Atrium | Ein bisschen Nachhilfe vom Pontifex

  • Ja, er hatte sich breitschlagen lassen. Aber um der Wahrheit Genüge zu tun. Er wollte zwar nicht viel arbeiten. Warum auch? Aber das war ja keine wirkliche Arbeit. Natürlich opferte er unter der Anleitung seines Erziehers auch mal im Garten ein Ferkel. Das war aber nicht mit einem Opfer an einem Tempel zu vergleichen. Und Quintus wusste nun: Da er im Stadtrat war und eben auch das Ansehen seines Vaters ehren wollte, würde das über kurz oder lang auf ihn zukommen. Auch wenn er den kleinen Bastard seiner Frau hasste, der wohl bald zur Welt kommen würde. So würde man sicher erwarten, dass er einer der Göttinnen der Geburt ein Opfer darbringen musste. Nicht dass er da große Lust drauf hatte, aber man erwartete es eben von ihm. Er war der Sohn eines Patriziers, seine Frau aus altem Adel in Rom. Da würde er wohl nicht drum rumkommen. Da er sich aber mit dreierlei noch nie beschäftigt hatte, hatte er Paullus Rat befolgt und einen der Pontifices, die ja nun auch im Stadtrat saßen, gebeten, ihn zuhause zu besuchen und ihn in diese Mysterien einzuweihen. Obendrein würde es sicher ein gutes Licht auf ihn werfen. Auch wenn er eigentlich gern tun würde, was er wollte, so hatte er doch bemerkt, dass die meisten Dinge besser liefen, wenn man den Alten ein bisschen nach dem Mund redete. Sie freuten sich, dass man sie fragte, und meist waren sie auch zufrieden, wenn man nur teilweise tat, was sie sagten. Sie fühlten sich dann beachtet und wertgeschätzt.


    Also nun, als der besagte Pontifex Tiberius Corvius Rutilus sein Atrium betrat, trug er im Haus eine Toga, warum konnte er nicht sagen, aber als der Pontifex auch eine trug, schien er richtig geraten zu haben. Man musste ja immer seinen Kopf mit der Toga bedecken, auch wenn sie heute keine Kulthandlung begehen wollten. So hatte er sich gedacht, um Abläufe zu üben, sollte er sicherheitshalber eine tragen. Er ging dem Mann ein Stück um das impluvium entgegen. Denn Quintus hatte gerade am Lararium gestanden, das sich aus einem Grund, den er nicht kannte, in diesem Haus noch im Atrium befand und nicht in der Culina. Aber sei es drum. „Salve Tibere Corvi Rutile.“ Begrüßte er den älteren und ging ihm noch das letzte Stück entgegen.

  • Der Corvius ein älterer Mann nun in seinen Sechzigern, betrat das Atrium. Man hatte ja schon einiges über den Tiberius gehört, der sich in so jungen Jahren in den Stadtrat geboxt hatte. Natürlich waren die Corvia, eine der angesehensten Familien der Stadt, nicht wirklich begeistert, wenn einer der beschränkten Plätze, so mir nichts dir nichts, an einen Mann ging, der hier kaum als Einheimischer gelten konnte. Hatte man doch die ersten Jahre seines Lebens kaum etwas von ihm in der Stadt gesehen. Aber gut, es war nun, wie es war, dass der junge Mann sich nun etwas Unterweisung in kultischen Dingen erbeten hatte, hatte man im Kreise der Pontifices aber gut aufgenommen worden.

    Nachdem ihm der Tiberius aber nun auch noch so freudig engegenkam, war der Corvius deutlich milder gestimmt. „Danke, junger Tiberius, es freut mich, hier zu sein.“



    Decurio - Mantua


    //: QTF

  • Gut, es schien, als hätte er mal wieder auf richtiges Pferd gesetzt. Es zeichnete sich immer mehr ab, den Alten. Ein bisschen Honig, um den Bart zu schmieren, schien sich zu lohnen. Er wies dem Corvius, sich auf eine der Bänke an der Seite des Atriums zu setzen. „Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist.“ Er fuhr diesen Weg einfach erst mal weiter. „Nun weißt du, wie ich dir schon in der Curia gesagt habe, wird uns ja demnächst ja eine Geburt ins Haus stehen und ich trage mich mit dem Gedanken eines öffentlichen Dankopfers, sollten die Götter uns hold sein.“ Ja, oder die Götter der Unterwelt holten sich den kleinen Bastard einfach.

