• Ich war gerade dabei, die Seekarten zu studieren, als ein Nauta kurz an meine Tür klopfte und sie dann sofort aufriss.


    "Kapitän, kommen sie schnell an Deck!"


    Ich sprang sofort von meinem Stuhl auf und folgte dem Nauta an Deck. Ich sah das Schonertoppsegel im Wind flattern und den verletzten Nauta an Deck liegen. Titus stand bei ihm.


    Sim-Off:

    Wir haben kein Rahen


    "Verdammt! Wozu habe ich eigentlich Neptun geopfert!"


    Ich zeigte auf zwei Nautae. "Ihr da, hoch auf die Gaffel und holt das Segel ein!"


    Sie schauten nur nach oben, aber bewegten sich nicht.


    "Verdammt noch mal, HOLT DAS SEGEL EIN!!!"


    Jetzt eilten sie los.


    Ich ging zu Titus. "Bring ihn unter Deck. Die kalte Luft ist sicher nicht förderlich. Die Wunde muss ausgewaschen werden, und zwar erst mit Wasser und dann mit Alkohol. Wir haben hochkonzentrierten Branntwein für solche Fälle an Bord. Und gib ihm etwas Wein mit Branntwein gegen die Schmerzen. Ich werde das Steuer befehligen. Komm aufs Achterdeck und erstatte mir Bericht, sobald du ihn versorgt hast."

  • Sim-Off:

    war mir dabei nich sicher, stimmt aber, alte schiffe ham sowas ja nich... ;)


    Titus tat wie ihm gesagt wurde und schleppte den Nauta unter deck. Der etwas bleise junge Mann wimmerte... die augen waren leicht geöffnet, die Augen zuckten. Er war noch immer bewußtlos.


    Titus schleppte ihn die Treppe hinab und legte ihn sanf auf einem Strohbett ab. Ein paar andere Nautas folgten aus interesse. Es war wohl das spannendste was den Tag über passiert war und sie schienen das Entertainment zu genießen. Der raum war nur schwach von ein paar wenigen Öllämpchen beleuchtet.


    Titus zeigte mit einem Wink auf zwei der Nautas "Geht mal mehr Licht holen... hier kann man ja nix sehen. Und bringt Wasser und Branntwein her.."


    Die minuten vergingen... Die wunde sah schlimm, aber nicht weiter tragisch aus. "Vermutlich nur aufgeplatzt... " dachte sich Titus. Der Arm hingegen bereitete ihm mehr sorgen. Womöglich gebrochen... er wußte es nicht.

  • Ich beobachtete, wie das Segel eingeholt wurde. Inzwischen hatten wir die Mündung des Rhenus erreicht.


    "Welchen Kurs, Kapitän?" fragte der Nauta am Steuer.


    Ich überlegte eine Weile, während der das Schiff geradeaus, Kurs Nordwest, weiterfuhr.


    "Kurs ändern, 90 Grad Steuerbord!"


    Wir würden sehr gut im Wind liegen, der aus Westen kam.


    "Kapitän, sollten wir nicht den Kameraden zuerst..." begann der Rudergänger.


    "War irgendwas unverständlich an meinem Befehl? Habe ich mich UNKLAR AUSGEDRÜCKT? Ich habe einen Befehl gegeben! Ausführen!"


    "Jawohl, Herr Kapitän"


    Ohne ein weiteres Widerwort änderte er jetzt den Kurs.

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  • Unter Deck war eine gewisse ruhe eingekehrt. Spannung lag in der Luft, niemand wagte etwas zu sagen, während Titus ein mit Wasser getränktes Tuch über die Wunde Strich. Sie war wirklich nicht tief und würde mit sicherheit leicht verheilen.


    Mit dem ersten Tropfen Brandwein hingegen, schrie der Soldate auf. Er war erwacht und erhellte nun alle Decks mit riesigem Geschrei. Er schlug wild um sich... ""WARGH... AUFHÖREN ... AUFHPÖREN... WARGH"


    Titus und ein paar andere Soldaten hielten ihn mit allerkraft nach unten. Sie pressten seine Brust tief in das Strohbett zurück und hielten ihm den Mund zu. "Psss ... psss... ppsss... ganz ruhig bleiben... es ist alles gut... ganz ruhig" flüsterte Titus


    Der soldat beruhigte sich langsam... wimmerte aber mit jedem Strich über der Wunde. Seine Augen tränten.


