• "Weil...weil...vielleicht ist sie ja trächtig? Aber kommen sie dann gar nicht in den Stall und bleiben immer draußen? Auch nachts, wenn es kalt wird?"


    Valeria sah Maximian stirnrunzelnd zu, wie er in den Verschlag seines Pferdes kletterte. Ja...vielleicht war Alfidia ja trächtig und würde bald ein niedliches Fohlen auf die Welt bringen.


    "Weißt du viel über Pferde?"


    Sie seufzte und überlegte. Eigentlich wusste sie so gut wie gar nichts über Maximian, bis auf ein paar entscheidende oder wichtige Dinge. Konnte das sein? Konnte man sich denn lieben, obwohl man kaum etwas voneinander wusste?


    Was war denn heute nur los mit ihr? Sie war so... Nachdenklich, ja fast philosophisch! Kurz schüttelte sie den Kopf, dann ging sie leichtfüßig zum Stall Nigidius' herüber und legte die Unterarme der gefalteten Hände über den Rand des Holzes.


    "Eigentlich weiß ich kaum etwas über dich", sagte sie gerade heraus und sehr nachdenklich.

  • Alfidia? Trächtig? Maximian landete im Stall und wandte sich zu Nigidius, den er kritisch in Augenschein nahm. Dabei schob er die Unterlippe etwas vor, legte den Kopf leicht schräg und nickte dann.
    "Das ist möglich. Ja, vielleicht ist sie wirklich trächtig. Daran hatte ich gar nicht gedacht", meinte er und fuhr die Vorderbeine des großen Schwarzen mit der Hand ab. Kam er an der Fessel an, hob das Pferd beinahe wie von selbst die Hufe.
    "Es kommt drauf an. In den warmen Jahreszeiten ist das sicherlich kein Problem, immerhin haben Pferde ja ein Fell. Im Winter fühlen sie sich bestimmt in einem geschützten Stall am wohlsten."
    Seine Hand fuhr den Bauch des Pferdes ab und wiederholte die Prozedur an den Hinterbeinen, ehe Maximian einmal um Nigidius herumging und den Widerrist abklopfte, wobei er kurz zu Valeria sah, die sich auf das Holz des Stalles stützte und ihm zusah. Er zuckte mit den Schultern, lächelte jedoch kaum merklich.
    "Ein wenig. Ich bin mit Pferden aufgewachsen, weißt du?"
    Jetzt fuhr er dem Schwarzen mit einer Hand über den Rücken, drückte an der ein oder anderen Stelle ein wenig auf und klopfte an wieder anderen ein wenig Dreck auf. Da sagte seine Cousine gerade, dass sie ihn eigentlich gar nicht kannte.
    Er beendete seine Untersuchung seines Pferdes mit zufriedenstellendem Ergebnis und ging dorthin, wo Valeria sich anlehnte. Er legte eine verschmutzte Hand auf das Holz und sah sie mit leicht schräg gelegtem Kopf und fragendem Blick an.
    "Wie meinst du das?"

  • Valeria wartete geduldig. Nein, eigentlich wartete sie überhaupt nicht, denn sie dachte an den Wahrheitsgehalt ihrer Worte und versuchte, alles was sie über Maximian wusste, zusammenzuklauben. Gerade hatte sie diese äußerst schwierige Aufgabe vollendet, als Maximian sie fragte, was sie damit meinte.


    "Dein Name ist Lucius Decmius Maximian, Sohn des Meridius und der Iulia Severa, du kannst reiten wie der Wind und wirst schnell seekrank. Du magst Mummias Käse und verschmähst den römischen. Bald wirst du einen neuen Lehrer haben, der Grieche ist. Und du bist ein guter Liebhaber, der sich auf ein Wagnis mit seiner Cousine einlässt, obwohl dein Herz einst einer Julia gehört hat. Später willst du der Legion beitreten und deinem Vater Ehre machen; und bald wirst du die Männertoga tragen dürfen."


    Valeria hatte leise gesprochen und alles zusammengefasst, was ihr in den Sinn kam. Nun hob sie den Blick und sah Maximian ernst an.


    "Aber was ich dir an diesem Tag schenken kann, weiß ich nicht. Weil ich nicht weiß, was du gern machst oder was du überhaupt magst. Ich weiß nicht, woran du denkst, wenn du morgens aufwachst, oder welches dein Lieblingsessen oder deine Lieblingsfarbe ist. Ich weiß nicht, welche Dinge du anderen gegenüber vorziehst oder was du verabscheust. Ich weiß im Grunde gar nichts über dich, Maximian. Nur, dass ich dich trotzdem liebe."

