Das Arbeitszimmer des Pater Familias

  • Da mich Gabriel nicht auf einen von mir begangenen Fehler aufmerksam machte, sondern auf den eines anderen, fiel es mir leicht ihn zu loben.


    "Gute Arbeit, Gabriel."


    In den letzten Tagen hatte ich über Gabriel nachgedacht und überlegt, wie ich seine Fähigkeiten besser nutzen konnte. Ideen hatte ich entwickelt und war gespannt, wie er darauf reagieren würde.


    "Gabriel, ich stelle dir jetzt eine Frage und möchte eine ehrliche Antwort von dir."


    Diese zu bekommen war ich mir bei ihm aber nahezu sicher.


    "Befriedigt es dich eigentlich, den ganzen Tag hier in der Casa Didia herumzusitzen, Akten zu wälzen und die Fehler anderer Leute auszubessern?"

  • Gabriel blickte neugierig auf, als Falco ihm sagte, daß er ihm eine Frage stellen wolle, welche er ehrlich beantwortet haben wolle. Und diese Frage kam dann auch so gleich und Gabriels erster Gedankengang war: Hinter dieser Frage steckt viel mehr, als sie aussagt. Nur was hatte Falco vor?
    Nun grinste Gabriel schelmisch, bewegte seinen Arm hinter seinen Kopf um sich an diesem leicht zu kratzen, aber es war eher einfach nur eine Art Verlegenheitsgeste.


    »Nun, wenn du mich schon so fragst ...«
    begann er nun, hob verschmitzt eine Augenbraue und guckte leicht zu Boden. »Also eigentlich kann ich mich nicht beschweren. Ich muß nicht schwer arbeiten, trink ab und zu ein Weinchen ...«


    Dafür, daß Gabriel früher eigentlich lieber auf der faulen Haut lag, arbeitete er in den letzten Monaten wirklich eifrig, aber so kam er wenigstens nicht auf dumme Gedanken. Nur am Anfang seiner Zeit bei Falco war er manchmal in die Stadt gegangen und hatte, um nicht einzurosten, einigen Patrizien die Geldbörsen gestohlen ...


    Aber hatte ihn sein Diebes und Einbrecherdasein damals in die Versklavung getrieben, so führte er dafür ein wirklich angenehmes Leben. Und doch sehnte er sich danach, ein freier Mann zu sein, der tun und lassen jonnte, was er wollte.


    Und schließlich fuhr er ehrlich fort:
    »Naja, manchmal ist es schon recht eintönig.«
    Und dann blickte er Falco mit einer Mischung von Neugierde und Humor an und verbarg damit nun aber auch den kleinen Zweifel, welcher in ihm hoch stieg, daß nun vielleicht etwas Unangenehmes kommen könnte.


    »Warum fragst du?«

  • Die Vorstellung gefiel Gabriel, vielleicht würde er ja endlich mal auch ein wenig mehr von der Gattung des weiblichen Geschlechts kennenlernen ;)


    »So? Unter Leute kommen? Ich vereinsame schon nicht, Victor (der Haushund) ist mir wirklich ein guter Freund geworden. « grinste er dann breit. und fügte dann ernsthafter hinzu:
    » Bist du mit meiner Arbeit unzufrieden?«
    Gabriel fragte sich, was Falco mit diesem Gespräch bezweckte.

  • "Der Hund, des Menschen bester Freund... Reicht dir das? Ich glaube nicht."


    Ein wenig wollte ich ihn noch im Ungewissen lassen.


    "Nein, unzufrieden bin ich nicht mit dir. Dann hätte ich dich verkauft. Aber ich möchte, dass du etwas lernst, damit du später andere Aufgaben für mich übernehmen kannst..."

  • Nein, natürlich reichte ihm der Hund Victor nicht und es war mal wieder Falcos trockene Art, daß er die Ironie anscheinend in Gabriels Tonfall überhört hatte.


    Doch nun horchte er auf.


    »Etwas lernen?« fragte er neugierig. Langsam wurde das hier zur Folter, obwohl sie sich doch aehr unterschied zu dem, was Gabriel mal erlebt hatte.


    »Nun sag schon!« forderte er seinen Herren ungeduldig auf, hatte aber sein freches Grinsen dabei aufgelegt.

  • "Ja, ich möchte, dass du etwas vernünftiges lernst..."


    Seine Neugier war Gabriel anzusehen, aber ich ließ ihn noch etwas zappeln.


    "Zum Beispiel wie man ein Feuerchen ausmacht..."

