Cohortes Praetoriae - Torwache

  • Da er nicht im Dienst war, sondern diesen anzutreten gedachte, verzichtete Avitus auf jede Bewaffnung und Rüstung. In eine mit dem Angustus Clavus gesäumte Toga gekleidet, näherte er sich der Castra Praetoria. Ein vertrauter Anblick, denn er hatte hier bereits gedient, wenn auch in den städtischen Kohorten. Er kam einer praetorianischen Wache näher.
    "Salve, miles"
    grüßte er den Soldat verschränkte die Arme so, dass seine beiden Ringe - der Siegelring, den er als Eques trug und der Ring seiner Familie - deutlich sichtbar waren.
    "Ich bin Lucius Artorius Avitus, hier um meinen Dienst in den cohortes praetoriae anzutreten"
    Seinen Rang nannte er nicht. Schließlich wurden Tribune in den Kohorten nicht jeden Tag ernannt und Avitus ging davon aus, dass sein Name ausgerechnet hier kein unbeschriebenes Blatt war und die Wache - in ihrem eigenen Interesse - wusste, wen sie vor sich hatte und ihn sogleich passieren ließ.

  • Ein Mann in zivil, offensichtlich Angehöriger des Ritterstandes, wie nicht zu übersehen war anhand der schmalen Purpurstreifen. Das war hier am Tor schon eher eine Seltenheit. Doch seine Worte klärten recht schnell darüber auf, um wen es sich handelte. Unwillkürlich nahm Valerian etwas mehr Haltung an, obwohl an seiner Haltung eigentlich nichts auszusetzen gewesen war. "Salve, Tribun Artorius", begrüßte er den Mann, von dem er ja mittlerweile wirklich eine Menge wußte aufgrund der Ermittlungen, die er durchgeführt hatte, und salutierte ordnungsgemäß.


    Doch all diese Informationen waren es nicht, die ihm gerade durch den Kopf schossen. Vielmehr suchte er unwillkürlich nach Ähnlichkeiten mit Severus. Ob er ihn ansprechen sollte? Hier war dafür natürlich ein denkbar ungünstiger Ort. Doch als einfacher Miles war es ohnehin eher selten oder gar schon unmöglich, daß sich eine Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit einem Tribun ergab.


    "Du wirst bereits erwartet", erklärte er und gab den Weg frei. Doch dann gab er sich doch noch einen Ruck und sprach Avitus noch persönlich an. "Tribun, darf ich Dir mein herzliches Beileid aussprechen zum Tod Deines Sohnes? Ich ... habe ihn gut gekannt. Wir gehörten zum gleichen Contubernium. Und... und ich... ich war... dabei..." als er starb, hatte er sagen wollen, doch die Worte wollten nicht über seine Lippen. Hoffentlich war das jetzt nicht allzu aufdringlich oder unangemessen. Es war ihm eben einfach ein Bedürfnis. Severus war ihm ein Freund gewesen.


    Die Kameraden warfen Valerian recht merkwürdige Blicke zu. Doch er ignorierte sie und blickte allein Avitus an. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie ernst es ihm mit seinen Worten war, wie sehr ihm der Tod des Freundes zu Herzen ging.

  • Die Disziplin, die hier am Tor herrschte, vermittelte dem Artorier ein gutes Gefühl. Die Praetorianer wussten sich zu präsentieren. Das mussten sie natürlich auch. Auf die Begrüßung des Miles nickte Avitus nur. Noch war er nicht im Dienst, daher verzichtete er auf militärische Ausdrucksweisen. Dass man ihn bereits erwartete, war... ähm... zu erwarten. Daher war er drauf und dran, weiterzugehen.


    Doch dann...