  • Maximian hatte Valeria aufmerksam zugehört. Wachend war sein Blick nur mal hin und wieder in die Richtung des neuen Sklaven gewandert, damit der ja nicht neugierig wurde. Mit einem Sklaven hatte das ganze Schlamassel ja erst seinen Lauf genommen...
    Als seine Cousine endete, sah er sie eine Weile lang nachdenklich, aber milde an und legte die Hand, mit der er sich abstützte, auf Valerias Arm.
    "Das sind ganz schön viele Dinge, die du noch nicht weißt. Wir hatten ja auch kaum... kaum wirklich Gelegenheit gehabt, uns richtig kennenzulernen. Alles ging so... so schnell", sagte er und prüfte erneut die Nähe des Sklaven nach. Erst dabei wurde ihm bewusst, dass er ebenso wenig über Valeria wusste. Einen Moment lang nahm er sich Zeit nachzudenken, dann sah er Valeria wieder an.
    "So muss es den frisch vermählten Paaren überall auf der Welt gehen. Wenn sie heiraten, kennen sie sich nicht einmal. Zu Zeiten Trojas hatten sie sich sogar teilweise noch nicht einmal vor der Hochzeit gesehen! Unvorstellbar, nicht? Und ich bin froh, dass uns die Zeit eingeräumt wird. Immerhin... sind wir verwandt."
    Er lächelte, seufzte jedoch gleich darauf leise und nahm seine Hand von Valerias Arm, damit sie nicht letztendlich doch noch die Aufmerksamkeit auf sich zogen.

  • Sie seufzte.


    "Ja, da hast du wohl Recht. Aber...warum fangen wir dann nicht an, uns besser kennen zu lernen? Lass uns ausreiten, damit wir allein sind. Was hältst du davon?"


    Valeria legte den Kopf schief und blinzelte Maximian liebevoll an. Sie würde ihm vorschlagen, eine Art Spiel zu spielen, indem sie eine Frage stellte, die er beantworten musste, ehe er eine an sie richten durfte. Nur welches Pferd sie dann nehmen würde, das wusste sich noch nicht. Und über den Verbleib von Alfidia wunderte sie sich nach wie vor.

  • "Das ist eine gute Idee. Nigidius braucht Bewegung. Der Gute setzt sonst noch Fett an."
    Damit sprang Maximian wieder aus dem Stall heraus und sah sich um, ehe er wieder Valeria ansah.
    "Such dir eins aus."

  • Valeria stand etwas hilflos vor Nigidius' Stall. Eins aussuchen? Irgendeins? Valeria runzelte die Stirn. Woher sollte sie wissen, welches sich gut reiten ließ? Andererseits war sie keine schlechte Reiterin, also ging sie langsam an den verschiedenen Verschlägen entlang und strich hier über Nüstern, tätschelte dort einen Hals und streichelte wo anders eine Stirn. Schließlich hatte sie alle Pferde durch und ging zurück zu einem, das genüsslich die Augen bei ihrer Liebkosung geschlossen hatte. Eine Schimmelstute, auf deren Stalltür der Name "Magia".


    "Ich glaube, ich hab jemanden gefunden, der gern mit möchte", sagte Valeria schmunzelnd.

  • "Eine gute Wahl", kommentierte Maximian und lächelte, ehe er zu Valeria und der Schimmelstute ging und ihr über den Kopf fuhr.
    "Ihr beide besitzt einen vorzüglichen Geschmack."
    Mit dieser Feststellung, die Maximian wie beiläufig und verschmitzt grinsend getan hatte, wandte Maximian sich suchend nach jemandem um, der ihnen die Pferde fertig machen könnte. Sein Blick fiel auf den neuen Sklaven, denn außer ihm war auch keiner weit und breit in Sicht. Maximian ging nun zu ihm hinüber und versuchte sich an den schwer aussprechbaren Namen des Sklaven zu erinnern.
    "Hraban - das ist doch dein Name, richtig? Machst du der Dame und mir die Schimmelstute und den Schwarzen dort zum Ausritt bereit?"

  • Über das Werkzeug gebäugt, vernahm Hraban die Bitte des jungen Herrn. Er sah auf und nickte ihm kurz zu, ehe er der Schimmelstute ein lockeres Halfter überstreifte und sie aus dem Stall holte, um sie auf dem Platz davor zu zäumen und zu satteln. Was sich als doch recht schwierig erwies, denn gab es hier nicht nur ein oder zwei Garnituren Zaumzeug und einen oder zwei Sättel, sondern ein paar mehr.


