[Mare Nostrum] Ostwärts!

  • Die geplante Reise hatte ich gut vorbereitet. Vor allem hatte ich mich kundig gemacht, welche Waren wohl bei den Serern* und den anderen Völkern, auf die ich auf dem Weg dorthin treffen würde, gefragt waren. Die rote Koralle, wie sie vor Sardinien und Korsika wuchs, schien wohl recht beliebt zu sein. Edelmetalle waren auch beliebt, wenngleich sie ziemlich viel Gewicht mitbrachten. Interessanterweise schienen dünn gewebte Seide, in Purpur gefärbte Stoffe, sowie goldbestickte Tücher ebenfalls beliebt zu sein. Auch Zinn schien sich mit Gewinn verkaufen zu lassen. Mit diesen Waren wollte ich meine Reise finanzieren, indem ich sie unterwegs verkaufte. Den Rückweg wollte ich mit Waren bestreiten, welche ich im Land der Serer erwerben wollte.


    So entschied ich mich, eine Kamelladung Koralle, eine Kamelladung dünnen Seidentuchs, eine Kamelladung purpurn gefärbter Wolle, zwei Kamelladungen goldbestickter Tuche, wobei ich mich für florale Motive entschied, sowie eine Kamelladung mit Zinn und einige Talente Silber zu beschaffen. Außerdem hatte ich noch eine Kamelladung voll mit Tinte, Papyrusrollen und Pergament, um meine Reise schriftlich festzuhalten. Das alles hatte einen großen Teil meines Vermögens verschlungen, eigentlich fast alles. Wenn die Reise ein Erfolg werden würde, dann würde sich mein Einsatz vervielfachen. Falls nicht, könnte ich froh sein, am Ende überhaupt wieder als freier Mann in Rom anzukommen. Alles oder nichts.


    Natürlich war mir bei diesen Aussichten etwas bange, doch hatte ich mich entschieden. Ich musste es wagen. Noch war ich jung und hatte kaum Verpflichtungen. Wenn ich erst einmal älter wäre, könnte ich eine solche Reise nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren. Jetzt war der richtige Zeitpunkt.


    In einem Laden auf dem Campus Martius hatte ich mir eine Spatha gekauft, welche mich auf dieser Reise begleiten sollte. Ich hatte mir auch einen ehemaligen Gladiator, Hasdrubal, der in seiner Heimat einst Arpan hieß, als Sklaven gekauft, der mich im Kampf trainieren sollte, damit mich selbst zur Wehr setzen konnte. Zwar hatte mein Vater dafür gesorgt, dass ich trainieren musste, selbst am Museion. Doch war er damals fern gewesen und ich war am Schwertkampf nie so interessiert gewesen, wie er sich das vorgestellt hatte, wenngleich ich zumindest eine solide Grundlage im Schwertkampf erworben hatte. Für Hasdrubal hatte ich entschieden, ihn spätestens in Baktrien freizulassen. Ob das nah an seiner sarmatischen Heimat war, konnte ich nicht beurteilen. Allerdings hatte ich für ihn ein Donativum eingeplant, mit dem ich ihm hoffentlich seine Heimreise ermöglichen würde. Jedoch hatte ich ihm das noch nicht mitgeteilt und würde es auch erst dann machen, wenn ich ihn freilassen würde.


    So waren wir nun mit jeder Menge Waren an Bord der einmastigen Corbita, deren Kapitän sehr freundlich zu uns war. Das lag sicher auch an der guten Bezahlung, mit der ich den sicheren Transport von mir, meinem Sklaven und den Waren gewährleisten wollte. Ich beobachtete die Besatzung beim Lösen der Taue und verspürte zugleich Fernweh und Heimweh. Ich hoffte, dass Matidia mir verzeihen würde, dass ich sie vermutlich für einige Jahre im Stich lassen würde. Doch war ich mir sicher, dass sie sich über die Geschichten, die ich danach zu erzählen hätte, freuen würde.


    Langsam verließen wir den Hafen und ich sah mir das Gewirr der Fracht-, Militär- und Fischerboote an. Es herrschte ein frischer Wind, der uns nach dem Verlassen des Hafens schnell Fahrt aufnehmen ließ. Langsam, aber stetig, wurden die Gebäude Ostias immer kleiner, bis schließlich nur noch der hohe Leuchtturm sichtbar war. Doch auch dieser wurde immer kleiner, bis er schließlich hinter dem Horizont verschwand. Auf der Backbordseite erstreckte sich von Horizont zu Horizont die Küste Italiens mit ihren vielen kleinen Fischerdörfern und den kleinen Hafenstädtchen. Mir gefiel dieser Anblick. Doch zugleich wurde mir bewusst, dass mich die Fahrt immer weiter von meiner Heimat, Rom, wegführen würde. Weiter, als ich jemals gereist war. Vielleicht sogar weiter, als jemals ein Römer gereist war.


    In den nächsten Tagen passierten wir Misenum und ich skizzierte den Blick auf den Feuerberg, der Herculaneum, Pompeii und andere Städte mit seiner Asche verschlungen hatte. Ich fragte mich, ob man nicht einmal graben könnte, um die Toten einem richtigen Begräbnis zuzuführen, doch kam mir schon bald der Gedanke, dass sie genau so begraben waren, wie Vulcanus sich das vorgestellt hatte. Und mit einem Gott anlegen wollte ich mich nicht.


    Nach weiteren Tagen passierten wir die Südspitze Italiens und drehten nach Osten, fuhren dann entlang der griechischen Küste und machten einen Stopp in Piraeus. Diesen Stopp hätte ich gerne genutzt, um mir Athenae anzusehen. Leider gab mir der Kapitän zu verstehen, dass wir dort nur übernachteten und am nächsten Morgen weiterfahren würden. So musste ich also mit meiner Koje vorlieb nehmen und die Polis ein anderes Mal besuchen. Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Zypern.


    Sim-Off:

    "Seres" war der römische Begriff für Chinesen

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