• Lupus hörte dem Probatus zu und war erstaunt über seine reichhaltige Erklärung. Er nickte dem Mann leicht zu und sagte,
    Wenn du in einem Gefecht mit angreifender Kavallerie zu tun hast,...dann schaltet dein Hirn auf das Befehlsmuster,...glaub´mir,...die werden euch so drillen, daß ihr nur noch funktioniert, wenn einer euerer Offiziere einen Befehl gibt...denken ist in solch einem Fall das schlimmste was du tun kannst, denn mit dem Denkvorgang werden auch verdeckte Ängste geweckt, es entstehen Phobien und du erstarrst in deren Erwartung.
    Er sah den Mann ernst an und fuhr fort,
    Wenn du glaubst, du könntest deine Vorbehalte gegenüber Pferden abbauen indem du ein paarmal in die Pabula kommst, liegst du falsch,...du müßtest dich täglich mit den Tieren befassen, dich in sie hineinversetzen, mit ihnen leben, für sie sorgen,...das ist auch das was jene Völker im Osten tun,...sie leben mit ihren Tieren.
    Die beiden Kameraden nickten bestätigend...
    Wir als Römer sind der Reiterei eher abgeneigt,...die Sarmaten sind es eher nicht,...und ich bin sicher irgendwann wird uns daraus auch ein Nachteil entstehen,...das Pferd ist schnell, taktische Bewegungen mit dem Pferd sind schneller,...ich glaube daß in Zukunft die Geschwindigkeit der entscheidende Faktor ist um Gefechte für sich zu entscheiden.
    Er klopfte dem Wallach auf die breite Brust,
    Also wenn du deine ...hmmm...Vorbehalte abbauen möchtest, komm her und nimm am Leben der Pferde teil, miste die Ställe aus, hilf bei der Pflege der Tiere,...gewinne ihre Freundschaft...du wirst sehen, wenn du dich ihnen gegenüber ordentlich benimmst akzeptieren sie dich auch,...das Reiten ist eine andere Sache, da mußt du zeigen werden der Herr ist,...sonst macht das Pferd was es will...und bedenke, es ist immer etwas anderes auf einem Pferd zu sitzen als davor zustehen.
    Grinsend schloß er,
    ...gewschweige denn zu warten bis sie einen in den Boden trampeln.

  • "Danke," brummte er lakonisch. "Das in den Boden getrampelt werden habe ich bereits zur Genüge am eigenen Leib erlebt..." Er fuhr sich einmal leicht über das Kinn, welches rauh wirkte und wohl mal wieder einer Rasur bedurfte. "Ich plane nicht unbedingt reiten zu lernen. Ich bin mein Leben lang gelaufen und kann auch lange Strecken recht gut schnell hinter mich bringen. Alles eine Frage der Ausdauer und der Art wie man läuft." Und laufen, das hatte er hier bereits jeden Morgen bewiesen, konnte er wirklich gut. Titus war der Einzige, der mithalten konnte auf der morgendlichen Strecke.


    Er drehte sich leicht zu dem Tier um und musterte dieses nachdenklich. "Was den Kampf betrifft, stimme ich Dir in gewisser Weise zu, Duplicarius. Aber dennoch nicht zu 100 Prozent." Allerdings wollte er sich jetzt nciht auf eine solche Diskussion einlassen, denn das hätte den Rahmen und vor Allem seine Zeit, die er noch vor dem Abendappell hatte, gesprengt. "Was die Tiere und das mit ihnen auskommt betrifft, werde ich es mir überlegen. Das ist auch abhängig von meiner Zeit neben dem Dienst und den Übungen. Sollte sich dahingehend etwas ergeben, werde ich bereit sein einen Teil hier zu verbringen." Auf mehr wollte er sich dahingehend nicht einlassen. Nicht zum derzeitigen Zeitpunkt. Zumal er icht vor hatte zu einer der Turmae zu wechseln. Er wollte Infanterist bleiben und später ziemlich hoch raus kommen. Höher als sein Bruder es geschafft hatte.


    Sein Blick wanderte kurz zu Bashir und nickte ihm noch mal dankend zu für seine Bemühungen. Seine Hand hatte sogar zwischendurch geschafft dem Pferd den Hals kurz zu klopfen.

  • Lupus nickte und meinte,
    Schon gut, Probatus ...es ehrt dich ja, daß du hierher gekommen bist...
    Er nickte dem Probatus und Bashir zu und meinte,
    ...ich denke Bashir hier wird dir schon das eine oder andere näherbringen...und wir werden uns sicher nocheinmal bei der Grundausbildung sehen...bis dahin...mach´s gut!
    Dann wandte er sich mit seinen beiden Freunden zum Gehen,...in einer Stunde war Ablösung,...und dann ab in die Therme...

