Officium Conducendi | Rekrutierungsbüro

  • Je näher Azizos der Tür kam, die ihm der Vigil am Tor als das Rekrutierungsbüro der Castra Vigilum gewiesen hatte, desto mehr pochte das Herz des jungen Peregrinus. Denn er wusste ja ganz genau, dass seine Bewerbung zu den römischen Vigiles nicht ganz unproblematisch werden könnte.


    An der Tür des Rekrutierungsbüros angekommen, zögerte Azizos denn auch noch einmal kurz, betrat dann aber doch entschlossen den Raum und entrichtete seinen Gruß: "Salve! Mein Name ist Azizos, und ich möchte den Vigiles beitreten."

  • Der Rekrutierungsoffizier - ein sichtlich schon älterer Mann, an dessen Hals bei genauerem Hinsehen Narben einer alten Verbrennung zu erkennen waren, sah sich den neuen Anwärter zunächst einmal von oben bis unten genau an.
    “Gut, dann brauche ich ein paar Angaben von dir. Name hatten wir schon, dann brauche ich noch Alter, den Namen und den Stand deiner Eltern und deine bisherigen Erfahrungen und praktischen Talente.“


    Er zückte auch sogleich eine Wachstafel und einen Stylus, um sich alles wichtige mitzunotieren.



    Name: Azizos


    Name und Stand Eltern:


    Alter:


    Erfahrung:


    Vorerkrankungen:


    Körperlicher Zustand:


    Gehör:


    Sonstiges:


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  • Das folgende Prozedere kannte Azizos nur zu gut: Der Rekrutierungs-Offizier griff zu einem Stylus sowie einer Wachstafel, auf der er sich die grundlegenden Daten des Bewerbers notieren würde.


    Zunächst suchte Azizos, die konkreten Fragen des Rekrutierungs-Offiziers zu beantworten: "Ich kam vor 26 Jahren in Palmyra zur Welt. Mein Vater heißt wie ich Azizos, der Name meiner Mutter lautet Berenike. Beide sind wie ich Peregrini."


    Soweit das Familiäre. Jetzt aber stand der schwierige Teil der Bewerbung bevor. Und obwohl Azizos die folgenden Worte aus guten Gründen sorgfältig vorbereitet, ja, sie sogar ein paar Mal regelrecht eingeübt hatte, konnte er ein Verlegenheits-Räuspern nicht unterdrücken. Dann aber setzte er sofort an: "Was meine Erfahrungen angeht... Ich möchte meinen Dienst bei den Vigiles nicht mit irgendwelchen Heimlichkeiten antreten. Deshalb sage ich offen, dass ich bereits einmal beim Exercitus Romanus gedient habe. Genauer gesagt, war ich eine ganze Weile Tiro bei der Classis am Stützpunkt Misenum. Trotz der fundierten Ausbildung und geduldigen Hilfestellung meiner dortigen Vorgesetzten bin ich aber einfach nicht mit den Bedingungen auf einem Schiff und auf See klargekommen. Darum bin ich noch in meiner Zeit als Tiro mit dem Einverständnis meiner Vorgesetzten aus der Flotte ausgeschieden."


    In der Zeit nach diesem Ausscheiden war in Azizos dann mehr und mehr die Erkenntnis gereift, dass sein Sprung von einer Wüstenstadt zu den Seestreitkräften zwar wagemutig, aber auch total naiv gewesen war. "Was den Dienst an Land angeht, hatte ich bei der Marine aber keine Schwierigkeiten: Meine Augen und mein Gehör sind gut, ebenso meine allgemeine Gesundheit. In brenzligen Situationen kann ich mich flink bewegen, und das körperliche Training bei der Classis hat mir ganz sicher auch nicht geschadet. Weil ich außerdem am disziplinierten Leben in einer Castra und mit den Kameraden Gefallen gefunden habe, möchte ich es gerne hier bei den Vigiles in Rom noch einmal versuchen. Wie ich ja schon gesagt habe, bin ich in Palmyra aufgewachsen, also einer Stadt, die geprägt ist von dem Gerappel von Händlerkarren und in der Brände allein schon wegen des Klimas oft genug vorkommen. Ich bin deswegen überzeugt davon, dass ich mich in den belebten Gassen Roms gut zurechtfinden werde, und zwar auch dann, wenn ich unter Druck und in Gefahr agieren muss."


