sich zu seinem Herrn.

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