  • Bashir hatte dem Gespräch schweigend zugehört. Es wäre auch unangemessen gewesen, sich da einzumischen. Auch wenn er eine etwas andere Meinung hatte. Auch kurze positive Begegnungen konnten Barbatus helfen, davon war er überzeugt. Sicher wäre eine Radikalkur am wirksamsten, aber man mußte nicht immer alles gleich übertreiben.


    Auch hatte er durchaus bemerkt, daß Barbatus Hektor den Hals geklopft hatte. Das war doch schon etwas! Zumal er den Wallach an einem recht langen Strick hielt und er so einige Bewegungsfreiheit hatte. "Vale, Duplicarrius Terrentius", sagte Bashir noch, als Lupus sich entfernte und lächelte dann Barbatus an. "Ich bin jeden Tag etwa um diese Zeit hierr. Komm rruhig herr und Du kannst nach und nach verrsuchen, Dich mit Hektorr anzufrreunden. Glaub mirr, err ist genau derr Rrichtige dafürr. Und nimm Dirr soviel Zeit dafürr, wie Du brrauchst. Werr einen Schrritt nach dem anderren geht, hat einen sicherren Weg."

  • "Vale Duplicarius," meinte er und sah dem Mann nachdenklich hinterher. Dann wandte er sich wieder Bashir zu und lächelte matt: "Danke Bashir! Ich denke, ich werde hin und wieder hier herkommen, allerdings rechne bitte nicht zu oft mit meiner Anwesenheit. Weniger wegen der Pferde als viel mehr wegen meiner Zeit." Naja, sowohl als auch. "Ich danke Dir für Deine Mühen."


    Er lächelte noch einmal leicht und wandte sich dann um um zu gehen. Dann drehte er sich noch einmal zurück und meinte: "Wenn ich Dir die Mühen irgendwie vergelten kann, lass es mich wissen."


    Mit diesen Worten wandte er sich endgültig um und ging zum Stall hinaus.

  • "Gerrn geschehen. Komm wieder, wann immer Du magst", sagte Bashir mit einer leichten Verneigung. Es war nett von Barbatus, ihm eine Gegenleistung anzubieten, doch Bashir wußte wirklich nicht, wie diese aussehen sollte. Außerdem hatte er doch im Grunde gar nichts gemacht. "Vale." Und schon war der Probatus verschwunden. Bashir fragte sich, ob der wohl wirklich je wieder hier auftauchen würde. "Na komm, wirr haben noch ein bißchen was zu tun, Hektorr", sagte er zu dem Pferd. Und fuhr dann mit seiner Arbeit fort. Der Wallach mußte gründlich geputzt werden, seine Box brauchte frische Streu und bewegt werden mußte das Tier auch noch. Das war der schönste Teil der Arbeit...

  • Es war einige Tage später, etwa um die selbe Zeit. Vorher war weder die Zeit, noch die Überwindung da gewesen sich hier noch einmal blicken zu lassen, aber nun, nun war es soweit. Zunächst zögernd, dann ein wenig forscher, trat er in das Stallgebäude herein und sah sich nach dem Mann um, der ihm vor einigen Tagen geholfen hatte. Als er ihn bei dem Wallach entdeckte, meinte er freundlich und in fast schon leisem Tonfall: "Sei gegrüßt, Bashir!"

  • Mit kräftigen Strichen fuhr Bashir mit dem Striegel über das Fell des schönen Fuchses. Das Frühjahr begann und langsam löste sich das Winterfell, um dem schön glatten, glänzenden Sommerfell Platz zu machen. Da gab es viel zu tun beim Striegeln. Und das würde in den nächsten Wochen noch schlimmer werden. Aber es machte Bashir nicht viel aus. Er arbeitete ja gerne hier und wenn es etwas länger dauerte, konnte es ihm ja nur recht sein.


    Als er die, wenn auch leise, Stimme hörte, drehte er sich um. "Oh, Prrobatus Hadrrianus. Salve! Es ist schön, Dich zu sehen." Er hatte hier nicht oft Unterhaltung und so freute es ihn natürlich jedes Mal, wenn jemand zu ihm kam. Auch Hektor wandte neugierig den Kopf, um zu sehen, wer da war. Er schnaubte und mit etwas Phantasie konnte man das vielleicht auch als Begrüßung werten.