    Reichte das? - Azizos wusste natürlich, dass er alles daran setzen musste, die hässliche Scharte, die sein Scheitern bei der Flotte seinem Werdegang zugefügt hatte, auszumerzen. Zugleich hatte er sich allerdings auch vorgenommen, es bei seinem Auftritt hier im Rekrutierungsbüro nicht zu übertreiben mit militärischem Zack. Seine Nervosität führte nun aber dazu, dass er stocksteif vor dem Rekrutierungsoffizier stand und ungeduldig auf dessen Antwort wartete.

  • Der Offizier notierte fleißig auf der Wachstafel mit.


    Name: Azizos


    Name und Stand Eltern: Azizos, Berenike, Peregrini aus Palmyra


    Alter: 26


    Erfahrung:


    Vorerkrankungen:


    Körperlicher Zustand:


    Gehör:


    Sonstiges:



    Soweit, so unspektakulär. Als es dann aber zu den Erfahrungen kam, hielt der Offizier doch inne und sah den jungen Mann etwas kritisch über die Wachstafel hinweg an.
    “Warum haben sie dich dann nicht einfach zum Dienst in der Castra versetzt, oder zu den Segelzurrern hier im Colosseum?“ fragte der Offizier dann doch noch einmal nach.
    Es war ja nicht so, als ob man nicht auch bei den Vigiles die Leute aussortierte, die einfach ungeeignet waren. Entweder, weil sie körperlich nicht mithalten konnten, oder, weil sie sich angesichts ihres ersten Brandes als feige erwiesen hatten, oder weil sie Befehle nicht ausführen konnten, oder aber, weil der Centurio sie einfach nicht leiden mochte. Aber einen guten Mann bekam man doch immer irgendwie unter? Da wollte er also doch noch einmal nachhaken.

  • Es reichte also noch nicht... Nicht, dass Azizos über die kritische Nachfrage des Rekrutierungsoffiziers überrascht gewesen wäre, sie war ja auch ganz legitim. Also versuchte er, sie so gut wie möglich zu beantworten: "Du hast natürlich Recht, im Lager hätte ich meinen Dienst versehen können, und dort habe ich ihn ja auch versehen - ich glaube, noch nicht einmal ungeschickt. Wenn ich schon Nauta oder Miles gewesen wäre, wäre es wohl auch so gekommen, wie du gesagt hast. Aber weil ich ja als Tiro noch in einer Probezeit war, war es für beide Seiten - für mich wie auch für meine Vorgesetzten bei der Classis - einfach naheliegend, sich zu trennen, wenn ein Soldat für einen großen Teil des vorgesehenen Einsatzgebietes ein bleibender Totalausfall ist."


    Auf die Sache mit dem Colosseum ging Azizos nicht ein; allein die Vorstellung, dort seinen "Dienst" tun zu müssen, war ein frontaler Angriff auf den Stolz des Peregrinus, so staatstragend Spiele ja auch immer sein mochten. Stattdessen fügte er noch an: "Außerdem habe ich einfach auch an mich selbst den Anspruch, eine Sache, der ich mich weihe, zu einem guten Ende zu bringen. Das war mir bei der Flotte leider nicht möglich. Darum bin ich hier."

