Drei Wochen, nachdem ich Alexandria per Schiff verlassen hatte, kam der Leuchtturm von Ostia in Sicht. Es war ein ebenfalls großer Turm, wenngleich nicht ganz so groß, wie das Original in Alexandria. Und dennoch war gerade der Leuchtturm von Ostia für mich ganz besonders. Er zeigte mir, dass sehr bald ich in meiner Heimat ankommen würde. Wobei ich mir gar nicht mehr so sicher war, wo eigentlich meine Heimat war. Doch rein rational war ich als gebürtiger Römer - echter Römer, geboren in der Stadt Rom - in der Hauptstadt des Imperiums echt zu Hause. Andererseits war die Heimat da, wo das Herz sich zu Hause fühlte, hatten mir einige auf meinen Reisen gesagt. Arpan fühlte sich in Indien zu Hause. Vielleicht war da etwas dran, doch dann war ich wo zu Hause? In Rom, das ich liebte? In Alexandria, dessen Bibliothek ein Sehnsuchtsort war? In Serica, wo ich noch so viel entdecken konnte? Oder in Mogontiacum, wo meine Schwester lebte? Ich wusste es nicht. Vielleicht war ich Cosmopolites - Weltbürger.
Nachdem wir im großen, sechseckigen Hafenbecken angekommen waren und das Schiff festgemacht hatte bot mir der Kapitän an, einen Kahn mit einem zuverlässigen Kapitän für mich zu organisieren, der mich und meine Waren bis zum Emporium Roms bringen würde. Das erschien mir besser, als einen Ochsenkarren zu mieten. Vor allem erschien es mir auch sicherer. So stimmte ich zu. Ich verbrachte die Nacht an Bord, weil der Kahn erst am nächsten Morgen verfügbar war. Die frühsommerliche Nacht war stickig an Bord und die sommerliche Hitze, die in Rom oft unerträglich war, kündigte sich bereits an.
Am nächsten Morgen legte ich römische Kleidung an. Der Kapitän des Schiffes half mir, die Toga ordnungsgemäß anzulegen. Eigentlich fühlte ich mich in serischer Kleidung wohler, doch erschien es mir praktischer, am Stadttor Roms und später an der Domus Iunia als Römer zu erscheinen. Das würde mir unnötige Diskussionen ersparen. Dafür war es ziemlich kompliziert, halbwegs würdevoll in Toga auf den schwankenden Flusskahn zu kommen. Nachdem das gelungen war, legte der Kahn ab und wir verließen den Hafen über den Kanal zum Tiber.