  • Nachdenklich sah er dem Mann bei seiner Arbeit zu und nickte dann leicht, als er ihn ebenfalls begrüßt hatte. "Ebenso," erwiederte er nur und betrachtete das Pferd, welches schnaubte, mit skeptischem Blick. Nach einem langen Moment meinte er dann mit ebensolcher Nachdenklichkeit. "Es ist faszinierend, wie ähnlich sich doch Tiere in vielerlei Hinsicht sind. Da ist das Winterfell, das sowohl Pferde, als auch Hunde und Katzen haben. Selbst Wölfe und Bären sind so dran. Ja auch die Vögel sind mit einem solchen ausgestattet. Während wir die Kleider benötigen um warm zu bleiben. Glaubst Du, dass wir irgendwann in ferner Vergangenheit auch einmal Fell oder Federn hatten? Dass wir auch ein Winterfell entwickelten?"

  • "Siehst Du, selbst Hektorr frreut sich, Dich zu sehen", behauptete Bashir und klopfte dem Pferd den Hals. Doch als Barbatus seine Gedanken äußerte, bekam Bashir kugelrunde Augen und schaute ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln. "In meinerr Heimat haben auch die Tierre kein Winterrfell. Weil es da solch eisige Zeiten nicht gibt. Und wirr Menschen... Die Götterr haben uns geschaffen. Wirr sind keine Tierre. Und vielleicht ist die Tatsache, daß wirr kein Winterrfell haben, ein sicherrerr Beweis dafürr." Für ihn war es absolut unvorstellbar, daß Menschen mit Tierren auf einer Stufe stehen könnten. Natürlich liebte er Tiere. Besonders Pferde. Doch trotzdem waren sie für ihn Tiere. Sie mit Menschen zu vergleichen, kam ihm völlig absurd vor. "Wie kommst Du darrauf, daß Menschen ein Fell gehabt haben könnten? Davon habe ich noch niemals etwas gehörrt."

  • Das das Pferd sich freute, wagte er zu bezweifeln, nickte aber nur höflich. Auf Bashirs Gesicht hin, musste er sachte lächeln, meinte dann aber auf seine Frage hin. "Nun, ich habe gerade wieder einmal Homer gelesen, beziehungsweise, ich bin an der letzten Hälfte der Odyssea. Betrachtet man die Geschichte, so sieht man, wie der Mensch sich entwickelt. Wie er immer mehr lernt seinen Intellekt einzusetzen und zu seinem Vorteil zu nutzen. Schau Dir Rom an. Schau Dir seine Geschichte an. Sieh auf die Erfindungen unserer Zeit und dann schau einige Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurück und entdecke den Unterschied, die Entwicklung, das Potenzial unsere eigene Intelligenz zu erkennen und gepaart mit Kreativität in etwas umzusetzen, dass man Entwicklung nennen kann. Etwas unglaublich Wundersames, das wir den Tieren weit voraus haben und das uns die Götter gegeben haben. Schaut man zurück, in die Äonen der Zeit, auch in jene, wovon es heute keine Schriften mehr gibt, frage ich mich: Wie lebten wir Menschen damals? Wie aßen wir, wie war unsere Kultur? Die Sprache? Die Mode? Und wenn ich provokant sein will, stelle ich die Hypothese auf, dass der Mensch, so überragend er gegenüber allen anderen Geschöpfen der Erde auch ist, vielleicht hier und da doch auch ein wenig Ähnlichkeit mit Tieren hatte und sich auf Grund seines göttergegebenen Intellekts von daher weg und weiterentwickelt hat." Nachdenklich sah er Bashir an. "Kannst Du mir folgen?"

  • Bashir legte nachdenklich den Kopf schief, während er zuhörte und überlegte, wie er das gehörte mit seinem eigenen Weltbild vereinbaren konnte. Das war gar nicht so einfach. Was Barbatus sagte, klang plausibel, aber trotzdem ging seine Schlußfolgerung nach Bashirs Meinung wesentlich zu weit. "Natürrlich hat derr Mensch sich weiterrentwickelt und war einst viel prrimitiverr als jetzt. Das kannst Du noch immerr sehen an Völkerrn, die keine Zivilisation kennen. Das ist derr göttliche Funke, mit dem die Götterr uns Menschen verrsehen haben. Err gibt uns die Fähigkeit, unserr Wissen zu errweiterrn, uns zu entwickeln und uns den Götterrn dankbarr zu errweisen. Doch daß die Menschen einst den Tierren gleich warren, das glaube ich trrotzdem nicht. Hast Du je etwas gesehen oderr gelesen, daß Deine Annahme stützt?" Er fragte sich, durch was Barbatus wohl auf diese ungewöhnliche Theorie verfallen war.

