Nach dem gestrigen Abend in der Taverne und dem heutigen doch recht stressigen Vormittag, nahm er sich den Nachmittag frei und wanderte ein wenig durch Rom, um die Stadt besser kennen zu lernen.
Spaziergang durch Rom
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Dankbar setzte sich Julia neben ihren Bruder auf die Decke. Der Ausblick von hier aus auf den Tiber war wirklich schön und so hatte sie ihn noch nie gesehen, immer nur flüchtig. Während sie so dahinliefen, wurde ihr manchmal schwindelig, doch es würde sich schon wieder einrenken, sie war es gewöhnt.. Auch wenn ihr das Gehen nach einiger Zeit immer schwerer fiel.
Hier ist wirklich ein schöner Ort um ein wenig zu rasten, mein Bruder!,
setzte ich mich zu ihm. Ich sah wieder auf den Tiberstrom, doch dann machte ich mich daran das Essen auszupacken und breitete es ein wenig aus.
Sag, Bruder, was für Betriebe hast du eigentlich?
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Er lächelte bei der Frage.
"Es sind nicht meine, noch nicht zumindest. Es sind die von Flavius. Ich kümmere mich nur ein wenig um alles. Ein Barbierladen, in dem ich hin und wieder auch meine Kunst versuche und ein Geflügelhof gehören ihm. Aber ich hoffe, den Barbier bald übernehmen zu dürfen, denn er macht mir Spaß und ich kümmere mich auch gerne um die Buchführung. Allerdings gestehe ich, da ich ja auch noch eigene Pläne habe, dass ich mit dem Geflügelhof und der Arbeit da, selbst mt der Buchführung nicht so viel anfangen kann. Aber ich mach es ihm zuliebe."
Er packte aus einer Tasche, die er sich umgehängt hatte Schreibzeug aus.
"Falls wir nachher schon Lust haben sollten die Briefe zu schreiben."
Er grinste und klaute aus der Hand seiner Schwester ein paar Trauben, die diese gerade ausbreiten wollte. -
Strafend und dennoch grinsend sah sie ihn bei dieser Geste an. Na, sowas gehörte sich doch wohl nicht, dachte sie sich. Doch dann aß auch sie ein paar Trauben bevor die ganzen Leckereien auf dem Boden vor ihnen lagen.
Sie gehören Flavius? Nun, ich denke er wird dir sicherlich den Barbier überlassen, wenn es dir solchen Spaß macht. Er bleibt ja innerhalb der Familie und in deinen Händen - das weiß Flavius sicher genausogut wie ich - ist er gut aufgehoben.
Ausgelassen küsste sie ihre Bruder auf die Wange. Ach diese Chaoten, dachte sie sich mit einem Grinsen. Es hatte sich scheinbar wirklich gar nichts verändert... Ich streckte mein schmerzendes Knie von mir, das würde eine schöne Prellung geben. Warum konnte ich auch nie Glück haben, sogar beim Aufstehen geht nun alles schief. Ich seufzte spaßig resigniert und piekte meinem Bruder in die Seite.
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Er wich zwar schnell aus, aber sie traf ihn dennoch noch.
"Waa..." rief er leise. Er musste an sich halten nicht über sie herzufallen und sie aus "Rache" durchzukitzeln, wie früher. Nicht in der Öffentlichkeit und ausserdem waren sie dafür schon zu alt.
Er grinste leicht und nahm ihre Hand und küsste ihr sanft den Handrücken.
"Es ist schön, dass Du wieder zu Hause bist." -
Sie krabbelte nun direkt neben ihn und sah ihn kurz aus ihren großen Augen an so wie sie es früher auch gerne getan hatte. Und völlig ohne Vorwarnung begann sie ihn versteckt zu kitzeln, er bekam es allerdings in voller Macht zu spüren. Doch sie hörte nach heftiger, spaßiger Gegenwehr auf und legte ihren Kopf an seiner Schulter.
