Das Zimmer von Didia Servilia

  • Nach meinem Latrinengang spürte ich die Erleichterung und gut gelaunt kehrte ich in Servilias Zimmer zurück.
    Aber oh Schreck- sie war nicht mehr da.
    Da die Zeit drängte und ich nicht einfach in der Casa nach ihr suchen wollte, schrieb ich kurz auf ein Pergament:


    Bin schon fort. Viel Erfolg bei der Suche nach der Mutter und gute Reise! Vibullius.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Ich kam wieder in mein Zimmer und sah eine Nachricht auf dem Tisch liegen. Ich laß sie und nahm sie zur Kenntnis. Doch jetzt war wichtigeres zu tun.
    Ich packte meine Habseligkeiten ein, um mich auf die bevorstehende Reise vorzubereiten. Dann verließ ich mein Zimmer und ging ins Atrium , um zu schauen, ob Falco schon nach Hause gekommen war.

  • Auf den Schreibtisch in meinem Zimmer hatte ich eine Nachricht für Falco hinterlassen.


    Lieber Onkel, liebe Tante


    es tut mir Leid, daß ich euch so enttäuschen muß. Wenn ihr diesen Brief lesen werdet, werde ich hoffentlich auf einem Schiff schon auf dem Weg nach Aegyptus sein. Es tut mir Leid, aber ich kann nicht anders. Die Sorge, was mit meiner lieben Mutter passieren würde, quält mich und läßt mich nicht ruhig schlafen.
    Ich bedaure, daß ich eurer Vertrauen so mißbrauche, aber ich kann nicht anders.
    Macht euch keine Sorgen.


    In Liebe


    eure Nichte, Didia Servilia

  • Nachdem mich meine Sklaven darüber informiert hatten, das meine Nichte Servilia spurlos verschwunden sei, überkam mich eine Ahnung, was sie vorhaben mochte.


    Ich begab mich in ihr Zimmer, um nachzuschauen, ob sie dort eine Nachricht für mich hinterlassen hätte. Auf Servilias Schreibtisch fand ich dann ihren Brief und las ihn. Er bestätigte meine Vermutungen.


    Liliana betrat gerade das Zimmer. Wortlos reichte ich ihr Servilias Brief.

  • Auf der Suche nach Falco kam ich in Servilias Zimmer, wo mir Marcus etwas verdattert einen Brief in die Hände drückte.


    Diese Nachricht überraschte mich nicht.


    "Ich denke, sie musste es tun. Wir können nur zu den Göttern beten, dass ihr nichts passiert- oder wir fahren irgendwann hinterher, wenn keine weitere Meldung von ihr kommt..."

  • "Ja, Liliana, ich kann sie ebenfalls verstehen. Sie konnte wohl nicht anders handeln, wenngleich es töricht ist, sich allein auf diese gefahrvolle Reise zu begeben."


    Ihr größter Vorteil ist, das sie sich in Aegyptus auskennt, dachte ich.


    "Wir werden zu den Göttern beten, Liebling. Für Servilia und für ihre Mutter und meine Schwester. Und wir reisen ihr hinterher, wenn es keine Nachrichten oder keine positive Kunde von Servilia gibt. Baldmöglichst!"


    Ich sprach nicht aus, was dieses "baldmöglichst" bedeutete. Liliana wußte es und ich wußte es. Ich war der vom Volke gewählte Tribunus Plebis. Und als soclher durfte, konnte und wollte ich Rom vor dem Ende meiner Amtszeit nicht verlassen. So war es früher immer Sitte unserer Vorväter gewesen und es so zu halten, das hatte ich geschworen. Vor dem Volke, auf der Rostra.


    Die Schmerzlichkeit dieser Entscheidung traf mich tief ins Herz. Aber es gab keinen Zweifel für mich. Es konnte keinen geben. Der Dienst an Rom und an seinem Volke, er hatte Priorität vor diesen persönlichen Belangen.


    Ich zog Liliana zu mir heran und umarmte sie fest. Ihre Nähe gab mir in diesem Moment Kraft, so wie ich ihr in schweren Stunden Kraft gab.

  • " Ich denke, unsere Familie steht unter dem Schutz der Götter, ich mache mir erstmal keine Sorgen. Sie wird sich sicherlich melden, sobald sie die Gelegenheit dazu hat.


    Sag mal, ich hörte, dass unser Sklave Krixos nicht mehr aufzufinden ist.
    Meinst du, er ist in die Angelegenheit verwickelt?

  • Krixos verschwunden. Das konnte kein Zufall sein. Er war Servilias Lieblingssklave und sie nahm ihn oft als Begleitschutz mit zu Ausflügen in die Stadt. Er schien auch Servilia zu mögen, da sie ihn immer gut behandelt hatte.


    "Ich kann mir vorstellen, das Krixos mit Servilia unterwegs nach Aegyptus ist. Du weißt ja, Krixos war Servilias Lieblingssklave.Die Frage ist nur: Hat ihn Servilia darum gebeten oder ist er auf eigene Faust hinterher gemacht, um sie zu beschützen?"

  • "Eigentlich ist es doch egal, ob er auf eigene Faust gehandelt hat, oder nicht. Schließlich ist er Sklave und hat in jeder Hinsicht seine Pflicht erfüllt: Ist er auf den Wunsch von Servilia mitgegangen, war es ein Befehl. War es auf eigene Faust, so war es ein "innerer" Befehl- weil er doch dem Schutz seiner Herrin verpflichtet ist. Was denkst du?"

  • Mir war zwar in diesem Moment nicht zum Lachen zumute, aber bei den Worten von Liliana konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.


    "Frauenlogik." entfuhr es mir. "Schatz, ich dachte immer, das ich der Herr von Krixos bin und ihm die Befehle zu erteilen habe."


    Jedoch war mir im Innersten leichter bei dem Gedanken daran, das Servilia nicht allein unterwegs war, sondern von Krixos begleitet wurde. Krixos war überaus kräftig und dazu ein erfahrener Kämpfer. Ich traute ihm zu, Servilia einige Schwierigkeiten vom Leibe halten zu können.


    Daher sagte ich zu Liliana weiter. "Liebling, ganz unrecht hast du aber nicht. Es ist besser das Krixos Servilia begleitet, als wenn sie allein die gefahrvolle Reise unternehmen würde. Die Umstände, unter welchen Krixos sie begleitet hat, werden wir nach ihrer Rückkehr untersuchen. Hoffentlich passiert Servilia nichts und sie kehrt wohlbehalten zurück."


    Das sie ihre Mutter - und meine Schwester - finden und befreien könnte, daran vermochte ich beim besten Willen nicht zu glauben. Das Äußerste was ich mir von Servilias Reise erhoffte, waren nähere Informationen über das Schicksal ihrer Mutter, welche mir weitere Nachforschungen und eine eventuelle Befreiungsmission ermöglichen würden.

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