  • Hatte er entsprechende Annahmen? Ja, schon. Und zugleich nicht. Er zuckte leicht mit den Schultern. "Weisst Du, ich habe alte Schriften in Britannien studieren dürfen, nur wenige, denn dort gibt es kaum Literatur. Es ist zu weit weg vom Zentrum der Welt. Aber ich hatte einen guten Lehrer. Ein alter Mann schon, sehr alt, aber er hatte ein Wissen, eine Art von Lehre und Philosophie, die beeindruckend war. Vielleicht hatte er nicht immer Recht, vielleicht nicht immer einen klaren Blick, aber er hatte eine Sicht, die durchaus interessant war." Er rieb sich über das Kinn und lehnte sich unbewusst mit dem Rücken gegen die Boxwand, wodurch er dem Pferd nahe kam und es nicht einmal beachtete, weil er am nachdenken und erörtern war.


    Seine Hände trafen sich kurz an den Fingerspitzen, ehe er die Hände auseinandertreiben ließ und damit eine sich öffnende Geste vollführte. "Du sprachst zum Beispiel gerade die Barbaren an. Warum ist der göttliche Funke bei ihnen nicht angekommen, oder nicht so weit gereift? Was ist der Grund dafür, dass die Götter so agierten? Warum wurden sie uns nicht ebenbürtig gemacht und leben in einer Art und Weise die zeigt, dass sie der unseren ähneln? Wie denken sie und handeln sie? Wie sehen sie es? Sind wir in ihren Augen vielleicht auch, mhm, erlaube mir den Begriff unterbelichtet, denn ein besserer fällt mir gerade nicht ein, verzeih." Er zuckte leicht mit den Schultern und sah Bashir offen an, bemerkte nicht mal, dass der Gaul an ihm schnupperte.


    "Keine Ahnung," schmunzelte er leicht. "Vielleicht bist Du gar nicht mal der Richtige, mit dem man darüber diskutieren sollte. Vielleicht sollte ich dies mit Priestern tun, oder mit Philosophen. Oder, wenn ich an die Worte des Centurios denke, einfach mit dem Denken aufhören." Nun grinste er breit. "Sag mir Bashir, woher kommst Du? Was hast Du gemacht, ehe Du ein Sklave wurdest?" Er zuckte er neut mit der Schulter und meinte: "Verzeih, wenn ich zu neugierig bin."

  • "Du warrst in Brritannien? Ich habe bisherr nurr wenig überr dieses Land gehörrt. Es ist noch weiterr im Norrden, aber trrotzdem nicht kälterr. Ein Mann hat einmal gesagt, es gäbe dorrt Magie. Stimmt das? Ich hatte das Gefühl, err will mich verrkohlen." Bashir war wirklich interessiert. Hier war er schon so weit nördlich, wie er nie für möglich gehalten hätte. Daß die Welt so riesig war, daß es noch viel weiter nördlich Land gab, das von Menschen bewohnt wurde, war für ihn schlicht unvorstellbar. Wie weit ging die Welt noch? Was kam hinter Britannien?


    "Vielleicht bin ich wirrklich nicht derr rrichtige fürr so eine Diskussion. Ich bin nicht sehrr gebildet. Aberr es ist interressant, überr so etwas zu sprrechen. Ich dachte immerr, die anderren Völkerr sind anderrs, weil sie anderre Götterr haben. Diese Götterr wollen es vielleicht so, daß diese Völkerr anderrs leben." Er zuckte mit den Schultern und schaute lächelnd zu, wie Hektor ganz sanft und vorsichtig Barbatus absuchte. Der mußte doch Taschen haben? Vielleicht mit einer Möhre oder einem Apfel für ihn?


    "Vielleicht ist es besserr, wenn man nicht denkt im Kampf, weil man sonst garr nicht töten kann. Aberr... aberr ich finde, ein Soldat sollte das Denken nicht verrlerrnen. Was wärre err, wenn err nicht denken würrde? Ein Ungeheuerr, oderr nicht?" Bashir lehnte sich neben Barbatus an die Wand und streichelte gedankenverloren den Hals des Pferdes. "Du bist nicht zu neugierrig. Ich bin Parrtherr und warr Soldat. Ich wurrde verrwundet, gerriet in Gefangenschaft und wurrde Sklave." Wie wenige Worte doch ausreichten, um die Umwälzung seines Lebens zu beschreiben. "Ich warr nie gerrne Soldat. Mein Vaterr wollte es so. - Warrum bist Du Soldat geworrden?"

