[Centuria] Cohors II, Centuria IV

  • "Das beruhigt mich ungemein. Es wäre jetzt wirklich frustrierend, wenn ich mich hier auch noch als Vollversager herausstellen würde." Valerian atmete auf und ging mit dem Geschirr nach draußen, um es abzuwaschen.


    Nach einiger Zeit kam er zurück, verstaute alles ordnungsgemäß und machte sich dann auch erstmal auf seiner Pritsche lang. "Habt ihr eigentlich schon mal richtig gekämpft? Und getötet?", fragte er schließlich in den Raum hinein. Er fragte sich, ob er sich im Ernstfall bewähren würde. Im Moment würde er natürlich meinen, daß es nicht so schwer sein konnte, das gelernte anzuwenden. Doch einem Menschen wirklich das Schwert in den Körper zu stoßen...

  • "Gekämpft? Mit richtigen Waffen? Nein, nur mit Holzschwerten und sowas. Was das Töten betrifft, kommt drauf an was du meinst, Menschen? Dann nein. Tiere? Dann ja.", entgegnete Drusus. Die Menschen denen die Soldaten Roms, und damit auch Drusus, die Schwerter in den Körper stoßen sollten waren ja schließlich Feinde Roms und würden dasselbe sicherlich mit Freuden tun, so dachte zumindest Drusus.

  • Als Valerian die Frage in die Runde stellte, kamen Sabinus' dunkle Erinnerungen wieder hoch. Er hatte nie die Hoffnung gehabt, sie endgültig loszuwerden. Viel zu oft störten sie seinen Schlaf. Doch Sabinus liess sich nicht das geringste anmerken. Zu sehr hatte er sich bereits daran gewöhnt. ...mal richtig gekämpft? Und getötet?
    Er schluckte. Die Nacht schien ihn wieder einzuholen. Er spürte wieder die Kühle auf der Haut und den jugendlichen Frohmut von damals. Nichts hätte seinen Frieden zerstören dürfen... Es war die schönste
    Zeit seines Lebens gewesen, dachte er rückblickend. Er hatte eine gute Familie gehabt. Er war in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, doch es war ein gutes Leben. Er hatte sogar ein Mädchen getroffen. Er sah sie vor sich wie am ersten Tag. Er spürte noch immer ihre Wärme, ihre Leidenschaft, mit der sie sich laue Sommernächte geteilt hatten. Das Leben hatte ihnen gehört, nur ihnen. Nichts konnte sie trennen. Oder doch? Sabinus Herz wurde schwer, als ihn die Erinnerung selten so klar wieder umspülte. Er fühlte sich, als laste ein grosses Gewicht auf seiner Lunge. Die wenigsten Menschen wussten, wie es war, wenn man alles auf einmal verlor. Wenn man sich auf die härteste Art und Weise von allem, was einem lieb war, losreissen musste. Wenn es einem genommen wurde.
    Plötzlich erinnerte sich Sabinus wieder mit eisiger Kälte. Das schwere Gefühl der Trauer wich einem pechschwarzen Schleier aus Hass und verdunkelte sein Herz für einen Moment. Für Sabinus kam es jedoch so vor, als wäre er wieder in jene Herbstnacht zurückversetzt. Hass und Wut kamen über ihn wie eine düstere Wolke. Er spürte immer noch den Griff des Pugios in seiner Hand, wie er mit seiner Wut verschmolz...
    Durch den Nebel riss sich Sabinus wieder in die Gegenwart zurück. Es waren zwar nur wenige Sekunden vergangen, doch für ihn kam es so vor, als hätte er einen Teil seines Lebens noch einmal durchlebt. Er atmete tief durch. "Getötet? Nein...", sprach er. Niemand sollte je wieder davon erfahren, es je wieder erwähnen...
    "Vielleicht einmal ein Tier, als ich mit meinem Vater auf der Jagd war..." Das war er tatsächlich gewesen, doch seine Gedanken kreisten irgendwo völlig anders. Er konnte nicht mehr. Wie aus dem Nichts hatte ihn die Woge der Erinnerung überfallen, was er jetzt brauchte war Einsamkeit...
    "Entschuldigt mich, ich muss kurz an die frische Luft."
    Er wartete keine Antwort ab, stand auf und ging nach draussen.

