• Zitat

    Original von Krixos
    "Hast du an Land Neuigkeiten erfahren?"


    Ja Krixos. Ich entdeckte einen Aushang der Hafenverwaltung, indem von sämtlichen Fahrten nach Aegyptus abgeraten wird.


    Ich schaute ihn besorgt an.


    Wir müssen abwarten wie sich der Kapitän entscheiden wird. Vielleicht werden wir nie nach Aegyptus kommen.

  • Ich sah Servilia an, wie sehr sie von dieser Entwicklung getroffen war. All ihre Hoffnungen, ihre Mutter zu finden und wiederzusehen, hatte sie an diese Reise geknüpft. Ich wußte aber auch, das sie nicht so leicht aufgeben würde.


    "Herrin, gib die Hoffnung nicht auf. Der Kapitän wird inzwischen sicher auch von diesem Aushang wissen. Du solltest mit ihm sprechen." sagte ich zu Servilia. "Vielleicht hat er eigene Pläne, die ihn diese Warnung vor der Reise nach Aegyptus mißachten lassen."

  • Ja, wir werden früh genug erfahren, wie es weiter geht. Warten wir ab, bis der Kapitän wieder an Bord ist.


    Ich schaute Krixos stumm und apathisch an, als ich plötzlich eine Stimme vernahm, die nach mir rief.
    Es war Lukos, der Koch. Ich drehte mich um und sah ihn mit dem Kopf aus der Luke hervorragen. Dann wandte ich mich wieder zu Krixos.


    Wir sehen uns später wieder. Hoffentlich geht alles gut.


    Dann beeilte ich mich, zu Lukos zu gelangen und folgte ihm in die Küche.


    (...)


    Ich stand in der engen Kombüse des Schiffes an einem Bottich mit lauwarmen Wasser und war dabei Teller und Gefäße abzuspülen. Dabei starrte ich die ganze Zeit aus dem kleinen Bullauge hinaus auf das Meer. Ich blickte zur Hafeneinfahrt. Kleine Segler passierten ununterbrochen diese Stelle. Auf den Wehrgängen der Hafenmauer kontrollierten Soldaten der Hafenverwaltung. Möwen flogen herum und ärgerten die Fischer, die ihren Fang vergeblich von den gierigen Tieren zu sichern versuchten.
    In mein Gedächtnis trafen sich tausend Gedanken. Ich schaute durch das Fenster und es war mir, als ob meine Mutter mir von draußen zuwinkte, ich solle zu ihr kommen. Noch weiter in der Ferne türmten sich auf einmal prachtvolle, große Gebäude, Tempel und pompöse Hallen. Ich sah ein mir vertreutes Haus. Die Casa meines Onkels Falco. Er stand davor zusammen mit Liliana und auch sie winkten. Ihre Münder bewegten sich, aber ich konnte sie nicht verstehen. Ihre Gesichter schienen zu sagen 'Komm wieder zurück !' und mein Kopf dröhnte, ich verspürte einen stechenden Schmerz. Ich konnte keinen Gedanken mehr fassen. Die Bilder verschwommen und verblaßten. Sie wurden immer kleiner bis sie verschwanden. Ich streckte meine Hand aus. Ich begann zu schreien. Der Schmerz ! Nein ! Ich hielt mich am Kopf. Ein Knall ! Die goldene Schale fiel aus meinen Händen und schlug auf dem Boden aus. Ich brach zusammen. Alles drehte sich. Lukos ? Irgendjemand beugte sich über mich, rüttelte mich. Wasser ! Hilfe, ich ertrinke ! Dann wurde es schwarz.