    „Darum hoffe ich, dass du mich mal berätst. Ich selbst habe ja nun schon lange keinen Vater mehr, der mir da helfen könnte. Ich habe zwar schon mit der Beratung meines Erziehers Tiere im Garten geopfert. Aber das ist sicher nicht dasselbe wie an einem Tempel, und ich will die Götter ja nicht aus Unwissenheit erzürnen.“ Erklärte er dem Corvius, und auch hier würde sich diese Geschichte sicher im Stadtrat verbreiten. Obendrein hatte er wirklich nicht so viel Ahnung. Er konnte sich eine Leber ansehen und sagen. Oh, das sieht ganz gut aus. Aber das war es dann auch. Das Ganze war ja eine Wissenschaft für sich. Welchem Gott oder Göttin konnte man welches Tier opfern, zu welchem Gott überhaupt und wann? Kannte Quintus überhaupt alle, musste man alle kennen? Den Laren des Hauses zu opfern, das war das eine einem der großen Götter etwas anderes.

  • Ah, ja, ganz recht ganz recht, dachte sich der Corvius. Stimmte ja, der junge Tiberius hatte ja in Rom geheiratet. Warum er nicht eine Frau aus den Reihen der Stadtoberen geheiratet hatte, war wieder so ein Rätsel, aber vielleicht war das so eine Sache, die die Patrizier unter sich aus machten. Beim Stadtrat war es ja ähnlich. Man heratete mal jemanden, der aus einer anderen Stadtratsfamilie stammte, aber eben immer in seiner eigenen sozialen Schicht. Stimmt simmt du erwähntestst es. Es ehrt dich, dass du dieses Opfer öffentlich machen willst. Bei Geburten ist natürlich Iuno und hier speziell der Iuno Lucina immer eine gute Adresse. Deine Frau sollte aber auch schon vorher im Tempel der Göttin beten, sie soll aber nicht vergessen, dass sie dabei nichts Geknotetes an sich haben darf, nicht mal die Haare, wenn sie den Tempel betritt.“ Erklärte er erst mal kurz, was er empfehlen würde. Wobei Geburtsgöttinnen natürlich nicht sein Fachgebiet waren, aber als Pontifex war man ja allgemein bewandert und konnte zumindest auf den richtigen Prister oder die Priesterin verweisen.

    Dann überlegte er weiter. „Für ein Dankopfer an diese Göttin musst du auch nicht öffentlich ein Tier opfern, aber eine wochenlang einen Tisch denken. Wenn du das öffentlich im Tempel machen willst, ist das sicher eine gute Sache, es würde aber auch im Haus reichen. Am Herd in der Culina zum Beispiel.“ Schlug er für, auch wenn öffentliche Frömmigkeit im Tempel natürlich auch bei solch kleinen Sachen immer gern gesehen wurde. Er konnte sich aber nicht erinnern, dass schon mal ein Danktisch für die Iuno Lucina in Mantua errichtet wurde, sah aber auch nicht, was dagegen sprechen würde. Und als erster öffentlicher Akt konnte das sicher nicht schaden, da man wenig falsch machen konnte.




    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua

    //: QTF

  • Hm, Iuno, das hatte er sich schon gedacht und das war ja auch abzusehen gewesen, aber was man da opferte, das hatte er nicht gewusst. Also ein gedeckter Tisch. Naja, das schien wieder mit wenig Aufwand zu funktionieren, das war genau sein Ding, wenn man so wollte. „Und ist es auch in Ordnung, wenn ich das Opfer mit dem gedeckten Tisch im Tempel erbringe, sagen wir, weil meine Frau noch im Wochenbett liegt?“ Auch hier hatte er Fragen, die er lieber zur Gewissheit geklärt haben wollte, denn er hatte bis jetzt ja nur den Hausgöttern und die jährlichen Pflichtopfer im Garten erbracht, und da war er immer unterstützt worden. Hier war es etwas anderes, aber er wollte das öffentlich machen, weil ihm das ja auch die Reputation in der Öffentlichkeit geben würde.

