• Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich zu Boden gesunken war und da einfach nur saß, apathisch und erschöpft vor mich hinblickend. Meine Hände begannen unglaublich zu schmerzen, jetzt wo die Blutzirkulation wieder möglich war und ich sah auf sie hinunter. sie halfen, dass ich halbwegs in die Realität zurückfand und mich darauf konzentrieren konnte und ich sah sie nur an. Sah die tiefen, aufgescheuerten, teilweise mit getrocknetem Blut verkrusteten Striemen und sah, wie die Hände begannen wieder normale Farbe zu bekommen. Aber ich konnte sie nicht bewegen, hatte keine Kraft dazu. Konnte nur den Schmerz ertragen. Ich spürte etwas an meiner Schulter und ich brauchte eine Ewigkeit um meinen Blick zu heben.
    Ich sah eine junge Frau mir gegenüber und sah sie doch wieder nicht richtig. Mein Augen waren zu einem Spiegel meiner Seele geworden udn leicht durchschaubar. Eine Mischung aus Apathie, Trauer, Erschöpfung und Lebensmüdigkeit war in ihnen zu erkennen und sie waren dunkel und tief.

  • Ich biss mir auf die Lippen, ich konnte es kaum sehen. Sie sah Disrun ein wenig ähnlich, dachte ich lächelnd. Was sie wohl gerade machte? Sie wurde ja entlassen und in die Freihei entsandt.


    Ich hob vorsichtig ihr Kinn an und sah sie an. Sie war fertig. Vielleicht war sie entflohen, ja, aber konnte man ihr das wirklich antun? Sie war ja völlig gebrochen, abgemagert, beinahe verdurstet und auch die Seele schien schon lange keine Nahrung mehr bekommen zu haben. Hatte wirklich Curio diese Strafe veranlasst?


    Ich fand sie eindeutig zu hart... Ich würde Pentesilea bei Wasser und Brot im Keller einsperren lassen und ihr vorher eine ordentliche Prise Peitschenhiebe zukommen lassen, doch ich würde síe nicht an den Ruin treiben.


    Würde ein Patrizier sagen, diese Behandlung war typisch plebejisch? Oder würde er eher sagen, ich benähme mich typisch plebejisch? Wie auch immer, mir tat diese Sklavin sehr leid, ich hoffte sie würde in der Lage sein mit mir zu sprechen. Ich würde in jedem Fall ein Wort mit Curio zu wechseln haben...

  • Ich erwiderte den Blick und doch wieder nicht. Ich spürte ihre Hand und doch wieder nicht. Ein ganz ganz kleiner Teil in mir, einer, der schon verschwindend gering war, fragte sich, wer sie war und was sie von mir wolle.
    Das Kribbeln meiner Hände war schier unerträglich und ohne es zu wollen, krauste sich meine Stirn dabei und ein Teil von mir versucht krampfhaft und aus einem Reflex heraus sie zu bewegen, aber der andere Teil war zu kraft- und energielos dafür.

  • Ich bemühte mich nun, sie einfach nur als eine Frau zu sehen. Meinen Korb hatte ich noch neben mir stehen, ich war ein wenig auf dem Markt herumgeschlendert und hatte mir ein paar Dinge gekauft, darunter auch Wein... Vermutlich nicht das beste Mittel, doch es machte munter..


    Vorsichtig den Mund auf...


    Und ich sah mich wieder um ob auch niemand zu uns sah: Wir wurden nicht beobachtet und niemand war in der Nähe. Von weitem hörte ich Minervinas erfreutes Schreien, nicht das traurige und ich lächelte. Vorsichtig schob ich Selnyas Kiefer auf und ließ ein wenig von dem kühlen Wein ihre erhitzte Kehle hinunterrinnen. Essen gab ich ihr lieber nicht, ich war mir nicht sicher ob das für sie so gut wäre.


