Expedition ins Mare Suevicum

  • === Mündung des Rhenus ===


    Die Aiax und die Tempestas waren kurz vor Sonnenaufgang losgefahren. Der Wind war ungünstig, so dass die Tempestas nicht segeln konnte. Sie wurde von der Aiax ins Schlepp genommen. Jetzt waren wir an der Mündung des Rhenus angekommen, und der Nordwestwind war kein großes Problem mehr für die Tempestas.


    "Kurs Nord! Segel hissen und hart an den Wind!" befahl ich.


    Das Schlepptau war inzwischen eingeholt. Die Tempestas nahm langsam Fahrt auf und fuhr parallel zur Aiax. Bis auf weiteres würden sich beide Schiffe nicht allzu weit voneinander entfernen.

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  • Ich ließ Latinius zum Achterdeck kommen.


    "Also, Latinius, ich habe dir ja eine Schiffsführung versprochen. Fangen wir mit dem offensichtlichen an. Die Tempestas ist ein reines Segelschiff. Sie hat drei Masten, wobei die segel nicht als Rahsegel sondern als Schonersegel ausgeführt sind. Das habe ich mir auf einer Reise nach Osten abgeschaut. Jeder Mast trägt zwei Segel, ein großes Hauptsegel und ein Toppsegel darüber. Zwischen Fockmast und Bugspriet sind noch zwei Segel gespannt, die aber nicht beweglich sind. Die Tempestas ist ohne Bugspriet 40 m lang, 8 m breit und hat voll beladen 4 m Tiefgang, wobei der Rumpf dann etwas mehr als 4 m aus dem Wasser ragt. Der Rumpf ist leicht v-förmig im Profil um eine schnellere Fahrt zu ermöglichen. Das Steuerruder ist ebenfalls eine Spezialanfertigung, um schnelle Wendemanöver zu ermöglichen. Allerdings sind Wendekreis und Manövrierfähigkeit schlechter als bei Galeeren. Diese Schwäche wird durch eine deutlich höhere Geschwindigkeit wieder ausgeglichen. Andererseits ist die Anforderung an navigatorisches Können deutlich höher."

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  • Latinius war doch etwas überrascht wie schnell der Nauarchus Zeit für ihn hatte und seinem Versprechen nachkam, Latinius das Schiff zu zeigen. In der Tat hatte es einige Besonderheiten, die für römische Schiffe mehr als ungewöhnlich waren, jedoch für Latinius als "Befahrer" des ösltichen Mare Internum durchaus ein gewohnter Anblick war. Als der Nauarchus zu Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit kam, hörte Latinius noch genauer hin als ohnehin schon.


    Er war nicht unbedingt davon überzeugt Geschwindigkeit gegen Manovierfähigkeit in Form eines größeren Wendekreises einzutauschen. Gerade mit einem wendigen Schiff hatte man einen guten Vorteil gegenüber anderen, nicht so wendigen und ggf. größeren Schiffen. Latinius hatte mehr als einmal erlebt wie ein vermeintlich kleineres und unterlegeneres Schiff einem größeren den Schneid abkaufte - dies musste auch der damalige Kaptän der Galeere am eigenen Leib erfahren... nun er, Latinius auch - wenn auch anders als der Kapitän...


    Aber all dies war für eine Expedition wohl nicht ganz so entscheidend wie eine große Geschwindigkeit - und dieser wollte er vom Nauarchus erfahren. So fragte Latinius den Nauarchus "Wie schnell ist den die Tempestas und welchen Nachteil in bezug auf den Wendekreis hat sie gegenüber anderen Schiffen?"

  • "Wir brauchen vier mal so viel Platz zum Wenden wie eine Pentere, wenn wir mit voller Fahrt fahren. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie schnell das ist, aber ich schätze auf etwa 9 Knoten. Damit sind wir mindestens 3 Kn schneller als eine beliebige Galeere und etwa 2 Kn schneller als eine Liburne mit einer gut trainierten Mannschaft. Nur für den Nahkampf sind wir nicht geeignet, aber dafür haben wir je drei Ballisten an Backbord und Steuerbord. Wir schießen den Gegner auf Entfernung kaputt. Und wir sind absolut hochseetauglich. Die Konstruktion dieses Schiffes hat einiges an Zeit gekostet, aber dafür konnte ich mein Studium sinnvoll verwerten."

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  • Nun, andere Schiffe schossen auch auf Entfernung. Gab es etwas Besonderes an den Ballisten? Dies war nicht unbedingt ein Spezialgebiet Latinius', da er eher mit Rammen vertraut war... Wieder ein Punkt, an dem es galt nachzuhaken: "Schießen den die Ballisten weiter als andere? Ansonsten müssten geübte schützen doch sicherlich nur in Vorhalte gehen, um den Geschwindigkeitsüberschuss der Tempestats auszugleichen?"

  • Latinius musste unweigerlich mitschmunzeln: "Dann werde ich ja in Kürze Gelegenheit haben, diese interessanten Ideen kennenzulernen..." - worauf sich Latinius freute. Im Allgemeinen kam er gerade seit der Expedition immer mehr zu dem Schluss, dass er hier mehr Wissen über Seefahr zu seinem bisherigen hinzugewinnen konnte als sonst irgendwo...

  • "Gut, gehen wir unter Deck." sagte ich und ging vom Achterdeck hinunter und öffnete die Tür, die unter das Achterdeck führte. Wir befanden uns jetzt in einem Gang mit je drei Türen links und rechts und einer Türe am Ende. Ich ging direkt auf diese Türe zu und öffnete sie, dahinter war die Kapitänskajüte. Sie bot genug Platz für ein Bett, einen Tisch für acht Personen, einen Kleiderschrank und ein Kartenregal.


