[Forum Romanum] Templum Saturni

  • Als ich meine Nichte Servilia erblickte, winkte ich ihr zu und rief "Io Saturnalia!"


    Ich umarmte Servilia und wünschte ihr ein frohes Saturnalienfest. Bevor uns die Menschenmassen wieder trennten rief ich ihr noch zu, das wir uns beim Festmahl treffen.

  • Die Zeit für das Ritual zu Ehren der Göttin Dia war angebrochen.


    Ich stellte mich demonstrativ vor die Tore des Saturntempels um den Menschen die Ankündigung zu verdeutlichen.


    Schnell hatten sich mehrere von ihnen um mich versammelt und warteten gespannt auf meine Worte.


    "Hört Bürger Roms!
    Wir feiern heute die Divalia an den Tagen der Saturnalien!


    Dieser Tag ist unserer Göttin Dia gewidmet,
    sie ist unsere Schutzgöttin der Ernte und der Fruchrbarkeit unserer Felder!


    Lasst sie uns also enbeten, zusammen mit der Göttin Angerona.
    Lasst uns zum Altar der Göttin Volusia pilgern und ihr huldigen,
    auf das unsere Felder immer erblühen werden."


    Die Bürger folgten mir in den Tempel hinein- andere, die nicht mehr hineinpassten, blieben vor der Tür stehen und knieten sich hin.


    Am Altar angekommen kniete Ich nieder und senkte meinen Kopf.
    Ich nahm einige Getreidekolben aus den Händen der Menschen, die sie mir entgegenreichten.
    Diese legte ich symbolisch auf den Altar.


    "Dia, nimm dieses Getreide und wandle es für uns in die fruchtbarsten Getreidekörner, die wir je erwartet hatten.

    Sie sollen uns aus deinen Händen eine gute Saat sein, und wir wollen die Felder pflegen und ehren.


    Und bei der nächsten Ernte wollen wir dir, Dia, huldigen und dir danken für die Obhut der Fruchtbarkeit."


    Mit diesen Worten zerrieb ich die Getreidekolben, die Körner nahm ich in volle Hände und warf sie auf die Menschenmasse.


    "Nehmt und vergrabt dieses Korn auf euren Feldern, und es wird die beste Ernte werden, nehmt"


    Die Menschen standen auf, griffen nach den Körnern und riefen Dia laute Lobgesänge zu.
    Diejenigen, die bereits mindestens ein Korn erwischt hatten, verließen den Tempel, andere rutschten nach.
    Schallend zogen die Bauern auf ihre Felder, um die Körner feierlich zu vergraben.

  • Selbstverständlich hatte ich Liliana zum Tempel des Saturn begleitet, um ihr bei ihrem ersten großen Ritual als Priesterin moralische Unterstützung zu geben. Sie hatte sich auf den heutigen Tag sehr gut vorbereitet und ich verfolgte die Zelebrierung des Rituals durch Liliana gespannt.


    Wie ich erwartet hatte, machte sie ihre Sache prächtig. Die Menschen lauschten ihren Worten hingebungsvoll und auch die Göttin Dia würde mit dem Ablauf des Rituals zu ihren Ehren hochzufrieden sein. :)


    Ich war stolz auf Liliana.

  • An einer Seite des Tempels des Saturn fand sich ein kleines anscheinend nur selten beachtetes Sacellum. Eine düstere Stimmung erfasste jeden, der auch nur in die Nähe kam.


    Nach den Wirren des Großstadtlebens kam Labeo gegen Abend an seinem ersten Tag in der Urbs hierher. Er hatte alles wichtige besorgt: Dinkelkekse, ein schwarzes Lamm. Jetzt würde er etwas tun, was nur selten gemacht wurde - dem DIS PATER ein Opfer bringen.


    Doch schien es ihm am angemessensten - wusste er doch nicht genau wie sein Vater gestorben war und ob ihm jemand das Fahrtgeld mitgegeben hatte. So müsste er die Götter der Unterwelt gnädig stimmen. Und dieser alte römische Gott war wohl der richtige, wenn es um einen echten Römer, wie seinen Vater ging.


    Labeo trat zögernd in das Sacellum und erblickte zuerst niemanden. Leise rief er:


    "Salvete. Ich möchte dem Dis Pater opfern."


    Obwohl das Sacellum klein war gab es doch einen kleinen Nachhall und aus einer dunklen Ecke des Raumes kam ein alter Mann - ein Priester wie es schien auf ihn zu und sprach:
    Ja, mein Sohn, das ist gut. Warum möchtest Du denn opfern? Welche Gnade soll das Opfer dir erflehen?


    "Mein Vater. Ich weiß nicht, ob er richtig bestattet wurde. Ich möchte bitten, dass er eingehen kann in die elysischen Felder, dass er nicht als ständiger Lemure herumgeistern muss. Dies ist meine pietas."


    Richtig hast Du gesprochen, sagte der Priester leise, und das Lamm ist Deine Opfergabe nehme ich an. Hast Du auch etwas für das Voropfer dabei?


    Labeo reichte ihm schweigend die Dinkelplätzchen.


    Gut. Sollen wir gleich anfangen, oder erwartest Du noch jemanden?


    Nein. Ich bin sein letzter lebender Sohn.


    Dann ist es noch wichtiger, dass dieses Opfer angenommen wird. Also gut ich werde alles vorbereiten warte hier und bereite Dich auf die Zeremonie vor.


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  • Der alte, ruhige aber doch irgendwie düstere Priester war so plötzlich in den Dunkelheiten dieses Sacellums verschwunden wie er aufgetaucht war und Labeo begann zu beten - er wollte nur seine Lippen bewegen und doch flüsterte er.


