Die Kaserne der Vigiles

  • Bei meinen täglichen Spaziergängen besuchte ich stets die Kaserne der Vigiles.
    Sie war Verlassen, ruhig, niemand war da.


    Ich schaute mich um und fragte mich ob es wohl sein wird, dass ich hier eines Tages Vigilestruppen marschieren sehe und die Tagespläne der Truppen gestalte.

  • Gemeinsam mit Hektor machte ich mich auf den Weg zur Vigileskaserne. Auf der direkten Straße angelangt, begann ich meine Vorstellungen von der Einschmückung zu erläutern.


    „Rechts und links der Straße möchte ich in Abständen von etwa zehn Doppelschritten Pflanzenkästen stehen sehen. Unmittelbar vor der Kaserne kommt zusätzlich Blumenschmuck hinzu. Ich möchte leuchtende Farben in geschmackvoller Zusammenstellung. Lass dich von den Blumenhändlern beraten.


    Des Weiteren organisierst du Musiker, die für eine frohe Stimmung sorgen. Ein paar Reiter sollten ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm darbieten. Nur ein paar Kunststücke zu Pferd, das reicht schon.


    Wir brauchen auch noch Händler, die Wein, Backwaren und anderen Köstlichkeiten anbieten. Die Interessenten sollen sich um einen Standplatz mittels Antrag bei mir melden. Nur wer eine Genehmigung vorweisen kann, darf verkaufen. Für die Kontrolle bist ebenfalls du zuständig. Nimm dir so viele Stadtangestellte zur Hilfe, wie du benötigst. In zwei Tagen möchte ich alles vorbereitet sehen. Ich erwarte deinen Bericht in der Curia.“


    „Es wird alles zu deiner Zufriedenheit erledigt werden.“


    Zufrieden nickte ich und überließ Hektor die nächsten Schritte. Auf dem Rückweg kontrollierte ich gleich noch einmal die reparaturbedürftige Straße und schaute mir das dort verwendete Material an. Nun ja, die Steine waren hell, aber das verwendete Material stand nicht dran.

  • Meine letzte Amtshandlung als Magistratus von Ostia sollte heute die Einweihung der Vigilesstation und des „Rettungsankers“ sein. Ich erschien in neuer Tunika vor Ort und ließ mir zunächst von Hektor Bericht erstatten.
    Dass die Pflanzen- und Blumengestecke wie gewünscht angeordnet waren, hatte ich bereits gesehen, die Musikanten und Händler für Wein und Backwaren hielten sich ebenfalls bereit.


    Ich sah mich suchend nach Minervina und Falco um. Kein leichtes Unterfangen, denn es waren etliche fremde Schaulustige, natürlich viele Bürger Ostias’ und der eine oder andere Vigiles gekommen.

  • An der Spitze einer kleinen Abteilung der Cohortes Vigiles ritt ich in Ostia ein, begleitet von einigen Offizieren meines Stabes.


    Wir lenkten unsere Pferde in Richtung der Kaserne, welche für die künftig hier stationierte Vexillatio der Vigiles errichtet worden war.


    Die feierliche Einweihung dieser Kaserne sollte heute erfolgen, auch wenn die komplette Vexillatio erst zu einem etwas späteren Zeitpunkt hier stationiert werden würde.


    Ein großer Tag für Ostia, aber auch ein großer Tag für die Cohortes Vigiles.


    Beim Näherkommen erkannte ich die Gestalt von Aurelia Deandra, der Magistrata von Ostia, welche es sich an ihrem letzten Amtstag nicht nehmen ließ die Einweihung zusammen mit mir vorzunehmen.

  • Plötzlich setzten die Musikanten auf ein Zeichen von Hektor hin ein. Erstaunt blickte ich um mich und sah dann den Grund. Eine Abteilung der Cohortes Vigiles, an der Spitze erkannte ich Falco, näherte sich von weitem. Abwartend blickte ich ihnen entgegen, froh, dass Hektor die Organisation offenbar gut im Griff hatte.


    Viele Bürger schwenkten Blumengebinde oder klatschten beim Eintreffen der Offiziere.


    Ich blieb stehen wo ich war. Entgegenlaufen wäre nicht sonderlich würdevoll gewesen. Freundlich sah ich Falco entgegen.

  • Auf Höhe der Magistrata angekommen zügelte ich mein Pferd und gab mit einem Handzeichen der gesamten Kolonne den Befehl zum halten.


    Gut, dass Aurelia Deandra die Einweihung der Vigiles-Kaserne noch miterleben durfte vor ihrem Umzug nach Mantua, dachte ich. Hatte sie sich doch sehr dafür eingesetzt, dass Ostias Sicherheit zukünftig durch die Anwesenheit einer ständigen Abteilung der Cohortes Vigiles gewährleistet wird. Ich selbst hatte eine entsprechende Änderung der Lex Vigilium in und durch den Senat gebracht.


