Dies ist die Villa Tiberia, wenige Kilometer von Rom entfernt und doch so ruhig und abgelegen, als wenn die Zeit stehen würde.
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Die Villa Tiberia
- Lucius Aurelius Commodus
- Geschlossen
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Unser Eigentum
Einige Dinge sind in unserer Gewalt, andere nicht. In unserer Gewalt sind: Meinung, Trieb, Begierde, Widerwille: kurz: alles was unser eigenes Werk ist. - Nicht in unserer Gewalt sind: Leib, Vermögen, Ämter, Ansehen, kurz: alles was nicht in unser eigenes Werk ist.
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Vorzüge des Eigentums
Und die Dinge, welche in unserer Gewalt stehen, sind von Natur frei; sie können nicht verhindert, noch in Fesseln geschlagen werden. Die Dinge aber, die nicht in unserer Gewalt stehen, sind schwach, und völlig abhängig; sie können verändert und verfremdet werden
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Verwirrung aus Verwechslung
Wofern du nun Dinge, die von Natur völlig abhängig sind, für frei, und Fremdes für Eigentum ansiehst, so vergiß nicht, daß du auf Hindernisse stoßen, in Trauer und Unruhe geraten, und Götter und Menschen anklagen wirst. Wenn du aber nur, was wirklich deinist, als dein Eigentum betrachtest, das Fremde aber so, wie es ist, als Fremdes, so wird dir nie jemand Zwang antun, niemand wird dich hindern; du wirst keinen schelten, keinen anklagen, wirst nichts tun wider Willen, niemand wird dich kränken, du wirst keinen Feind haben, kurz: du wirst keinerlei Schaden leiden
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Keine Halbheit!
Wenn du nun so Großes begehrst, so bedenke,
daß du nicht mit halbem Eifer darnach greifen, sondern
einiges völlig verleugnen, anderes für jetzt aufschieben
mußt. Wofern du aber sowohl jenes begehrst,
als auch herrschen und reich sein willst, so
wirst du vielleicht nicht einmal dieses letztere erlangen,
gerade weil du zugleich nach dem ersteren
strebst. Gänzlich verfehlen aber wirst du dasjenige,
woraus allein Freiheit und Glückseligkeit entspringt. -
Äußere Dinge - was gehen sie dich an?
Bestrebe dich, jeder unangenehmen Vorstellung
sofort zu begegnen mit den Worten: du bist nur
eine Vorstellung, und durchaus nicht das, als was du
erscheinst. Alsdann untersuche dieselbe, und prüfe sie
nach den Regeln, welche du hast, und zwar zuerst und
allermeist nach der, ob es etwas betrifft, was in unserer
Gewalt ist, oder etwas, das nicht in unserer Gewalt
ist; und wenn es etwas betrifft, das nicht in unserer
Gewalt ist, so sprich nur jedesmal sogleich: Geht
mich nichts an! -
Du hast dein Glück in der Hand
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Bedenke, daß die Begierde verheißt, wir werden
erlangen, was wir begehren; der Widerwille aber
verheißt, es werde uns nicht widerfahren, was er zu
meiden sucht. Wer nun nicht erlangt, was er begehrt,
ist unglücklich, und wem widerfährt, was er gerne
vermeiden möchte, ist es doppelt.Wenn du aber bloß
dasjenige zu meiden suchst, was der Natur der Dinge,
die in deiner Gewalt sind, zuwider ist, so wird nichts
von dem widerfahren, was du meiden willst. Willst du
aber Krankheit meiden, oder Armut, oder Tod, so wirst
du unglücklich sein. -
Das Sicherste für den Anfang
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Hinweg also mit deinem Widerwillen von
allem dem, was nicht in unsrer Gewalt ist, und trage
ihn über auf das, was der Natur der Dinge, die in unsrer
Gewalt sind, zuwider ist. Die Begierde aber entferne
vorerst ganz. Denn wenn du etwas von dem begehrst,
was nicht in unserer Gewalt ist, so mußt du
nothwendigerWeise unglücklich sein. Von den Dingen
aber, die in unserer Gewalt sind, und welche zu
begehren rühmlich wäre, ist dir noch gar nichts bekannt.