    "Es wird schon wieder. Wir sind ja fast fertig." Titus nahm Nadel und Faden aus einer kleinen Schatulle und begann die Wunde zu flicken. Die Augen des Nautas zuckten bei jedem Stich zusammen. Der Anblick war unangenehm.


    "Nur noch ein Stich und... "


    "... fertig."


    Der Soldat blickte Titus mit gequälten augen an. Er schien nicht zu begreifen worum es ging.


    "Nur noch den Arm schienen... zur vorsorge und dann bettruhe!"


    Titus nahm ein weiters Tuch und den geraden Stock, der ihm gebracht wurde. Er legte den Stock neben den Arm und begann ihn fest anzubinden... mit einer weiteren Schlaufe band er den Arm fest mit dem Hals in einer Schlaufe zusammen... es schien zu halten und sich nicht zu rühren.


    "So, und nun ruhen sie sich aus...!" Die anderen Nautas ließen ihn los und der Verletzte begann sofort wieder zu schreien. Die Nautas staunten...


    "So und nun alle raus hier" ... niemand rührte sich..


    "HABEN SIE NICHT VERSTANDEN?" Ein paar bewegten sich..


    Titus griff die anderen an ihrer Rüstung und schubste sie vor die Tür.Er schloß sie hinter sich!


    "Und so bleibt das auch!"


    Er ging nach oben, um Nauticus meldung zu machen..



    "Kaum zu glauben... was ist nur los mit der Mannschaft heute? Sie scheinen unvorsichtig und undiszipliniert..."

  • "Ganz offensichtlich. Eben musste ich eine Kursänderung zweimal befehlen. Kannst du dir das vorstellen, zweimal!"


    Ich schaute übers Deck. "Nautae, da ist ja Blut auf dem Deck! Alle Mann Deck schrubben!"


    Sie murrten zwar, aber holten sich Eimer und Bürsten und legten los.


    "So, und damit das einfacher geht, singt gefälligst! Ich habe da auch schon das richtige Lied."


    Ich begann zu singen.


    Sim-Off:

    Melodie: What shall we do with the drunken sailor


    "Ebrio quid faciamus nauta,
    Ebrio quid faciamus nauta,
    Ebrio quid faciamus nauta
    Hora matutina?"


    Dann sangen alle im Chor


    "Euge! Et spumat salum,
    Euge! Et spumat salum,
    Euge! Et spumat salum
    Hora matutina."


    "Crapulam primum edormiscat,
    Crapulam primum edormiscat,
    Crapulam primum edormiscat
    Hora matutina."


    "Euge! Et spumat salum,
    Euge! Et spumat salum,
    Euge! Et spumat salum
    Hora matutina."


    Ich wendete mich zu Titus, während der refrain gesungen wurde. "Das wird sie den Vorfall vergessen lassen. Lass sie weitersingen."

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  • Nach Abschluß seines Dienstes ging Titus unter Deck. Er schaute kurz nach dem Nauta, der noch immer schlief. Schweißperlen liefen die Stirn hinunter und fingen sich in den kräftigen Augenbrauen. titus schloß die Tür wieder hintersich und ging in seine Stube.


    Er entkleidete sich, die Rüstung zuerst. Er räusperte und setzte sich auf sein Bett. Da fühlte er es. Etwas zerknitterte an seinem Gesäß. Er griff unter dieses und hervor kam eine Botschaft.



    WER MIT DEM SCHWERTE LEBT, SOLL DURCH DAS SCHWERTE STERBEN!







    stand geschrieben. Titus blickte überrascht und beschloß am nächsten Tag den Kapitän zu benachrichtigen... er machte sich sonst keine weiteren Gedanken...

  • Ich hatte die zweite Nachtwache übernommen. Als ich am nächsten Morgen den Sonnenaufgang auf Steuerbord sah, genoss ich diesen Augenblick. Der Wind war zwar eisig und auch kräftig, aber das brachte der Tempestas eine ordentliche Geschwindigkeit. Mir gefiel es. Das Pfeifen des Windes und das Knarren der Masten. Allerdings hatte ich auch die Nacht über nachgedacht, wie es zum Reissen des Taus kommen konnte. Irgendetwas schien mir daran merkwürdig zu sein. Inzwischen war es mir eingefallen: Das Tauwerk war, wie die Tempestas, noch neu. Es hätte gar nicht reissen dürfen!


