"Wenn ich mich das Wetter intressieren würde, könnte ich in die Schneeflocken schauen... nein erzähle von damals, ich bin begierig alte Geschichten zu erfahren."
Patrolienritt
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"Mh," sein Blick schweifte in die Vergangenheit.
"Unsere Sippe lebte ein paar Kilometer von der Amisia entfernt. Es war eine mittelgroße Ansiedlung. Nichts besonderes, aber groß genug um uns alle zu schützen und zu ernähren.
Mein Großvater war das Oberhaupt, der Häuptling sozusagen," er lächelte leicht bei den Worten. "Er war herrisch aber fair und er konnte gar ein rechter Bollerkopf sein. Mein Vater ähnelte ihm in mancher Hinsicht," fügte er nachdenklich hinzu.
"Ich hatte gerade meine Initiationsriten hinter mir, als die Probleme anfingen, aber wir jungen bekamen da noch nciht viel von mit. Wir gingen auf die Jagd, ärgerten hin und wieder unsere kleinen Geschwister, vorzugsweise kleine Schwestern," er lächelte jetzt liebevoll. "Und taten, als wären wir die betsen, stärksten, schnellsten und klügsten. Aber eigentlich waren wir noch Kinder. Das sollte der Krieg, ein paar Monate später, uns beweisen."
Er stocherte kurz im Feuer.
"Eigentlich war es ein schönes Leben, ruhig und angenehm. Hin und wieder mal den typischen Streit unter Familien und Nachbarn. Ich denke gerne, wenn auch manches Mal mit Wehmut an die Zeit zurück. Besonders, wenn es geschneit hat und ich dann an die Zeit denke, in der wir im Winter der Fährte des Wildes gefolgt sind. Oder im Sommer, wenn der Wald und die Wiesen diesen einzigartigen Geruch haben. Dann sehe ich uns wieder dort tollen und spielen. Und manches Mal vermisse ich das Bad in der Amisia im Hochsommer."
Es waren schöne Erinnerungen und sie taten zugleich weh.
"Aber irgendwann war das zu Ende und wir begannen, sofern es uns noch gab, ein neues Leben. Manche bei befreundeten Sippen und Stämme, andere, wie meine Familie, südlich des Limes. Nicht immer zur Freude meines Vaters, aber auf Geheiss meiner Mutter."
Ja, in dem Punkt hatte sie das Sagen gehabt und er grinste leicht. -
Es schien eine Ewigkeit zu sein, der Schnee hatte sich im Sturm über die Wiesen und Wälder her gemacht, war leicht herunter gekommen und blieb somit liegen. Sie würden in der nächsten Stadt Futter für die Pferde kaufen müssen, doch hatte er genug SZ. aus der Legionskasse erhalten.
Die Nacht war außer dem Wetter ruhig verlaufen, sie hatten lange geredet und Flavius war sehr offen gewesen. Irgendwie verstand er seine Lage, doch wenigstens war der junge Mann nicht gänzlich weg aus der Heimat. Bei diesem Gedanken seuftzte er kurz. Wenigstens gab es in meiner keine solchen Winter... doch weit weg war er trotzdem, auch wenn er sie nach dem Tod seiner Mutter nicht vermisste, die Heimat.
"Legionäre packt die Lastpferde und sitzt auf, wir reiten weiter."
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Sie erreichten Aquae Mattiacorum. Einige Umwege hatten die Strecke fast verdoppelt. Der Ort war eingeschneit und wenige Leute auf den frisch beräumten Straßen unterwegs.
"Flavius laßt uns den Duumvir aufsuchen und besprechen was es zu bereden gibt.
Optio kümmert euch um Proviant und Futter für die Pferde, nehmt euch dafür vier Soldaten mit.
Die Anderen warten hier abgesattelt, doch benehmt euch wie Legionäre nicht wie Landstreicher.
Wir werden noch heute weiter ziehen."
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Er nickte und folgte dem Tribun zum Duumvir, der warm eingepackt gerade in ein Gespräch mit einem anderen Mann steckte und uns, entgegen des anderen Mannes wohl noch nicht bemerkt hatte. Dieser deutete aber auf sie und er drehte sich um und begrüßte sie würdig.