  • Ich hörte ein Klopfen, ein rythmisches Hämmern gegen die Schiffswand. Es war dunkel und warm. Das Klopfen der Hämmer wurde lauter und eindringlicher. Es traf mich wie ein Blitz in meinem Schädel. Ich öffnete die Augen. Alles war verschwommen. Ich lag in einem Bett in einem dunklen Raum. Der stechende Schmerz hörte nicht auf. Ich fasste mich an meinen Kopf. Er war extrem heiß. Ich schwitzte. So langsam erkannte ich Gegenstände und Umrisse im Raum. Wo war ich ? Waren wir schon in Aegyptus ? Auf dem Schiff ? Gegenüber vom Bett war ein kleines Fenster. Draußen war es schon dunkel. Ich ließ meine Augen weiter durch das Zimmer schweifen. Da stand ein Tisch mit einem kleinen Schemel. Jemand saß an dem Tisch in gebückter Haltung. Ich konnte nicht erkennen, wer es war. Die Gestalt erhob sich. In ihrer Hand hielt sie etwas. Wasser tropfte auf den faulen Holzboden. Die Gestalt kam auf mich zu, beugte sich vorn über mich. In der Hand hatte sie einen Lappen gewickelt, der mit Wasser durchnässt war. Die Tropfen fielen auf mein Gesicht. Sie waren kalt und erfrischend. Den kalten Lappen legte er auf mein Gesicht. Im schwachen Schein des Mondes, der durch das Fenster drang, erkannte ich die Person. Es war Krixos. Was war passiert ? Wie kam ich hierher ? Wo waren wir ? Ich war außerstande zu reden. Noch immer drehte sich alles in meinem Kopf. Was ging mit mir vor ? Ich hörte wieder diese Stimmen. Sie schienen mich zu verfolgen seit ich aus Aegyptus nach Rom gekommen bin. Sie flüsterten mir zu, drangen in mein Ohr. Ich verstand sie nicht. Was wollten sie ! Ich wollte gegen sie ankämpfen, doch ich war zu schwach. Ich war zerrüttet. Ich schrie innerlich nach Hilfe, aber es wollten keine Töne nach außen weichen.
    Ich sah wieder Krixos wie er mit dem nassen Lappen in meiner Hand über meine Stirn wischte. Für einen Augenblick als Krixos mich sanft berührte, schienen die Stimmen und dieser Schmerz wie vom Erdboden ausgelöscht. Er strahlte diese Wärme und Zuversicht aus. Ihn umgab eine großem Geborgenheit.

  • Hinter Krixos entdeckte ich auf einmal noch einen Mann, klein mit zerzaustem Haar, den ich noch nie gesehen hatte. Er kam auf mich und schien irgendwie zu hinken. Jedenfalls schlurfte er bemüht zu mir an die Liege.
    Krixos machte etwas Platz, als er der Fremde sich daneben stellte.


    Ah, die Patientin ist wieder wach ! Lange hast du geschlafen. Das ist gut...sehr gut ! =) So wirst du das febris schnell auskurieren. Aber steh nicht auf ! Bleib liegen.


    Der Fremde, der offensichtlich ein Arzt war, fasste mit seiner Hand an meine Stirn.


    Ja..Ja...;du solltest auf keinen Fall aufstehen. Das Fieber ist schon im fortgeschrittenen Stadium.
    Ich werde jetzt gehen. Vorher trinkst du aber noch das.


    Der Medicus reichte mir eine Schale.


    Das ist Tee aus den Blüten der Esche. Das wird helfen.


    Dann drehte er sich um, nahm seine Tasche und schlurfte hinaus. Er brauchte sich an der niedrigen Eingangstür nicht einmal bücken. Dann fiel die Türe wieder zu.


    Ich sah zu Krixos. Die Tränen waren mir nahe. Was wird mit mir passieren ? Ich vergrub mein Gesicht in das Kissen. ;(

  • Der Schiffskoch Lukos hatte mich gerufen, als Servilia in der Kombüse plötzlich zusammengebrochen war. Zuammen hatten wir sie in ihre kleine Kajüte getragen. Ich machte mir große Sorgen um sie. War sie krank? War sie vor Enttäuschung darüber zusammengebrochen, das unsere Reise hier womöglich ein vorzeitiges Ende finden würde und sie nichts weiter für ihre Mutter tun könnte?


    Servilia wälzte sich unruhig hin und her. Ihre Stirn war heiß vom Fieber. Ich kühlte ihre Stirn nach Kräften. Da ihr Zustand ernst war hatte Lukos den Kapitän informiert und dieser hatte einen Medicus an Bord rufen lassen. Nur gut das wir gerade in einem Hafen vor Anker lagen.


    Der Arzt verabreichte meiner Herrin einen heilenden Trank. Ich bedankte mich bei ihm und drückte ihm einige Kupfermünzen in die Hand.