    Er sagte sich, dass der junge Herr schon meckern würde, wenn er irgendetwas falsch machte. Also sattelte und zäumte er das erste der beiden Pferde nach bestem Gewissen.


    Als er damit fertig war, holte er den schwarzen Wallach aus dem Stall und führte ihn zu der Stute auf den kleinen Platz. Zum Glück waren die Tiere scheinbar schon geputzt worden. Er begann das benötigte Zaumzeug zusammen zu suchen.

  • Valeria wartete geduldig und tat Maximians Schmeichelei mit einem verlegenen Grinsen ab. Dass es sie freute, leugnete sie nicht. Ganz im Gegenteil, sie fand, dass Maximian äußerst charmant war. Und sie würde jeder anderen Frau die Augen auskratzen, wenn sie sich auch nur im Entferntesten an Maximian heranmachen würde.


    Die junge Decima lächelte bei diesem Gedanken zuckersüß und brach einen Strohhalm kurzerhand grob in zwei Teile.

  • Maximian unterdessen führte die Stute nochmal zu einer Tränke, während Nigidius zum Satteln geholt wurde. Als er die Weiße angebunden hatte, kam er zurück zu Valeria, die ihren Gedanken nachzugehen schien und dabei mit einem Strohhalm spielte.
    Ohne, dass er wusste warum, schmunzelte er sie an und sah dann prüfend an ihr herunter.
    "Bist du denn auch passend gekleidet? Inzwischen ist es Herbst und die Zugluft kann recht frisch sein."

  • Valeria grinste und trat aus dem Stall, ehe sie die Arme weit ausbreitete und mit in den Nacken gelegtem Kopf. herumwirbelte, dass das blonde Haar einen goldenen Kranz um ihren Kopf bildete.


    "Gefalle ich dir nicht, Cousin?" rief sie absichtlich provozierend.
    Sie drehte sich noch einige Umdrehungen weiter und kam dann abrupt zum Stillstand. Doch ihr Kopf drehte sich noch nach und löste ein Schwindelgefühl hinter ihrer Stirn aus, sodass sie nach Maximians Arm griff und sich festhielt. Kichernd sah sie ihn an und zwinkerte.


    "Gut, warte einen Moment, ich werde mir eben was zum Überziehen holen."
    Sie wandte sich um und war schon drei Schritte gegangen, als sie sich noch einmal umdrehte und mit ihrem Zeigefinger auf Maximian zeigte.
    "Wehe, du gehst ohne mich!"
    Dann war sie in der Casa verschwunden.

  • Maximian blieb langsam stehen und lehnte sich an einen Pfosten, während er Valeria zusah, wie sie sich im Kreise drehte. Es war ein wunderschöner Anblick, dachte er sich, wie ihre Tunika sich eng um ihren Körper legte und die Haare wild tanzten. Wie, als hätte er es geahnt, streckte er dann auch tatsächlich die Hand aus, während sie stehenblieb, sodass sie sich halten konnte. Oder er sie. Er schluckte die Worte, die ihm zuerst in den Sinn kamen, herunter und sah sie nur allzu vielsagend lächelnd, regelrecht Feuer und Flamme, an.
    "Geht's wieder?", fragte er nur und warf dann einen Blick zu dem Sklaven, der sicherlich alles mitbekam, auch wenn er vorgab zu ignorieren. Wie gern er etwas anderes gesagt oder getan hätte.
    Dann lief Valeria fort, um sich etwas zu holen. Maximian unterdessen war auch losgegangen, um Hraban mit Nigidius zu helfen, als Valeria sich nocheinmal zu ihm herumdrehte. Er lachte auf.
    "Ich werde sehen, was ich tun kann. Beeile dich besser, ehe die Pferde allein mit mir durchgehen!"
    Valeria verschwand kurz darauf und Maximian ging Hraban zur Hand. Sie würden bestimmt fertig sein, wenn Valeria wiederkam.

  • ...das waren sie auch, denn als Valeria, die sich rasch ein dickes Tuch um die Schultern gelegt hatte, wieder aus der Casa kam, standen die beiden Pferde und Maximian dort und warteten bereits auf sie. Ihr erster Impuls war, auf ihren Geliebten zuzugehen und ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, doch im letzten Moment besann sie sich und griff stattdessen nach den Zügeln der Schimmelstute.