    Als die Abteilung zum Stehen gekommen war, sprangen ich als erster vom Pferd, gefolgt von den Offizieren meines Stabes.

  • Ihr Lächeln erwidernd sagte ich "Salve Deandra. Für dein Willkommen danke ich dir. Fürwahr ein schöner Anlaß für unser Wiedersehen. Und ein wichtiger Tag für Ostia. So kannst du sicher sein, dass die Sicherheit der Stadt in guten Händen liegt, wenn du Ostia verläßt. Was ich bedauere. Wegen Ostias und deshalb, weil wir uns dann wohl sehr selten sehen werden. Mantua ist weit weg von Rom und ich bin meist arg beschäftigt. Ich hoffe nur, dass Du hin und wieder Sehnsucht nach Rom und Ostia haben wirst."

  • „Oh, ich denke schon, Falco. Rom und Ostia werden mich nicht gänzlich verlieren“, erwiderte ich lachend. „Ich habe hier Freunde und Familie, nicht zuletzt auch viele Erinnerungen. Mantua ist mir noch gänzlich fremd. Ich gebe zu, etwas Bange vor der dortigen Abgeschiedenheit habe ich schon. Schließlich bin ich als Kind DER Stadt aufgewachsen. Ich bewege mich fort vom Nabel der Welt, aber das Band zu meiner Geburtsstadt kann nichts durchtrennen."


    Ich machte eine einladende Handbewegung und bat Falco, mir zu dem kleinen Podest zu folgen.


    Es würde mich freuen, wenn du später ein paar Worte an Ostias Bevölkerung richten könntest. Zunächst werde jedoch ich eine kleine Begrüßungsrede halten. Ist das so in Ordnung?“


    Fragend sah ich Falco an.



    edit: Formatierungsfehler

  • "Das freut mich zu hören, Deandra, daß du Rom nicht vergessen wirst. So wird man sich gewiss einmal wiedersehen."


    Ich folgte Deandra die wenigen Schritte zu dem kleinen Podest.


    "Gern erfülle ich deinen Wunsch und werde ein paar Worte an die Bevölkerung Ostias richten."


    Mit einem derartigen Anliegen hatte ich selbstverständlich gerechnet und als erfahrener Politiker verspürte ich keine Scheu, auch vor großen Menschenmaßen zu sprechen.

  • Die beiden Stufen auf das kleine Podest waren schnell genommen. Das Gemurmel der Menschen wurde leiser und ich sah in die Runde. Viele Gesichter kannte ich, aber noch mehr waren mir fremd. Ostia war längst keine kleine Stadt mehr. So richtig bewusst wurde mir das erst in meinem Amt.


    Ich genoss es noch einige Augenblicke, das Volk betrachtend, hier zu stehen. Es würden nie wiederkehrende Momente sein.


    „Bürger Ostias!


    Als ich vor Monaten mein Amt angetreten hatte, war ich voller Tatendrang und voller Ideen. Ich wollte das Leben in unserer Stadt auf einen noch höheren Standard bringen. Fast alles, was ich mir vorgenommen hatte, konnte ich umsetzen, was wiederum die Einwohnerzahl positiv beeinflusst hat. Villen wurden gebaut, öffentliche Einrichtungen geplant und umgesetzt.


    Zwei der wichtigsten Projekte, die ich bis zum Ende meiner Amtszeit gern verwirklicht sehen wollte, haben ebenfalls einen zufrieden stellenden Abschluss gefunden. Endlich wird die längst überfällige Straßenerneuerung vorgenommen. Rund um den Markt werden schadhafte Stellen ausgebessert und eine Zufahrt gänzlich erneuert. Was aber jeden Einzelnen von euch, der oft nach Rom reist – sei es privat oder als Händler – freuen wird, ist die Tatsache, dass der Verbindungsstraße nach Rom ebenfalls eine umfassende Erneuerung zuteil werden wird. Soldaten der Legio I werden alsbald mit den Bauarbeiten beginnen. Derzeit befindet sich das Projekt in der Endphase der Planung.


    Doch das ist nicht der Grund, weswegen ich euch, Bürger Ostias, geladen habe. Heute habe ich das Vergnügen, die von mir für Ostia angestrebte Sicherheit in Form einer eigenen Vigilesabteilung zu verwirklichen. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Praefectus Vigilum Marcus Didius Falco wurde mein Vorschlag nicht nur in den Senat eingebracht, sondern der Beschluss inzwischen verabschiedet.


    Gemeinsam wollen wir nun in einem feierlichen Akt diese Einrichtung einweihen. Ich begrüße daher noch einmal offiziell, Marcis Didius Falco und übergebe an ihn das Wort.“


    Leichtfüßig verließ ich das Podest. Ich nickte Falco zu und lud ihn mit einer Geste ein, nun selbst das Podest zu besteigen.

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