  • So ganz zufrieden schaute der Rekrutierungsoffizier nicht aus seiner Tunika. Aber wenn der Bursche seinen Mund gehalten hätte, gäbe es ja auch kein Problem, und sollte es ein Problem geben, dann würde Azizos sehr schnell von den Ausbildern aussortiert werden. Abgesehen davon waren letzte Woche bei einem Brand einige Vigiles so schwer verletzt worden, dass sie wohl ausscheiden würden, also brauchte man Ersatz.
    “Nun gut. Dann zeig bitte einmal deine Zähne. Hmhm... Und jetzt bitte einmal zehn Kniebeugen“, begann der Rekrutierungsoffizier also mit dem medizinischen Teil.


    “Kannst du lesen, schreiben oder rechnen?“ klapperte er dann noch weitere Befähigungen ab, die vielleicht nützlich sein könnten.

  • Nach den für seine Verhältnisse langen Äußerungen hatte Azizos wieder die stocksteife Körperhaltung angenommen, die er eigentlich hatte vermeiden wollen. Außerdem hatte er einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, von dem er annahm, dass er eines Soldaten und auch eines Vigils angemessen wäre, ein Gesichtsausdruck nämlich, der dem jeweiligen Gegenüber nicht erlauben sollte, die Gedanken zu erkennen, die durch den Kopf hinter jenen Gesichtszügen gingen. Azizos hatte wohl schon als Kind einen Hang zu diesem Gesichtsausdruck gehabt, ganz einfach, weil er dem Naturell des Peregrinus entsprach. In seiner Zeit bei der Flotte hatte er sich diesen Gesichtsausdruck dann endgültig angewöhnt, jedenfalls für dienstliche Angelegenheiten: unbewegte Gesichtszüge natürlich, dabei aber um den Mund herum immer schön locker bleiben und keinesfalls verkrampfen, die Stirn glatt und nicht in Falten und die Augen geradeaus.


    In Wirklichkeit aber blinzelte Azizos in diesen Augenblicken im Officium Conducendi der Vigiles unruhig zu dem Rekrutierungsoffizier hinüber, um dessen Gesichtszügen zu entnehmen, wie es wohl mit ihm weitergehen werde. Wie eine Erlösung kam es Azizos daher vor, als der ihn nach einer gefühlten Ewigkeit aufforderte, ihm seine Zähne zu zeigen. Auf diesen Test war Azizos freilich vorbereitet, denn er wusste aus seiner Zeit bei der Classis noch gut, welcher Wert auf den Zustand des Gebisses gelegt wurde; anscheinend konnte man Krankheiten daran ablesen oder so etwas in der Art. Jedenfalls hatte Azizos seine Zähne vor dem Gang zur Castra sorgfältig gereinigt. Er machte seinen Mund weit auf, legte seinen Kopf langsam nach hinten, drehte ihn dann zu beiden Seiten und ging schließlich vor dem Rekrutierungsoffizier in die Knie, damit dieser einen möglichst guten Blick auf das Gebiss des Bewerbers bekam.


    Von den Knien aus konnte Azizos dann auch gleich die nächste Tauglichkeits-Übung absolvieren, die der Rekrutierungsoffizier von ihm sehen wollte, und bewältigte die geforderten zehn Kniebeugen ohne erkennbare Mühe.


    Die Schulbildung des Bewerbers, nach welcher der Rekrutierungsoffizier als nächstes fragte, zeigte ein wechselvolles Bild: "Von meiner Heimat her spreche ich noch ganz gut griechisch, kann es auch einigermaßen lesen und auch ein wenig schreiben." Nach den langen Jahren im Westen waren die Griechisch-Kenntnisse des Peregrinus allerdings eingerostet; falls man sie aber eines Tages doch noch einmal wieder brauchen würde, sollte es eigentlich möglich sein, relativ schnell auf ein brauchbares Niveau zu kommen.


    "Was meine Latein-Kenntnisse angeht, so kann ich wohl sagen, dass ich diese Sprache mittlerweile fließend spreche. Auch lesen kann ich sie gut und einigermaßen schreiben." Beim Schreiben fehlte auch hier die Übung, obwohl Azizos in dem zeitlichen Leerlauf, den er bei der Classis wegen seiner Untauglichkeit für See-Einsätze notgedrungen gehabt hatte, immer mal wieder Latein und auch Rechnen trainiert hatte: "Im Rechnen bin ich, denke ich, ziemlich sicher."