"Ja, ich freue mich auch unheimlich... Ich habe euch Chaoten total vermisst!"
Sie lächelte ihn verschmitzt an.
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Als er wieder bei Atem war zog er sie sanft an sich und flüsterte ihr ins Ohr.
"Ich hab Dich auch vermisst. Sehr sogar."
Er legte sein Kinn auf ihren Scheitel und schaute zum Tiber.
Erst jetzt merkte er, wie einsam er eigentlich die ganze Zeit in Rom gewesen war. Egal ob er sich mal versuchte abzulenken oder nicht. Es war nichts gewesen um die Einsamkeit seiner Seele, die die Familie vermisste auszulöschen.
Und er freute sich auf den Rest der Familie.
"Sag, Kleine, ich wollte eigentlich diese Woche nach Germanien. Aber ich würde Dich gerne mitnehmen und würde deshalb die Reise noch etwas verschieben, da ich denke, das es Dir gut tun würde, wenn Du Dich erst ein wenig von Deiner Reise ausruhst. Was meinst Du?" -
Bruder! nach Germanien sagst du? Nein, ich würde mich sogar freuen noch heute oder morgen mit dir aufbrechen zu können. Für weilange denn? Ich brauche nicht unbedingt Ruhe, für mich selbst wird die Reise ja nicht allzu anstrengend. Eines habe ich in Britannia übrigens verbessert, und zwar das Reiten!
Sie strich dem Kopf auf dem ihren durchs Haar und leicht über die Wange. Ja, da war ihr Bruder wieder und so schnell würde sie ihn auch nicht wieder alleinlassen. Wenn er sah, dass sie inzwischen wie ein Mann ritt, was würde er dann von ihr denken? Julia grinste ein wenig bei dem Gedanken, denn sie hatte wahrlich gelernt wie der Teufel zu reiten.
Glaubst du unser Bruder ist auch wieder zurück? Ich fände es sehr schön. Ach ich freue mich ja so! Es war zwar sehr schön dort an der stürmischen Küste, doch wenn ich bei euch sein kann, würde ich auch durch die heißesten Wüsten laufen, denn ich hab euch alle so schrecklich vermisst...
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Er lächelte, weil sie sich so begeisterte und rechnete schnell im Kopf durch, was er noch alles machen musste. Nun, wenn sie unbedingt noch heute reisen wollte, nein, heute wäre unmöglich, aber mit etwas Glück, allerdings würde er dann noch sehr viel heute arbeiten müssen.......
"Wir könnten morgen Mittag los, wenn ich heute noch alles erledigt bekomme," sagte er leise und immer noch grübelnd. -
"Nun, was meinst Du? Hast Du Lust darauf?" Er rückte etwas zurück und sah auf sie runter, lächelnd.
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Sie krabbelte ein Stückchen wieder hinter ihm her und nickte kindhaft. Richtig lebhaft war sie heute und während sie so ihren Spaß hatten begann entweder ihr Bein besser zu werden oder sie merkte es einfach nicht mehr.
Ohja, gerne! Ich habe es irgendwie im Gefühl dass es Flavius und den anderen gut geht!
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"Da bin ich sicher."
Er nahm sie wieder in den Arm und hielt sie fest. Ganz sicher war er allerdings nicht. War er auch jünger als Flavius, hatte er damals in dem letzten Kampf schon mitgemacht. Er war noch nicht mit den Initiationsriten in Kontakt gekommen gewesen, dafür fehlten noch ein paar Monde, aber er hatte mitgekämpft und viele Jahre Alpträume davon gehabt, von denen niemand wohl wusste. Er wusste, wie schnell man in einem solchen Kampf sterben konnte. Sie waren um ihn herum genug gestorben und zum Schluss hatte ihn sein großer Bruder unter einer Leiche hervorgezogen.
Bei der Erinnerung überzog ein kalter Schauer seinen Rücken.
