[Imperium Sinarum] Protectorates Occidentales

  • Wir erreichten eine größere grüne Oase, durch die zwei Flüsse flossen. Man hatte in Richtung der Wüste Bäume, ja sogar kleine Wälder, aus Pappeln und Tamarisken, sowie Büsche, entweder gepflanzt oder stehen lassen. Doch der größere Teil der Oase wurde für Ackerbau genutzt. Ich erblickte auch einige Gebäude, die von Menschen in orangenen Togas bewohnt wurden. Jì Dé erklärte mir, dass es sich um Wohnorte der buddhistischen Mönche handelte. Diese Männer hatten sich einem Leben in Friedfertigkeit und Keuschheit verschrieben, um durch Meditation der Erleuchtung näher zu kommen.


    Im östlichen Teil der Oase befand sich eine Stadt aus Lehmziegeln, die hinter wehrhaften Mauern stand. Man sprach hier verschiedene Sprachen, meist einen skythischen Dialekt, aber auch Koiné, die Sprache der Serer und eine Sprache, die ich nicht kannte. Der Name dieser Stadt war im Serischen Hétián, doch die Einheimischen nannten sie Godana. Sie war die Hauptstadt eines gleichnamigen Königreichs. Jì Dé erklärte mir, dass dieses Königreich das westlichste Königreich der Westlichen Protektorate des Reichs der Serer war. Er zeigte mir auch das Hauptquartier eines Statthalters des Reichs der Serer, jedoch betraten wir das Gebäude nicht. Ich betrachtete die Wachen vor dem Gebäude. Sie trugen mir fremde Rüstungen und lange Hosen, außerdem Lanzen und sie hatten Säbel in ihren Gürteln.


    Das Wetter hier war allerdings eine Qual. Tagsüber heiß, nachts jedoch eisig kalt. Die Götter stellten mich auf die Probe. Stoppen konnten sie mich aber nicht. Das Ziel war nah. Ich war in den Protektoraten meines Ziels angekommen. Nicht mehr lange, so hoffte ich, und ich würde endlich das Reich sehen, aus dem die Seide kam.


    Sim-Off:

    Die Stadt Hétián ist das heutige Hotan in der Provinz Xinjiang in China. In der Antike war es eine bedeutende Stadt an der südlichen Route der Seidenstraße.

  • Wir zogen weiter. Die hohen Berge rechts von uns waren inzwischen ein vertrauter Begleiter geworden. Und die sowohl die Tage, als auch die Nächte wurden immer wärmer. Der Wind wehte auch immer seltener von Norden. An einem Fluss fand ich einen etwa faustgroßen, schwach grünen und sehr schön anzusehenden Stein. Es war Jade. Sie würde sich im reich Hàn gut verkaufen lassen.


    Immer wieder konnten wir in Städten rasten. Inzwischen waren wir im Königreich von Shànshàn, einem weiteren Protektorat. Während wir das Königreich durchquerten, wurden die Berge zu unserer Rechten langsam immer niedriger.


    Schließlich erreichten wir einen großen See, der Luó Bù Pō hieß. Um den See gab es Felder und Dörfer. Hier waren wir wohl am Ende der Taklamakan. Das Gebirge zu unserer Rechten war inzwischen deutlich niedriger geworden, jedoch immer noch ansehnlich. Ich wähnte mich schon am Ziel, bis mir Jì Dé mitteilte, dass wir gerade einmal knapp den halben Weg von Kaschgar bis zu seiner Heimatstadt Cháng'ān geschafft hätten. Dennoch ließ ich mich nicht entmutigen. Jì Dé überstand die monatelange Reise, dann schaffte ich das auch. Außerdem waren wir nun – endlich – in Hàn. Und das Wetter war auch von einer angenehmeren Wärme, als in der Taklamakan. Doch war diese Wärme anders, als in Italien. Die Luft war trockener, obwohl hier ein See war.


    Immerhin, es war nun Sommer und wir konnten den Weg ohne Probleme fortsetzen. Die Berge wurden niedriger, während die Vegetation grüner wurde. Es gab mehr Büsche, schließlich Wälder und zugleich mehr Siedlungen, oft kleine Dörfer. Die ausladenden Dächer der Häuser ließen mich vermuten, dass es hier öfter regnen würde. Schließlich erreichten wir einen Pass, der zwischen zwei langen Gebirgszügen lag und den Jì Dé mit Yùmén Guān bezeichnete, was er als „Pass des Jadetores“ übersetzte. Der Pass war von Wachtürmen aus Lehmziegeln geschützt.


    Die serischen Soldaten überprüften unsere Waren und fragten, wer wir seien und wohin wir reisen würden. Vor allem mich und Arpan beäugten sie argwöhnisch, wobei ihre Hauptaufmerksamkeit mir galt. Ich erklärte ihnen, dass ich eine lange Reise hinter mir hätte und von meinem Freund Jì Dé eingeladen war, sein Zuhause zu besuchen. Da sich Jì Dé für mich verbürgte und meine Geschichte bestätigte, ließ man uns weiterreisen. Zuvor durften wir aber Zölle auf unsere Waren entrichten.


    Nachdem wir das Jadetor passiert hatten, sagte mir Jì Dé, dass wir nun im Reich Hàn waren. Kein Protektorat mehr, sondern Zhōngguó, das Reich der Mitte, das eigentliche Reich.

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