Wir erreichten eine größere grüne Oase, durch die zwei Flüsse flossen. Man hatte in Richtung der Wüste Bäume, ja sogar kleine Wälder, aus Pappeln und Tamarisken, sowie Büsche, entweder gepflanzt oder stehen lassen. Doch der größere Teil der Oase wurde für Ackerbau genutzt. Ich erblickte auch einige Gebäude, die von Menschen in orangenen Togas bewohnt wurden. Jì Dé erklärte mir, dass es sich um Wohnorte der buddhistischen Mönche handelte. Diese Männer hatten sich einem Leben in Friedfertigkeit und Keuschheit verschrieben, um durch Meditation der Erleuchtung näher zu kommen.
Im östlichen Teil der Oase befand sich eine Stadt aus Lehmziegeln, die hinter wehrhaften Mauern stand. Man sprach hier verschiedene Sprachen, meist einen skythischen Dialekt, aber auch Koiné, die Sprache der Serer und eine Sprache, die ich nicht kannte. Der Name dieser Stadt war im Serischen Hétián, doch die Einheimischen nannten sie Godana. Sie war die Hauptstadt eines gleichnamigen Königreichs. Jì Dé erklärte mir, dass dieses Königreich das westlichste Königreich der Westlichen Protektorate des Reichs der Serer war. Er zeigte mir auch das Hauptquartier eines Statthalters des Reichs der Serer, jedoch betraten wir das Gebäude nicht. Ich betrachtete die Wachen vor dem Gebäude. Sie trugen mir fremde Rüstungen und lange Hosen, außerdem Lanzen und sie hatten Säbel in ihren Gürteln.
Das Wetter hier war allerdings eine Qual. Tagsüber heiß, nachts jedoch eisig kalt. Die Götter stellten mich auf die Probe. Stoppen konnten sie mich aber nicht. Das Ziel war nah. Ich war in den Protektoraten meines Ziels angekommen. Nicht mehr lange, so hoffte ich, und ich würde endlich das Reich sehen, aus dem die Seide kam.
Die Stadt Hétián ist das heutige Hotan in der Provinz Xinjiang in China. In der Antike war es eine bedeutende Stadt an der südlichen Route der Seidenstraße.