    "Solltest du mich mal suchen, hier ist die Kapitänskajüte. Die anderen Türen gehören zu den Offizierskajüten. Am anderen Ende des Gangs geht noch eine Treppe zu den Mannschaftsquartieren, die du ja schon kennen wirst. Im Vorschiff sind Ersatztaue untergebracht. Das solltest du dir auf jeden Fall merken."

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  • Soweit war die Schiffsaufteilung für Latinius klar - zumindest hier gab es keinen Unterschied zum Altbekannten und -bewährten. Latinius war gespannt, was noch auf ihn warten würde - sei es nun bekanntes oder eben Neues... Aber wer waren eigentlich die restlichen Offizieren an Board? Bisher hatte er noch keinen von ihnen zu Gesicht bekommen. "Wie lauten denn die Namen dieser Offiziere zu deren Räume diese Türen führen?"

  • Wir gingen ins nächste Unterdeck.


    "Hier, unter den Mannschaftsquartieren, befinden sich die Nahrungsmittelvorräte. Wenn du diesem Deck bis zum Bug folgst, wirst du an eine Holztür mit einem Riegel davor stoßen. Vor dieser tür steht eine Glaslaterne, mit einer Kerze drin. Mit dieser Laterne kannst du in den Raum gehen, musst sie aber unbedingt in der vorgesehenen Halterung am Eingang abstellen. Es stehen zehn Fässer mit Naphtha in diesem Raum. Damit werden die Brandbolzen gefüllt. Wenn die Fässer hochgehen, bleibt von der Tempestas nicht mal Sägemehl übrig. Fahrlässiger Umgang mit Feuer in dem Raum führt sofort zum Kielholen. Und es ist strengstens untersagt, alleine in diesen Raum zu gehen. Es muss immer eine zweite Person mit einem Eimer voll Wasser dabei sein. Immer!"

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  • Torquatus stand Achtern des Schiffes. Er hielt Wache und durfte die Umgebung beobachten. Dank guter Augen und guter Ohren eine recht passende Aufgabe. Auf dem Schiff selbst regte sich kaum etwas, die Gefahr das Schiff könnte kentern ist zu groß. Er fand, dass der gleichmäßige Ruderschlag einschläfernd wirkte, zeigte dies aber nicht nach außen.

    Stolze Nachfahren von Romulus und Remus. Mit der Venus unserer Ahnherrin stark !

  • "Immer?", fragte sich Latinius. Er konnte sich durchaus Situationen vorstellen, wo es schlicht ein Ding der Unmöglichkeit sein dürfte "mal kurz" eine zweite Person mitzuschleppen. Wie so oft, so war wohl auch diese Regelung nicht unter dem Blickwinkel einer Schlacht entworfen worden. Ihm sollte es egal sein, in "normalen" zeiten war es ja kein großes Aufheben, es eben so zu handhaben.


    "Verstehe, Nauarchus.", gab Latinius kurz aber nicht weniger ernsthaft zurück. Beinahe beiläufig fragte Latinius als sie weitergingen nach den Nahrungsmittelvorräten und wie lange diese denn reichen würden...

  • "Wir haben im Wesentlichen Getreide, Räucherfleisch und Trockenobst an Bord. Außerdem noch Süßwasser. Das genügt für etwa einen Monat, wenn es vorher nicht schlecht wird. Wir haben allerdings noch jede Menge Salz mit, um anderweitig organisierte Nahrung haltbar zu machen, so dass wir länger unterwegs bleiben können."

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  • 2 Schiffe erschienen am Horizont, Torquatus erkannte die Zeichen als Händlerbanner. Maximus ließ den Mast vorsichtig aufrichten. Die neuen machten sich gut. Ein paar mal musste er brüllen weil einige der neuen rannten und das Schiff dadurch hätte kentern könnten.

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  • Torquatus sah wie die Tempestas den Kurs leicht änderte. "Toll, und wohin?" brubbelte er.
    "Steuermann, der Tempestas nach, vielleicht bekommen wir ja dann mit, was die vorhaben!"
    Er gab ein Zeichen für den Signalgeber. "Frag nach dem Kurs!"


    Der Signalgeber gab Zeichen an die Tempestas

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  • "Und spätestens dann,", erwiderte Latinius, "wenn es um Nachschub geht, komme ich ins Spiel, richtig?"


    Es würde zwar etwas schwerer werden im wilden Germanien Essen zu kaufen bzw. zu handeln als in einer römischen Provinz, doch Latinius war noch immer an etwas Essbares gekommen. Fische und sonstiges Meeresgetier waren zwardurchaus lecker, jedoch auf Dauer so manch Grund für Murren an Bord eines Schiffes - mal davon abgesehen, dass es auch noch vom Glück des Fischers und Neptuns Wohlwollen abhing...

  • "Dem Verlauf der Inseln folgen ..." gab Torquatus weiter. Der Steuermann schlug den Kurs ein. Maximus hatte auf der Fahrt bisher kaum etwas gesagt, was ihn wunderte.

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  • Ich nickte Latinius mit einem Grinsen zu. "Genau so ist es."


    Ich zeigte dann noch kurz auf den Niedergang zum nächst tieferen Deck.


    "Die letzten beiden Unterdecks haben Segel, Taue, Werkzeuge, Holz, Teer, Farbe und was man sonst noch so zum Reparieren braucht gelagert. Außerdem noch ein paar Bolzen für die Ballisten. Aber das brauchen wir uns nicht unbedingt ansehen. Gehen wir wieder an Deck."

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