"Also fahren wir morgen?" fragte er um sich abzulenken. -
Aber sicher! Gerne doch! Doch sag mein Bruder...
Die sensible Julia hatte wieder sie winzige Unsicherheit ihres Bruders bemerkt. Sie wusste nicht was er hatte und wenn er es nicht sagen mochte würde sie es akzeptieren, doch er solle zumindest wissen dass sie bemerkt hatte, dass in ihm etwas vorgeht.
Dich bedrückt doch etwas.. Komm mir jetzt bitte nicht wieder mit Ausflüchten, ich bin mir vollkommen sicher, dass ich etwas bemerkt habe...
Durchdringend sah sie ihn an. Hoffentlich würde er nicht wütend reagieren, weil sie sich ihm so aufdrängte.
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Sein Blick verdunkelte sich für einen Moment. Er musterte sie lange und schweigend. Dann schüttelte er den Kopf.
"Nur ein paar Erinnerungen," sagte er leise und sanft. "An Früher."
Er zwang sich zu einem Lächeln und fuhr ihr sanft mit der Hand übers Haar. -
Sie lehnte beruhigend ihren Kopf an seine Schulter. Sollte sie weiter nachfragen? Nun, einmal anspielen würde sie ihn noch, doch dann würde sie ihn damit in Ruhe lassen.
Dies scheinen ja keine besonders schönen Erinnerungen zu sein...
Sie seufzte und gab ihn einen leichten Kuss auf die Wange. Sie würde immer für ihn da sein, wenn auch er sich einmal aussprechen wollte. Hoffentlich wusste er das..
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Er zögerte. Sollte er es erzählen?
"Vom letzten Kampf," sagte er ganz leise und zögernd. "Bevor wir flohen." -
Sie sah sanft zu ihm auf.
Wenn du es nicht erzählen möchtest, ich zwinge dich nicht dazu. Doch ich bin für dich da, wenn du reden möchtest und genau das wollte ich dir damit sagen. Ich bin nicht gekränkt, wenn du es verschweigst. DFoch... von welchem Kampf sprichst du?
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Er sah sie etwas verwiirt an.
"Der uns zwang zu fliehen, aus unserer....."
Er schüttelte den Kopf.
"Ist schon gut, verdüstern wir einen solch schönen Tag nicht mit solchen Erinnerungen."
Leichen gehörten nicht hierher. Und bis heute hatte er seinen Schwur von damals eingehalten. Nie wieder Kampf. er verstand Flavius nicht, aber er liess ihn machen. Er war immer der Ältere und auf seine Art Weisere gewesen. Er wusste, was er tat, davon war er überzeugt.
"Irgendwann, irgendwann werde ich Dir vielleicht erzählen, was damals alles passiert ist."
Er sprach leise und die Erinnerungen brachten einen erneuten Schauer auf seinen Rücken. -
Julia nickte verständnisvoll. So getroffen wie er aussah, wollte sie nicht weiterbohren. Er sollte es eines Tages von sich aus erzählen und selbst entscheiden, wann er bereit dazu ist.
Ist gut Bruder... Ich verabscheue Kriege und Kämpfe sowieso...
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Aber die Bilder wurd er jetzt nicht mehr los.
"Alle schrien, wir rannten und dann trafen wir aufeinander. Blut spritzte. Schreie verwandelten sich in Stöhnen. ... Vater wollte nicht, das ich mitgehe. Das sei nichts für ein Kind. Aber ich war stur. Ich wollte beweisen, das ich mindestens genauso gut war wie Flavius und schon lange kein Kind mehr..... genauso gut hätte ich versuchen können ausgewachsenen Bäume mit Kieselsteinen zu fällen. Vater hatte recht, es war nichts für ein Kind und ich war noch eins. ......"
Er konnte nicht weiter sprechen. Ein dicker Kloß steckte ihm im Hals und er versuchte ihn krampfhaft runterzuschlucken.
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