  • Valerian ging es wie Drusus. Auf der Jagd, ja. Aber das war ja etwas anderes, als wenn man einem Menschen gegenüber stand. Zumindest glaubte er, daß es etwas anderes war. Sabinus' Reaktion war allerdings irgendwie erschreckend. Anscheinend hatte Valerian mit seiner Frage unbewußt einen wunden Punkt getroffen.


    "Sabinus?", fragte er unsicher und betroffen, als der Kamerad irgendwie fluchtartig die Unterkunft verließ. Er setzte sich auf und stellte fest, daß Sabinus schon draußen war und ihn vermutlich nicht mehr gehört hatte.


    Anscheinend hatte er schon gekämpft, denn diese Frage hatte er unbeantwortet gelassen. Und es schien mit unangenehmen Erinnerungen verbunden zu sein. "Da habe ich wohl schon wieder mal das falsche gefragt und gesagt." Ob er ihm hinterher gehen sollte? Nein, besser nicht. Schließlich war er ja vor diesem Gespräch geflohen.

  • Sim-Off:

    Sorry, hab´s übersehen...


    Drusus blickte überrascht auf, was hatte der Rediviver bloß? Er war schon am Aufspringen und wollte Sabinus schon nachrennen, doch er besann sich eines besseren und blieb in den Unterkünften. Jedoch blieb er nicht liegen, sondern richtete sich auf und saß nun auf seiner Pritsche.


    "Aber was. Du konntest ja nicht ahnen, dass du mit deiner Frage bei Sabinus einen wunden Punkt gefunden hast", versuchte Drusus den kameraden aufzumuntern.

  • Sim-Off:

    Passiert halt mal ;)


    "Am liebsten wäre ich ihm hinterher, aber ich denke, er will erstmal allein sein. Blöd sowas. Jetzt weiß ich wenigstens, welches Thema ich möglichst nicht nochmal anschneiden sollte." Drusus hatte recht. Er hatte nicht wissen können, daß er einen wunden Punkt traf.


    Valerian schüttelte die Niedergeschlagenheit ab. Bei nächster Gelegenheit würde er sich bei Sabinus entschuldigen. "Ich glaube, ich leg mich schlafen. Morgen wird bestimmt wieder ein harter Tag." Inzwischen hatte er gelernt, zu schlafen, auch wenn es hell, laut oder unbequem war.

  • Drusus nickte. Auch er war schon müde. Heute war wirklich ein anstrengender Tag gewesen. "Ich auch", meinte Drusus, "aber zuvor muss ich noch auf die Latrine." Den letzten Teil des Satzes hatte er jedoch mehr zu sich selbst als zu Valerian und den anderen gesagt. Drusus verließ die Unterkünft und blickte sich unwillkürlich nach Sabinus um, konnte ihn jedoch nicht sehen.
    Nachdem er sein Geschäft erledigt hatte, kehrte Drusus wieder in die Barracke seiner Centurie und zur Abteilung seines Contuberniums zurück. Der Iulier begab sich zu seiner Pritsche und legte sich darauf. Gleich würde´er wohl, trotz (oder gerade aufgrund?) des harten Tages würde er wohl nicht gleich einschlafen können.

  • "Gute Nacht, Drusus", sagte Valerian, als Drusus das Contubernium nochmal verließ und wickelte sich in seine Decke. Es dauerte tatsächlich nur wenige Augenblicke, bis er tief und fest eingeschlafen war. Schon die Rückkehr von Drusus bekam er nicht mehr mit...

  • Valerian hatte beschlossen, mehr daraus zu machen als einen einfachen Umtrunk. Er war ja ohnehin noch mit kochen dran - was zum Glück nicht mehr lange so war - daher oblag es ohnehin ihm, sich um's Essen zu kümmern. Und das hatte er getan!


    Er hatte allerlei leckere Speisen besorgt, um das Mahl heute Abend zu einem wahren Festessen zu machen. Würzig marinierte Fische grillten über der Glut und verbreiteten bereits einen herrlichen Duft, auf dem Tisch waren Brot, Oliven, Schafskäse, Trauben und sogar gekochte Eier in einer Soße aus Pinienkernen und Kräutern bereitgestellt. Und das alles in ausreichenden Mengen! Mehrere Kannen Wein hatte er besorgt und sogar eine Kanne Mulsum - purer Luxus!