    Natürlich wäre es nur gerecht, wenn er das alles auf seine Frau abwälzen würde, denn immerhin war es ihr Kind nicht seins und er käme mit der wenigsten Arbeit davon, wenn seine Frau das Opfer brachte. Natürlich wäre der Prestigegewinn nicht so groß, wie wenn er selbst im Tempel stehen würde, aber es wäre eben auch die wenigste Arbeit, sanierte er. „Du verstehst, ich will nicht, dass es komisch aussieht, wenn ich als Mann im Tempel der Juno ein Opfer darbringt und so.“

  • Der Pontfex nickte bei der Frage, auch wenn es natürlich üblicher war, dass die Frauen zum Heiligtum der Iuno gingen. „Nun, es ist ungewöhnlich, aber es spricht nichts dagegen, wenn du das Opfer bringen würdest. Sicher, alltäglich ist es nicht, aber wenn du kundtust, dass deine Frau noch nicht kräftig dafür ist, würde Dir das niemand ankreiden, ganz im Gegenteil.“ Der Corvius verstand schon ganz genau, worauf die Frage abzielte. Der junge Mann wollte sich weiter in der Stadt bekannt machen, und dieses Mal eben mit seiner Pietas. Sicher nicht der ungeschickteste Schachzug, nach dem er sich in den Stadtrat gebracht hatte.



    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua
    //: QTF

  • „Gut, gut, ich will es bedenken, und vielleicht geht ja alles gut und meine Frau kann das alles alleine machen, ich will da ja nicht vorgreifen.“ Erklärte er dann, denn er wollte sich einfach mal alle Türen offenlassen. Das schien ihm in dem Fall das Klügste zu sein. „Nun Corvius, ich habe wie gesagt schon im Garten geopfert, aber da immer unter Anleitung. Worum ich dich bitte, ist, mir einen tieferen Einblick in das Ganze zu geben. Die Zeichen der Götter und das Ganze. Wie werden die Ohmen gedeutet zum Beispiel der Vogelflug, oder fangen wir mit etwas Praktischerem an? Die Deutung der Ohmen beim Opfer. Ich weiß, man kann Knochen verbrennen und sehen, wie sie beim Verbrennen einreisen aber ich weiß nicht viel darüber.“ Fing er an, denn das war eben ein Mysterium für sich. „Wie deutet man den Willen der Götter?“

  • Der Corvius war nicht sicher: War das echte Interesse oder wollte sich der junge Tiberius nur hervortun? Das war schwer abzuschätzen. „Ja, man wird sehen, wie es deiner Frau dann geht.“ Sagte er, um hier nicht zu tief blicken zu lassen. Dann hörte er weiter zu, es schien doch ein zumindest oberflächliches Interesse zu sein, was ja schon mal ein Anfang war.

    Vogelflug, ja, das konnte man lernen. Dazu gab es die Bücher der Auguren. Aber mit einem Opfer hatte das wenig zu tun. Nun aber schienen sie sich dem Triarier zu nähern. „Hm, man kann das mit dem Kochen schon machen, aber das Üblichste ist die Leberschau.“ Er zog eine kleine Bronzeleber aus der Tasche, die er extra zu diesem Zweck eingepackt hatte. Der junge Tiberius hatte ja gesagt, er wolle heute etwas lernen. Darum war er auch mit einigen Büchern bewaffnet. „Sieh, man kann das hiermit lernen. Wenn man es den wünscht.“ Er erklärte dem jungen Mann die verschiedenen Areale der Leber und wie man sie zu deuten hatte.



    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua

    //: QTF

  • Nun ging es doch voran mit der Ausbildung, das hätte Quintus nicht so schnell gedacht. Ihm würde ein merkwürdiges Objekt gezeigt und damit sollte man Leberschau lernen können. Hm ok, dann wollen wir mal sehen, dachte er sich.

    Oh, Oh, ja, jetzt verstand er. Es war die Abbildung einer Leber, und hieran zeigte ihm der Corvius, wie man sie sich ansehen musste und welches Areal für welches Zeichen oder welchen Gott oder welche Göttin stand.

