In den Thermen der Welt

  • Ich war früh aufgebrochen zu den Thermen. Sie waren ein Spiegelbild Roms. Prachtvoll und voller Schönheit. Die imposante Größe dieser Gebäude zeigt die unermeßliche Macht, die Rom zugrunde lag. Für einen aus der fernen Provinz ist so etwas unvorstellbar und selbst wieviel man von Rom gehört und sich Gedanken gemacht hat. Kein Mensch ist imstande sich dieses Rom auch nur annähernd vorzustellen. Die Kuppel der riesigen Eingangshalle wollte nicht aufhören zu enden und gab einem das Gefühl klein und unbedeutend zu sein. Dazu dieser Lärm, der penetrante, nie enden wollende Lärm dieser Stadt. Er haftete ihr an, begleitete sie ein ganzes Leben. Es ist der Lärm der Rastlosen, - der Arbeitssuchenden, der Marktschreier. Sprachen aus allen Regionen und Provinzen, sowie Kulturen vermischen sich zu einem neuen Klanglaut - der Sprache Roms. Sie ist es, das dem Besucher als erstes begegnet und sie ist es, das ihn nicht wieder loslässt, wenn er sich zur Ruhe setzt auf das Land. Wer einmal Rom erlebt hat, der vergißt es nicht mehr. Rom ist wie ein Ruf. Ein Ruf nach Freiheit, nach Aufmerksamkeit. Viele wollen nach Rom, denn hast du Rom gesehen, hast du die Welt gesehen. Und sind sie dann da und haben es geschafft, dann verfluchen sie die Stadt und wollen raus. Die Aufmerksamkeit, die jeder in Rom sucht, ist die Größe, die Rom zusammenhält. Der Mythos Rom vereint die Völker dieses Großreiches.


    Ich erblickte eine Gruppe von jungen Männern, die scheinbar gelangweilt an den Wänden der Thermen standen. Ich beeilte mich zu ihnen zu gelangen.
    Die römischen Herren schienen mich zu bemerken. Sie musterten mich, erkannte man doch an meinem Aussehen, daß ich kein Römer war.
    Ich begann sie zu fragen.


    "Salve edle Herren, darf ich mich euch vorstellen. Mein Name ist Lysias. Ich bin griechischer Herkunft und komme aus Athenae.
    Meine Herren, könnt ihr mir sagen, was für euch Rom bedeutet ?"

  • Scheinbar verstanden die mich die jungen Herren nicht. War mein Latein so schlecht, daß sie den Sinn meiner Worte nicht vernehmen konnten. Nein, einer der drei drehte sich zu mir um und sprach in einer mir fremden Sprache. Das ist Rom. Ein Schmelztiegel aller Kulturen. Ich vermutete, daß sie aus dem östlichen Teil des Imperiums kamen. Ich machte eine entschuldigende Geste, um zu zeigen, daß ich sie nicht weiter stören wollte und wandte mich von ihnen ab.


    Wo ich schonmal in den Thermen Roms war, dachte ich die Gelegenheit zu nutzen und diesen einen Besuch abzustatten. Ich folgte der Halle, die geschmückt war mit detailreichen Mosaiken. In der Mitte des Raumes stand auf einem Sockel eine lebensgroße Statue des Kaisers wie er mit offenen Armen die zu tausenden in die Thermen einströmenden Menschen empfing. Der kühle Marmor der Statue reflektierte das durch eine Dachöffnung einfallende Sonnenlicht. Ich begab mich zu einer seitlichen Holztür. Sie führte eine Stufe abwärts ins Apodyterium. Es war ein langer Raum mit Bänken an den Wänden. Die Decke war niedrig und im Gegensatz zu der prächtigen Eingangshalle wirkte dieser Raum klein und primitiv. An einigen Plätzen waren Nischen in der Wand, wo man seine Kleider verstauen sollte. Ich entledigte mich meiner Gewänder, übergab sie dem Capsarius und drückte ihm einige Sesterzen in die Hand, damit er darauf aufpasse.
    Dann ging ich durch das Apodyterium durch bis zum Ende, wo ich durch einen offenen Türbogen in das Frigidarium schritt.
    Es war ein großer lichtdurchfluteter Raum. Bis zur Decke war es eine Höhe von schätzungsweise 8-10 Metern.
    Ich ging zu einem der Kaltwasserbecken und tauchte genüßlich in das erfrischende eiskalte Wasser.