  • »Etwas vernünftiges? Aber ... « Nun lachte er. Falco wußte durchaus etwas von Gabriels krimineller Vergangenheit und spielte sicherlich darauf an, denn ansonsten sprach, laß und schrieb Gabriel immerhin vier Sprachen, das was doch recht vernünftig.


    »Ich klaue seit einer Weile nicht mehr ... « antwortete er verschmitzt, was auch stimmte, es war schon ein paar Monate her.


    »Ein Feuer ausmachen? Aber eines entfachen macht doch viel mehr Freude ...«
    Gabriel beann etwas zu ahnen, schließlich arbeitete er für das Oberhaupt der Vigiles.
    »Ich gebe zu«, seufzte er heiter. »Meine Liebe zu einer Frau könnte mal wieder entfacht werden ...« Dann zwinkerte Gabriel Falco zu, schließlich aber wurde er ernster: »Erzähl!« Seine Neugierde wuchs.

  • "Das du nicht mehr klaust, das will ich dir auch geraten haben und um deine Frauenprobleme mußt du dich selbst kümmern. Aber du ahnst vielleicht schon, was ich dir vorschlagen möchte..."


    Ich beschloss jetzt auf den Punkt zu kommen.


    "Kurzum... Ich schlage dir vor, dich bei den Vigiles zu bewerben. Ich habe da ein paar spezielle Sachen mit dir vor, aber zunächst müßtest du wie alle frischen Rekruten die Grundausbildung absolvieren."


    Gespannt wartete ich seine Reaktion ab, fügte allerdings vorher noch hinzu, "Ein Problem gibt es da allerdings noch zu lösen..."

  • Ich habe da ein paar spezielle Sachen mit dir vor ... wiederholte Gabriel leise in Gedanken. Oh, wie er es liebte, wenn man so deutlich über ihn verfügte und fast wollte schon wieder der kleine Rebell in ihm durchkommen, doch er ließ es bleiben, denn scheinbar meinte Falco es ernst und ihm war heute eher nicht zum Scherzen, wie Gabriel glaubte. Und so horchte er auf.
    Es klang nämlich irgendwie wirklich danach, mal hier weg zukommen und mehr zu erleben, als Akten zu wälzen - von diesen trockenen Pergamenten bekam er schon ganz trockene Finger ;)


    Also erhellte sich seine Miene nun noch mehr, was allerdings schwierig bei Gabriel war, da er meistens fröhlich dreinschaute.


    »Ich denke, ihr nehmt keine Sklaven. Und welches Problem???« fragte er und kratze sich nun am Kopf. »Und was meinst du mit: spezielles vorhaben?« Heute mußte er Falco aber wirklich alles aus der Nase ziehen.

  • "Das die Vigiles keine Sklaven nehmen, dass ist schon das Problem. Ich müßte dich also freilassen, quasi auf die Menschheit loslassen... Kann ich das verantworten...?"


    Betont skeptisch schaute ich ihn an.

  • War Gabriel eben schon neugierig und erfreut, was da auf ihn zukam, so war er doch noch nicht mit dem gesegnet gewesen, was ihm nun blühte:
    Ihm fiel die Kinnlade runter und er muß wohl schon ein wenig dämlich ausgesehen haben, als er so da stand, in seiner Bewegung, sich am Kopf zu kratzend, verharrtend und Falco einfach nur anschaute und ihm lediglich ein fast lautloses:


    »Ööhh .............« über seine Lippen kam.


    Die Zeit schien stillzustehen. Träumte er? Hatte er was an den Ohren?


    Hatte er normalerweise gerne einen lustigen Spruch auf den Lippen, so war seine Lust am Scherzen gerade für Momente versiegt.


    Falcos letzte Frage ging im Taumel Gabriels Gefühle, welche er grad nicht so recht in der Lage war, zu ordnen, einfach unter. Selten konnte man Gabriel wirklich so dermaßen aus der Fassung bringen.


    »Eh ... wie?« stammelte er. »Eh ... verantworten?«


    Nochmal ließ sich Gabriel alles langsam auf der Zunge zergehen und registrierte langsam, daß Falco es anscheinend wirklich ernst meinte.
    Nun bloß keinen dummen Spruch ... das ist hier deine Chance!


    »Na ... natürlich ...!!«


    Nein, er fasste es noch nicht.