Nur Trieb und Abneigung laß walten; aber
sachte, mit Auswahl und mit Zurückhaltung.
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Gemütsruhe
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Bei Allem, was die Seele ergötzt, oder Nutzen
schafft, oder dir lieb und wert ist, vergiß nicht, ausdrücklich
zu erwägen, welcher Art es sei, und fange
beim Geringsten an. Wenn du einen Topf liebst,
denke: ich liebe einen Topf. Zerbricht er dann, so
wird es dich nicht anfechten. Wenn du dein Kind oder
Weib herzest, so sage dir, daß du einen Menschen
herzest. Stirbt er, so wird es dich nicht anfechten.
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Wie man die Fassung behauptet
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Wenn du an ein Geschäft gehen willst, so erinnere
dich beiläufig, wie das Geschäft beschaffen sei. -
Wenn du zum Baden gehst, stelle dir vor, was im Bad
zu geschehen pflegt, wie sie einander mit Wasser
spritzen, einander stoßen, schimpfen und bestehlen.
So wirst du mit größerer Sicherheit zu Werk gehen,
indem du dabei alsbald zu dir selbst sprichst: Ich will
jetzt baden, zugleich aber auch meinen der Natur gemäßen
Grundsatz festhalten. Und so bei jedem Geschäfte.
Auf diese Weise wirst du dann, wenn dir
beim Baden etwas in den Weg kommt, sogleich den
Trost bei der Hand haben: Ich wollte ja nicht dieses
allein, sondern auch meinen naturgemäßen Grundsatz
festhalten. Ich werde ihn aber nicht festhalten, wenn
ich mich über das Vorgefallene ärgere.
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Der schrecklichste der Schrecken.
Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen
von den Dingen beunruhigen die Menschen. So ist
z.B. der Tod nichts Schreckliches, sonst wäre er auch
dem Sokrates so erschienen; sondern die Meinung
von dem Tod, daß er etwas Schreckliches sei, das ist
das Schreckliche.Wenn wir nun auf Hindernisse
stoßen, oder beunruhigt, oder bekümmert sind, so
wollen wir niemals einen andern anklagen, sondern
uns selbst, das heißt: unsere eigenen Meinungen. -
Sache des Unwissenden ist es, andere wegen seines
Mißgeschicks anzuklagen; Sache des Anfängers in der Weisheit, sich selbst anzuklagen; Sache des Weisen,
weder einen andern, noch sich selbst anzuklagen. -
Törichter Stolz.
Sei auf keinen fremden Vorzug stolz. Wenn das
Pferd sich stolz erhebend spräche: wie schön bin ich!
so könnte man sich das gefallen lassen. Wenn aber du
selbst voll Stolz sprächest: welch ein schönes Pferd
habe ich! so wisse, daß du auf die Vorzüge deines
Pferdes stolz bist. Was ist nun aber dein? - Der Gebrauch
deiner Vorstellungen! -Wenn du also von deinen Vorstellungen einen naturgemäßen Gebrauch machst, dann magst du stolz sein; denn alsdann bist du stolz auf einen Vorzug, der dir gehört. -
Zum Sterben fertig.
Wenn du auf einer Seereise, während das
Schiff im Hafen liegt, ausgehst, um Wasser zu schöpfen,
so hebst du wohl nebenbei auch ein Muschelchen
oder Zwiebelchen am Wege auf; deine Gedanken aber
mußt du auf das Schiff gerichtet haben, und fleißig
zurückschauen, ob nicht etwa der Steuermann rufe;
und wenn er ruft, so mußt du alle jene Dinge zurücklassen,
damit du nicht gebunden hineingeworfen werdest,
wie die Schafe. So ist's auch im Leben. Wenn
dir statt Zwiebelchen und Muschelchen ein Weibchen
oder Kindchen geschenkt wird, so wird nichts dagegen
einzuwenden sein. Wenn aber der Steuermann
ruft, so renne zum Schiff und laß alle jene Dinge zurück,
ohne dich auch nur umzuschauen. Bist du aber
ein Greis, so entferne dich nicht einmal weit vom
Schiff, damit du nicht zurückbleibest, wann jener ruft. -
Schwimme nicht gegen den Strom.