    Was ihm dann an Worten entgegenschlug, hatte Avitus für einen Moment die Sprache verschlagen. Eine seltsame Situation entstand und für einen Moment blickte er ungläubig drein, versuchte, seine Gedanken zu sammeln. War das ein schlechter Scherz zu seiner Begüßung? Wenn ja, dann konnte er darüber nicht lachen. Er schaute den Miles an, sah ihm an, dass die Worte ernst gemeint waren. Dann fing er sich.
    "Danke miles. Deine Anteilnahme weiß ich zu schätzen"
    antwortete er mit gedämpfter Stimme. Das alles erschien so unwirklich. Konnte die Welt - diese große weite Weilt - denn wirklich so klein sein? Klein genug, dass er ausgerechnet hier auf jemanden traf, der im gleichen Contubernium gedient und sogar dabei war, als Severus... starb. Es war schwer, daran zu denken. Avitus hatte deshalb so schwer mit dem Tod seines Kindes zu kämpfen, weil er nach wie vor so gut wie gar nichts wusste. Weder über die Umstände, die dazu geführt haben, noch über die letzten Augenblicke, die letzten Worte seines Sohnes. Wie sehr und wie oft hatte er sich gefragt, warum ihm die Götter in ihrer bekannten Grausamkeit das antaten. Doch dann ließen sie seinen Weg mit dem von jemandem kreuzen, der ihm vieles erzählen konnte und ihm helfen konnte, endlich einmal mehr zu erfahren und endlich einmal alles zu begreifen.
    "Wie ist dein Name, miles? Ich... ähem"
    er musste sich räuspern, um die Stimmlage zu halten
    "... ich werde auf dich zurückkommen. Befehlen kann ich dir natürlich nicht, mir irgendwas zu erzählen, aber..."
    War es falscher Stolz, der ihn daran hinderte, einen Miles um etwas zu bitten? War es die Angst, an Respekt und Authorität einzubüßen oder die Angst, dass der Miles sein Wissen, das Avitus nun so wertvoll war, mißbrauchen könnte... er wusste es nicht. Er hoffte, dass es keine Worte bedurfte und der Miles die Bitte auch unausgesprochen verstand.

  • Valerian atmete tief durch und schluckte erst einmal. Zum Glück schien der Tribun ihm den unpassenden Ort für seine Worte nicht übel zu nehmen. "Miles Lucius Quintilius Valerian, Tribun", antwortete er erst einmal sehr förmlich auf die erste Frage. Dann nickte er zu der nächsten, auch wenn sie im Grunde unausgesprochen war. "Ich... werde Dir gerne alles berichten, was ich weiß." Natürlich. Valerian konnte gut verstehen, daß ein Vater, der seinen Sohn verlor, alles wissen wollte. Was er zuletzt gemacht hatte, was er gesagt hatte, was eigentlich genau geschehen war. Auch wenn offenbar kaum Kontakt bestanden hatte. Man konnte Avitus ansehen, wie sehr ihn der Tod seines Sohnes mit Trauer erfüllte. Und anhören.


    Severus. Niemand hatte verstanden, warum er hatte sterben müssen. Der Schock hatte alle im Contubernium tief getroffen. Besonders aber Lupus. Wie der sich danach verändert hatte. Aber die beiden waren ja auch sehr eng miteinander befreundet gewesen. Valerian wußte schon jetzt, daß es nicht leicht sein würde, alles zu erzählen. Doch irgendwie hatte Avitus ein Recht darauf, fand er.

  • "Quintilius Valerian"
    Dem Cognomen nach hieß der Mann wie der Kaiser, der Avitus zu einem seiner Gardisten machte. Avitus räusperte sich, fand die Gravitas wieder.
    "Gut, das wird nicht vergessen bleiben"
    Eine vielleicht nicht unbedeutende Andeutung.
    "Doch alles zu seiner Zeit. Nun stelle einen miles ab, der mir den Weg zum officium des praefectus zeigt"
    Seine Stimme hatte keinen strengen militärischen Befehlston, wie sonst üblich. Die Neuigkeiten, die ihm Valerian mitteilte, hatten ihn mehr aufgewühlt, als nach aussen erkennbar war.

  • Anscheinend hatte der Tribun seine Fassung wiedergefunden. Valerian entging es trotzdem nicht, daß Avitus tief getroffen war. Wofür er vollstes Verständnis hatte.


    "Jawohl, Tribun. Dieser Miles wird Dich hinbringen." Er winkte einen jüngeren Kameraden heran, der vortrat und Haltung annahm. "Wenn Du mir bitte folgen würdest, Tribun?", sagte der Mann und ging dann voran zum officium des Praefecten.

  • Silko kam am Tor der Castra Praetoria an. Hier sollte er Arbjon treffen und ihm die Nachricht der Vorfälle überbringen.