    Nein, er fasste nicht, was Falco da sagte ... ne, irgendwie hatte er mit alem anderen gerechnet, aber nicht damit und dann begannen sich die Gedanken weiterhin zu überschlagen und er ward nicht in der Lage, klar zu denken. ...



    edit: Blöde Rechtschreibfehler und der letzte Absatz ;)

  • Ich tat noch ein wenig unschlüssig. Schließlich kann man einen Sklaven ja nur einmal frei lassen und deshalb sollte man sich das vorher gut überlegen. ;)


    Natürlich stand mein Entschluß längst fest und Gabriel genoß mein Vertrauen. Außerdem hatte ich einiges mit ihm vor.


    "Gut.", sagte ich schließlich.


    "Ich habe mich entschlossen dir die Freiheit zu gewähren, Gabriel."


    Ihn aufmerksam anschauend wartete ich seine Reaktion ab.

  • War das wirklich sein Ernst? Ja, es mußte sein Ernst sein, denn Falco war nicht jemand so viel rumscherzte wie Gabriel und über so etwas würde er das eh niemals tun. Und wenn es ein Scherz gewesen wäre, wäre es ein verdammt schlechter.


    Immer noch starrte Gabriel seinen Herren, den er schon länger nicht mehr ernsthaft HERR nannte, sondern wenn dann nur in einem ironischen Zusammenhang, verdattert an.
    Damit hatte Gabriel nun wirklich nicht gerechnet. Freiheit war kein mehr so häuftiger Begriff in seinem Vokabular, eher eines in seinen Träumen. Und in der letzten Zeit in Falcos Haus dachte er schon seltener daran, da es ihm hier im Vergleich zu anderen Herrschaften sehr gut, so daß er zwar seinen Traum niemals aufgab, aber er sich eben nun mehr auf seine Arbeit konzentriert hatte.


    Und nun wahr dieser Traum schneller wahr geworden, als er dachte.
    Zwar war er Falco in irgendeiner Weise noch als Freigelassener eine zeitlang verpflichtet*, aber trotzdem würde er ein freier Mann sein und wäre nicht mehr so manchen arroganten Herrschaften ausgeliefert, die ihn eben als Sklaven behandelt hatten.


    Obwohl Gabriel ein Mensch war, der gerne redete, wußte er plötzlich immer noch nichts wirklich Großartiges zu sagen. Und irgendwie schaute er immer noch ein wenig bedröppelt und ungläubig drein. Und irgendwie hatte er das Gefühl entweder gleich davonzuschweben, oder ohnmächtig zu werden, obwohl er sich nicht schlecht fühlte, im Gegenteil: Ungeahnte Emotionen kamen in ihm auf, welche er selber noch gar nicht richtig registrieren konnte.


    Er kratzte sich leicht verlegen am Kopf und schloß schließlich seinen leicht offenstehenen Mund. Und dann entlich formten sich seine Lippen zu jenem unverkennbaren Grinsen, daß für Gabriel so Typisch war: :D


    »Darf ich mich setzen?« war dann der erste zusammenhängende Satz, den er nun herausbrachte.
    Mehr war einfach nicht drin. Normalerweise hätte er gar nicht gefragt, aber diesmal tat er es aus einem unerfindlichem Grund.


    Sim-Off:

    * Gehe ich richtig in der Annahme, mein Noch-Herr Falco, daß Entlassene ihrem herren noch irgndwie verpflichtet sind? Hab da mal was drüber gelesen ...

  • "Setz dich.", entsprach ich seiner Bitte freundlich.


    Der gute Gabriel schien mir nach seiner für ihn wohl recht überraschenden Mitteilung nahezu sprachlos. Etwas was ich nicht oft bei ihm erlebte.


    Ich goß ihm und mir einen Becher Wein ein und schob ihm seinen über den Tisch.


    "Wir können es schon begießen, aber amtlich ist es erst nach Erstellung der entsprechenden Urkunde. Trotzdem, schonmal Prost."


    Ich erhob meinen Becher.


    "Zwei Wünsche knüpfe ich daran, keine Bedingungen. Es soll dein freier Wille sein, meine Vorschläge anzunehmen oder abzulehnen.", sprach ich dann weiter.


    "Zum einen würde ich mich freuen, dich weiterhin als Mitglied unserer Familia zu sehen. Zum anderen hoffe ich, dass du einen Dienst als Vigilus aufnimmst."

  • Zuerst einmal ließ sich Gabriel auf den Stuhl gegenüber Falco fallen und nahm eine eher lässige, als sittsame Position ein. Deutlich sah man ihm an, daß er regelrecht überrumpelt war, ja beinahe wie erschlagen von diesem Ereignis. Ja, er war froh, zu sitzen ...