  • Er lächelte leicht. "Ja, ich war in Britannien, viele Jahre meines Lebens. Sehr viele. Ich kann mich an kaum etwas Anderes als dieses Land erinnern. Alle anderen Erinnerungen sind nur Fragmente, wie zum Beispiel der Besuch in Anxur, ehe wir dorthin reisten." Nun lächelte er etwas breiter. "Ja, wenn man den Kelten und Pikten in dem Lande glaubt, dann gibt es Magie. Aber angeblich soll dies in den Wäldern Germaniens auch noch so sein. Das habe ich aber widerum nur gehört. Was die Pikten betrifft, so sollte man sich nicht zu sehr mit ihnen einlassen. Sie neigen zu Hinterhältigkeit und dazu einen anzugreifen. Allerdings glaube ich, liegt es daran, wie man mit ihnen umsprang und immer noch tut. Sie sind klassische Barbaren und ist es nicht Roms Aufgabe ihnen ein wenig Zivilisation näher zu bringen?"


    Er sah Bashir an und bemerkte nun zum ersten Mal die schnuppernde Schnauze, die ihn zusammenzucken ließ. "Heh... was machst Du," brummte er überrascht aber nicht wirklich panisch das Pferd an und sah es so lange verdutzt an, bis es kurz zurück wich. Einen Moment betrachtete er das Tier noch skeptisch, ehe er auf Bashirs Worte reagierte. "Das Wichtige ist das Interesse an einer Sache, sagte mein Lehrer immer. Die Bildung, kommt dann meist ganz von alleine. Wenn Du Interesse hast, bin ich gerne bereit mit Dir über alles zu diskutieren." Er schmunzelte leicht und meinte: "Ich habe bei meinen Kameraden bisher nur wenige getroffen, die an sowas Interesse haben. Selbst mein Freund Titus ist mehr an Kampfstrategien und anderen Dingen interessiert, als an Philosophie oder Geschichte. Auch wenn ich glaube, dass er durchaus was auf dem Kasten dahingehend hat." Nachdenklich sah er einen Moment drein. "Irgendwie ein Mann voller Rätsel," brummte er und zuckte erneut die Schultern.


    "Wenn man im Kampf gar nicht denken würde, wäre man eine hirnlose, instinktgetriebene Maschine. Ja, sicher, bei einigen Punkten wäre das sicher besser und ich bin fest davon überzeugt, dass der Kopf das dann ganz von alleine in die Wege leitet, aber was wenn man halb auf sich alleine gestellt ist, mitten im Kampf und der Gegner geschickt taktiert? Reichen dann die Instinkte noch oder muss man nicht selber taktisch denken um reagieren und überleben zu können?" Er sah Bashir fragend und offen an und lauschte seinen Ausführungen. "Mhm, früher, als ich noch ein Kind und ein Jugendlicher war, und mein Lehrer sich noch meiner annahm, da war die Legion für mich nie ein Ziel. Mein Bruder war ein Mitglied dieser und auch mein Onkel. Beide haben in Hispania damals gekämpft, als der Aufstand war. Dann passierte irgendwas, ich hab es nie begriffen, weil ich mich auch nie wirklich für interessierte, aber irgendwas machte wohl mein Onkel, was dazu führte, dass er degradiert wurde." Er krauste kurz die Stirn, ehe er fortfuhr.


    "Ich war nicht unbedingt ein disziplinierter Junge, weshalb ich danach der Meinung war, das die Legionen ein Haufen blöder Idioten sei, wenn sie meinen Onkel degradieren würden." Er grinste leicht. "Aber das war nur ein Nebengedanke, glaube ich. Mein Bruder war weiter hier, beide in der Zweiten. Aber er starb irgendwann. Ich glaube nach den Aufständen der Germanen, die hier vor einigen Jahren gewesen sein sollen. Danach war die Legion erst recht nichts für mich. Ein paar Monate später starb mein Lehrer und Disziplin war von nun an ein Fremdwort für mich." Er grinste matt auf Grund der Erinnerungen. "Ich legte mich mit jedem an. Meist nur verbal. Selten dass ich mal die Fäuster erhob, auch wenn ich nicht mal so schlecht darin war. Aber ich musste verbal immer alle herausfordern und auf den nächsten Baum treiben. Egal ob es meine Eltern waren oder die Nachbarn oder die ganzen anderen Leute in meiner Umgebung."


