Atrium (alt)

  • Ich schaute Ares an, der treudoof seinen Kopf schief legte und so tat, als wäre nichts gewesen. Helvetischer Schinken. Das ist es was ich aus Dir hätte machen sollen. sagte ich zu ihm.


    Ach ja. Was solls... ich zuckte mit den Schultern,setzte eine gute Miene auf und ging, um die Gäste zu begrüßen. Salve, ich hätte nicht gedacht, daß heute soviele Gäste zu Besuch sind. Willkommen in unserer bescheidenen Villa.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Quarto wandte sich dem Neuankömmling zu:
    “Ich grüße Dich! Du bist Lucius Tiberius Vibullius?
    Mein Name ist Lucius Aelius Quarto.
    Vielleicht verwundert Dich, dass ich Deinen Namen kenne, doch ich sah Dich kürzlich auf der Rostra in Rom sprechen.
    Wenn Du mir dieses Urteil erlaubst: Du bist sehr redegewandt, Deine Zunge ist scharf und in der Wahl Deiner Gegner bist Du nicht zimperlich.
    Jedoch hörte ich, dass Dir leider nicht gelang ein Amt zu erringen. Doch, wenn Du mir gestattest das zu sagen, eine Wahlniederlage alleine hat noch keine Laufbahn beendet. Ich hoffe dereinst noch mehr von Dir zu hören.“


    Dann fiel Quarto noch etwas ein und er begann in den Falten seiner Tunika zu wühlen. Schließlich brachte er ein Schriftstück zutage.
    “Aah, wo habe ich nur meinen Kopf? Schau, Lysias, worüber ich auf dem Weg hierher gestolpert bin. Eine vornehme Familie sucht einen griechischen Hauslehrer. Dumm nur, dass die Anstellung im fernen Hispania wäre“


    Er reichte das Fundstück dem Griechen.


    Hauslehrer gesucht!



    Die Gens Decima mit Wohnort in Tarraco / Hispania
    sucht einen griechischen Hauslehrer
    zur Ausbildung des Sohnes und Erben
    des Maximus Decimus Meridius
    in den septem artes liberales.


    Interessenten melden sich bitte in der Casa Decima.
    Bezahlung nach Vereinbarung!


    Maximus Decimus Meridius
    Pater Gens Decima

  • Oh edler Quarto. Mit Freuden höre ich aus Eurem Munde, daß mein Name mir vorauseilt. Wenn es Eurer Wunsch ist, so werde ich in mit Freuden erfüllen und wieder kandidieren. Sagt, was spült euch in unsere Hallen wie den Sand an die Gestade der Meere?

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Von einem Nebenraum war ein lauter Streit zu vernehmen. Quarto war einen Moment lang irritiert, bevor er antwortete:
    “Oh! Ein Poet bist du auch!
    Also, ich hoffe doch sehr, dass du dich nicht entmutigen lässt. Es war ein höchst unterhaltsamer Wahlkampf, dem ich da als Zuhörer beiwohnen durfte.


    Mich trieb mein alter Lehrer Lysias, den ich viele, gar zu viele Jahre nicht gesehen habe, in Euer Haus.“
    Er schielte erneut in die Richtung, aus dem der heftige Wortwechsel kam.
    “Ähm… Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich jetzt wieder auf den Weg mache.“

  • Ich lachte. Ja, danke.Mir hat der Wahlkampf auch viel Freude bereitet. Laßt Euch von den Geräuschen nicht stören. das ist nur der Wind, der um meines Bruders Ohren pfeift. Euer Lehrer? Ah... Ich nickte dem anderem Manne zu. Ich suche einen Lehrer für meine Sklavin. Sie soll Lesen und Schreiben lernen. Was meint ihr dazu?

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • “Ahja, der Wind…
    Also Lysias ist ein weiser Mann von höchster Bildung und größtem Renommee. Unter den lebenden Philosophen würde ich ihn zu den Großen zählen. Er könnte Eurer Sklavin in Handumdrehen nicht nur Lesen und Schreiben lehren, sie würde dich mit dem Rezitieren der klassischen Literatur erfreuen können und wäre geschult in Logik und dem Verständnis der Natur.“

    Quarto musste kurz lachen.
    “Aber ich warne dich, für eine Sklavin wäre sie nach Lysias’ Unterricht vielleicht auch schon ein bisschen zu schlau.“

  • "Mein Sohn, ich unterrichte schon seit langem nicht mehr privat. Ich muß Dich also enttäuschen. Ich werde nach Rom gehen und dort meine Schola eröffnen."


    Einen Moment Pause.


    "Aber bist Du nicht der Stoiker, von dem mir dein Verwandter erzählt hat ?"