    Als alle da waren, räusperte sich Valerian und schaute grinsend in die Runde. "Gebt mir eure Becher, Freunde! Zum Anstoßen und als Appetitanreger nehmen wir den guten Mulsum." Er griff nach der Kanne und wartete darauf, daß sie ihm ihre Becher hinhielten, damit er sie füllte. Als der Mulsum restlos verteilt war, hob Valerian seinen Becher. "Auf die Legion und darauf, daß ihr auch bald befördert werdet!"


    Sim-Off:

    Wi-Sim

  • Sabinus staunte nicht schlecht, als er all die Speisen erblickte. Valerian hatte wohl keine Kosten und Mühen gescheut. Fröhlich setzte er sich zu den anderen und erhob auch seinen Becher Mulsum.
    Als Valerian gesprochen hatte, erhob er feierlich seine Stimme "Auf Valerian, und seine Beförderung."

  • Irgend jemand gab ihm einen vollen Becher Vinum und er beteiligte sich am Trinkspruch. "Auf Valerian, und seine Beförderung."
    Dann nippte er leicht am Becher...
    Muslum...dachte er vor sich hin.
    Valerian hatte keine Kosten gescheut. Dies hier schien ihm viel zu bedeuten.

  • Gemeinsam mit Sabinus hatte auch Drusus die Unterkünfte erreicht und auch er staunte nicht schlecht als er die Speisen und Getränke auf dem Tisch sah. Er ging noch schnell zu seiner Pritsche und kramte die am Forum von Mogontiacum besorgte Kanne Bier hervor und stellte sie zusätzlich auf den Tisch, anschließend setzte er sich gut gelaunt neben Sabinus, hob den becher mit dem überaus süßen Mulsum und stimmte in den Trinkspruch ein: "Auf Valerian, und seine Beförderung" Er nahm sich eines der gekochten Eier auf den Teller. Zuerst etwas zögernd probierte er die Soße und stellte fest, dass sie dem Quintilier, sofern er sie überhaupt selbst gemacht hatte, gut gelungen war. "Das hast du aber nicht selber gekocht, oder?", neckte der Iulier den Kameraden grinsend.


    Sim-Off:

    Danke für die Speisen ;)

  • Sie stießen zusammen an und ließen sich erst einmal den Mulsum schmecken. Valerian mochte es gern, ihn vor dem Essen zu trinken. Er lachte, als Drusus die Vermutung anstellte, er hätte sowas leckeres selbst zustande gebracht. "Auch wenn mein Puls mittlerweile eßbar ist, bin ich doch nicht zum Meisterkoch mutiert in dieser Woche. Nein, ich habe das so erstanden, das hätte ich nie hinbekommen. - Eßt nur! Sowas muß man genießen, kriegen wir ja nicht so oft." Er war jetzt mal wieder blank, was ihn angesichts der Freude seiner Kameraden nicht im Geringsten störte. Bald gab es ja wieder den nächsten Sold. Und als Legionär bekam er ja mehr...

  • Drusus grinste bloß und nahm sich, nachdem das Ei verspeist war, einen der gebratenen Fische auf den Teller und biss herzhaft hinein, an mögliche Gräten dachte er gar nicht. Auch der Wein schmeckte gut. Drusus würde nach seiner Beförderung, die ja wohl bald anstand, auch ein Fest versantsalten. Ein kleines zumindest, denn er wusste nicht, ob er überhaupt genug Geld hatte um Acht Soldaten, mit Primus waren es gar neun, mit so vielen Speisen versorgen zu können. Doch für etwas kleineres reichte es bestimmt.

  • Ein paar Tage nach der Beförderungsfeier des Quintiliers hatte Drusus ein Brief aus Rom erreicht. Von wem er wohl war? Jedenfalls war er versiegelt.


    Drusus nahm ihn in die Unterkünfte mit, setzte sich auf seine Pritsche und brach das Siegel. Schon am Absender fielen ihm zwei Dinge auf. Erstens kam im der Name irgendwie bekannt vor, auch wenn es ein Patrizier war und er mit jenen sehr, sehr selten etwas zu tun hatte. Das zweite, beunruhigende, was ihm an dem Absender auffiel war der Titel. Decemvir Litibus Iucandis. Ein kalter Schauer lief dem Iulier über den Rücken. War etwa ein naher Verwandter von ihm gestorben? Doch wer könnte das sein? Sein Vater war schon lange tot und sein Bruder auch. Doch nicht etwa seine Mutter, oder gar sein Onkel, der Centurio?


