Besuch zur späten Stunde

Ich eilte meinem alten Freund Agrippa zum Hauseingang entgegen und umarmte ihn.

"Salve Agrippa. Sei herzlichst Willkommen in der Casa Didia, mein Freund. Ich freue mich sehr, das du meiner Einladung so rasch deinen Besuch hast folgen lassen."

"Ich danke dir für die Ehre, mein Freund, die du uns mit deinem Besuch erweist. Doch tritt ein und folge mir."

Gemeinsam begaben wir uns in das Triclinium der Casa Didia, wo meine Sklaven in der Zwischenzeit bereits den Tisch mit erlesenen Speisen reich gedeckt hatten und auch mehrere Krüglein besten Falerners für uns bereit standen. Es waren alle Vorkehrungen für ein schönes Mahl und einen gemütlichen Plausch unter Freunden getroffen. Liliana würde auch bald zu uns stoßen.

Ich bot Agrippa eine Liege an und machte es mir auf einer anderen bequem.

"Alter Freund, lange haben wir nicht miteinander einen Becher Wein geleert. Laß uns mit dem ersten Becher auf dein Wohl und das deiner Familia anstoßen."

Ich hob meinen gefüllten Becher.

"Salute, Freund."

Sobald wir unsere Becher geleert hatten, füllte eine aufmerksame Sklavin diese erneut mit dem köstlichen Trunk. Einer anderen Sklavin gab ich den Auftrag dafür zu sorgen, das Liliana über unseren Besuch informiert wird, sobald sie von ihrem Dienst an der Göttin Ceres aus dem Pantheon nach Hause käme.

"Mein Freund, so laß uns nicht lange bei dem ersten Becher verweilen, sondern sogleich zum zweiten Becher schreiten."

Meinen inzwischen wieder aufgefüllten Becher nahm ich in meine Rechte und erhob ihn.

"Diesen Becher, Publius, laß uns leeren auf deine Wahl zum Tribunus plebis. Laß mich hiermit kundtun, das ich keinen Arg und keinen Neid gegen dich hege, der du diese Wahl im Wettstreit mit mir gewonnen hast. Möge dir zum Wohle des römischen Volkes Glück und Erfolg in diesem Amte beschieden sein.

Salute Freund!"

"Dann laß uns diesen Becher auf uns und auf unsere Freundschaft trinken, Publius. Auf unsere Freundschaft, die den Wahlkampf überstanden hat."

"Salute!"

"Publius, es war schön dich wiederzusehen und mit dir zu plaudern. Beim nächsten Mal werden wir sicher mehr Zeit füreinander haben. Deine Gastfreundschaft werde ich gern in Anspruch nehmen, sollten mich meine Wege nach Hispania führen.

Wisse, das du in meinem Haus stets willkommen bist. Bei deinem nächsten Aufenthalt in Rom würde ich mich freuen, wenn du die Casa Didia als Ort für deine Übernachtungen wählst. Wir haben ein sehr schönes Gästezimmer und du kannst dich bei uns wie zu Hause fühlen."

Ich begleitete Agrippa zum Hauseingang und verabschiedete mich dort herzlich von ihm.

"Alter Freund, ich wünsche dir eine gute Reise nach Hispania. Mögen die Götter dafür Sorge tragen, das wir uns bald wiedersehen."