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Die Gespräche verliefen wie erwartet. Keine großen Vorkommnisse und nur einige Tagediebe in der Stadt. Wir nahmen mit ihm zusammen ein Mahl ein und verließen dann das kleine Forum, um unseren Weg fort zu setzen.
"Legionäre aufsitzen!"
Die Truppe zog weiter und das Wetter wurde nicht besser, nein der Schnee hüllte den Blick ein und nur wenige Meter weit konnte das Auge blicken.
"Wir werden den Ritt bis nach Boudobriga noch schaffen müssen, wieviele km werden das sein?"
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"Zwei bis drei Stunden bei gutem Wetter. So, ich denke das Doppelte."
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"Gut dann sollten wir die Pferde etwas härter ran nehmen, sie zeigen lassen, das sie nicht nur fressen können."
Mit einem Grinsen, was durch seinen Schal bedingt wohl keiner sah, erhöhte er das Tempo, doch nur unmerklich, der Schnee war in einer dicken Schicht liegen geblieben und die Pferde hatten es nicht gerade leicht hindurch zu stapfen.
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Er ritt weiter neben ihm und sah hin und wieder zurück. Die Truppe zog sich langsam auseinander, obwohl die hinteren Pferde gut durch die Spur der vorderen durch kamen.
"Weiter aufschliessen!" Befahl er und beobachtete, wie die Reihen wieder dichter wurden. So ritten sie durch den Schnee und sahen bald alle aus wie Schneemänner auf Schneepferden. Nach vier Stunden, es wurde schon langsam richtig dunkel, vermeinte er vor sich einige Lichterflecken zu erkennen und machte den Tribun darauf aufmerksam.
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"Ja ich sehe sie auch. Das muß Boudobriga sein, einen anderen Ort gibt es nicht an dieser Straße."
... und noch einmal holte er alles aus seinem Pferd heraus.
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Die Pferde schnaubten und waren erschöpft, als sie endlich in Boudobriga ankamen. Niemand war zu sehen, nur hier und da ein Licht zu erkennen. Es wurde absitzen befohlen und der Tribun befohl warten, während die Suche nach einem Verantwortlichen losging.
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"Wir sollten am Forum schauen, entweder der Duumvir arbeitet noch, oder ein Schreiber. wenn nicht werden sie hoffentlich eine Glocke haben."
Er teilte die Reiter wieder in Zweiergruppen und gab ihnen je eine Straße zu rVorgabe, da der Ort relativ klein war, blieben 10 Männer übrig.
"Folgt uns zum Forum, aber langsam! Wir wollen nicht ausversehen von einem Heuschlegel vom Hengst gerissen werden."
Sie ritten die Pflasterstraße entlang, doch war immernoch kein Mensch zu sehen. So fragte Brutus: "Ich verstehe das nicht, sollten nicht wenigstens einige der Stadtwachen auf Patrolie sein, schlechtes Wetter ist doch kein Grund, mir sieht das hier sehr nach Leichtsinn aus, wir sollten dies vermerken."
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Mh, das war komisch. Ein solches Verhalten kannte er nur aus großen Trauergründen, aber auf der anderen Seite des Limes. Und selbst da waren immer welche wachsam gewesen.
"Lasst uns anklopfen, wo Licht ist, vielleicht gibt es dort Erklärung." -
"Gut, das Haus dort sieht größer aus als die Anderen, eine Öllampe flackert, sicher wird der Stadtvorsteher dort wohnen.
Flavius du siehst am Germanischsten aus, steig ab nimm dir zwei Soldaten und klopfe an. Ich denke nicht, das ein südländischer Stadtvorsteher hier regiert."
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Er nickte und winkte zwei Soldaten mit ihm mitzukommen. Dann schüttelte er sich den meisten Schnee ab und begab sich zu dem Haus und klopfte. Minuten des Wartens vergingen, aber niemand öffnete.
Er klopfte noch einmal, lauter diesmal.
"Bei Odin und im Namen Roms, öffnet die Tür," rief er etwas ungeduldig. Drinnen vernahm er Schritte und dann wurde die Tür ein Spaltbreit geöffnet.