    Mh, ja, sehr interessant, auch wenn er die Schrift kaum deuten konnte, kaum entziffern. Es waren zwar so eine Art attische Buchstaben, aber in einem ihm unbekannten Dialekt, dass er das Ganze ohne Erklärung nicht verstanden hätte. Was hieß verstanden, denn verstanden hatte er das Ganze sicher nicht. Dazu war das Ganze viel zu komplex. So wie er den Pontifex verstand, gab es auch noch Lehrbücher dazu. Gut, ohne dass man sich das einpauken würde müssen, würde das wohl nicht hängen bleiben, so viel war mal sicher. Der Corvius ging im Raum auf und ab und erklärte weiter. Er hatte erklärt, dass er es im Kreuz habe, und lange sitzen würde seinen Schmerz verstärken.

  • In der Tat machte der junge Tiberius den Eindruck eines interessierten Schülers, auch wenn der Corvius es noch immer nicht recht glauben mochte. In der Stadt gab es Gerüchte, dass er es allzu ausschweifend mit seinen Sklavinnen trieb. Nichts gegen einen Mann, der vernünftig und ohne Scham mit seiner Sexualität umzugehen wusste, aber alle Arten von Ausschweifung waren nun mal nicht gut. Vielleicht hatte ihn ja seine überaus hübsche Frau in die richtigen Bahnen lenken können. Es machte zumindest den Eindruck, so wie sie sich in der Öffentlichkeit gaben, und warum auch nicht schon oft ein hübsches Gesicht einen ungestümen Mann fesseln konnte.

    Gut, aber weiter, er erklärte im Auf- und Abgehen, wobei er seine Hand dabei auf die Hüfte stützte, dem jungen Mann, was man beim Beschauen einer Leber so beachten musste. Er verwies hier und da auf das Bronzemodell, das der Tiberius dazu in der Hand hielt. Das Wichtigste war, dass die Leber und somit das Opfertier gesund waren. Die Götter akzeptierten nur makellose Tiere.



    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua

    //: QTF

  • Wenn man etwas mit Büchern oder Ähnlichem lernen konnte, dann viel es Quintus leicht. Er war so von seinem Hauslehrer erzogen worden, dass ihm diese Art Dinge leicht vielen. Ob das auch in der Praxis so anwendbar war, das war dann wieder die zweite Frage. Er würde in den kommenden Tagen seinen Villicus beauftragen, vom Markt zwei drei Leber vom Markt bringen zu lassen, um sich das Ganze noch mal am Objekt genau anzusehen. „Werter Corvius, könntest du mir die Ehre erweisen und mir dieses Objekt mal für ein paar Tage zu leihen? Ich würde mein Studium dahingehend vertiefen wollen, um mir mal ein paar echte Leber anzusehen und hier mit ein paar Vergleichen anzustellen, um zu sehen, wie ich es deuten würde.“ Erklärte er und hoffte, dass er das mal um ein kleines, stilles Kämmerlein für sich aus machen konnte. Anschließend würde es gebratene Leber für sich seine Frau und seinen Hauslehrer geben. Kam nicht in Frage, dass man was wegwarf.

  • Der Pontiex war darauf vorbereitet, dass der junge Mann danach fragte, und nickte wohlwollend über die Frage, ob sich der junge Mann das Modell der Leber mal leihen konnte. Das war in der Tat erfreulich, dass der junge Mann nun doch ein solches Interesse an dem Zu Lernenden an den Tag legte.

    „Gewiss, ich bin gern bereit, dir das Lebermodell mal zu leihen. Wann wünschst du, die Unterrichtung vorzuführen?“ Es war spät geworden, und sicher war es besser, das gelernt erst mal zu verarbeiten und dann an einem anderen Tag weiterzumachen. Außerdem dauerte es auch ein Stück zurück in die Stadt, da das Anwesen des Tiberius ja ein Stück außerhalb der Stadt lag.