    Du bist Selnya, richtig? Mein Name ist Helena...


    Ich sprach sehr langsam, damit sie es überhaupt wahrnehmen könnte, denn sie wirkte ziemlich weggetreten... Ich konnte noch immer kaum glauben, dass diese Strafe Curios Feder entsprang... Es war grausam.

  • Das sie mir etwas zu Trinken geben wollte, bemerkte ich erst, als die kühle und zugleich eklige Flüssigkeit in meinen Mund floss. Ich konnte Wein immer noch nicht ausstehen und einmal mehr sehnte ich mich nur nach dem Geschmack von Met oder einfach nur das kühle Nass des Baches. Aber ich schluckte, krampfhaft und tapfer, denn auch wenn es eklig war, es war Flüssigkeit. Dann sprach sie mit mir und ich brauchte etwas um zu verstehen, was sie meinte. Nur meine Augen machten durch ein leichtes Senken der Lider und wieder öffnen klar, dass ich sie verstanden hatte und bestätigten, dass ich Selnya war. Aber war ich es wirklich noch? Wieder stürmten Fragen auf mich ein, wie schon zuvor, wo dann die gnädige Schwärze mich eingeholt hatte, doch diesmal versuchte ich mich auf die Frau zu konzentrieren. Und irgendwie hatte ich, obwohl es nur wenige Schlucke waren, dass Gefühl, dass der Wein zu wirken begann. Mir war schummerig, auf eine ganz andere Art und Weite wie bisher, zumute.

  • Ich lächelte sie ein wenig traurig an.


    Du kannst nicht sprechen, habe ich recht? Kein Wunder, ich möchte gar nicht wissen, wielange du dort draußen angekettet warst. Ganz bestimmt lange. Du siehst völlig matt aus. Möchtest du ein wenig Obst haben? Ich habe saftige Äpfel gekauft...


    Ich sorgte mich wirklich um sie. Vermutlich würde sie - wenn die Strafe sich fortziehen würde - wahrlich nicht mehr lange leben. Dabei war sie so hübsch und sie war sicherlich kein schlechter Mensch. Hatte Curio nicht gesagt, dass Selnya nicht allzu hart bestraft werden würde, weil Antiope vermutlich die führende Kraft war? Was würde dann erst Antiope durchmachen? Dieses arme Geschöpf... Ob sie Familie hatte? Ich schätzte sie war etwa in meinem Alter, vielleicht etwas älter...

  • Allein der Gedanke an Essen bereitete mir Übelkeit. Nein, nichts zu Essen, bloß nichts zu Essen. Fast panisch sah ich nun drein. Und dann drehte sich alles um mich herum. Mein Oberkörper schwankte und ich versuchte mich mit den Händen abzustützen, aber ich hatte immer noch keine Kraft in ihnen, so kippte ich langsam um ohne etwas dagegen unternehmen zu können.

  • Ich hielt sie fest in meinen Armen, wollte nicht, dass sie bewusstlos würde. Ich streichelte ihr vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Und ich wusste nicht warum, doch ich stellte ihr diese Frage.


    Kam Curio auf diese scheußliche Idee? Ich werde mit ihm sprechen, dass ist ja unmenschlich! Ich weiß, du bist geflohen, doch ein derartige Strafe verdient niemand, der niemandem etwas getan hatte!


    Sicherlich war es schon der Demütigung genug, dass sie überhaupt gefangen wurden. Musste es denn tatsächlich sein?