  • Der Rekrutierungsoffizier schien mit den Ausführungen der Kniebeugen und den Zähnen soweit zufrieden zu sein. Zumindest sagte er nichts gegenteiliges, sondern kratzte nur eifrig mit dem Stylus auf der Wachstafel herum. Als Azizos dann weiter ausführte, dass er nicht nur lesen und schreiben konnte, sondern das ganze zur Not auch auf Griechisch, blickte der Rekrutierungsoffizier mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Überraschung auf. Und so jemanden hatte die Classis gehen lassen, anstatt ihn einfach zum Schreiber zu machen? Nein, den Fehler würden die Vigiles sicherlich nicht machen.


    “Damit kannst du mehr als die meisten anderen Vigiles. Würde mich nicht wundern, wenn du damit recht schnell zum Tessarius aufsteigst. Vielleicht ist sogar eine Stelle als Cornicularius drin.“ Eigentlich war sich der Rekrutierungsoffizier sogar sehr sicher, dass Azizos, sollte er die Grundausbildung überstehen, sehr schnell Tessarius werden würde. Allein schon, weil es kaum andere gab, die Schreiben konnten.



    Name: Azizos


    Name und Stand Eltern: Azizos, Berenike, Peregrini aus Palmyra


    Alter: 26


    Erfahrung: Kann lesen und Schreiben! Evtl. auf Griechisch!


    Vorerkrankungen: keine


    Körperlicher Zustand: gut


    Gehör: gut


    Sonstiges: Hat Grundausbildung bei der Classis abgebrochen



    Der Mann blickte also noch auf seine Tafel, die keine weiteren offenen Punkte hatte. Fehlte also nur noch eines.
    “Schön, wenn du mir jetzt noch versichern kannst, dass du keine Straftaten begangen hast, sind wir auch schon durch.“ Immerhin sollte man ja die Kriminellen verhaften und nicht noch selbst ausbilden.

  • Unmittelbar nachdem er seine letzte Äußerung - die über seine Fähigkeiten im Rechnen - gegenüber dem Rekrutierungsoffizier beendet hatte, war Azizos sich auch schon vollständig darüber im Klaren, dass sein Bewerbungsgespräch jetzt in die entscheidende Phase ging. Seine distanzierte Körperhaltung löste sich immer mehr, und am Ende blickte der Peregrinus den Rekrutierungsoffizier offen an.


    Eine Herkunft, für die er sich keinesfalls zu schämen brauchte, ein noch annehmbares Alter, Gesundheit, körperliche Leistungsfähigkeit, Begeisterung für den Beruf, schulische Grundkenntnisse - Azizos hatte für diese Bewerbung bei den Vigiles alles in die Waagschale geworfen, was er überhaupt nur zu bieten hatte. Wenn das alles nicht reichte, dann würde es für ihn hier gar nicht reichen. Und einen Plan B hatte er nicht.


    Zu seinem größten Erstaunen schlug der Rekrutierungsoffizier jetzt allerdings ganz andere Töne an und stellte Azizos sogar eine gewisse Karriere bei den Vigiles in Aussicht. Dem Peregrinus war zwar auf der einen Seite in diesem Moment gar nicht nach solchen Gedankenspielen, denn schließlich musste er sich ja erst einmal noch im Dienst beweisen - nach seinem Debakel bei der Classis auch nicht zuletzt vor sich selbst. Auf der anderen Seite durfte er diesen von ihm nicht erwarteten Gesprächsverlauf aber natürlich auch als ein zuverlässiges Zeichen dafür werten, dass sich nicht seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten würden, sondern seine Hoffnungen auf Arbeit bei den Vigiles.