    Nein, es war keiner von beiden. Es war sein zweiter Bruder, Marcus Iulius Clemens, sein älterer Bruder und nun war er tot, noch vor Drusus. Sein gesicht wurde kreidebleich als er die Zeilen las, konnte es aber nicht glauben. Er hoffte inständig dass das nur ein äußerst geschmackloser Scherz war und las den Brief hoffnungsvoll zu Ende. Doch da war nichts mehr. Es war ernst, sein Bruder war tot. War Italien etwa schon so unsicher geowrden? Eines natürlichen Todes konnte er ja nicht gestorben sein, oder? So jung wie er war. Oder hatte er sich wirklich zur Classis Misenensis gemeldet und war auf der Fahrt gen Osten gestorben? Drusus würde es wohl nie erfahren.


    Langsam, aber sicher, rannen dem Iulier einzelne Tränen über das Gesicht. Er hatte sie nicht mehr zurück halten können. Ob seine Mutter, in Gallien, davon wusste? Und ob sein Onkel, der doch immerhin Centurio bei den Cohortes Urbanae war etwas davon wusste?

  • Doch der Iulier hatte sich bald wieder gefasst. Den Göttern sei Dank war niemand in den Unterkünften der ihn gesehen hatte. Es hätte jetzt nur noch gefehlt, dass Brutus ihm beim Flennen zu gesehen hätte. Drusus kramte ein Stück Papyrus hervor und schrieb sogleich eine Antwort auf das Schreiben des Decemvirs. Natürlich würde er das Erbe, auch wenn es nicht sehr viel war, annehmen. Nachdem er den Brief fertig geschrieben hatte, machte er sich auch sofort zum Postofficium auf um den Brief abzugeben.

  • Der Mulsum war eine wahre Wohltat. Auch der gegrillte Fisch zusammen mit dem Schafskäse war sehr lecker, wie Sabinus fand.
    "Wir danken dir, Valerian, für deine Grosszügigkeit.", warf er ein und hob kurz den Becher. Als Soldat war man froh um jede Abwechslung. Jede Abwechslung im Alltag war wie eine blühende Blume im Schnee, man würde sich noch einige Zeit an sie erinnern.
    Die Soldaten waren ausgelassen. Jeder liess es sich gutgehen.
    Während dem Essen sprach Sabinus grinsend zu Valerian "Da hast du dir ja einen aussergewöhnlichen Abschluss für deine Kochwoche ausgedacht. Wer weiss, vielleicht sollten wir dich bald wieder dafür wählen." :D
    Valerian sollte wissen, dass Sabinus es gutmeinte. Ausserdem war es in dieser nicht allzugrossen Runde recht friedlich, fand er.

  • Valerian lachte und stellte eine Kanne Landwein auf den Tisch. Es waren noch mehrere da, es mußte sich also niemand zurückhalten. "Ja, ab morgen ist wieder einer von euch dran. Dann ist es vorbei mit dem guten Leben. - Sabinus, das glaube ich, daß Du das gerne hättest, nachdem mein Essen gerade erträglich geworden ist." Er grinste frech. "Vielleicht solltest Du auch mal eine ganze Woche lang kochen, eventuell wirst Du dann auch ein besserer Koch." Er nahm sich auch einen der Fische und begann, ihn fachmännisch auseinander zu nehmen, so daß er mit Gräten kaum Probleme hatte. "Ich glaube, es ist mal wieder eine Würfelrunde fällig!" Er lachte in die Runde.

  • Drusus hatte Glück und erwischte keine Gräten. Doch zur Sicherheit zerlegte er den Fisch diesmal und legte die Gräten auf einen anderen Teller. Als er dies getan hatte wandte er sich grinsend an Valerian: "Wozu denn würfeln? Wenn du unbedingt kochen willst kannst du's uns auch gleich sagen. Aber Sabinus hat Recht auch ich danke dir für all die Speisen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!