    Sein Blick schweifte einen Moment lang in die Ferne. "Irgendwann habe ich es zu weit getrieben und war gezwungen zu gehen. Es machte mir nichts aus, im Gegenteil, ich war begeistert. Endlich raus aus dem elterlichen Mief, dem Mief des kleinen Ortes im Norden dieser Insel, die ich liebte und hasste zugleich. Zumindest mittlerweile. Doch mein Mundwerk hat mich immer wieder, auch in anderen Gegenden in die Bredouille gebracht." Er grinste nun breit. "Wenn auch gleichzeitig in die Arme der schönsten Frau, die man sich nur vorstellen kann. Bashir, Du kannst es Dir nicht mal in Deinen Träumen denken." Versonnen sah er einen langen Moment drein, ehe er wieder die Stirn runzelte. "Blöd war nur, dass sie verheiratet war. "Er verzog den Mund zu einem abschätzigen und spöttischen Grinsen, ehe er wieder ernst war.


    "Nach einigen darauf folgenden Schwierigkeiten, beschloss ich, dass dieses Lotterleben und all das Andere, was ich seit Jahren immer wieder schaffte, so nicht weiter gehen konnte. Ich musste einen Weg da raus finden, musste lernen mih zu beherrschen. Irgendwann kam ich dann auf die dumme Idee, als ich mich an einen Brief meines Bruders vor seinem Tod erinnerte, dass die Legion vielleicht das Richtige für mich wäre. Tja und nun bin ich hier. Eifere meinem Bruder nach und habe das Ziel besser als er zu werden. Vielleicht sogar besser als es mein Onkel je in seinen besten Zeiten war."

  • Gespannt hörte Bashir den Erzählungen von Barbatus zu. Britannien schien ein sehr interessantes Land zu sein. Ob er es wohl eines Tages zu sehen bekommen würde? Vermutlich nicht. Diese Pikten schienen ja auch nicht gerade ein Volk zu sein, mit dem man gerne Kontakt hatte. Hinterhältig... Nein, das war eher nicht so angenehm. Lächelnd beobachtete er Hektor und als das Pferd sich schließlich von Barbatus ab und ihm zuwandte, kraulte er es leicht unter dem Kinn. Daraufhin ließ Hektor die Unterlippe hängen, was wohl auf Entspannung hinwies, aber auch irgendwie ein bißchen dämlich aussah.


    "Ich würrde mich gerrne mit Dirr überr solche Dinge unterrhalten und dadurrch etwas lerrnen. Ich kann zwarr lesen, aberr Du kannst Dirr sicherr vorrstellen, daß ich noch nicht viel Gelegenheit hatte, etwas anderres als Einkaufslisten zu lesen. Obwohl... mein neuerr Herrr hätte vielleicht garr nichts dagegen, wenn ich mal etwas aus seinerr Bibliothek lese. Ich muß ihn mal frragen. Err ist wirrklich sehrr frreundlich. Wenn man seine Arrbeit zuverrlässig errledigt und sorrgsam mit seinen Sachen umgeht, dann errlaubt err sehrr viel. - Dein Frreund ist ein gebildeterr Mann, will aberr davon nichts mehrr wissen? Das klingt wirrklich geheimnisvoll. Hat err Dirr je errzählt, warrum err Soldat geworrden ist?" Da stand sicher ein schlimmes Schicksal dahinter.


    Die Lebensgeschichte von Barbatus schien sehr bewegt gewesen zu sein. Und nach allem, was er erzählte, mußte das strenge Leben hier nicht einfach für ihn sein. Ob er wirklich die richtige Wahl getroffen hatte? Prüfend blickte Bashir ihn an. Unzufrieden wirkte er eigentlich nicht. Vielleicht hatte ihm ja gerade diese Strenge gefehlt? Manche Leute brauchten das, um den richtigen Dreh zu finden. Und ein wenig neidisch wurde Bashir, als Barbatus von der schönen Frau erzählte. "Alle Frrauen, die mirr bisherr ihrre Umarrmung geschenkt haben, habe ich dafürr bezahlen müssen. Und da ich nie viel Geld hatte, warren das auch nicht viele. Sie warr verrheirratet? Was fürr ein Pech. Das tut mirr wirrklich sehrr leid. Aberr jetzt als Soldat... da darrfst Du ja auch nicht heirraten." Ob ihm das etwas ausmachte? Oder trauerte er ihr wohl noch hinterher?