    Einen aber hatte der Rekrutierungsoffizier noch: "Nein, straffällig geworden bin ich noch nie", konnte Azizos wahrheitsgemäß auf seine Frage antworten. Obwohl er bei der Flotte seine Ausrüstung hatte abbezahlen müssen, war ihm bei seiner Entlassung gerade noch so viel Geld geblieben, dass er zwar in miesen, aber doch gesetzestreuen Verhältnissen hatte leben können. Nun freilich war sein Geld so gut wie aufgebraucht.

  • “Sehr schön. Dann kommt jetzt die übliche Belehrung. Die Vigiles gehören nicht zum Exercitus Romanus, unterliegen aber weitestgehend denselben Regeln. Du wirst zunächst als Tiro aufgenommen und erhältst eine Grundausbildung, die insbesondere den Einsatz der Feuerlöschwerkzeuge beinhaltet, aber auch ein rudimentären Kampftraining. Danach bist du ein vollwertiger Vigil und als solcher verantwortlich für Brandschutz, Brandlöschung, Verfolgung von kleineren Straftätern und entflohenen Sklaven, Nachtwache und Aufrechterhaltung des Kultes der Stata Mater.“ Kurz hielt er inne und überlegte, ob er wohl etwas vergessen hatte. Dann fuhr er fort.
    “Es gibt drei Mahlzeiten am Tag und du wohnst in der dir zugeteilten Castra. In deinem Fall... hmhmhm...“ Er sah seine Listen durch und suchte wohl nach derjenigen Einheit, die am dringendsten Nachschub benötigte. “.. ach, nehmen wir die Cohors II Esquilina. Ohne Erlaubnis darfst du dich nicht von deiner Cohorte entfernen. Dies gilt insbesondere im Brandfall! Du hast sämtlichen Befehlen deiner Vorgesetzten stets und ohne Widerspruch zu gehorchen. Die Ausrüstung wird dir für die Zeit deines Dienstes gestellt. Du verpflichtest dich für sechs Jahre zum Dienst. Dies ist kürzer als bei anderen Einheiten, allerdings haben die Vigiles auch das höchste Risiko für Tod, Verstümmelung, Erblindung und dergleichen durch Brand. Wenn du die sechs Jahre überlebst, erhältst du die Möglichkeit, römischer Bürger zu werden, dir einen Gentilnamen zu wählen und dich in eine Bürgerliste eintragen zu lassen.


    Wenn du mit all dem einverstanden bist, gehen wir zum Fahnenheiligtum und du legst deinen Schwur ab. Danach erhältst du deinen Einsatzbefehl für die Cohors II und meldest dich in der dortigen Castra für die Zuteilung zu einer Centurie, deiner Ausrüstung et cetera.
    Noch Fragen?“

  • Endlich! Als der Rekrutierungsoffizier die Ausführungen des Bewerbers befriedigt quittierte, atmete Azizos erleichert und durchaus hörbar auf, und auch seine Körperhaltung lockerte sich zusehends. Selbst ein Lächeln konnte der Peregrinus nicht ganz bezwingen, und so lauschte er entspannt den Informationen, die der Rekrutierungsoffizier ihm nun noch mitteilte.


    Das meiste davon kam für Azizos freilich auch nicht ganz unerwartet: Dass er bei den Vigiles sorgfältig in der Brandbekämpfung aussgebildet werden würde, lag auf der Hand, genauso wie ein gewisses Maß an Kampfübungen. Andere Dinge, die der Rekrutierungsoffizier verlauten ließ, kannte Azizos auch schon aus seiner Zeit bei der Flotte, und einiges hatte er auch schon vom Hörensagen, seitdem er in Rom war.


