• Die Probati schauten angestrengt auf die Tafel und versuchten einen Sinn in der Zeichnung zu erkennen, doch es blieb still, keiner meldete sich. Jeder hoffte dass er nicht von dem Optio aufgerufen und mit seiner Unwissenheit bloßgestellt wurde.

  • Crispus blickte in die Menge. Niemand meldete sich. Er seufzte - die Probati waren schlechter vorbereitet, als er dachte. Also erklärte er
    "Das ist eine Darstellung vom Aufbau der Legion, ausgehend vom kleinen Miles..."
    Er deutete auf eines der Quadrate rechts unten.
    "...bis zur ganzen Legion."
    Diesmal umkreiste er mit dem Finger die obere Hälfte des Tafelbildes.
    "Jetzt genauer aufgeschlüsselt:
    Die Legion..."
    wieder umkreiste er die obere Hälfte
    "...besteht aus zehn Kohorten, die einfach durchnummeriert sind."
    Mit dem Finger deutete er jedes 'Kohortenkästchen'.
    "Jede Kohorte besteht aus 6 Zenturien. Außer die erste, aber die kommt später."
    Er deutete auf das mittlere Kästchen, das in 6 Unterkästchen geteilt war.
    "Jede Centurie wiederum besteht aus 80 Soldaten und einem Centurio.
    In jeder Centurie gibt es drei weitere Sonderposten: Den Optio, den Signifer, den Tesserarius und - er fehlt hier - den Cornicen.
    Die Centurie wird von besagtem Centurio angeführt. Der Optio ist sein Stellvertreter und übernimmt alles, wozu der Centurio keine Zeit hat. Normalerweise ist er im Kasernendienst für die Ausbildung der Rekruten zuständig und leitet Patrouillen, Wachen oder abkommandierte Einheiten.
    Der Tesserarius ist der Schreiber einer Centurie und somit einer der Assistenten des Centurio. Er schreibt die Stärkemeldung seiner Einheit und die Wachberichte. Sein Vorgesetzter kann ihn mit weiteren Schreibarbeiten beauftragen. Hat die Einheit Wachdienst, ist der Tesserarius für die Ausgabe und Kontrolle der Wachparole zuständig, die er auf einer Tafel, der tessera, mit sich herumträgt.
    Aufgrund seiner besonderen Qualifiktion erhält er eine Soldzulage in Höhe eines halben Grundsolds. Damit gehört er zur Gruppe der Sesquiplicarii.
    Soweit Fragen?"

  • "Gut. Eigentlich kommen vor den Sesquiplicarii die Duplicarii. Einer von ihnen ist der besagte Optio. Rangmäßig hätte ich mit dem Signifer anfangen müssen. Er ist der erste Unteroffizier, obwohl der Optio der Stellvertreter des Centurio ist.
    Der Signifer trägt - wie der Name schon sagt - das Signum, das Feldzeichen. Jede Centurie, jede Kohorte, jede Legion hat ein Feldzeichen. Das Feldzeichen führt uns in die Schlacht und zeigt uns an, wann wir uns zurückziehen und so weiter. Außerdem werden dort die Auszeichnungen für die Einheit angebracht - kurz: Es ist sehr wichtig und darf in keinem Falle verloren gehen. Deswegen ist der Signifer ein zwietwichtigste Mann in der Einheit. Außerdem verwaltet er die Kasse der Centurie und zahlt den Sold aus. Soweit zum Signifer.
    Jetzt haben wir noch den Cornicen. Er ist der Schatten des Centurios, denn er gibt die Befehle auf akustische Art weiter, indem er in sein Horn bläst. Das ist allerdings nicht genug Leistung, als dass man ihm einen höheren Sold zahlen würde. Trotzdem erkennt man ihn - wie den Signifer - gut daran, dass er ein Tierfell auf seinem Helm trägt.
    Damit hätten wir alle Unteroffiziere abgehandelt. Fragen?"

    Crispus hatte sich zu seinem Pult begeben, um seine Notiztafel zu studieren, während er weiter auf Fragen wartete.