    "Dein Brruderr und Dein Onkel, warren sie Offizierre? Willst Du verrsuchen, hoch aufzusteigen? Mein Herrr hat auch als einfacherr Soldat begonnen. Und nun ist err Prraefectus Castrrorrum. Und err wurrde auch in den Rritterrstand errhoben." Stolz klang aus seiner Stimme, obwohl er ja nicht den geringsten Verdienst daran hatte, was für ein toller Kerl sein Herr war. "Es ist also alles möglich, jederr kann es zu etwas brringen, wenn err einen starrken Willen hat."

  • Er verneigte sich leicht vor dem Sklaven und meinte dann durchaus ernst: "Es wäre mir eine Ehre mit Dir über die Götter und die Welt zu diskutieren. So können wir sicher noch voneinander lernen. Ich würde zum Beispiel sehr gerne noch mehr über die Parther, Deine Heimat, Deine Kultur und Dein Leben lernen." Das wollte er wirklich, denn er war, trotz Allem, ein sehr lernbegeisterter und neugieriger Mensch. "Auch möchte ich gerne mit Dir über die Philosophien großer Meister oder Geschichte diskutieren, so es Dich interessiert. Solltest Du Dir nichts ausleihen dürfen, kann ich Dir vielleicht mit den beiden Büchern, deren stolzer Besitzer ich mich momentan nennen darf," der Stolz darüber war wirklich auf seinem Gesicht zu sehen, denn immerhin hatten die beiden Werke fast sein gesamtes Erspartes gekostet, "aushelfen. Unter gewissen Auflagen, da sie pfleglich behandelt werden müssen, aber da finden wir sicher eine Lösung," meinte er lächelnd.


    "Für die meisten Frauen habe ich auch bezahlt," grinste er und wurde tatsächlich etwas rot. "Allerdings gestehe ich, dass ich erst vier Mal bei einer lag, von daher... Ja, es war Pech, aber ich war selber Schuld, zumal ich es wusste, als ich mich darauf einließ. Immerhin hatte ich mich noch kurz zuvor mit ihrem Mann gestritten." Nun wurd sein Grinsen leicht wölfisch. "Wie sagt man so schön? Ich habe ihm im Anschluß die Hörner aufgesetzt." Und dafür beinahe mit dem Leben bezahlt. Aber diese Nacht war es eindeutig wert gewesen. Keine der Frauen danach, und es waren echt wenige gewesen, hatten ihr das Wasser reichen können. Ob das am verklärten Blick eines Entjungferten lag?


    "Mein Bruder war, als ich das letzte Mal von ihm hörte Signifer gewesen. Mein Onkel war im Hispaniafeldzug sogar Tribun gewesen. Das ist mein Ziel. Und wer weiß, vielleicht werde ich es eines Tages auch zum Legaten schaffen. Aber bis dahin ist noch sehr lange hin und ich weiß nicht, ob ich jemals den Wunsch verspüren werde mich in die Tiefen des politischen Hades zu stürzen," grinste er wieder einmal. Trotz des Pferdes in der Nähe wirkte er einigemaßen entspannt und schreckte auch nicht mehr zusammen, als dieses erneut an ihm schnupperte. Stattdessen bekam dieses die lakonischen Worte zu hören: "Hör mal, Gaul. Ich weiß ja, dass ich gerade von den Übungen komme und wohl dringend mal in die Therme müsste nach diesem Tag, aber Du riechst auch nicht viel besser. Musst mir das also nicht immer wieder zeigen."

  • Auch Bashir verneigte sich, denn es erschien ihm falsch, daß ein Römer sich vor ihm, einem Sklaven, verneigte. Aber natürlich fühlte er sich auch geehrt. Überhaupt begegnete er hier viel häufiger Menschen ohne die üblichen Vorurteile, als er für möglich gehalten hatte. "Sehrr gerrne berrichte ich Dirr über mein Land und mein Volk. Und sehrr gerrne lerrne ich, was Du weißt. Ich weiß so wenig. Auch so wenig überr dieses Land und die Menschen hierr. Noch wenigerr als überr Rrömerr und das ist schon wenig. Und ich kann auch meinem Wissen nicht trrauen. Denn natürrlich herrrschen bei meinem Volk auch viele Vorrurrteile überr den Feind." Er hatte schon vieles gelernt, doch es erschien ihm immer noch viel zu wenig. Und oft genug trat er in Fettnäpfchen vor lauter Unwissen.