    An zwei Stellen der Einführung durch den Rekrutierungsoffizier aber horchte Azizos auf: Diese "Mater"... - wie hieß sie noch mal? Also, von dieser Mater hatte Azizos bisher noch nichts gehört, aber es hätte ihn eigentlich sehr interessiert, mehr über sie zu erfahren. Am liebsten hätte Azizos den Rekrutierungsoffizier sofort noch etwas zu dieser Gottheit gefragt, aber er unterdrückte diesen Impuls, weil sich sein Bewerbungsgespräch hier wegen seines misslichen Lebenslaufs sowieso schon so lang hingezogen hatte. Außerdem rechnete Azizos darauf, dass in seiner Ausbildung schon noch die Rede von dieser Mater sein würde. Und vielleicht fand ja bald sogar mal eine offizielle Kulthandlung für sie bei den Vigiles statt, bei der Azizos dann zugegen sein würde.


    Den größten Eindruck machte es auf Azizos freilich, als der Rekrutierungsoffizier ihm eindringlich die Risiken vor Augen stellte, die der Dienst bei den Vigiles mit sich brachte. So ganz detailliert hatte sich der Peregrinus das nämlich noch nicht bewusst gemacht. Als er von "Tod, Verstümmelung, Erblindung" hörte - und die Brandnarben am Hals des Rekrutierungsoffiziers waren ihm auch nicht entgangen -, musste Azizos schlucken. Doch rief sich der Bewerber rasch in Erinnerung, wie schnell die Götter doch auch immer wieder bis dahin völlig gesunde und in vergleichsweise sicheren Verhältnissen lebende Menschen mit allerlei Übeln schlugen bis hin zum Tod. Beim Dienst in einem Verband wie den Vigiles konnte man den Gefahren wenigstens entgegensehen.


    Dieser Gedanke versetzte Azizos wieder in eine entschlossene Stimmung, so dass er nach dem Ende der Belehrung dem Rekrutierungsoffizier in festem Ton erwiderte: "Ich danke Dir für Deine Geduld. Und nein, Fragen habe ich im Moment erst einmal keine mehr."

  • Die Vigiles am Tor waren ja sehr entspannt gewesen. Sehr gut! So viel hatte man hier also nicht zu tun. Caius schlenderte zum Rekrutierungsbüro. Vor dem Eintreten faltete er noch seine Tunika zurecht. Um einen bestmöglichen Eindruck zu machen.


    "Salve, ich bin Caius Hispanus!" Lässig hob er die Hand zum Gruß. "Ich möchte mich zum Vigil ausbilden lassen."

  • Der Rekrutierungsoffizier - ein sichtlich schon älterer Mann, an dessen Hals bei genauerem Hinsehen Narben einer alten Verbrennung zu erkennen waren, sah sich den neuen Anwärter zunächst einmal von oben bis unten genau an.
    “Gut, dann brauche ich ein paar Angaben von dir. Name hatten wir schon, dann brauche ich noch Alter, den Namen und den Stand deiner Eltern und deine bisherigen Erfahrungen und praktischen Talente.“


    Er zückte routiniert auch sogleich eine Wachstafel und einen Stylus, um sich alles wichtige mitzunotieren.



    Name: Azizos


    Name und Stand Eltern:


    Alter:


    Erfahrung:


    Vorerkrankungen:


    Körperlicher Zustand:


    Gehör:


    Sonstiges:



    Sim-Off:

    Sorry, war eine stressige Woche

  • Der Offizier ging schnell zu den Details über. "Ich bin 19 Jahre alt. Meine Mutter heißt Licina, mein Vater Titus Marsus, beide Peregrini", sagte Caius. Er gab den Namen seines Stiefvaters an, seinen wirklichen Vater hatte er ja nie kennengelernt.


    Erfahrungen? Praktische Talente!? Hä-hä... Also, Caius hatte auf dem Geflügel seines Stiefvaters mithelfen müssen. Für die Vigiles war dies sicherlich nicht relevant. Er versuchte, es gut zu verpacken: "Ich habe auf dem Familienhof gearbeitet. Da war auch mal ein Feuer, das ... haben wir gelöscht." Das klang leider nicht so beeindruckend, aber irgendetwas musste ja her. Er sah den Offizier erwartungsvoll an.