    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua


    //: QTF

  • Quintus sah nach draußen. Ja, der Tag neigte sich dem Ende zu und es war auch ein bisschen was, was er verarbeiten musste. Er würde das Ganze in den nächsten Tagen noch mal mit dem Studium der Texte und einem Vergleich an richtigen Lebern vertiefen. Welcher Fleischer in der Stadt wie viele Tiere tötete, wusste er ja inzwischen von der Marktaufsicht. Und die würde er am nächsten Markttag wieder führen müssen. Aber auch sonst musste er sich ja immer wieder auf dem Markt zeigen. Was aber nicht hieß, dass er die Sachen selbst kaufen würde. Das würde weiterhin ein Sklave im Auftrag seines Vilicus machen. „Ich danke Dir für deine Hilfe, Corvius, das hilft mir sicher in Zukunft, meine Pflichten noch besser zu meistern.“ Bedankte er sich artig, wie es der Mann zweifelsohne von ihm erwartete. Das Kratzbuckeln war ihm anfangs noch schwer gefallen, aber mit der Zeit hatte er gelernt, dass dies oft sehr viel leichter zum Erfolg führt. Darum ging ihm das mittlerweile viel einfacher von den Lippen. „In vier Tagen, nach dem nächsten Markttag, wenn es dir dann passt.. Ich werde Dir einen Wagen stellen, es wäre ja nicht gerecht, wenn du Dich zu mir bemühst aber selbst für die Fahrt sogen musst.“ Erklärte er dem älteren Mann, der damit einverstanden war. Dann verabschiedet er den Corvinus für den heutigen Tag.


    ~~~~~~~~~~~

    Intermission

  • Am verabredeten Tag habe der von Quintus gestellte Wagen den Pontifex an seinem Haus abgeholt. Quintus hatte die dazwischenliegenden Tage mit dem Studium der Schriften und seinen praktischen Begutachtungen der Lebern verbracht und glaubte jetzt halbwegs im Stoff zu stehen. Zur Sicherheit aber hatte er sich heute noch mal eine Scharfsleber von einem der Fleischer bringen lassen. Diese lag gekühlt vom Eis in einem der Vorratsräume.

    „Ah, salve Corvius, es freut mich, dass du so gut hierhergefunden hast.“ Begrüßte er den Mann, dessen Ankunft er schon erwartet hatte. Anders als er sich das anfangs vorgestellt hatte, war er an diesem Thema die letzten Tage wirklich hängen geblieben. Es war mit den Schriftrollen eines großen Philosophen. Hatte er erst mal angefangen, sie zu lesen, konnte er oft nicht aufhören. So hatte Quintus die letzten Tage zwischen seinen Pflichten als Magistrat immer wieder eine Schriftrolle hervorgeholt und noch mal und noch mal den gleichen Absatz gelesen. Er brannte darauf, das, was er sich so in seinem stillen Kämmerlein angelesen hatte und mit der Bronzeleber und seinen Studienobjekten zusammengereimt hatte, mit dem Pontifex zu erörtern.

  • Der Pontifex war tatsächlich von einem mit Pferden vorgespannten Wagen von Tiberius abgeholt worden. Der Tiberius bekam vermutlich noch von seinem Vater einen Reisewagen, den er heute geschickt hatte. So war die Reise zum Landgut natürlich deutlich angenehmer. Im Haus angekommen nahm ihn der Tiberius heute noch freundlicher auf als das letzte Mal. „Salve Tiberius, ja, dank des Wagens, den du mir freundlicher Weise gestellt hast.“ Antwortet der Corvius auf die erste Begrüßung. „Nun ich hoffe, du hast neben deinen Pflichten die Zeit gefunden, die Sachen noch mal zu vertiefen.“ Er ging zwar davon aus, aber dies war die Art der Gesprächsführung, um eben die nötigen Nettigkeiten auszutauschen. „Wie geht es deiner Frau? Seit der Illumination habe ich Sie nicht mehr gesehen. Ich hoffe, sie ist wohlauf.“ Natürlich war es auch möglich, dass sie das Landgut nicht verlassen wollte, weil es ja hier im Grunde alles gab. Aber sie hatte am Abend der Illumination eine so offene Art an den Tag gelegt, dass man es kaum glauben mochte, dass sie sich in ihrem Haus verkroch.



    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua

    //: QTF

  • Quintus nickte bei der Frage, ob er parallel zu seinen Pflichten noch Zeit gefunden hätte. „Gewiss, es gibt ja immerhin noch den Abend, um etwas nachzulesen.“ Ich habe auch an echten Lebern im Vergleich zu dem Modell von dir noch mal eigene Studien angestellt. „Aber um sicher zu gehen, habe ich heute nochmals eine echte Leber kaufen lassen, um das ganz noch mal mit dir durchzugehen.“ Erklärte Quintus seinem Gast auch, wenn Quintus nicht sicher war, ob dieser heute Nachmittag mit den Händen in echten Eingeweiden herumdoktern wollte. Das war sicher nichts für jedermann, aber Quintus hoffte auf die Professionalität des Pontifex.