  • "Ich grüße dich ebenfalls, junger Römer. Sag, gehst du oft in die Thermen. Ich finde es sehr angenehm hier zu baden, auch wenn viele in meinem Alter das Wasser der Thermen meiden und stattdessen lieber die die Frische des eigenen hortus bevorzugen."

  • "Mein Sohn, ich komme aus Achaia, genauer gesagt aus Athenae. Ich hoffe, es ist nicht allzu entfernt, daß es dir was sagt ;)."


    Ich blickte den Jüngling an. Er schien aus vornehmeren Hause zu sein.


    "Aber woher stammst Du ? Deinem Aussehen nach würde ich darauf schließen, du bist ein wahrhaftiger Römer."

  • "Meinen Abenteuern ?
    Das ganze Leben ist ein Abenteuer. Jeder Tag ein neues und man weiß nie was es bringt. Aber ich bin kein Seefahrer und auch kein Krieger. Ich unterrichtete junge Zöglinge, teilweise auf offener Straße, auf offenen Platz. Athenae ist fast wie Rom. Die Athener lieben das Streitgespräch, die offenen Diskussionen. Ich habe hier in Rom in der kurzen Zeit, in der ich hier bin, schon ein paar von diesen am Rande mitgekriegt. Aber Athenae ist natürlich um einiges kleiner als Rom. Es ist auch nicht so laut, gerade zur Nacht. - Aber du sagtest, du warst noch nie in Achaia. Dann empfehle ich dir, reise dorthin, solange du jung bist. Für einen jungen Römer bringt eine Reise nach Achaia sehr viel.
    Was machst du hier in Rom, was dich derart beschäftigt ?"

  • Gespannt lauschte ich was er zu sagen hatte. Jedes Wort wie ein Wort der Götter.


    Gehe ich recht in der Annahme das du ein Gelehrter bist?


    Nun, ich bin bei der Feuerwehr von Rom. Nichts besonderes, aber jeder fängt einmal klein an.


    Aber bitte verzeih mir, ich habe vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Lucius Tiberius Alexander. Wie nennt man dich?

  • "Mein Name ist Lysias, Philosoph und Historiker.
    Nun, Lucius Tiberius Alexander, du dienst bei den Vigiles. Das ist sicherlich kein schlechter Beruf. Du bist gewissermaßen für die Sicherheit Roms zuständig. Damit hast du einen verantwortungsvollen Posten.
    Was sind denn deine weiteren Ziele, (weil du sagtest, daß jeder mal klein anfange.) ?"
    , fragte ich, während ich aus dem Kaltwasserbecken ausstieg, um ins Tepidarium zu gehen.


    "Kommst du mit ? Ich bin inzwischen genug gefroren, um noch weiter im Frigidarium zu verweilen", scherzte ich.

  • Zitat

    Original von Lysias"Kommst du mit ? Ich bin inzwischen genug gefroren, um noch weiter im Frigidarium zu verweilen"


    Was für eine Frage, ich folge dir bis an das Ende der Welt................. oder halt der Therme. ;)


    Als ich neben Lysias mitlief beantwortet ich seine Frage. Er muss ein Wahrlich Weiser Mann sein.


    Zitat

    Original von Lysias
    Was sind denn deine weiteren Ziele, (weil du sagtest, daß jeder mal klein anfange.) ?"


    Hm, wie heißt es so schön? Wenn man nicht weiß welchen Hafen man ansteuern will ist jeder Wind ungünstig. So geht es mir auch.

  • "Aber Wind allein ist nicht alles, was ein Schiff braucht. Ein guter Steuermann ist auch von Nöten.
    Aber sors findet für jeden seinen bestimmten Hafen."

  • Zitat

    Original von Lysias
    "Aber Wind allein ist nicht alles, was ein Schiff braucht. Ein guter Steuermann ist auch von Nöten.
    Aber sors findet für jeden seinen bestimmten Hafen."


    Es gibt sicherlich noch mehr Faktoren die man benötigt um ein Schiff in den Hafen zu bringen, dessen bin ich mir sicher mein Freund. ;)


    Aber sag, hast du schon eine Unterkunft für die Nacht?

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Alexander
    Es gibt sicherlich noch mehr Faktoren die man benötigt um ein Schiff in den Hafen zu bringen, dessen bin ich mir sicher mein Freund. ;)


    Vielleicht solltest du dich dann bei der römischen Flotte melden ;)."


    Zitat

    Aber sag, hast du schon eine Unterkunft für die Nacht?


