Merkwüdiges Treffen in Lilybaeum

  • Sowas hatte Calculus noch nie erlebt. Ein kurzer Brief in schlechtem Latein, den ihn anvisiert in dieses gottverlassene Nest zu kommen. Am westlichen Zipfel Siziliens. Niemandem etwas zu sagen war eine Auflage. Doch es ist alles zu spät. Die Neugierde hatte ihn gepackt. Noch nie durfte er etwas erleben. Wer weiss, welch Abenteuer ihn nun erwarten sürde, oder ist es doch nur ein schlechter Scherz seiner Freunde?
    Wie auch immer, steht er jetzt da am gammligen Hafen. Ein paar halbzerfallene Fischerboote stehen herum und warten auf ihren endgültigen Untergang. Wobei....eine gut erhaltene Liburne, wie sie die Seepolizei gegen Piraten einsetzt, wiegt sich flott in den sanften Wellen.


    Als Calculus da so rumsteht, und um die vereinbarte Zeit auf's Meer hinaussieht, kommen plötzlich zwei Fremde auf ihn zu, die sich als Boter und Balcus vorstellen.


    Balcus ist gross, von muskulösem Körperbau. Noch fast ein Jüngling, doch spricht er sehr schleppend.Er hat ein derbes Gesicht, das wohl schon seit einigen Wochen kein Rasiermesser mehr gesehen hat, wie wohl auch kein Wasser.
    Boter hingegen ist kleiner, schon etwas in die Jahre gekommen. Hat eine Narbe im Gesicht, die sich über ein Auge zieht, gedrungener Körperbau, und doch sieht man trotzdem, dass er kampferfahren ist. Er scheint auch der Wortführer zu sei. Das Wetter hat wohl schon über Jahre hinweg sein Gesicht gegerbt, in dem allerdings zu erkennen ist dass er etwas Intelligenz besitzt. Wie Balcus allerdings unrasiert und etwas zerlumpt gekleidet.


    Calculus erschrickt gehörig über dies beiden Gestalten. So hatte er sich sein Abenteuer bestimmt nicht vorgestellt. Noch ehe, er etwas antworten kann, bedeuten sie ihm, ihnen in die nahegelegene Fischerkneibe zu folgen.


    Nach einer Stunde, es hat schon gedämmert, stürmt der arme Calculus endlich wieder heraus. Man weiss nicht, was mehr in seinem Gesicht herrschte: freudige Aufregung oder schreckliche Angst. Niemandem durfte er etwas sagen, das war klar. Zurückkehren musste er bald, aber nicht allein, auch dies war sonnenklar....ach...wie sehr er in diesem Moment die Sonne vermisste.

  • Endlich: Calculus hat seine Aufgabe erfüllt. Wer hätte gedacht, dass er es je vermöge die geforderte Summe zusammenzutragen. Motya und Lilybaeum selbst zeigten sich für den Moment sehr grosszügig.
    Adria, mit einem kleinen Trupp kräftiger Sklaven bestückt, begleitet ihn, doch bleibt sie bei der Rückkehr vor den Toren von Lilybaeum zurück, um die Entführer mit ihrer plötzlichen und imposanten Erscheinung nicht zu irritieren.


    Allein betrat er nun die heruntergekommene Taverne am Pier. Er hofft nur, dass niemand die restlichen Leute um Adria sah, denn niemand durfte von den Piraten aus informiert werden.


    Wer waren jene überhaupt? Waren die Meere seit Traian nicht längst schon befriedet? Und wie wurden sie SEINER überhaupt habhaft? Der Sturm...die Männer an Bord?


    Balcus und Boter grunzen, als sie ihn sehen und bedeuten ihm, an ihrem Tisch Platz zu nehmen.


    Er setzt sich an deren Tisch und schon dringt ihm ein widerwärtiger Geruch in die Nase. Ohne, dass weitere Worte fallen, stellt Calculus einen grossen, schweren Sack von einigen Talenten Gewicht auf den morschen Tisch, der anfängt zu ächzen und schiebt jenen nun den Deliquenten rüber. Boter zählt wohlwollend und scheint zu einem Ende gekommen zu sein. Nun ansetzend:


    "Das Geld scheint zu stimmen. Hast du gut gemacht, Bürschchen.
    Balcus und ich werden nun mit einem Schiff ablegen. Und sollte uns nichts Unvorhergesehenes passieren (und wir haben dich ausreichend und eindringlich gewarnt, nicht wahr, Bürschchen), werden Mittelsleute dein Onkelchen sicher hierherführen. Sollte uns etwas zustossen und wir zu einer bestimmten Stunde nicht an einem bestimmten Ort sind, wird dein Onkelchen ein bitteres Ende nehmen.


    Calculus Herz pocht bei diesen Worten und droht seine Brust zu zerreissen. Wer konnte ihm garantieren, dass sie seinen Onkel auch wirklich zurückbrachten? Konnte er ehrenhaftes Verhalten von diesen ehrlosen Subjekten erwarten?


    Allein: er hat ja keine Wahl. Mögen die Götter seiner Familie gnädig gegenüber stehen.


    Noch bei diesen Gedanken, brechen die beiden dunklen Gestalten auf. Calculus bleibt zurück, im Dunkeln bangend....

  • Endlich schleppt er sich wieder an den Strand. Was sagten sie nochmals? In wenigen Stunden bringen sie ihn wieder zurück...sofern nichts "Unvorhergesehenes" eintrete? Ja, das sind ja heitere Aussichten.


    Als er da ins trübe Wasser blickt, in tiefschwarzer Nacht, sieht er weitdraussen sich etwas bewegen: ja, wirklich. Das war ein kleines, wennauch kümmerliches Fischerboot.


    Es kommt näher, legt an.


    Und wirklich: er sieht seinem Onkel ähnlich. Wenn auch abgemagert und unrasiert.


    Nun geht alles blitzschnell. Sie werfen den Onkel in die Arme von Calculus, welcher keine Zeit verliert und sogleich Adria mit ihrem Trupp aufsucht. Das Schiff legt eilig wieder ab.


    Wenige Worte werden gesprochen, doch endlich kommen sie beim Tore an. Der Onkel auf's schwerste auf Calculus gestützt. Sie kommen ins Blickfeld von Adria, welche im ersten Moment erschreckt, als habe sie ein Gespenst erblickt.


    Nun aber Calculus
    "Den Göttern sei gedankt. Er ist mehr oder weniger gesund. Er sprach etwas von einer Planke, von Fischern und Gelegenheitspiraten, von Illyrern....."


    während er kurz die Situation schildern wollte, scheint der halb benommene Curio etwas sagen zu wollen.

  • Beim Anblick des verwahrlosten, erschöpften Körpers erschrickt Adria. Aber er ist bei Bewusstsein und wird sich wohl hoffentlich wieder bald erholen.


    Gerade als er uns erblickt schwindet sein Geist, war es die Freude sich endlich in Sicherheit zu fühlen, die ihn nun erschöpft zusammenbrechen lies? Ihr Anblick wird ihn doch hoffentlich nicht so erschreckt haben.


    Erleichtert über die problemlose Übergabe reisten nun alle geschwind nach Rom. Calculus sah keine Möglichkeit sich genug um Curio zu retten, so bat er Adria, ihn zu ihr mit nach Hause zu nehmen und sich etwas um ihn zu kümmern. So machten sie sich auf den Weg zur Casa Vinicia.

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