    Sim-Off:

    Kein Problem ;)

  • Der Offizier kritzelte fleißig mit. Nur einmal sah er kurz auf. “Deine Eltern haben einen eigenen Hof und trotzdem bist du hier und willst Vigil werden?“ Aber es war wohl mehr eine rhetorische Frage, denn mit einem Schulterzucken und einem “Hm“ war die Sache anscheinend auch schon soweit erledigt.


    “Kannst du lesen? Rechnen?“ klopfte der Mann dann noch die etwas selteneren Talente ab. Die meisten, die sich zu den Vigiles meldeten, hatten außer ihrer eigenen Körperkraft und dem Willen, sich für lausige Bezahlung einem Großbrand zu stellen, nichts weiter zu bieten. Die meisten Menschen, die etwas mehr zu bieten hatten, gingen einem Beruf nach und waren nicht darauf angewiesen, sich schlimme Verbrennungen zu holen.
    “Irgendwelche Krankheiten? Bitte einmal Zähne zeigen und dann zehn Liegestütze.“

  • Caius wollte gerade auf die Frage bezüglich des Hofes antworten - sein Mund war schon geöffnet -, aber da machte der Offizier schon weiter. Na gut, so sparte er sich eine Erklärung, die nicht der Wahrheit entsprochen hätte. Denn Caius hatte einfach keine Lust auf die harte Arbeit, die auf dem Land zu verrichten war. Er wollte lieber ein paar Abenteuer in Rom erleben. Sollten sich seine Geschwister um den Hof kümmern!


    "Ja - also ein bisschen. Ich würde nicht sagen, dass ich perfekt lesen kann, aber einen Brief kann ich schon verstehen. Beim Rechnen verhält es sich genauso", sagte Caius. Die Frage nach den Krankheiten verneinte er. Er zeigte dem Offizier seine Zähne, die ganz in Ordnung aussahen, und machte sich daran, die Liegestützen abzuleisten. Eins, zwei, drei - das war ja einfach! Aber dann wurde es immer anstrengender. Die letzten beiden Liegestützen konnte Caius nur mit viel Willenskraft vollbringen.

  • “Die meisten Vigiles können nicht mal ihren eigenen Namen schreiben. Braucht man beim Löschen aber auch nicht unbedingt“, meinte der Rekrutierungsoffizier, während er weiter auf seiner Tabula herumkritzelte.
    Mit den Zähnen schien er soweit auch zufrieden zu sein. Die Liegestütze bedachte er dagegen doch mit einem etwas skeptischen Blick. “Da werden wir noch ein wenig trainieren müssen“, meinte er recht trocken. Und notierte wieder.



    Name: Caius Hispanus


    Name und Stand Eltern: Licinia et Titus Marsus, beide Peregrini


    Alter: 19


    Erfahrung: Kann lesen und schreiben


    Vorerkrankungen: keine


    Körperlicher Zustand: befriedigend


    Gehör: gut


    Sonstiges: körperliches Training empfohlen



    “Gut, als letztes dann muss ich noch fragen, ob du irgendwelche Vorstrafen hast oder gegen irgendwelche Gesetze verstoßen hast. Wenn du mir versichern kannst, ein ehrbarer, freier Mensch zu sein, kann ich dich bei den Vigiles aufnehmen.“

  • "Stimmt, etwas Training würde mir nicht schaden...", sagte Caius verlegen. Er überlegte, ob er dem Offizier erklären sollte, dass heute nicht gerade sein Tag sei. Was ja auch stimmte, schließlich hatte er gestern sein gesamtes Geld beim Würfelspielen verloren. Allerdings sollte seine körperliche Fitness davon unberührt bleiben - und sie befand sich wirklich in einem beklagenswerten Zustand. Besser er unterließ eine Rechtfertigung und nickte nur.


    "Ja, natürlich bin ich ein ehrbarer, freier Mensch. Ich habe noch gegen keine Gesetze verstoßen", sagte Caius. Wie gut, dass alles geklappt hatte und er nun zum Vigil würde.

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