    Ja, natürlich erkundigte man sich nach seiner Frau, und eigentlich sollte es ihm Recht sein, aber es war natürlich unmöglich, sie weiter in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es würde einfach zu vielen auffallen, dass sie schon zu rund war, wenn man die Geschichte mit der Frühgeburt aufrechterhalten wollte. Denn sie war schon weit in ihrer Schwangerschaft, viel weiter als sie es nach ihrer Eheschließung hätte sein dürfen. Deswegen hielt sie sich sicherheitshalber in ihren Räumen auf, auch um den Sklaven, die ja immer die schlimmsten Tratschtanten waren, keinen Einblick zu gewähren. Zwei Verwandte, ihre Mutter und eine Tante, die von dem Schwindel wussten, waren bei ihr. Auch um glaubhaft zu versichern, dass das Kind zu früh gekommen war. Ohne dass eine Sklavin oder Hebamme etwas davon mitbekamen. „Oh, leider geht es ihr seit ein paar Wochen nicht so gut. Wir haben ihre Mutter und eine Tante kommen lassen, die ihr zur Seite stehen. Frauenprobleme, ich verstehe leider nicht viel davon. Ich danke Dir aber für Deine Worte. Ich bin sicher, es wird meine Frau freuen, dass man sich in der Stadt nach ihr erkundigt.“ Erklärte er dann.

  • „Es freut mich, dass du mit so einem Eifer darangest.“ Er widerte der Pantifex, denn er war immer noch überrascht von dem, was er hier hörte. Sagten die Gerüchte über den Tiberius etwas anderes? „Sicher können wir das Ganze noch mal mit echten Stücken wiederhohlen, um dir mehr Sicherheit zu verschaffen.“ Der Corvius hatte bei Leibe kein Problem damit, sich die Hände an einem Leber schmutzig zu machen. Aber wenn, dann wollte er es auch gleich richtig machen. „Dann sag deinen Leuten aber auch, wenn sie die Leber bringen, dass sie auch ein Becken und ein Tuch bingen sollen.Wir wollen ja stattdessen, dass dies hier keine heilige Handlung ist, die Reinheit nicht vergessen.“ Rituelle Reinheit war immer das Wichtigste, und das wollte er dem jungen Mann gleich einbläuen, auch wenn es hier nicht um einen geheiligten Akt handelte.


    Dann hörte er die Worte des Tiberius, seine Frau betreffend. Ein wenig war er schon bestürzt. Die Frau des Tiberius war eine sehr wohl erzogene junge und vor allem hübsche junge Dame. Aber Schwierigkeiten bei der Schwangerschaft kamen eben sehr häufig vor, gerade wenn die werdende Mutter noch so jung und zierlich war. „Ich könnte eine der Pristerinnen der Iuno zu euch sicken, sie kennt sich auch in der Geburtshilfe aus. Sie ist die Frau eines angesehenen Mannes.“ Den letzten Satz schickte er hinterher, um den Tiberius zu versichern, dass es nichts Anstößiges daran gab. Sollte er sich an dererlei stören?



    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua

    //: QTF

  • Ah, gut, der Mann hatte kein Problem, sich noch mal die Finger schmutzig zu machen. Ja, gut, eine Schüssel zum Händewaschen, das war ja grundsätzlich eine gute Idee. Quintus schnippte nach einem Haussklaven, der wie üblich in Hörweite war, um seinem Dominus zu dienen. Quintus trug ihm auf, das Gewünschte zu hohlen, und wand sich erst mal wieder seinem Gast zu.

    Oh nein, das war etwas, das er jetzt gar nicht brauchen konnte. Eine Frau, die sich mit Schwangerschaften auskannte, aber das konnte er jetzt natürlich nicht sagen. „Ich danke Dir für Dein Angebot und Deine freundlichen Worte, aber meine Schwiegermutter und ihre Schwester sind der Meinung, dass Sie das wohl am besten können, da Sie meine Frau ja schon seit ihrer Geburt kennen. Aber ich werde ihr von deinem freundlichen Angebot berichten.“ Versuchte er, den Corvius zu beschwichtigen.


