- Zimmer von Gaius Vinicius Marcellus -

  • Adria klopfte an sein Zimmer.
    Sie hatte von der Ankunft gehört, ihn aber noch nicht zu Gesicht bekommen.


    Marcellus, bist du da?
    Hier ist Adria. Ich wollte dich nur kurz kennenlernen, bevor ich gehe.


    und sie lauschte auf eine Antwort.

  • Grüße dich, Marcellus!
    Ich bin Adria, die, naja, Noch-Ehefrau von Hungi.


    Ich wollte dich noch unbedingt kennenlernen, wir haben uns ja noch nicht gesehen, seit du gekommen bist. Sonst passiert es noch, dass wir uns in den Straßen sehen und uns gar nicht kennen.


    Schon unglaublich, erst in den letzten Wochen findet die Familie aus Savaria sich hier in Rom zusammen.

  • Ach du weißt nichts davon?
    Vor wenigen Tagen erst haben wir uns getrennt. Die genauen Hintergründe kann dir vielleicht dein Bruder bei Gelegenheit erzählen. Wir gehen in Freundschaft, und leider nicht mehr als Freundschaft, außeinander und ich werde aus der Casa Vinicia ausziehen, da für die Rechtmäßigkeit der Scheidung ein getrenntes Leben notwendig ist, leider.
    Aber wohl ist es so besser, wer weiß ob wir nicht doch manchmal übereinander herfallen würden, wenn wir weiterhin unter einem Dach leben.

  • Man sah Marcellus richtig an wie entsetzt er war als Adria zu Ende gesprochen hatte. Irgendwie war das eine sehr merkwürdige Situation in der er sich gerade befand. Da kam die Noch-Frau seines Halbbruders ins Zimmer und erzählte im fröhlich und frei von der Leber das sie ihm noch kennen lernen wollte bevor sie ging. Und das sein Bruder und sie sich vor kurzem Scheiden ließen, als ob das eines der normalsten und fröhlichsten Ereignisse im leben eines jungen Römers wäre. Marcellus musste sich kurz sammeln und versuchte dann weiter zu reden.


    „Aha! Und darf ich dich trotzdem fragen warum?!"

  • Sie bemerkte den etwas schockierten Blick von ihm und suchte schnell nach einer Erklärung


    Es mag dir eigenartig vorkommen, aber glaube mir, in manchen Situationen kommt man nur etwas Galgenhumor weiter, sonst sinkt man immer tiefer in die Traurigkeit.


    Der Grund ist der Wille der Götter. Eine Wahrsagung des Orakels hat uns dazu schon fast gezwungen.
    Es klingt eigenartig, ich läuft beim Gedanken an die Worte der Sibylle noch immer ein Schauer über den Rücken. Sie hat uns vorhergesagt, würden dein Bruder und ich Kinder bekommen, wären die eine Gefahr für das Imperium.


    Komisch, so wie sie es nun ausgedrückt hat, klang es bei weitem nicht so dramatisch wie es damals im Orakel hallte.

  • Als Marcellus diese Worte aus Adrias Mund aufgenommen hatte stieg Wut in ihm auf.


    „Und ihr glaubt dieser Hexe!!! Denkst du wirklich, dass die Götter zwei so wunderbaren Menschen wie euch, so etwas antun würden. Ich rieche da eine Verschwörung!!! Wer sagt dir, dass sie nicht bestochen wurde und das man damit nur eure gemeinsame Zukunft zerstören will. Ihr seit beide sehr einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft und du kannst mir nicht sagen, dass ihr keine Feinde habt, die zu so etwas fähig wären. Ich bitte dich von ganzem Herzen!!! Denke noch einmal darüber nach!!! Wenn du willst werde ich dieser Hexe einmal einen Besuch abstatten. Ich bekomme schon raus wer sie dazu gezwungen hat, solche Märchen zu erzählen.“

  • Erschrocken blickt sie Marcellus an ... fasst sich wieder und meint


    "Sag, bist du zufällig der Zweitgeborene? Du hast ja noch mehr Temperament als Hungaricus. ;)


    Aber darf man wirklich ihre Sprüche anzweifeln? Ich muss gestehen, ich habe Angst davor.


    Und es kann doch nicht dein Ernst sein, aus Sibylle rauszupressen, ob sie bestochen worden ist?
    Alle Familienliebe in Ehre, aber das ist doch etwas übertrieben
    Oder doch nicht?


    Hach, du bringst mich noch zum Verzweifeln, ich hatte mich schon damit abgefunden und jetzt bringst du mich auf solche Gedanken."

  • „Es tut mir leid wenn ich dich mit meinen Worten verletzt habe, aber du musst verstehen ich bin ein einfacher Mann, aus einfachen Verhältnissen. Wie es auch Hungaricus war, bevor er nach Rom kam und diesen Aufstieg zum Consul schaffte. Und ich glaube nicht daran, dass jemand Kontakt zu den Göttern pflegt. Was würdest du tun, wenn wir zu einer anderen Wahrsagerin gehen würden und sie dir das Gegenteil erzählen würde? Oder genauso gut! Stell dir vor diese Wahrsagerin würde kommen und sagen, sie hätte eine Erscheinung gehabt die ihr gezeigt hätte du wollest den Imperator töten. Wer würde dir dann noch glauben. Jeder würde dich sofort dieser Anschuldigung bezichtigen und letzten Endes würdest du wahrscheinlich wegen Hochverrats gekreuzigt werden. Nein! Das ist alles nur Blasphemie in meinen Augen hinter der mit unschuldigen Bürgern ein falsches Spiel getrieben wird. Bitte glaube mir doch. Ihr dürft dieser Person nicht vertrauen. Es ist noch nicht zu spät.“


    Marcellus schaute Adria mit flehenden Augen an.

