Atrium | Ein bisschen Nachhilfe vom Pontifex

  • Ja, er hatte sich breitschlagen lassen. Aber um der Wahrheit Genüge zu tun. Er wollte zwar nicht viel arbeiten. Warum auch? Aber das war ja keine wirkliche Arbeit. Natürlich opferte er unter der Anleitung seines Erziehers auch mal im Garten ein Ferkel. Das war aber nicht mit einem Opfer an einem Tempel zu vergleichen. Und Quintus wusste nun: Da er im Stadtrat war und eben auch das Ansehen seines Vaters ehren wollte, würde das über kurz oder lang auf ihn zukommen. Auch wenn er den kleinen Bastard seiner Frau hasste, der wohl bald zur Welt kommen würde. So würde man sicher erwarten, dass er einer der Göttinnen der Geburt ein Opfer darbringen musste. Nicht dass er da große Lust drauf hatte, aber man erwartete es eben von ihm. Er war der Sohn eines Patriziers, seine Frau aus altem Adel in Rom. Da würde er wohl nicht drum rumkommen. Da er sich aber mit dreierlei noch nie beschäftigt hatte, hatte er Paullus Rat befolgt und einen der Pontifices, die ja nun auch im Stadtrat saßen, gebeten, ihn zuhause zu besuchen und ihn in diese Mysterien einzuweihen. Obendrein würde es sicher ein gutes Licht auf ihn werfen. Auch wenn er eigentlich gern tun würde, was er wollte, so hatte er doch bemerkt, dass die meisten Dinge besser liefen, wenn man den Alten ein bisschen nach dem Mund redete. Sie freuten sich, dass man sie fragte, und meist waren sie auch zufrieden, wenn man nur teilweise tat, was sie sagten. Sie fühlten sich dann beachtet und wertgeschätzt.


    Also nun, als der besagte Pontifex Tiberius Corvius Rutilus sein Atrium betrat, trug er im Haus eine Toga, warum konnte er nicht sagen, aber als der Pontifex auch eine trug, schien er richtig geraten zu haben. Man musste ja immer seinen Kopf mit der Toga bedecken, auch wenn sie heute keine Kulthandlung begehen wollten. So hatte er sich gedacht, um Abläufe zu üben, sollte er sicherheitshalber eine tragen. Er ging dem Mann ein Stück um das impluvium entgegen. Denn Quintus hatte gerade am Lararium gestanden, das sich aus einem Grund, den er nicht kannte, in diesem Haus noch im Atrium befand und nicht in der Culina. Aber sei es drum. „Salve Tibere Corvi Rutile.“ Begrüßte er den älteren und ging ihm noch das letzte Stück entgegen.

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