    "Na, dann wollen wir mal", sagte sie freudig und setzte sich in Bewegung, ohne auch nur auf Maximian zu warten. Als sie außer Hörweite des Stalles waren, lehnte sich Valeria zu Maximian, der von Nigidius verdeckt wurde, und sagte:
    "Ich muss mich jedes Mal zurückhalten. Irgendwann vergesse ich es bestimmt und dann hat Meridius wieder einen Grund, uns zu tadeln."

  • Also folgte Maximian mit dem großen Schwarzen im Schlepptau, der bereitwillig und mit gesenktem Kopf am durchhängenden Zügel lief. Si gingen eine Weile, verließen den Grund seines Vaters und gingen in Richtung Stadtmauer Tarracos.
    Die Bemerkung, die Valeria dann machte, ließ Maximian wissend schmunzeln. Ihm ging es meist nicht anders, allerdings lastete auf seinen Schultern ein gewisser Druck, der ihn immer rechtzeitig daran erinnerte, was er besser nicht tun sollte. Er grinste sie an.
    "Ja, du machst es einem schon nicht leicht. Aber es schreckt mich immer im rechten Moment ab, wenn ich daran denke, was die Familie mit uns machen würde, wenn sie etwas zu viel sähe..."

  • Alsdann machte Hraban sich daran, seine Aufgabe zu erfüllen. Die Pferde brauchten neue Eisen. Also entzündete er ein Feuer in einem steinernen Ofen, brachte dieses ordentlich zum Auflodern und während es sich am Sauer- und Brennstoff nährte, holte er das erste der Tiere heraus. Er putzte den Huf und band dann das Eisen los, damit er das neue dem anpassen konnte. Nun begann der warme Teil der Arbeit. Mit einem neuen Eisen ging er an den Ofen und hielt es mit Hilfe eines Werkzeuges in die Glut. Allmählich fing das Eisen an zu glühen. Hraban konnte gut mit dem Eisen mitfühlen.


    War es heiß genug, nahm er es heraus und nahm einen Hammer zur Hand, um das glühende Eisen auf einem Amboss zu bearbeiteten. Metallerne Schläge erfüllten von nun an den jungen Tag, und es gab vieeeeeeeeeel Arbeit.

  • Valeria war den ganzen restlichen Tag unentschlossen gewesen, was sie tun sollte. Es war schon dunkel draußen, suchen würde also wenig Sinn machen im Dunkeln. Sie hatte sich in ihr Cubiculum begeben, um etwas zu schlafen, doch daran war nicht zu denken. Und als sie endlich in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel, träumte sie davon, wie Maximian ihr sagte, dass er sie nicht liebte. Ihm nächsten Moment klammerte er sich weinend an sie und sagte, dass er das Kind nicht würde anerkennen können. Und Valeria sah wie eine stumme Beobachterin sich selbst, wie sie ihren Geliebten anfuhr und bis aufs äußerste reizte, obwohl sie doch wusste, dass das alles der einzige sinnvolle Weg war.


    Am nächsten Morgen fühlte sie sich gerädert und wachte schweißgebadet auf. Sie hatte einen schlechten Geschmack im Mund und schlecht war ihr auch wieder. Rasch schwang sie die Beine aus dem Bett und nahm etwas von dem Pulver ein, dass ihr der Medicus gegeben hatte. Dann erhob sie sich und strich rastlos durch das Haus. Keine Menschenseele war wach, denn die Sonne war gerade erst im Begriff aufzugehen. Maximian, wo war er nur? Valeria sah in sein Zimmer, doch die Laken waren unberührt. Sie machte sich schreckliche Sorgen. Den ganzen Tag verbrachte sie mit nichts anderem als sich Vorwürfe zu machen und zu beten. Sie aß kaum und trank zu wenig. Und sie weinte, wenn es keiner sah. Severa begegnete sie an diesem Tag überhaupt nicht. Es wurde wieder Abend und Valeria ging es sehr schlecht.


    In dieser Nacht schlief sie zwar recht schnell ein, wachte jedoch unzählige Male wieder auf, weil Alpträume sie schüttelten oder sie glaubte, Maximians vorwurfsvolle Stimme im Raum gehört zu haben. Am Morgen bei Sonnenaufgang hatte sie sich bereits in warme Kleider gehüllt und stand im Stall. Sie war Maximian schon längst nicht mehr böse, sie sorgte sich nur noch schrecklich um ihn.