  • Ich spürte, wie sie mich hielt, fest in ihren Armen hielt und für eine Sekunde dachte ich, es sei Antiope, aber nein, das konnte sie ja nicht sein. Weder vom Aussehen noch von der Art, doch war sie es das letzte Mal gewesen, die mich so gehalten hatte.
    Meine Augen verdrehten sich leicht und meine Lippen bewegten sich tonlos, doch ich hielt mich mit einiger Mühe bei Bewusstsein.
    Ich brauchte sehr lange um zu verstehen, was sie mit Curio und der Strafe und all das meinte, oder zumindest um zu glauben zu verstehen und ich schüttelte nur matt den Kopf. Ja sicher, einiges an meinem Zustand stammte durch die Strafe, aber mir ging es ja schon vorher schlecht. Nur in Germanien, zusammen mit meiner Blutsschwester ging es mir, trotz der Schwäche durch die lange Krankheit und der Seekrankheit danach, gut, denn da war ich frei. Auf der Flucht aber frei!
    Ich versuchte mich wieder aufzurichten, aber mir fehlte die Kraft. Ich hob meine Hand um zu zeigen, dass ich nichts Essen wollte und dabei fiel mein Blick wieder auf die Handgelenke und ein leiser, kaum wahrnehmbarer und unbewusster Seufzer drang über meine Lippen, ehe die Hand kraftlos hinuntersank.

  • Ich lächelte beinahe zärtlich auf Selnya hinab. Doch seufzend wadte ich den Blick ab, hoffte sehr ich könnte ihr irgendwie helfen. Ihr Anblick war einfach schrecklich.


    Sag mir, oder deute es auch nur an, wenn ich dir irgendeinen Gefallen tun kann.. Ich kann nicht bei Helena beantragen, dass sie dich endgültig losmachen, doch ich werde mit Curio sprechen...


    Ich bemerkte, dass sie kein Essen haben wollte und irgendwie hatte ich es mir schon gedacht. In dem Zustand würde ich auch nichts runterkriegen. Ich streichtelte der Sklavin durchs Haar, es war schon sehr merkwürdig... Ich sollte Maximus besser nichts von dieser Begegnung erzählen... Schade, dass ích Chryseis nicht mitgenommen hatte...

  • Ja, sie konnte etwas tun. Und ob. Ich sah sie an und für einen Moment war mein Blick klar und bei vollem Verstand.
    Meine Lippen bewegten sich, ich sagte keinen Ton, aber sie würde es von den Lippen lesen können. 'Ein Messer!'
    Das war nun nur noch alles, was ich brauchte. Mehr nicht, nur noch ein Messer.

  • Ich hatte bemerkt was sie mir sagen wollte. Durchaus konnte ich ihre Bitte verstehen. Doch ich konnte es nicht tun, so gern ich ihr auch helfen würde. Allein schon das Gesetz verbot es mir, auch meine Moral würde dies nicht gestatten. Vielleicht... würde Curio sie ja auch eines Tages freilassen? Mitleidig sah ich sie an.


    Tut mir leid, doch dies ist ein Wunsch, den ich dir nicht erfüllen darf, auch wenn ich dich durchaus verstehen kann. Ich möchte zuerst mit Curio sprechen.

  • Meine Augen zeigten nun meine Resignation. Ich schloss sie einen Moment müde. Als ich sie öffnete, war darin wieder die Apathie zu sehen, die ich hatte, wenn ich mich auf den Weg in meine Traumwelt begab oder bereits drin war. Und ich war auf dem Weg. Was hatte diese Welt schon noch zu bieten? Nicht einmal meinen Weg in Hels Reich gewährte man mir, also brauchte ich auch nicht länger in ihr mit meinen Gedanken weilen. Ich begab mich auf die Wanderschaft durch grüne Wälder, in der Luft der Duft kurz nach einem warmen Sommerregen und bei mir eine Person, die mir viel bedeutete, mein Leben bedeutete und verloren war, aber nicht in dieser Traumwelt.

  • Ich seufzte tief. Die Kleine tat mir leid. Wie schlimm musste die Lage schon sein, wenn man nach einem Messer fragte, wenn man den eignen Tod ersehnte... Ich überlegte nach einem weiteren Grund, weshalb sie erwachen könnte.


    Antiope hieß deine Freundin, richtig?