    Dann war ich wieder mit Servilia allein.


    Wie geht es dir, Herrin?" fragte ich sie.

  • Ich blickte auf. Krixos stand neben mir. Seine Stimme klang so warm und einfühlsam.


    "Mir dreht sich alles. Ich schwitze. Ich koche. O' es quält mich so. Warum kann es nicht aufhören ? Sag' mir, Krixos, was hat der Medicus gesagt. Werde ich wieder gesund werden ?"


    Ich schaute Krixos lange und tief an, berührte seine Hand. Sie war sanft und weich. Ganz anders als man sie sich vorstellen möge, wenn man ihn so sieht. Ein verwegener und rauher Kerl, gezeichnet durch harte Kämpfe. Jemand, der Römer getötet hatte, aber doch im Inneren einen weichen und liebevollen Kern hatte. Aber hatte nur getötet, um sich zu verteidigen, sich und seine Familie, sein Heim und Gut.
    Aber er hatte alles verloren. Und jetzt war er hier. Auf einem fremden Schiff, in einer fremden Stadt, völlig mittel-und rechtelos. Da fiel mir ein, daß es Krixos viel schlechter gehen mußte. Er hatte alles verloren. Sein Heim, seine Heimat. Seine Familie, Frau und Kinder. Und ich ?
    Ich hatte meine Mutter verloren. Aber ich hatte immernoch meinen Onkel und seine Tante. Einen Ort, wo ich geborgen war. Ich hasste mich aufeinmal, fühlte mich egoistisch.
    Ich sah wieder in die Augen dieses Mannes, der von außen stark und tapfer war, aber imgrunde im Inneren ein gebrochenes Herz hatte. Er war viel stärker, als ich, könnte mich dominieren und mich entführen. Stattdessen war er unterwürfig und las mir jeden Wunsch von Lippen ab.


    Krixos, würdest du mir einen Gefallen tun ? Versuch diese Nachricht von hier loszuschicken nach Rom. Es ist eine Nachricht für Falco und Liliana. Ich habe sie schon vor einiger Zeit geschrieben, als wir noch auf See waren.


    Ich reichte Krixos eine Schriftrolle und bat ihn mich alleinzulassen.
    Er tat so.

  • Ich lag die ganze Nacht wach in meiner Kajüte und konnte nicht einschlafen. Mir war heiß. Ich blickte duch das winzige Bullauge hinaus auf die Hafenausfahrt. Es mußte so um die sechste Stunde nach Mitternacht gewesen sein. Allmählich wurde es heller und ein grauer Schatten lag über dem Hafen, dem Meer und den Booten.
    Es war ganz still, beinahe eine gespenstische Ruhe. Es war so leise, daß man das Klatschen der Wellen an die Außenwand des Schiffes vernehmen konnte. Und weit weg hörte man wie sich die kleinen Wellen an den kleinen Fischerbooten brachen, die zu so früher Stunde hinaus segelten. Ich dachte an Aegyptus, an den Lärm und den Trubel von Alexandria. Diese Stadt hatte ein ganz besonderes Flair. Ich schmeckte die Luft, die aegyptische Sonne. Würde ich jemals diese Sonne, dieses Land wiedersehen ?
    Ich wußte es nicht. Doch während ich so in eine melancholische Grundstimmung verfiel, hörte ich von draußen vom Deck laute Rufe, anschließend trampelten zig Füße auf den Holzplatten des Oberdecks. Es wurde wild hin und her gerufen, Seemannslaute, die ich nicht verstand. Dann gab es einen Ruck. Das Schiff bewegte sich. Die Leinen waren losgemacht. Das Knarren des Ruders war zu hören und das Schlagen des Segels.
    Langsam bewegte sich das Schiff. Ich konnte aus meiner Kajüte durch das Bullauge erkennen, wie sich die Landschaft vor meinem Auge verschob. Die Hafeneinfahrt verschwand aus meinem Blickfeld und andere große Segelschiffe tauchten auf. Der hintere Teil der Hafenanlagen wurde sichtbar. Ich konnte es nicht glauben. Wir machten uns tatsächlich auf die Reise. Hatte Merkur mein Gebet erhört ? Langsam drehte sich das schwerfällige Schiff vom Pier weg. Ich war erleichtert und froh und dankte allen Göttern dafür.
    Ich dachte sogleich an Krixos. Wo würde er sein ? Seit ich ihn gestern abend damit beauftragt hatte, die Nachricht an Falco und Liliana abzuschicken, hatte ich ihn nicht mehr gesehen.