    Valeria war ruhelos. Maximian war schon einmal gestürzt. Was, wenn es diesmal nicht so glimpflich wie beim letzten Mal ausgegangen war? Sie holte selbst das Pferd aus dem Stall, zäumte es auf und wollte es so schnell als möglich aus Tarraco hinausführen, damit sie lorsreiten konnte, um ihren Liebsten zu suchen.

  • Der Ritt zurück kam ihm so unheimlich lang vor. Er konnte es kaum glauben, dass er so weit gekommen war vor zwei Tagen. Er trabte größtenteils. Das war kräftesparend und doch recht schnell; wiederum langsam genug, dass er sich die vergangenen Tage noch einmal durch den Kopf gehen lassen konnte. Zu einem Entschluss kam er trotzallem nicht wirklich. Es war ja auch schon alles mehr oder weniger entschieden.... Aber es war noch nicht erklärt worden. Hm.
    Irgendwann erreichte der hustende Reiter Tarraco, genauer die Casa Decima. Dort stieg er ab, um Nigidius zu den Stallungen zu führen, als er gerade Valeria um die Ecken biegen sah.


    Maximian nahm sich vor, ihr stark gegenüber zu treten. Er hatte ja sowieso nur eine kleine Erkältung abbekommen. Prüfend sah er ihr entgegen und wurde langsamer, als sie sich näher kamen. Sie sah mieserabel aus, erkannte er und es tat ihm sogleich leid, dass der Streit so verlaufen war. Und doch... er konnte nicht wissen, dass ihr ihre Worte inzwischen leid taten. Sie hatte ihm lebewohl gesagt.
    Die Tatsache, dass sie anscheinend vorgehabt hatte, allein auszureteien, gefiel ihm im gleichen Moment jedoch sehr, sehr wenig. Das war zu gefährlich.


    "Valeria", grüßte Maximian die junge Frau mit tiefer, krächzender Stimme zurückhaltend. Sein Blick hingegen hing an ihren Augen und seine Hand knetete sanft Nigidius' Zügel.

  • Valeria hatte Magia gerade aus dem Stall geführt, als sie ein Husten vernahm. Sie hob den Kopf und reckte ihn, nur um Maximian zu erkennen, der eben seinen schweißnassen Hengst dorthin führte, wo sie gerade hergekommen war. Stockteif und wie angewurzelt bleib sie stehen.


    Grundgüte Götter, wie schlecht sah er aus! Seine Lippen waren leicht bläulich und er wirkte blass und auf seltsame Art krank. Und seine Stimme! Sie glich mehr einem erkälteten Uhu als einem Menschen und ließ Valeria erschrocken schauen. Mit einem Mal ließ sie Magias Zügel los und mit wenigen schnellen Schritten war sie bei Maximian angekommen. Sie umarmte ihn so heftig, dass ihm sicher kurzzeitig die Luft wegblieb.


    "Maximian, was ist passiert? Wo warst du? Wir haben uns alle so schreckliche Sorgen gemacht! Ich wollte dich eben suchen! Es...es tut mir so leid!"


    Sie drückte sich kurz an ihn, denn in diesem Moment war es ihr egal, wer sie sah. Selbst Meridius hätte ihr diese Handlung nicht verübeln können. Dann schob sie Maximian eine Armlänge weit von sich.


    "Du bist krank", stellte sie nüchtern fest.
    "Du musst sofort ins Warme. Du bist ja ganz eisig!"


    Alle Gedanken an die Entschuldigung, die wohl fällig war, und an den Streit vor zwei Tagen waren mit einem Mal wie weggeblasen.

  • Dann war Maximian also ein komischer, erkälteter Kauz?! Naja, da war vielleicht etwas Wahres dran. ;)


    Die plötzliche, heftige, unerwartete Umarmung Valerias war wirklich zu viel für seine Lunge. Verdutzt blinzelte er, fühlte dann jedoch, wie sehr er solche Umarmung vermisste. Einen kurzen, schönen Moment schloss er die Augen und legte den Arm um Valeria.
    Sorgen? Es tat ihr leid? Träumte er wieder nur? War das einer dieser verwaschene Träume, die er in den letzten Tagen zuhäuft gehabt hatte? Aber nein, es fühlte sich echt an. Echt verwirrend nämlich. Widerstandslos ließ er sich wieder von ihr wegdrücken. Was sagen? Er blickte nicht mehr durch. Gut, vielleicht sollte er Valeria zuerst einmal ein wenig beruhigen.
    "Es ist nichts... ich habe mich nur ein wenig erkältet..." *hust, hust*

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