    Also wandte sich der hünenhafte Nubier an die Torwache und sagte mit sinem tiefen Bass, aber perfektem Latein: "Salvete, ich bin der Custos Corporis der Gens Duccia und soll eine Nachricht an Quintus Duccius Eburnus überbringen. Da ich diese nur mündlich überbringen kann, bitte ich darum ihn sehen zu dürfen. Seid gewiss, es ist eine sehr wichtige Angelegenheit. Hier ist ein Beglaubigungsschreiben meines Herrn."


    Mit diesen Worten streckte er das Schreiben der Torwache entgegen.



    Beglaubigungsschreiben


    Ich, Decimus Duccius Verus schicke den Custos Corporis der Gens Duccia in meinem Namen zur Praetoriae. Ich bitte darum, dass er zu Quintus Duccius Eburnus gelassen wird, um eine Botschaft zu überbringen.


    gezeichnet

    Decimus Duccius Verus

  • Der Miles, der gerade am Tor Wache schob schaute den Sklaven skeptisch an. Er kam sich gerade etwas verschaukelt vor, denn der einzige Weg für einen Sklaven in die Castra Praetoria war in der Regel einer den man in Ketten ging. Argwöhnisch fragte er:
    "Und du denkst, dass ich dich einfach hier hineinlasse?"





  • "Nun", begann er, "es reicht mir völlig, wenn man ihn hierher bringen könnte, oder ihm einfach sagt, dass ich eine Nachricht für ihn habe. Allerdings wüsste ich nicht, was ich dort drinnen anstellen sollte. Schließlich sind dort hunderte von Soldaten. Aber wie gesagt, ob ich jetzt zu ihm komme oder umgekehrt ist egal. Hauptsache ich kann ihm die Nachricht überbringen, denn es ist wirklich sehr wichtig."


    Silko wurde jetzt ein wenig ungeduldig, denn die Wichtigkeit der Nachricht war ihm bewusst und brannte ihm unter den Nägeln.

  • "Entschuldige, aber das ist nicht möglich. Einerseits ist die Nachricht persönlich und vertraulich und andereseits ist sie in germanischer Sprache. Bei einer Überetzung würden leider wichtige Details verloren gehen, da es für manche germanischen Wörter keine genaue lateinische Übersetzung gibt."


    Das stimmte zwar nicht ganz, war aber eine durchaus sinnvolle und glaubwürdige Ausrede. Silko wusste: Egal was passiern würde, er konnte dem Prätorianer nicht trauen und würde ihm nie die Nachricht übergeben.

  • "Dann sehe ich für deine Nachricht keine Möglichkeit ihr Ziel zu erreichen. Möglicherweise wird der Miles Duccius nach Dienstschluss die Castra für einen freien Abend verlassen. Solange wirst du dich dann gedulden müssen." sagte der Praetorianer und wandte sich dann wieder seinen Pflichten als Wache zu.





  • Nachdem Avitus sich in seinem neuen Officium ein wenig umgesehen hatte, begab er sich zur Porta Praetoria, wo er sich mit dem Princeps Praetorii treffen sollte, der zugesagt hatte, ihn zum Palatin zu begleiten...

  • Und da Balbus natürlich auch recht zuverlässig war, erschien er nur wenige Minuten nach dem Tribun.


    "Von mir aus können wir dann los." sagte er, als er den Tribun erreicht hatte und deutete wage in die Richtung, wo sich am Horizont die Schemen des PALASTES abzeichneten.

  • Der Weg war recht weit und ihn schweigend zurückzulegen, hätte ihn noch länger gemacht.
    "Sag, princeps..."
    begann Avitus daher
    "... bist du mit dem Recht vertraut? Ich meine im Sinne einer juristischen Ausbildung"
    Avitus hatte da nämlich eine Frage, die unter anderem auch die Rechte - oder Pflichten, das würde sich noch zeigen - von ihnen als Praetorianer betraf. Zwar hatte er das Examen auch selbst abgelegt, aber das bedeutete nicht, dass man aus dem Stegreif alles beantworten konnte. Auch konnte er zum Officium für Rechtsfragen in der Schola Atheniensis gehen, aber vielleicht wusste ja auch der Princeps die Antwort...