  • "Damit man sie erkennt. Immerhin sind sie besonders wichtig für die Befehlsübermittlung - sie sind im Zweifelsfall auch besonders zu schützen."
    erklärte Crispus und fuhr fort
    "Nach den Unteroffizieren kommen wir jetzt zu den Offizieren: Der niedrigste Offiziersgrad ist der Centurio. Er ist der Kommandant einer Centurie, also von 80 Soldaten und verschiedenem Zusatzpersonal, wie die Maultiertreiber und so weiter.
    Ihr erkennt ihn an seinem quergestellten Helmbusch - ihr habt das sicher schon gesehen. Wenn er keinen Helm aufhat, erkennt ihr ihn an seinem vitis, einem Weinstock, mit dem er euch verdrischt, wenn ihr Sch**** baut.
    Sie leiten ihren Trupp selbstständig und sind dafür verantwortlich - deswegen werden auch nur erfahrene Soldaten zu Centurionen. Manche Centurionen besitzen auch keine eigene Centurie, weswegen sie Extraordinarii heißen. Sie sind zum Beispiel Leiter des Valetudinariums oder außerhalb der Truppe als Centurio Statorum mit Polizeiaufgaben in der Provinz betraut.
    Übrigens sind alle Centurionen vom Rang her abgestuft: Der erste Centurio der ersten Cohorte - bezeichnet als der Primus Pilus ist einer der höchsten und angesehensten Offiziere. Bei der Gelegenheit gleich ein wenig Information über die erste Cohorte. Sie ist nämlich besonders, wie das Bild zeigt."

    Er deutete auf die breite Cohorte mit 5 Unterkästchen.
    "Sie besteht nämlich aus 5 Doppelcenturien, also 5 Centurien mit je 160 Mann. Hier dienen nur Veteranen. Außerdem bewahrt sie den Aquila, den Legionsadler auf, der niemals unter keinen Umständen in feindliche Hände geraten darf.
    Soweit zur ersten Kohorte. Die Rangfolge der Centurionen lautet wie folgt - nur falls euch jemand mal danach fragt: In der ersten Kohorte: Primus Pilus, Primus princeps prior, primus hastatus prior, primus princeps posterior, primus hastatus posterior. Ab dann heißen sie Secundus pilus prior, Secundus princeps prior, secundus hastatus prior, secundus pilus posterior, secundus princeps posterior, secundus hastatus posterior. Dann das ganze von tertius und so weiter bis decimus hastatus posterior. Außer dem Primus Pilus werden alle trotzdem gleich besoldet - also nur eine Frage des Ansehens. Aber besonders müsst ihr euch den Primus Pilus einprägen! Er ist der angesehenste Centurio und überwacht oft die Ausbildung.
    Fragen?"

  • "Was spielt bei einer Beförderung zum Centurio eher eine Rolle, lange Dienstzeit oder besondere Leistungen? Wer wird beispielsweise eher zum Centurio befördert, ein erfahrener Soldat der dem Imperium lange Jahre gut gedient hat ohne dabei wirklich herausragendes zu leisten oder eher ein junger, noch etwas unerfahrener Soldat der aber bereits durch Leistungen weit über die erwartete Pflichterfüllung hinaus auf sich aufmerksam gemacht hat?" fragte ein Probatus aus den hinteren Reihen.

  • "Wenn es dem Legaten beliebt. Machen wir weiter.


    Neben den Centurionen gibt es noch drei Arten von Offizieren: Die Tribunen, den Praefectus Castrorum und den Legaten selbst.
    Fangen wir mit den Tribunen an: Es gibt fünf Tribuni Angusticlavii und einen Laticlavius. Die Angusticlavii entstammen dem Ritterstand. Wie der Name schon sagt haben sie einen schmalen Purpurstreifen auf der Tunika, wie ihn Ritter eben haben. Sie gehören zum Legionsstab und führen beispielsweise Kohorten auf Außeneinsätzen oder andere Gruppen bei Sondereinsätzen. Der Tribunus Laticlavius hingegen ist ein Senator, der abkommandiert wurde. Somit ist er kein Berufssoldat, sondern arbeitet einige Zeit bei der Legion, um dann wieder nach Rom zurückzukehren. Deswegen wird er meist eher für Verwaltungsaufgaben eingesetzt. Außerdem ist er der Stellvertreter des Legaten.
    Haben wir noch den Praefectus Castrorum. Er ist der Verwaltungschef der Legion. Er ist für alles zuständig, was zum Castellum gehört, also Gebäude, Vorräte und so weiter. Außerdem ist er neben dem Primus Pilus der höchste Rang, den ein einfacher Bürger erreichen kann. Wenn ihr euch also anstrengt, könnt ihr es am Ende eurer Dienstzeit vielleicht schaffen...
    Schließlich kommen wir zum letzten Offizier, dem Legaten. Er ist vom Kaiser eingesetzt und befehligt die Legion. Somit ist er der Stellvertreter des Kaisers und sein Wort ist Gesetz. Bei Feldzügen kann er der Feldherr oder zumindest ein Unterfeldherr sein, der selbstständig Operationen leitet. Auch wenn er ein Senator ist, ist der Legat meist ein Berufssoldat, der seine Aufgabe längere Zeit wahrnimmt. Er erhält seine Befehle übrigens nur vom Kaiser oder einer von diesem beauftragten Person, wie etwa der Legatus Augusti Pro Praetore - wenn er diesen Posten nicht selbst innehat wie unser Legat.
    So, das waren alle wichtigen Ränge innerhalb der Legion. Fehlt nur noch die Legionsreiterei.
    Habt ihr Fragen?"