"Was wollt Ihr?"
"Mit dem Stadtvorsteher sprechen, Frau," sagte er jetzt sanfter.
"Wartet hier."
Die Tür schloss sich wieder und er hörte drinnen Stimmen. Er winkte dem Tribun näher zu kommen. -
Brutus schwang sich vom Pferd, wobei bereits der meiste Schnee zu Boden fiel, zog seine Pelzdecke zurecht und trat hinter Flavius näher an die Türe ran.
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Die Tür öffnete sich wieder und ein älterer Mann sah sie misstrauisch an.
"Was wollt Ihr?"
"Salve, seit Ihr der Stadtvorseher? Mein Name ist Flavius Duccius Germanicus, ich bin Centurio bei der Legio II, mein Tribun, Brutus Hadrianus Subdolus möchte mit Euch sprechen.""Warum?"
"Es ist kalt, es ist bald Nacht und wir haben einen langen Weg hinter uns. Bitte gestattet uns einzutreten. Odin wird es euch danken, Mann."
Er spürte den misstrauischen und dann erstaunten und nachdenklichen Blick. Dann öffnete sich die Tür und Flavius liess dem Tribun den Vortritt. -
Ein wenig verwundert blickte er ob des "Warum?" drein, dann schritt er durch die niedrige Tür in einen lauwarmen Raum, der durch einige Öllampen erleutet wurde.
In der Raummitte blieb er stehen, schaute sich um und erkannte ein eher ärmliches Hausleben.
"Ihr seid der Stadthalter dieser kleinen römisch-germanischen Ansiedlung?"
Der Alte blickte ihn müde und trauchig an. Dann sagte er: "Nein ich bin der Vater, mein Sohn ist tot."
Brutus wußte, das es in diesem Moment schwer war ein Gespräch aufzubauen und doch versuchte er es: "Ihr habt euren Sohn zu den Ahnen getragen und nun ist diese Siedlung Führerlos?"
Wieder schwieg er und der Tribun schaute sich fragend nach Flavius um... "...versteht er all meine Wörter?"
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Er zuckte nur mit den Schultern und übersetzte einfach, um sicher zu gehen des Tribuns Worte in das Germanische. Es war nicht ganz der Dialekt, der hier gesprochen wurde, aber er war verständlich. Der alte Mann sah nur traurig drein und nickte.
"Ihr könnt in Eurer Sprache mit mir reden. Ich kann sie, auch wenn ich die unserige Vorziehe. Ja, die Siedlung ist führerlos. Sein Sohn ist noch nicht im Mannesalter und ich bin zu alt für so etwas. Und auch seine Frau ist vor längerem gestorben, so das sie die Aufgaben nicht übernehmen könnte. Morgen soll ein neuer bestellt werden. Doch heute, heute sind wir in Trauer." -
"Wir wissen, ob deiner Worte, das wir unpassend kamen, aber wir benötigen ein Lager für unsere Soldaten, etwas Futter für die Pferde und etwas Holz zum Feuern."
Der Alte erkannte, das diese Männer die Nacht bleiben würden, so rief er die Frau die zuvor geöffnet hatte und diese wiederum einen jungen Knaben.
"Bringe die römischen Soldaten zum Voratslager, sie sollen sich nehmen was sie brauchen, ich hoffe sie wissen, das wir eine ärmliche Gemeinde sind und nehmen uns nicht alles, es ist Winter...."
Der Junge nickte und streifte sich einen zusätzlichen Pelz über.
"Ich danke dir, wo können wir nächtigen?"
"Am östlichen Rand der Siedlung steht ein leeres Haus, dort wohnte einst einer der Handwerker, doch er ging fort, suchte sein Glück in der großen Stadt. Ihr habt dort Holz und ein Dach über dem Kopf, vielmehr kann ich euch nicht bieten. Wenn ihr die Treppe neben dem Eingang nehmt, erreicht ihr den Hausbrunnen, es sollte noch Eisfrei sein."
Brutus nickte ihm dankend zu, sie würden am nächsten Tag etwas Gesprächszeit finden, nahm den Jungen zur Seite und ging hinter Flavius wieder in die Kälte hinaus.
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