Da sich die Arbeiten für die Holzabteilung dem Ende zuneigten, waren nun zunehmend Übungen auf dem neuen Exerzierplatz Bestandteil der Tagesordnung.
Laut schallte der Ruf der Fanfaren über die verschneite Lagerbaustelle und riss die Legionäre aus tiefem Schlaf.
Offenbar hatte sich das Training der letzten Wochen bezahlt gemacht:
In neuer Rekordzeit rannten die Soldaten in voller Kampfausrüstung auf das Feld.
"Milites, venite!
Aciem dirigite!
Oculos ad prosam!", brüllte der Optio über den Platz, woraufhin die Soldaten Haltung annahmen.
"Männer, heute steht ein kleiner Waldlauf auf dem Programm, der eure körperliche Verfassung hoffentlich zum Positiven verändern wird. Anschließend kehren wir mit nüchternem Magen in das Lager zurück, um dann mit dem Lagerbau fortzufahren. Einige von euch werden in meiner Einheit nicht mehr benötigt - ihr werdet anderen Optiones zugeteilt."
Ein leises Murren breitete sich ob des gestrichenen Frühstückes aus.
"Aequatis passibus, PERGITE!"
Der Trupp setzte sich in Bewegung und verließ wenig später das Südtor in Richtung Fluss.
"Beim Juppiter, was ist denn das hier für eine Kampfmoral? Marsch, Marsch! Schneller! Bei den Göttern, WIR SIND DOCH HIER NICHT BEI DER ZWEITEN! Du da, EIN LIED!"
Der Legionär stimmte ein altes Soldatenlied an, welches die allgemeine Stimmung bald verbesserte.
Sophus war mit der Einheit zufrieden. Die Bewegungen der Legionäre wirkten gut koordiniert und auch das Marschtempo war aufgrund der tiefen Schneedecke kaum noch zu erhöhen. Nachdem einige Kilometer marschiert waren, hob der Optio die Hand.
"Consitite! CONSISTITE!
Männer, euch ist kalt, ihr habt Hunger und Durst, seid müde.
Für euch mag der Normalzustand sein, mit vollem Magen in den Kampf zu ziehen, doch ich sage euch: In den wenigsten Fällen werdet ihr dieses Vergnügen haben! Der Feind kommt oft unerwartet, stoßen wir tief in's Feindesland vor, müssen wir jederzeit mit Angriffen rechnen.
Daher üben wir unter diesen Umständen das Exerzieren.
Aciem dirigite!
Scuta Sursum!
Scuta Dorsum!
Pila Sursum!
Im Laufschritt MARSCH!"
Die Soldaten erhoben die Pila und stürmten in Schlachtformation einen steilen, bewaldeten Hügel hinauf, welcher an jeder Ecke Schneeverwehungen aufwies, worin sich die Legionäre verfingen, oftmals stürzten. Als Sophus den Kamm erreichte, sah er nur wenige Legionäre in seiner Nähe - der Rest hatte es nicht geschafft oder kämpfte sich noch immer durch eisigen Wind und Schneegestöber.