  • Krixos stand an der Reling mit dem Oberkörper vorn hinüber gebeugt und bemühte sich die Schiffswand von Algen und anderem Grünzeug zu befreien. Diese Art von Belag war nicht gut für ein Schiff. Es zerstörte das Holz und machte es morsch.
    Die letzten Tage ging es mit meiner Verfassung wieder bergauf. Lag es an der Brühe des Arztes oder an der Tatsache, das wir uns südlicheren Gefilden näherten, aber nachdem ich die ersten Tage seit unserem nächtlichen Aufbruch noch im Bett verbracht hatte, konnte ich jetzt wieder für einige Stunden aufstehen und auf dem Seck spazieren gehen. Ich wollte mich behilflich machen, hatte ich doch Lukos für lange Zeit im Stich gelassen, aber der Kapitän persönlich verordnete mir Ruhe. Seit diesen Tagen, wenn immer ich auf dem Deck entlang ging, hatte ich das Gefühl der Steuermann blickte noch grimmiger und säuerlicher drein, als er es sowieso schon tat. Ich versuchte ihn zu ignorieren, so gut ich konnte.
    Die Tage als ich ans Bett gefesselt war, kam Krixos beinahe jeden Abend zu mir in die Kajüte. Er spendete mir Trost und erzählte mir von seinen Abenteuern bevor er als Sklave in die Casa meines Onkels kam. Es war faszinierend ihm zuzuhören und ich war froh, daß er bei mir an Bord war.
    Wenn ich über die Planken des Schiffes schlenderte, spürte ich den Wind, der durch mein langes Haar fuhr. Wir kamen schnell voran. Ich konnte nicht sagen, wo wir jetzt waren. Ich war ein junges Mädchen und hatte von Cartographie keine Ahnung, aber wir mußten bereits ein gutes Stück der Strecke hinter uns gebracht haben.
    Die Fahrt verlief sehr ruhig. Wir begegneten kaum anderen Schiffen, erst recht nicht Schiffen der römischen Flotte.
    Doch dann eines Tages meldete der Matrose im Ausguck, daß sich ein Schiff aus entgegengesetzter Richtung uns näherte. Es war ein römisches. Das konnte man an dem Segel erkennen. In Syracus hatte ich viele solcher Bauart gesehen. Es kam auf uns zu.

  • Sie waren schon etwas länger auf Patroullie und hatten Befehl, jedes Schiff zu überprüfen, damit keine Verstärkung mehr die Rebelllen in Italia erreichen konnte. Deshalb segelten sie auf das offensichtlich zivile Schiff zu und der Kapitän forderte dieses auf, beizudrehen und unsere Soldaten an Bord zu lassen, damit wir sie überprüfen könnten.
    Das war viel verlangt, aber gefährliche Zeiten erfordern harte Massnahmen!

  • Ich merkte wie wir unsere Fahrt verringerten. Die Segel wurden gegen den Wind gestellt und das Schiff verlangsamte seine Geschwindigkeit bis es irgendwann nur noch von den Wellen des Meeres auf und ab schaukelte. Von dem anderen Schiff kam ein kleines Ruderboot auf uns zu. Darin saßen ein höherer Offizier, ihn erkannte man an dem flatternden Umhang und dem Federbusch auf dem glänzenden Helm, und einige Ruderer, sowie zwei weitere Soldaten. Die Matrosen an Bord ließen eine Strickleiter die Schiffswand hinab und der Kapitän kam aus seiner Kajüte, nachdem ihm einer der Männer Bescheid gesagt hatte. Er ging hinunter zum Deck, um die Gäste in Empfang zu nehmen. Dabei sprach er etwas zu einem Matrosen so schnell, daß ich nicht hinterherkam, es mir zu übersetzen.
    Das kleine Beiboot dockte an der Schiffswand an und ich hörte das Klopfen gegen die Schiffswand, als die Besatzung hinaufkletterte.

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