  • Ich schreckte wieder zurück in die Realität.
    Hatte sie gerade Antiope erwähnt? Wusste sie etwas über sie? Würde sie vielleicht... Nein, das wagte ich gar nciht erst zu denken, aber mein Blick wurde hoffnungsvoll und ängstlich zugleich.
    Ich sah sie an und ich hoffte, sie würde mehr sagen, mehr über Antiope sagen.

  • Ich lächelte, sie schien wirklich an ihr zu hängen. Und innerlich bestätigte ich Curios Verdacht.


    Du bist ihr wirklich ins Verderben gefolgt, hm? Sie ist derzeit bei einem äußerst strengen Herrn, so hat Helena mir berichtet. Ich kenne seine Methoden nicht, doch Helena schien wenig begeistert davon zu sein. Aber... sicherlich wird Curio darauf achten, dass keine "Sachbeschädigung" entsteht. Helena erwähnte, dass sie Antiope besuchen wird...


    Zynisch kam das mit der Sachbeschädigung über meinen Mund. Und schwerfällig, denn für mich waren Sklaven nachwievor Menschen!

  • Plötzlich blitzte Wut in meinen Augen auf. Oh nein, ich war ihr nicht ins Verderben gefolgt, ich war ihr in die Freiheit gefolgt. Die Wut liess in mir plötzlich noch einmal ein wenig Kraft gebären und ich riss mich von ihr los, brachte zwischen uns Abstand und funkelte sie an.
    Doch genauso schnell, wie sie gekommen war, verlor ich sie wieder. Ich sackte auf alle Viere und keuchte.
    Oh nein, jetzt durfte ich nicht ohnmächtig werden. Ich durfte sie nicht noch einmal an mich heranlassen. Antiope war meine Chance in die Freiheit gewesen, nicht mein Verderben und sie war meine Blutsschwester, meine Familie.

  • Plötzlich fuhr sie wie von der Tarantel gestochen auf und ich blickte ihr hinterher... Ich glaubte zu ahnen, was sie so wütend gemacht hatte.


    Schau doch einmal... Ich glaube kaum, dass du und Antiope vorher so unglücklich ward wie jetzt. Da wart ihr zusammen, da hattet ihr euch. Nun seid ihr getrennt und beide schwer gestraft.


    Ich schüttelte seufzend den Kopf. Curio schien recht zu haben. Selnya wirkte auf mich sehr umgänglich, doch diese Antiope schien einen ziemlich schlechten Einfluss auf sie zu haben.

  • NEIN, NEIN, NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNN!!!!


    Antiope war mein Weg in die Freiheit! ICh sprang auf, ich schaffte es tatsächlich aufzuspringen. ICh sah die Sachen auf dem tisch und ich wischte sich wütend runter. Dann sah ich das Papyrus und den Kiel und ich schrieb, krikelig und schwach und doch energisch.


    Antiope war meine Chance auf Freiheit, auf meine Familie!


    Dann torkelte ich mehr als das ich ging auf sie zu und brach auf halbem Weg zusammen. Ich drehte mich um mich selber und blieb völlig fertig auf dem Rücken liegen. Meine Hand hielt das Papier noch umklammert und meine Lippen wiederholten immer und immer wieder tonlos das Wort Freiheit. Dann verlor ich das Bewusstsein.

  • Erschrocken beobachtete ich sie bei ihrem Tun, wollte es unterbrechen, doch dann schrieb sie und reichte mir den Zettel. es waren wenige Worte, doch sie ließen meine Stimmung umschwenken, sie ließen mich sehen wo ich vorher Blind war. Natürlich.... daran hatte ich nicht gedacht. Ich faltete ih sorgfältig zusammen und steckte ihn weg.


    Ich kniete neben selnya nieder und bettete ihren Kopf in meinem Schoß. Ich hätte sie nicht provozieren dürfen,doch ich hatte nicht verstanden....

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