    Ich ging zum Fockmast und begab mich höchstpersönlich hinauf zur Gaffel. Dort, 12-13 m über dem Deck, betrachtete ich das eingeholte Toppsegel und seine Taue. Vor allem das gerissene Tau interessierte mich. Ich suchte das Ende des Taus, und ich war schockiert über das, was ich sah. Es war durchgeschnitten!


    Ich schaute herunter und bemerkte, dass Titus gerade an Deck kam.


    "Hey, Titus, ich bin hier oben! Komm mal rauf, das musst du dir ansehen!"

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  • "Das Tau ist nicht gerissen!" rief ich und schnappte mir ein Tau, an dem ich mich auf das Deck zurück gleiten ließ. Ich landete direkt vor Titus.


    "Das Tau wurde durchgeschnitten. Verdammte Sauerei! Und ich frage mich, was der nauta alleine da oben zu suchen hatte? Oder wurde das Segel gerade gerefft oder gehisst, als er runter fiel?"

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  • "Ganz offensichtlich haben oder hatten wir einen Saboteur an Bord."


    Ich dachte einen Moment nach.


    "Wir werden wie geplant weitermachen. Wenn der Saboteur im Hafen an Bord gekommen ist, aber vor der Abfahrt von Bord gegangen ist, müssen wir nur herausfinden, was er alles sabotiert hat. Ist er noch an Bord, wird er hoffentlich nicht so bescheuert sein, dass er auf hoher See irgendwas sabotiert. Es sei denn, er ist lebensmüde. Und wenn der verletzte Nauta unser Saboteur ist, dann ist er jetzt sowieso außer Gefecht. Du wirst jetzt erstmal jedes Segel, jedes Tau und jede Planke inspizieren. Außerdem wirst du die Vorräte inspizieren."

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  • Die folgenden Tage verliefen ausgesprochen ruhig. Die Männer schienen enorm diszipliniert und dem Dienst wurde vorbildlich nachgeganen. Die Anfänglichen Probleme waren schon vergessen.


    Titus beschloß dem verletzten Nauta einen Besuch abzustatten. Er ging in die Stub und schloß die Türe hinter sich.


    "Sprich, Soldat", flüsterte er ihm ins Ohr "Wie ist es zum Vorfall gekommen?"


    Der Nauta schwieg


    "Willst du, oder kannst du nichts sagen? Du bist dir doch bewußt das dies schwere Folgen haben kann, nicht?"


    "Ich... ich ..."


    "Was? Was willst du mir sagen?"

    "... ich kann nicht..."


    "Du kannst nicht, oder du willst nicht? du begibst dich in schwirigkeiten..."


    Der Nauta stützte sich mit seinen Armen nach oben. Seine Augen kniff er zusammen, ein kurzer schmerz mußte ihm wohl durch den Körper gefahren sein.


    "...ich darf nicht..." ,flüsterte er...


    "Du machst mir meinen Beruf wirklich nicht leicht..."


    stundenlang zog sich dieses Gespräch fort. Ohne Ergebnis. Die Aussage blieb aus...


    Gegen Abend trat Titus aus der Stube, der Nauta war vor Erschöpfung eingeschlafen. Titus kratzte sich am Kopf und setzte sich den Helm auf. Er schloß die Tür Hinter sich und ging an Deck...

  • "Alles bestens. Die Wolkendecke ist endlich mal aufgerissen. Ich werde also warten, bis es dunkel ist, und Kurs und Position nach dem Polarstern bestimmen. Wir müssen schon ziemlich weit im Norden sein, jedenfalls ist es schon saukalt!" sagte ich, während der Atem in der Luft sofort kondensierte.

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  • Die Kälte war Titus bis jetzt noch nicht besonders aufgefallen. Doch mit der erkenntnis kam auch ein starker Schauer, der ihm den Rücken runterlief. Titus bließ sich in die Hände.


    "Ja, ist schon enorm kalt. Wird die Nacht hell bleiben, was denkst du?"

  • "Hell und extrem kalt. Du solltest, so wie ich, die lange Hose und den langärmeligen Wollmantel anziehen. Sonst holst du dir noch den Tod. Und das gleiche gilt für die Besatzung." Ich drehte mich Richtung Bug. "AB SOFORT WINTERUNIFORM!!"

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