  • Du verletzt mich nicht, du machst mich nur unsicher.


    Vielleicht liegt es daran, dass die Religion in den Provinzen nicht so ausgeprägt ist wie hier in Rom? Es würde sich hier kein Mensch erlauben, schlechtes über die Götter oder Orakelsprüche zu sagen ... zumindest nicht öffentlich. Und sie stehen um einiges höher als normale Wahrsagerinnen, die dir für Geld alles erzählen würden. An das glaube ich nicht.
    Weshalb solllte ich dir glauben, wenn du behauptest, Sibylle hätte gelogen oder sei sogar bestochen worden? Du kennst sie doch nicht.


    Das Gespräch mit ihm zeugte immer mehr Sorgenfalten auf ihrer Stirn, sie war nicht sicher ob sie der Wut über seine Ignoranz oder doch die Sorge über eine eventuelle Wahrheint in seinen Worten zulassen sollte.

  • Die Frage brach ihr fast das Herz.


    "Was für eine Frage? Bis vor ein paar Tagen war ich die glücklichste Frau, mit einem Mann wie ihm gesegnet zu sein.
    Aber die Furcht, die Angst davor, es könnte wirklich eintreten was gesagt wurde ist stärker. Wir wissen doch der Zorn der Götter kann vernichtend sein.
    Nein, mein Lieber, du kannst mich nicht mehr umstimmen. Ich werde mich gleich daran machen, meine Sachen in die Casa der Germanier bringen zu lassen. Mit etwas Abstand werden wir die Trennung verkraften.
    "


    Traurig blickt sie ihn an, wartet auf eine Reaktion, ob er es denn nun endlich verstehen würde.

  • „Wenn du so sehr an deine Götter glaubst, dann verstehe ich nicht wie du nun denken kannst, dass dir diese Götter zuerst eine solche Liebe schenken um sie dir danach wieder zu nehmen. Ich denke, dass die Götter durch unser Herz zu uns sprechen. Und darum solltest du eher deinem Herz folgen als auf die Worte einer Wahrsagerin zu hören. Denn wenn die Götter gegen eure Verbindung wären, dann hätten sie niemals zugelassen, dass ihr euch kennen lernt. Was wäre gewesen, wenn ihr nicht zum Orakel gegangen wärt? Vielleicht würdest du dann bereits Hungaricus Kind in dir tragen und ihr euer Leben würde gemeinsam weitergehen. Ohne solch schlechter Vermutungen.“


    Marcellus blickte traurig zu Boden.


    „Aber ich habe ohnehin das Gefühl du hast deine Wahl schon getroffen hast, auch wenn ich denke das es großer Fehler ist. Ich wünsche dir viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg.“

  • "So ist es.
    Ich weiß zu schätzen, dass du dir soviel Mühe um uns gibts, aber ich habe meine Sachen bereits gepackt und werde nur noch zu Besuch ab und zu hier vorbeikommen."


    Sie verabschiedete sich herzlich von ihm und ging.

  • Marcellus hatte lange in der Castra gewohnt, doch mit seinem neu angetretenen Posten wollte er sich nun endlich auch das Vorrecht seines Ranges und Standes herausnehmen und wieder in der Casa Vinicia einziehen. Mit einem kleinen Bündel, das seine wenigen Habseligkeiten beinhaltete betrat er sein altes Zimmer. Lange hatte es keiner mehr bewohnt und doch hatte Ursus es ständig in Schuss gehalten und es gesäubert. Er breitete das Bündel auf seinem Bett aus und begann damit die verschiedensten Sachen in seine Truhe einzuräumen.

  • Marcellus ging heute früher zu Bett als üblich. Auf Wein verzichtete er, denn sein Kopf brummte schon genug. Auch wenn er in seinem stillen Büro saß, hatte er tagsüber immer wieder das klappernde Geräusch eines Wagens auf der Straße zu hören gemeint...

  • Schweißnass und mit rasendem Puls wacht Marcellus am nächsten Morgen auf. Mit glasigen Augen blickt er an die Decke und nimmt die Konturen des Raumes nur vage wahr. Der kalte Schweiß fühlt sich an, als klebe Blut an seinen Händen...

  • Marcellus stürzte zur Waschschale die in einer Ecke des Raumes stand und tauchte seine Hände in das kalte Wasser. Was war nur los mit ihm. Er hatte das Gefühl, dass es ihn von Tag zu Tag schlechter ging. Er nahm ein Tuch und wischte sich den Schweiß von seiner Stirn. Er hatte eine schreckliche Nacht hinter sich, dennoch musste er heute in die Castra. Er legte seine Rüstung an und machte sich auf den Weg.

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