    Dann kamen zwei Haussklave, der eine mit einem Leber in einer Schale, die mit einem Tuch ausgelegt war, und der andere mit einer größeren Schale, die mit Wasser gefüllt war, und einem Tuch zum Trocknen der Hände über den Arm.

    „Ah sehr gut sehr gut. Sagte Quintus und wusch sich die Hände und trocknete sie sich mit dem Tuch ab. Dann nahm er die Leber aus Bronze und zeigte erst auf verschiedene Areale auf dieser und dann auf die Areale auf der richtigen Leber. Immer wieder stellte er Fragen, ließ sich erklären und stellte dann erneute Fragen.

  • Es war natürlich dem Tiberius überlassen, ob und wie er seine Frau versorgt sehen wollte. Er konnte ja nur das Angebot machen. „Ja, Verwandte und gerade die Mutter, das ist natürlich immer das Beste.“ Sagte er deswegen und auch, um sich nicht aufzudrängen. Die Frauen regelten das meist unter sich und das war auch gut so.

    Dann aber kamen zwei Sklaven und sie konnten beginnen. Auch er wusch sich die Hände und hörte dem Tiberius aber erst mal zu. Hier und da streute er einen Kommentar zu seinen Ausführungen ein. Auch wenn der junge Mann das Prinzip aber erst mal grundlegend verstanden zu haben schien. Vieles kam einfach mit der Zeit und der Erfahrung. Man konnte eben den Willen der Götter nicht nur aus Buchwissen ergründen lernen. „Wie ich sehe, hast du dir einiges schon angeeignet.“ Sagte er, nahm aber die Leber noch mal selbst in die Hand, fuhr aber mit dem Finger noch mal zu verschiedenen Stellen auf der Leber und erklärte nochmals Dinge, die nicht in den Büchern standen. Hier und da zeigte er, drehte die Leber und erklärte weiter und der junge Mann nickte bedächtig bei seinen Ausführungen.




    itcman-pontifex.png clanPicture-8016c8140bb51da3296661a763ddc8e5d16493db.gif

    Decurio - Mantua

    //: QTF

  • Gut, damit die Gefahr einer Entdeckung erst mal abgewendet ist. Es war für ihn und auch seine Frau und deren Familie undenkbar, dass man riskierte, dass die Sache aufflog. Er selbst, aber auch die Familie der Valeria wäre entehrt. Wenn die Sache aufflog, bestand für ihn kein Zweifel, dass er sich scheiden lassen würde. Aber daran wollte er nicht mal denken. Die Ehe versprach Vorteile, auch wenn man ihn erpresst hatte, sie einzugehen, und er bis jetzt noch keinen sah. Das, was ihn abgesehen von der Demütigung noch mehr abschreckte, war, dass sein ältester Sohn nicht der seine sein würde. Bei dem Gedanken krampfte sich ihm der Magen regelmäßig zusammen. Deswegen war Geheimhaltung das Wichtigste und deshalb konnte man auch keine Geburtshelferin von außerhalb hohlen.

    Nachdem dieses Thema aber vom Tisch gewischt worden war, wand er sich mit dem Pontifex erst mal wieder seinen Studien und der Leber zu. Er und der Corvius unterhielten sich angeregt und lange zu dem Thema, auch wenn er feststellen musste, dass man eben nicht alles aus den Büchern lernen konnte.

    Er würde, so versicherte ihm der Pontifex, die Dinge erst mit der Zeit und der praktischen Erfahrung lernen.

    Aber wie sollte er das Lernen, wenn er es nicht praktisch tat? Er war zu jung, um Pontifex in Mantua zu werden, das hatte ihm auch der Pontifex Corvius versichert und der Tempelverwalter ausgeschlossen. Er konnte nicht den ganzen Tag damit verbringen, in einem Tempel zu hocken und den Göttern zu dienen, das war für ihn viel zu viel Zeit. Er musste sich etwas Anderes überlegen.

    Der Nachmittag seiner Unterweisung endete wie der davor sehr angenehm und wieder verabschiedete er sich von dem Pontifex mit blumigen Worten und der Zusage, dass sie das fortführen würden.


    ~~~~~~~~~~~

    Intermission

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!