Verlange nicht, daß die Dinge gehen, wie du
es wünschest, sondern wünsche sie so, wie sie gehen,
und dein Leben wird ruhig dahin fließen. -
Der Wille ist frei.
Krankheit ist ein Hindernis des Körpers, aber
nicht des Willens, wenn er nicht selbst will. Lähmung
ist ein Hindernis des Fußes, aber nicht des Willens.
Und so denke bei allem, was dir begegnet; denn du
wirst finden, daß es wohl ein Hindernis für etwas anderes
ist, aber nicht für dich. -
Versuchung und Widerstand.
Vergiß nicht, bei jedem Vorfall in dich zu
gehen, und zu untersuchen, welches Mittel du besitzest,
um daraus Nutzen zu ziehen. Erblickst du einen
Schönen oder eine Schöne, so wirst du ein Mittel dagegen
finden, - die Selbstbeherrschung. Kommt Anstrengung,
so findest du Ausdauer; kommt Schmach,
so findest du Kraft zum Erdulden des Bösen. Und wenn du dich so gewöhnst, so wird dich die Vorstellung nicht hinreißen. -
Der Weise verliert nichts.
Sage nie von einem Ding: ich habe es verloren;
sondern: ich habe es zurückgegeben. Dein Kind ist
gestorben; - es ist zurückgegeben worden. Dein Weib
ist gestorben; - es ist zurückgegeben worden. Dein
Landgut wurde dir genommen. - Nun also auch dieses
ist nur zurückgegeben worden. - »Aber der es dir genommen
hat, ist ein Schurke.« -Was geht es aber
dich an, durch wen es dir derjenige wieder abgefordert
hat, der es dir gab? - So lange er es aber dir überläßt,
behandle es als fremdes Gut, so wie die Reisenden die
Herberge. -
Fort mit Sorgen.
Willst du Fortschritte machen, so mußt du
Gedanken, wie die folgenden, fahren lassen: Wenn ich
das Meinige vernachlässige, so werde ich kein Brot
haben; wenn ich meinen Jungen nicht züchtige, so
wird er ein Bösewicht werden. Denn besser ist es,
Hunger sterben, frei von Traurigkeit und Furcht, als im Überfluß leben mit Unruhe im Herzen; und besser
ist's, daß der Junge ein Bösewicht werde, als daß du
unglücklich seiest. -
Was kostet Gemütsruhe?
Fange also mit geringfügigen Dingen an.
Man verschüttet dir dein bisschen Öl, man stiehlt dir
dein Restchen Wein. Denke dabei: so teuer kauft
man Gelassenheit, so teuer Gemütsruhe. Umsonst
bekommt man nichts.
Wenn du deinen Knecht herbeirufst, so denke: es
kann sein, daß er es nicht gehört hat; und wenn er es
gehört hat, daß er nichts von dem tut, was du haben
willst. Aber so gut soll er es nicht haben, daß deine
Gemütsruhe in seine Willkür gestellt wäre. -
Sei ein Tor vor der Welt!
Willst du Fortschritte machen, so laß es dir
gefallen, daß man dich in Bezug auf äußere Dinge für
dumm und einfältig hält. Du mußt nicht scheinen wollen,
als wissest du etwas. Wenn auch gewisse Leute
etwas auf dich halten, so traue dir selbst nicht. Wisse
nämlich, daß es nicht leicht ist, die naturgemäßen Grundsätze, die du hast, und zugleich die äußeren
Dinge im Auge zu behalten. Vielmehr, wer für das
eine sorgen will, muß ganz notwendig das andere
vernachlässigen.
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