    Als Falco ihm den Becher Wein überschob, nahm Gabriel diesen, hob den Becher zum Gruß an und dann nahm er leich mehrere Schlücke, so daß der Becher fast leer war, wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und stellte den Becher zurück auf die Tischplatte und dann atmete er tief ein und aus, um sich zu beruhigen über diese Mitteilung, welche er sich im Geiste immer wieder vorsagte: Ich habe mich entschlossen dir die Freiheit zu gewähren, Gabriel ...


    Falcos anderen Worte, welche er nun sprach, vernahm er irgendwie eher wie durch einen Nebelschleier.


    War Gabriel im Denken nicht langsam sondern ein sehr aufgewecktes Kerlchen, so ging ihm das nun doch alles zu schnell.


    Er bracuhte einfach einen Moment, sich zu sammel. Doch dann endlich setzte er sich ein wenig gerader hin und blickte Falco leicht grinsend an.


    »Also erst einmal muß ich das verdauen!! Pühhh ...«
    Er hob eine Augenbraue. Dann schob er Falco den Becher näher, als Aufforderung, ihm doch noch einmal nachzuschenken, denn er hatte das gerade bitter nötig. Sein Herz raste ihm davon ...


    »Zur Familie? Und dann zu den Brandstiftern?«
    Er lachte, denn er brauchte es, damit seine, wenn auch angenehme, Anspannung von ihm abfiel.


    Er hatte nicht unbedingt Falco vor zu enttäuschen, aber dieser betonte ja, das Gabriel sich aus freien Stücken entscheiden konnte, was er schon lange nicht mehr gewohnt war.


    »Falco ... ich weiß noch immer nicht wirklich, was ich sagen soll.« Tausende Fragen schossen ihm durch den Kopf ...


    Und wäre ein Danke angebracht? Na später oder so ... denn Gabriel war immer noch etwas verwirrt. Und dann sagte er: »Das ging nun alles so schnell und ... ich habe so viele Fragen, daß es scheint, daß wir noch morgen hier sitzen, bis du alle beantwortet hast!« Er grinste, doch es war heute eher ein ernsthaftes Lächen.

  • Zitat

    Original von Gabriel
    »Falco ... ich weiß noch immer nicht wirklich, was ich sagen soll.«


    "Sag einfach ja zu meinen Vorschlägen...", bot ich ihm grinsend eine Möglichkeit an.


    "Und du könntest dich schon mal mit dem Namen Didianus anfreunden..."

  • Gabriel schaute Falco verwirrt an.
    »Wie?? Gabriel Didianus?«


    Das klang seltsam.


    »Erklär mir das bitte, ich verstehe überhaupt nichts mehr. Und zu deinen Vorschlägen: Nun, ich bin wirklich interessiert, aber ... könnte ich theoretisch auch Rom verlassen? Ich meine, bin ich wirklich frei? So, wie ein Vogel?« Er grinste zurück.

  • "Wenn du auf den Namen Gabriel nicht verzichten möchtest..."


    Ich lachte und erläuterte ihm dann, "Didianus bedeutet soviel wie Freigelassener des Didius und das bist du ja dann."


    Danach beantwortete ich seine weiteren Fragen.


    "Du kannst Rom natürlich verlassen, wenn es dein Wille ist. Ich würde es allerdings bedauern. Aber es ist deine Entscheidung..."


    Ich hatte einiges mit Gabriel vor, aber wenn er nicht wollte, dann war es seine eigene Entscheidung.


    "Du wärest dann tatsächlich frei wie ein Vogel. Ohne Patron, ohne Schutz, ohne Familia...", gab ich ihm lächelnd zu bedenken.

  • »Ohne Schutz ....« wiederholte Gabriel und lachte. Dann beugte er sich grinsend vor und deutete mit seinem Finger verschmitzt auf seinen Becher Wein, denn Falco hatte ihm noch nicht nach geschenk. ;)


    Die Vorstellung, nun einfach fortgehen zu können, war wirklich mehr als berauschend.
    Was den Namen allerdings anging, zumindest dessen Bedeutung, schon weniger und so verzog Gabriel ein wenig seine Mundwinkel und sagte: »Ich gebe zu, daß ich mich wirklich geehrt fühle, in deine Familie aufgenommen zuwerden ... aber ... Anhand des Namens wird doch immer der Makel an mir haften bleiben, daß ich ein Sklave war. Verstehst du? Und ja, ich will 'Gabriel' behalten, denn sonst habe ich gar nichts mehr was mich an meine Wurzeln Wurzeln erinnert, außer eben Erinnerungen ...«


    Würde Falco ihn verstehen?

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