    "O DIS PATER, nicht oft habe ich Deinen Namen angerufen, doch hic et nunc stehe ich vor Dir mit einer Bitte für die ich Dir fast alles geben würde. So tief hat Dein gnädig Licht meine Familie beschienen, dass nicht mehr viel geblieben. Du, der Du mit Pater angeredet wirst, gewähre mir diese Gunst, dass Du gnädig schaust auf Caius Iulius Seneca, der Rom immer treu ergeben gekämpft hat und nun auf seinen Platz auf den elysischen Feldern wartet.


    Dann wurde er ruhig. Er schauderte - war es das Numen oder nur die numinöse Atmosphäre? Labeo war sich nicht sicher. Da kam der Priester zurück.


    Du musst mir helfen. Ich habe keine Opferdiener. Ich habe vor der Statue den foculus vorbereitet. Und im hinteren Hof ist ein Altar - es ist ruhiger dort und angemessen für Dein Opfer. Nachdem Du die Gaben auf den Foculus gelegt hast und in Stille Deine Bitte vorgetragen hast, gehen wir in Prozession - da heißt ruhig und ehrfürchtig nach hinten. Dort ist Dein Lamm angebunden. Du musst es halten, wenn ich es schlachte. Während der Eingeweideschau, musst Du das Tier zerlegen. Dann werden wir es gemeinsam zu bereiten und essen.


    Labeo wurde etwas schummerig vor Augen, er musste mittun, also würde es auch von ihm abhängen, ob sein Vater. Dieser Verantwortung musste er sich stellen. Sie gingen zur Kultfigur des DIS PATER, Vater Pluto und blieben vor dem foculus stehen.


    Der alte Priester nahm etwas Wasser und besprengte Labeo, der sich daraufhin den schwarzen Zipfel seiner Toga über den Kopf zog, seine Dinkelplätzchen auf den foculus legte und ein altes Andenken, das er noch von seinem Vater hatte - eine Pfeilspitze, die er bisher immer bei sich getragen hatte. Labeo betete still:


    O DIS PATER, Vater Pluto! Du kennst meine Bitte - lass nicht zu, dass mein Vater ewig als Lemure wandeln muss. Gib ihm Einlass in Dein Reich. Lass ihn teilhaben an Deinem Reichtum. O DIS PATER


    Nach einer Zeit der Stille von der Labeo nicht sagen konnte, ob es Sekunden oder Stunde gewesen waren, drehten sich Labeo und der Priester nach rechts - dem Ritual folgend - und zogen dann zum Altar nach draußen.


    Dort stand das Lamm. Der Priester reichte ihm die Schale mit der mola salsa. Labeo zitterte ein wenig, als er das Lamm damit einrieb. Der Priester nahm ihm die Schale wieder ab und schaute ihn gütig an. Zuversicht erfasste Labeo und er hielt das Lämmchen wie abgesprochen und als der Priester das "Agone?" fragte, antwortete Labeo mit fester Stimme "Age!" und der Priester schnitt dem schwarzen Lämmchen die Kehle durch rotes Blut entströmte dem Lamm und der Priester fing es in der bereitgestellten Schale auf.


    Als nächstes entfernte er die Eingeweide und Labeo musste es zerteilen, damit sie es auf dem Kohlenfeuer etwas weiterhinten im hortus braten könnten. Während Labeo dies tat überprüfte der Priester des DIS PATER, der Priester des Pluto die Eingeweide, ob der Gott der Unterwelt das Opfer angenommen hatte.

  • So es überhaupt möglich war, wurde es um sie herum noch finsterer. Ein kalter Windhauch ließ sie frösteln. Plutos Anwesenheit in Dis' Gestalt erfüllte den Ort, der ihm geweiht war.


    Ein Unglück, so wusste der allwissende Gott, hatte dem Vater das Leben gekostet und dem Onkel ebenfalls. Ihr Haus war eingestürzt und hatte sie unter sich begraben. Er war ein stolzer und tüchtiger Offizier gewesen, dieser Vater, aber die Parzen hatten ihm in ihrer Bosheit den Tod auf dem Schlachtfeld versagt.


    Das inbrünstige Gebet und ehrliche Flehen rührten sein hartes, eisiges Herz und wärmten es. Der ewig Grollende war besänftigt. Das Opfer war in Würde und ohne Störung vollzogen worden und das Tier, dass man ihm darbrachte, es war schwarz und seiner würdig. Die Innereien, sie waren makellos.


    Der Herr der Unterwelt nahm das Opfer an und erhörte Labeos Bitten. Der Mann, der sein Vater gewesen war und im Leben Caius Iulius Seneca geheißen hatte, würde seinen Platz im herrlichen und alles verheißenden Elysium finden.

  • "Ich spüre etwas.", sagte Labeo und fröstelte dabei.


    Ja Du hast Recht mein Sohn. Eine ungewöhnliche Präsenz des DIS stark - und fast besänftigt. Nicht oft erleben ich das kann. Dein Opfer - ich bin mir sicher - ist angenommen. Dein Vater darf eintreten ins Elysium. Doch spüre ich noch etwas, das ich nicht zu deuten weiß. Aber Deine Bitte ist erfüllt.


    Labeo briet das Lamm und sie speisten diesen Tag zusammen. Alles war noch in diese feierliche Stimmung gehüllt, die finster und frostig, aber doch heilig zugleich war - numinös, dachte sich Labeo und hatte recht.


    Es war spät geworden, als Labeo sich von dem Priester verabschiedete, sich bedankte und auch noch einmal vor der Kultstatue verneigte. Er wollte sich an das Gefühl der "Präsenz des DIS" wie es der Priester genannt hatte erinnern, aber er konnte es nicht. Er konnte dieses Gefühl nicht wieder hervorbringen.


    Voller Dank, aber auch mit Schaudern verließ Labeo den Tempel.

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