  • Dieser engstirnige Sohn eines Kamels! Am liebsten würde er ihm... Silko zwang sich zur Ruhe und fuhr in freundlichem aber bestimmten Ton fort: "Welche Möglichkeiten gibt es denn die Nachricht Quintus Duccius Eburnus zu überbrigen? Wie gesagt es ist von ä-u-ß-e-r-s-t-e-r Wichtigkeit."


    Vielleicht wollte er ja auch nur testen wie beharrlich der Nubier war. Er konnte sich nicht vorstellen, das es keine Möglichkeit war. Offenbar war der Prätorianer nur zu faul.

  • Eigentlich hatte der Miles nicht mehr allzuviel Interesse an dem Geplärre des Nubiers, doch wandte er sich ihm nochmal zu. "Du kannst sie mir mitteilen und ich werde sie weiterleiten. Oder du schreibst sie nieder und ich werde sie ihm zukommen lassen. Aber du kannst weder die Castra betreten, noch kann ein Miles einfach so während seines Dienstes zum Tor kommen um Besuch zu empfangen."






  • Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    Der Weg war recht weit und ihn schweigend zurückzulegen, hätte ihn noch länger gemacht.
    "Sag, princeps..."
    begann Avitus daher
    "... bist du mit dem Recht vertraut? Ich meine im Sinne einer juristischen Ausbildung"
    Avitus hatte da nämlich eine Frage, die unter anderem auch die Rechte - oder Pflichten, das würde sich noch zeigen - von ihnen als Praetorianer betraf. Zwar hatte er das Examen auch selbst abgelegt, aber das bedeutete nicht, dass man aus dem Stegreif alles beantworten konnte. Auch konnte er zum Officium für Rechtsfragen in der Schola Atheniensis gehen, aber vielleicht wusste ja auch der Princeps die Antwort...


    Balbus setzte gerade zu einer Antwort an, als sie sich auch schon AUS DER HÖRWEITE DER TORWACHEN VERSCHWANDEN.

  • "Gut. Ich wäre Dir dankbar, wenn du ihm ausrichten könntest, dass Silko hier war und eine Nachricht für ihn hat. Er wird wissen, wo er mich finden kann. Ich danke Dir für Deine Hilfe." Das musste dann wohl reichen. Er nickte dem Prätorianer zu und machte sich wieder auf den Weg in die Casa Duccia.

  • Es waren einige Tage ins Land gezogen, aber Philogena hatte das Erlebnis auf dem Baum natürlich nicht vergessen und deswegen hatte sie vor zwei Tagen einen Brief geschrieben den sie nun abgeben wollte. Wenn sie ehrlich war hatte sie eigentlich gehofft von ihm schon vorher etwas zu hören, aber es war nichts gekommen und ihr hatte es einfach keine Ruhe gelassen zumal sie auch wissen wollte ob er wegen seiner Verspätung Ärger bekommen hatte. Wenn dem wirklich so war würde sie sich das sicher so schnell nicht verzeihen. Elenna, die kleine Sklavin, folgte ihr an ihrer Seite währen sie den Weg zu der Castra einschlug. Philogena hatte sich den Weg von einem Passanten erklären lassen und den Rest würde Elenna übernehmen müssen um sie zu führen, denn so richtig kannte sie sich in Roma natürlich noch nicht aus.


    Philogena hoffte natürlich nicht, dass sie ihn vielleicht hier antreffen könnte, denn das wäre dann doch ein Zufall zu viel auch wenn sie nichts dagegen hatte. Elenna sagte ihr leise, dass das Tor auf welches sie nun zu liefen das Tor der Castra war und mit einem Mal war sie dann doch ein wenig aufgeregter als vorher. Sie war noch nie zuvor einem Soldaten gegenübergetreten, wenn man von Valerian absah. Kurz atmete sie durch und trat dann langsam zusammen mit Elenna an die Wachen heran.


    "Salve. Ich bin Purgitia Philogena und ich würde gerne einen Brief abgeben für Lucius Quintilius Valerian." Ihre Stimme klang recht leise und sanft und man konnte ihr schon anmerken, dass sie ein wenig unsicher gegenüber der Soldaten war.

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