Ich verfolgte Aintzanes Forschungsarbeit mit besonderem Interesse, wollte ich doch einerseits wissen, um was es sich bei der ausgelaufenen Flüssigkeit handelte. Andererseits bestand inzwischen eine erhöhte Dringlichkeit, dieses Haus endlich in Besitz nehmen zu können, weil umgehend ein Zimmer benötigt wurde. Noch immer darauf hoffend, Aintznane könne die Substanz zuordnen und benennen, vergaß ich sogar den mich umgebenden Mief. Dabei ging mir vor einem Augenblick noch die Frage durch den Kopf, ob es womöglich gesundheitsschädigend sein konnte, in diesem Gestank zu verweilen.
Aus sicherem Abstand, aber nahe genug, um selbst einen Blick auf den von Tageslicht erhellten Finger werfen zu können, stellte ich eigene Überlegungen an, die jedoch mangels Erfahrung in hauswirtschaftlichen Dingen ergebnislos blieben. Umso enttäuschter reagierte ich, als Aintzane ebenfalls keine Erklärung fand.
„Ah, wie bedauerlich“, entfuhr mir kurz nach einem Seufzer. „Ja, natürlich muss das weg. Wir kommen ja sonst nicht einmal unbeschadet durch den Raum.“ Die nächste Frage allerdings verblüffte mich erheblich. Ich und Kenntnisse darin, wie lange sich Haushaltwaren hielten? „Aintzane, du bist ein Scherzkeks“, entgegnete ich daher nur und befasste mich vielmehr mit der nächsten Frage. „Nach meiner Kenntnis müsste diese Villa seit vier oder fünf Jahren unbewohnt sein. Verdorbenes Olivenöl dürfte nicht … schädlich sein, oder?“ Ein prüfender Blick traf nochmals die Lache, die mir nun sogar noch um einiges größer erschien. Ich runzelte die Stirn. Dafür, dass sich dieser Kleister bereits seit Jahren auf dem Boden tummelte, müsste er ja nach normaler Logik bereits die endgültige Ausbreitung erreicht haben. Offensichtlich spielte mir die Wahrnehmung einen Streich, was ein Zeichen dafür war, dass es mit meinen Nerven derzeit nicht zum Besten stand. Demnach brauchte ich ebenfalls schnellstens ein bezugsfertiges Zimmer.
„Aintzane, mach das weg, egal wie, aber mach es weg und zwar schnell.“
In diesem Augenblick bemerkte ich Minna und den Medicus, die unter einiger Anstrengung Fiona in der Schwebe hielten. So viel Kraft hatte ich Minna gar nicht zugetraut. So berechtigt ihre Frage war, so sehr befand ich mich in Antwortnöten. Der Raum war nicht betretbar, außerhalb des Gebäudes existierte nicht einmal eine Bank und länger halten ging offensichtlich auch nicht.
„Die Kutsche“, fiel mir in der Not ein. „Legt sie in die Kutsche.“ Glücklicherweise stand das Gefährt tatsächlich seit wenigen Minuten vor dem Anwesen, so wie ich es dem Kutscher aufgetragen hatte. Vermutlich würde Fiona wieder protestieren, weil diese Entscheidung erneut eine Abreise nach Rom nahe legte.