    Ich habe ein Zimmer in einer kleinen Taverne nicht unweit vom Forum Romanum.

  • Zitat

    Original von Lysias
    Vielleicht solltest du dich dann bei der römischen Flotte melden ;)."


    Lieber nicht, die See ist nicht meine Heimat. Ich würde eh nur über den Reling hängen glaube ich. ;)


    Zitat

    Original von LysiasIch habe ein Zimmer in einer kleinen Taverne nicht unweit vom Forum Romanum.


    Es währe mir eine Ehre, wenn du mein Gast sein möchtest. Ich glaube sogar zu wissen das ich ein Lehrling für dich hätte. Aber natürlich nur, wenn du interessiert bist?

  • Wir saßen im Tepidarium auf den Steinbänken und tauten uns auf.


    "Das ist ein sehr großzügiges Angebot von dir, Römer, doch ich möchte keinen allzugroßen Aufwand veranstalten. Aber ich wäre bereit deinem Angebot in Form eines kurzen Besuchs nachzukommen."

  • Das ist doch kein Aufwand, ganz im Gegenteil. Du bist herzlichst willkommen in der Villa Tiberia. Ich habe immer ein Gästezimmer bereit stehen. ;)


    Hast du dir die Wagenrennen angesehen die vor kurzen waren? Oder überhaupt, was hältst du von unser Kultur als Grieche.

  • "Die Wagenrennen ?
    Nein, da war ich wohl noch dem Schiff, daß mich von Athenae nach Rom brachte. - Du fragst mich nach der römischen Kultur ? Dann müßtest du die ursprünglich etruskische latinistische Kultur meinen. Denn die jetztige römische Kultur ist eine Vermischung aus vielen Kulturen, insbesondere auch der griechischen.
    Eine Kultur ist älter als das zugehörige Volk selbst. Mit der Kultur wächst ein Volk auf. Es wird durch sie determiniert. Wo sehe ich das in der römischen 'Kultur' ? Sie ist gewachsen durch verschiedene Einflüsse und daher nicht stabil, so daß sie innerlich unerschütterlich ist.
    Selbst in der Religion adoptiert ihr Römer Götter anderer Völker wie die Caesaren Söhne.
    Ich halte das für sehr bedenklich. Ein so großes Volk mit so unterschiedlichen Ansichten wird nicht auf ewig bestehen.


    So will ich dein Angebot mit Freuden annehmen."

  • Nun, versteh mich nicht falsch. Aber ich glaube unsere Kultur ist fast die Ideale. Stell dir 4 Erfinder vor die unabhängig von den anderen am gleichen Projekt arbeiten. Jeder einzelne hat auf seiner weiße einen Fortschritt vollbracht. Aber wenn jetzt diese 4 Erfinder ihr wissen auf 1 Projizieren, dann ist er der Intelligenteste und Beste von allen. Weil er alles gute von den anderen 3 Übernommen hat. So sehe ich die Römische, meine Kultur. Oder glaubst du unser Reich, unsere Macht basiert nur auf dem Pergament?


    Zitat

    So will ich dein Angebot mit Freuden annehmen."


    Das ehrt mich, wenn ich nach Hause komme werde ich dir sofort ein Zimmer herrichten lassen. :)

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Alexander
    Nun, versteh mich nicht falsch. Aber ich glaube unsere Kultur ist fast die Ideale. Stell dir 4 Erfinder vor die unabhängig von den anderen am gleichen Projekt arbeiten. Jeder einzelne hat auf seiner weiße einen Fortschritt vollbracht. Aber wenn jetzt diese 4 Erfinder ihr wissen auf 1 Projizieren, dann ist er der Intelligenteste und Beste von allen. Weil er alles gute von den anderen 3 Übernommen hat. So sehe ich die Römische, meine Kultur. Oder glaubst du unser Reich, unsere Macht basiert nur auf dem Pergament?


    "Du bist überaus clever, Tiberius, aber bedenke, daß ein Erfinder (=artifex) ein Produkt künstlich herstellt. Nun überlege, ob du einfach so eine Kultur künstlich herstellen kannst nach deinem Belieben. Außerdem suggerierst du mit deinem Ansatz, daß alle Kulturen gleich wären, indem du von vier Erfindern unterschiedlicher Herkunft sprichst, die an dem gleichen 'Projekt' arbeiten. Da muß ich dir sagen: Jedes Projekt ist unterschiedlich und steht für sich alleine."


    Während ich das sprach, begaben wir uns Caldarium.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!