  • "Die Legionsreiterei: Im übrigen gilt das meiste, was für sie gilt, auch für alle anderen berittenen Truppen des Imperiums:
    Die Legionsreiterei besteht aus 4 Turmae zu je 32 Mann. Insgesamt sind das also?"

    er blickte fragend in die Runde und sagte dann
    "Probatus Germanicus?"

  • Varus war gerade in Gedanken weit weg, doch die Stimme des Optio brachte ihn sofort wieder ins Hier und Jetzt zurück. Er vernahm die Frage, überlegte einen kurzen Moment und antwortete dann mit fester Stimme:
    "4 Turmae haben zusammen 128 Mann."

  • Crispus nickte
    "Richtig. Jede Turma besteht aus 30 Equites - nicht zu verwechseln mit dem Ordo Equester - den haben die allerwenigsten Equites bei der Reiterei. Die Equites erhalten einen etwas höheren Sold als die einfachen Milites - damit sie ihr Pferd versorgen können.
    Außerdem hat jede Turma noch 2 Unteroffiziere - deshalb 32 Mann. Der eine ist der Duplicarius. Er bekommt - wie der Name schon sagt - einen doppelten Sold - und entspricht dem Optio bei den Infanteristen. Was sind also seine Aufgaben, Probatus Germanicus?"

  • Varus war froh dass er gestern Abend bevor ihm die Augen zufielen noch eine Abhandlung über die militärischen Ränge überflogen hat, so konnte er die Frage des Optio beantworten.


    "Der Duplicarius ist der Stellvertreter des Decurio. Er kann ebenfalls für die Ausbildung der Rekruten zuständig sein und Patrouillen, Wachen oder abkommandierte Einheiten leiten."

  • "Richtig, Probatus!
    Dann gehen wir weiter zum Vexillarius. Er ist der Standartenträger der Reitereinheit - für ihn gilt dasselbe, wie für den Signifer.
    Als letzten haben wir den Decurio. Er ist der Centurio seiner Turma. Darauf brauche ich ja nicht mehr näher einzugehen.
    Eine reine Reitereinheit - die sogenannte Ala - besteht aus 16 solchen Turmae und wird vom Praefectus Alae angeführt. Dieser ist ein Ritter, da eine Ala nur eine Auxiliareinheit ist und keinen senatorischen Befehlshaber benötigt.
    Es gibt noch weitere Auxiliareinheiten für Infanterie und Bogenschützen. Sie stehen auch Nichtbürgern offen und sind bei diesen sehr beliebt, denn am Ende der Dienstzeit erhält man meist das Bürgerrecht. Trotzdem sind sie meist wie Legionskohorten aufgebaut. Der Anführer der Truppe heißt Praefectus Cohortis, dann Centurionen, Optionen und so weiter bis zum kleinen Miles.
    Die Auxiliae bewachen vor allem die Grenze und halten die Ordnung in den Provinzen aufrecht. Sie bekommen auch weniger Sold als ihr.
    Fragen?"

    Er hatte jetzt bereits die Hilfstruppen abgehandelt - war wohl ein wenig abgeschweift...naja, mehr gab es sowieso dazu nicht zu sagen...

  • "Die Legion besteht aus 10 durchnummerierten Kohorten, welche wiederum jeweils aus 6 Centurien bestehen. Jede Centurie besteht aus 80 Soldaten und einem Centurio. Die 1. Kohorte ist etwas anders aufgebaut als die anderen, denn diese besteht aus 5 Doppelcenturien, das heißt 5 Centurien zu je 160 Mann".

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