  • Schade. Aber wenn Du Deine Schola eröffnet hast, laß es mich wissen! Die Weisheiten der Stoa, die Du an der Wand der Villa gesehen hattest, stammen von mir. Ich wartete einen Augenblick. Die Stoa ist faszinierend und ich meine zu Recht die einzig wahre Philosophie im Reich.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • “Nun denn.“, Quarto raffte seine Tunika: “Ich bitte euch meine Rastlosigkeit zu entschuldigen, doch für mich wird es nun Zeit. Es gibt Angelegenheiten, die ihrer Erledigung harren.
    Lucius Tiberius Vibullius, es war mir eine Freude deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich wünsche Dir auf deinem weiteren Weg viel Glück, mögen die Götter dir gewogen sein.
    Lysias, ich hoffe doch, dich bald in Rom wieder zu sehen. Es wäre mir eine große Freude.“


    Quarto ließ noch einige Abschiedsfloskeln folgen, bevor ein Haussklave ihn nach Draußen begleitete. Zum Glück war von dem riesenhaften Wachhund nichts zu sehen.

  • Eiligst verließ einer der Gäste die Villa. Ich konnte ihm kaum noch meine Grüße hinterherrufen und daß er sich noch einmal in Ostia sehen lassen sollte. Da war er auch schon verschwunden.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Vibullius
    Die Stoa ist faszinierend und ich meine zu Recht die einzig wahre Philosophie im Reich.


    Was bringt Dich zu der Annahme. Ich weiß, daß viele junge Römer der Stoa anhängen. Aber was ich gerne von Dir wissen würde: Was bedeutet für Dich es, gemäß der Natur zu leben ?"

  • Im Einklang mit der Natur? Nun, ich denke schon, daß ich nicht dem Luxus fröne wie so viele andere.Ein Brot und Wasser würden mir genügen zum Leben. Ein Dach aus Blättern wäre für mich keine Katastrophe. Ein Hemd statts einer Toga nichts ungewöhnliches. Trug ich doch in Griechenland nichts anderes bei meinen Studien am Leib.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • "Aber wie kommst Du darauf, daß dies ein naturgemäßes Leben sei. Was bestimmt deiner Meinung nach die menschliche Natur und wie erfährst Du sie ?"

  • Nun, da die Natur vom Göttlichem durchdrungen ist, muß es unser Bestreben sein, uns dieser anzunähern, um den Göttern nahe zu sein. Und dadurch, daß die Reichen immer reicher- die Armen immer ärmer werden, entfernen sich die Menschen von der göttlichen Natur. Da der Mensch aber allgemein wahnsinnig ist, wird es allerdings schwierig werden den Menschen zu lehren, sich gemäß der Natur zu verhalten.Aber sagt, worauf wollt ihr hinaus?

  • "Weil ich Dich frage, ob nicht die eigentliche Triebfeder menschlichen Lebens das Überleben ist ? Das was allen Menschen vorherbestimmt ist, ist der Tod. Aber was ist der Tod ? Wir wissen es nicht. Und weil wir es nicht wissen, überlegen wir, wie es sein könnte. Aber was sagt Dir, ob es im Hades wirklich so aussieht, wie wir es uns vorstellen. Fließt dort unten wirklich ein Fluß, Wasser. - Wasser ist auch Leben. Wo aber soll Leben sein in einer Welt voller Toten ?


    Und weil wir das nicht wissen, haben wir Angst. Angst verdrängt man. Man verdrängt die Ungewissheit vor etwas Unbekannten. Letztlich muß jeder sterben. Das weiß auch jeder. Aber trotzdem schiebt man es auf die anderen, man selbst lebt ewig. An seinen Tod wagt man nicht zu denken.
    Und so steigern sich die Menschen in einen Wahn des Überleben hinein. Sie laufen, sie rennen, sie flüchten und merken nicht, daß sie so dem Tod immer näher kommen. Und wie äußert sich dieses Überleben ?
    Die Betonung liegt auf 'über' (=supra). Jeder versucht den anderen zu überleben, im übertragenden Sinne meine ich, jeder versucht besser zu sein als der andere. Jeder versucht, das beste aus sich herauszuholen. Und so wächst eine Gesellschaft, so stabilisiert sie sich. Also meinst Du nicht, daß das viel eher naturgemäßes Leben ist. Die Natur lässt sich nicht bestimmen, sie ist bestimmt."

  • Natürlich wissen wir, daß der Tod nur das Ende des irdischen Daseins ist. Hier widersprach ich ihm energisch. Der göttliche Geist lebt weiter, so wie in der ganzen Natur der göttliche Geist lebt und ihr Leben gibt. Dieser Kreislauf ist unendlich.Und darum habe ich keine Angst vor dem Tod, denn ich weiß, daß nur meine sterbliche Hülle zu Staub und Asche zerfällt, aber mein Wesen weiterlebt. Eben, weil das Göttliche alles in der Natur bestimmen tut und das Göttliche nicht sterblich ist.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Ich folgte der kleinen Sklavin. Im Atrium traf ich dann den Pater der Tiberier. Wieder sprach ich fast dieselben Worte:


    "Salve! Ich möchte gern Lucius Tiberius Vibullius sprechen. Wo treffe ich ihn?"

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