    "Du würrdest mirr Deine Bücherr leihen?", fragte er dann ganz erstaunt und schon seiner Miene konnte man ansehen, daß er sehr wohl um den Wert von Büchern wußte. Und daß er, wenn er welche besäße, sich sehr schwer tun würde, sie zu verleihen. "Das... das ist sehrr frreundlich von Dirr. Doch ich könnte sie nicht errsetzen, wenn doch etwas damit geschehen würrde. Ich denke, ich frrage errst einmal meinen Herrrn. Aberr.... Ich... ich danke Dirr fürr Dein grroßes Verrtrrauen. Und... falls es doch dazu kommen sollte, daß ich Dein überraus grroßzügiges Angebot annehme, dann kannst Du sicherr sein, daß ich Deine Bücherr wie meinen Augapfel hüten werrde." Das war kaum nur ein Versprechen. Eher wie ein Eid.


    Als Barbatus dann von seinem Bruder und seinem Onkel berichtete, hörte Bashir beeindruckt zu. Signifer. Und Tribun. Die beiden hatten es weit gebracht. Und Barbatus wollte sie sogar überflügeln? "Du hast Dirr viel vorrgenommen. Doch mit starrkem Willen kann man es weit brringen. Wenn ich Dirr irrgendwie helfen kann, dieses Ziel zu erreichen, dann sag es nurr. Schau, auch Hektorr kann Dirr helfen. Wenn Du Trribun - oder sogar Legat werrden willst, dann mußt Du rreiten können. Ich kann es Dirr beibrringen. Und wenn Du dafürr sorrgst, daß Du immerr ein brraves Pferrd hast, so eins wie Hektorr, dann wirrst Du auch keine Prrobleme haben. Ich werrde meinen Herrn frragen, ob ich es Dich lehrren darrf. Und ob wirr Hektorr dafürr nehmen dürrfen." Er lachte, als Barbatus mit Hektor sprach. "Ihn störrt es nicht, wenn Du nach Schweiß rriechst. Err sucht nurr nach einerr Möhrre oderr einem Apfel. Ich sagte ja, err ist sehrr verrfrressen."

  • "Ich bin sehr gespannt auf diese Berichte. Gespannt auf die Art des Lebens, welches Du geführt hast und Dein Volk noch immer führt. Über die Germanen kann ich Dir leider selber nur wenig berichten, denn ich lernen noch. Aber über die Menschen in Britannien habe ich schon etwas mehr wissen," lächelte er leicht und nickte nur auf seine Ausführung zu den Büchern hin. "Melde Dich, sollte Notwendigkeit bestehen" meinte er freundlich.


    Als er auf das Reiten zu sprechen kam, machte er ein leicht sauertöpfisches Gesicht. "Ich wusste doch, dass an der Sache ein ganz blöder Haken ist," brummte er und schob das Pferd leicht am Hals weg, als es schon wieder zu schnuppern begann. "Meine Güte, ich habe nichts dabei, Tier."

  • Bashir nickte lächelnd. "Ich glaube, ich werrde mehrr von Dirr lerrnen können als Du von mirr. Aberr was ich weiß, will ich gerrne weiterrgeben. Ich habe immerr davon getrräumt, einmal Pferrde zu züchten. Doch mein Vaterr warr dagegen. Ich mußte seinem Wunsch folgen. Und nun bin ich hierr und darrf wenigstens das Pferrd meines Herrn pflegen. Es wärre fürr mich ein Schrritt nach vorrne, wenn ich lerrnen könnte." Als Barbatus den Hals des Pferdes mit sanfter Gewalt wegschob, grinste Bashir breit. Das wäre bei ihrer letzten Begegnung noch undenkbar gewesen. "Hektorr, err heißt Hektorr. Komm, Hecktorr, hierr gibt es etwas." Er faßte tief in seine Tasche und holte ein Stück Möhre heraus, das er dem Wallach ins Maul schob. Genüßlich zerkaute Hektor das Stück Gemüse, offensichtlich hochzufrieden.


    "Ja, alles hat einen Haken. Nimm Dirr viel Zeit zum lerrnen. Dann wirrst Du es schaffen. Verlang nicht zuviel auf einmal von Dirr. Ich bin sicherr, Du wirrst es schaffen. Wenn ich sehe, wie Du heute schon mit Hektorr umgehest, dann kann ich nurr sagen, Du hast schon viel geschafft." Und dann lachte er. "Und brring das nächste mal ein paarr Möhrrenstücke mit. Man kann sich die Liebe eines Tierres durrchaus errkaufen. Zumindest, wenn man auch ansonsten gut mit ihnen umgeht."

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